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Dynamik in US-Tourismussektor lässt nach
Die Zahl neuer Hotelprojekte stagniert, und auch die Unterhaltungsindustrie investiert zurückhaltender. Doch das absolute Geschäftsvolumen bleibt sehr hoch.
05.11.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Die Stimmung im US-amerikanischen Unterhaltungs- und Beherbergungssektor hat sich 2025 deutlich eingetrübt. Allein im September wurden 19.000 Stellen abgebaut. Das geht aus Zahlen des Bureau of Labor Statistics hervor. Nach Einschätzung der U.S. Travel Association werden die Tourismuseinnahmen 2025 nur noch um nominal 1,1 Prozent auf 1,35 Billionen US-Dollar (US$) zunehmen. Inflationsbereinigt entspricht dies einem realen Rückgang von knapp 2 Prozent.
Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist die unberechenbare Zollpolitik der US-Regierung. Sie sorgt bei Unternehmen und Konsumenten für erhebliche Unsicherheit. Die Firmen wissen nicht, auf welcher Basis sie ihre Investitionsentscheidungen treffen sollen. Gleichzeitig wächst bei vielen Haushalten die Sorge um die Arbeitsplatzsicherheit – ein Faktor, der den privaten Konsum spürbar belastet.
Rückläufige Besucherzahlen – Hoffnung auf Großereignisse
Hinzu kommt ein weiterer Effekt: Der Zollkonflikt sorgt bei zahlreichen Handelspartnern und deren Bevölkerung für Unmut. Die Ankunftszahlen von Reisenden aus Kanada, Mexiko und einigen europäischen Staaten sind stark zurückgegangen.
So zählte die International Tourism Agency in den ersten drei Quartalen 2025 rund 2 Prozent weniger internationale Ankünfte mit dem Flugzeug als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr rechnet die U.S. Travel Association (einschließlich der über Land oder mit dem Schiff Einreisenden) mit 67,9 Millionen ausländischen Besuchern, was einem Rückgang von 6,3 Prozent im Vergleich zu 2024 gleichkäme.
Zwar spielen internationale Touristen und Geschäftsreisen für den US-Fremdenverkehrssektor als Ganzes eine relativ geringe Rolle. Das Ausbleiben dieser Gäste kann jedoch lokal starke Auswirkungen haben, insbesondere für Hotels und Unterhaltungsstätten, die direkt an der Grenze zu Kanada und Mexiko liegen.
Aber auch weiter entfernte Destinationen leiden. Für das Spielerparadies Las Vegas zählte die lokale "Convention and Vistors Authority" in den ersten neun Monaten 2025 fast 8 Prozent weniger Besucher. Die Anzahl der Gäste aus Kanada war sogar um 20 Prozent zurückgegangen.
Die Fußballweltmeisterschaft 2026, die die USA zusammen mit Mexiko und Kanada austragen, soll den Umschwung bringen. Der US-Tourismusverband erwartet im kommenden Jahr eine Zunahme der internationalen Ankünfte um 3,7 Prozent auf 70,4 Millionen. Das wäre aber immer noch deutlich weniger als 2024. Die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles sollen für weiteren Aufwind sorgen. Bis 2029 sagt der Verband einen Rekordwert von 81,9 Millionen ausländischen Besuchern voraus.
Investoren zögern ihre Hotelprojekte zeitlich hinaus
Die Investoren zeigen sich angesichts der aktuellen Marktschwäche und trotz der positiven Prognosen zögerlich. So wuchsen die erbrachten Bauleistungen im Bereich Hotels und Unterhaltung in den in den ersten sieben Monaten 2025 nominal um weniger als 2 Prozent. Real gerechnet ergab sich damit ein Rückgang von rund 1 Prozent. Im Jahr 2024 hatten sie nominal noch gut 4 Prozent zugelegt.
Laut Lodging Econometrics befanden sich zum Ende des 3. Quartals 2025 landesweit 6.200 Hotelprojekte mit knapp 730.000 Zimmern in der Pipeline. Damit ist diese zwar immer noch gut gefüllt, doch erstmals seit vier Jahren ging die Anzahl der Vorhaben gegenüber dem Vorquartal zurück. Auf Jahresbasis ergab sich nur noch ein Wachstum von 1 Prozent. Auch zeigte sich, dass die Kapitalgeber den Baustart ihrer Vorhaben zunehmend hinausschieben. Die Anzahl der Projekte, die sich in der Konstruktionsphase befanden, lag zum Ende des 3. Quartals 2025 knapp 6 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Anzahl der Projekte | Anzahl der Zimmer | |
|---|---|---|
| Neueröffnungen *) | 490 | 57.479 |
| Renovierungen | 566 | 123.142 |
| Neubauprojekte, davon | 6.205 | 728.416 |
| im Bau | 1.118 | 137.620 |
| Baubeginn innerhalb von 12 Monaten | 2.234 | 258.973 |
| frühe Planungsphase | 2.853 | 331.823 |
Ein großer Teil der Hotels entsteht im Süden der USA, darunter allein fast 200 in der texanischen Millionenstadt Dallas.
Disney investiert 30 Milliarden US$ in Florida und Kalifornien
Auch in der Unterhaltungsindustrie trübt sich die Lage ein. Zwar verkündete der Disney-Konzern im Sommer 2025, seine Themenparks in Florida und Kalifornien für rund 30 Milliarden US$ ausbauen zu wollen. Dies stellt jedoch eine Reduzierung gegenüber früheren Plänen dar. So hatte das Unternehmen im Herbst 2023 angegeben, weltweit rund 60 Milliarden US$ in den Ausbau seiner Themenparks, Resorts und in neue Kreuzfahrtschiffe investieren zu wollen, wobei ein Großteil der Investitionen in den USA stattfinden sollte.
Letztendlich schwächelt das Geschäft aber auf einem sehr hohem Niveau. Gemäß Lodging Econometrics waren die USA zum Ende des 2. Quartals 2025 für 40 Prozent aller globalen Hotelprojekte verantwortlich. China als Zweitplatzierter kam nur auf einen Anteil von 24 Prozent an der Projektpipeline, obwohl das Land eine viermal so große Bevölkerung hat.
Die US-Projekte generieren einen hohen Bedarf an moderner Unterhaltungs- und Gebäudetechnik. Es entstehen vor allem Resorts und Häuser der Vier- und Fünfsterne-Kategorie. Diese setzen bei ihrer Ausstattung auf Qualität und Sicherheit. So entwickelt sich eine starke Nachfrage nach hochwertiger Aufzugs-, Sicherheits-, Beleuchtungs- und Klimatechnik. Ein bedeutender Teil davon muss importiert werden, weil es zu wenige einheimische Hersteller gibt. Allerdings drücken US-Zölle auf die Margen.
Zollabgaben, Wechselkurs und Bürokratie belasten das Zuliefergeschäft
Die allermeisten Einfuhren aus der EU werden mit einem Zollsatz von 15 Prozent belegt. Hinzu kommen Wechselkursverluste, denn der US-Dollar hat im Laufe des Jahres 2025 rund 10 Prozent an Wert zum Euro verloren. Daneben gilt ein (anteiliger) Zollsatz von 50 Prozent auf Aluminium und Stahl sowie zahlreiche Derivate. Rund 40 Prozent aller deutschen Maschinenlieferungen sind laut Einschätzung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) davon betroffen. Besonders schmerzlich dabei ist der hohe bürokratische Aufwand. Muss doch für jede Schraube Wert, Herkunft und die genaue Metallzusammensetzung ermittelt werden.