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Branche kompakt | Italien | Bauwirtschaft

Bessere Konjunktur im Tiefbau als im Hochbau

Reduzierte Energieeffizienzförderungen und teure Bauzinsen wirken sich negativ auf private Bauvorhaben aus. Im Tiefbau sorgen öffentliche Investitionen für viele Auftragschancen.

Von Torsten Pauly | Mailand

Ausblick der Bauwirtschaft in Italien

Bewertung:

  • Die Bauinvestitionen steigen 2025 laut italienischer Zentralbank real um 0,5 Prozent, werden jedoch 2026 stagnieren.

  • Im Hochbau ist der 2021 durch hohe Energieeffizienzförderungen ausgelöste Boom vorbei.

  • Die Gebäudeinvestitionen sind 2025 preisbereinigt jedoch noch deutlich höher als in den Jahren vor der Coronapandemie.

  • Im Tiefbau eröffnen Großprojekte viele Auftragschancen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2025

  • Markttrends

    Die Nachfrage nach smarten Gebäuden wächst. Stark rückläufig ist dagegen das Bauen im Bestand. Neue Zugstrecken und Autobahnen beleben die Tiefbausparte.

    Der italienische Bauverband ANCE erwartet, dass das Hochbauvolumen 2025 um 7 Prozent abnimmt. Der Grund ist ein starker Rückgang bei Arbeiten im Wohnungsbaubestand von 25,8 Prozent. Auch die Errichtung neuer Wohnungen fällt 2025 um 2,6 Prozent geringer aus als 2024, so ANCE.

    Besser sieht es bei Nicht-Wohngebäuden aus, deren Bau 2025 laut ANCE um 10,4 Prozent steigt. Hier sorgen um 16 Prozent höhere Aufträge der öffentlichen Hand für Wachstum, während Bauleistungen für private Investoren 2025 um 1,4 Prozent abnehmen.

    224 Milliarden Euro

    war der Wert der Gebäudeinvestitionen 2024.

    Sanierungsboom ist vorbei

    Der Hauptgrund für das rückläufige Hochbauvolumen ist der Wegfall der Förderprogramme Super- und Ecobonus. Diese hatten von 2021 bis 2024 für energieeffiziente Sanierungen und Neubauten sehr attraktive Abschreibungsmöglichkeiten vorgesehen und so einen Bauboom ausgelöst.

    Daher hatte sich das Hochbauvolumen 2022 insgesamt um 8,9 Prozent und 2023 um 16,5 Prozent erhöht. Bereits 2024 war es jedoch wegen leicht reduzierter Abschreibungsmöglichkeiten zu einem Rückgang um 5,3 Prozent gekommen.

    Baukredite und -genehmigungen gehen zurück

    Darüber hinaus verteuert das weiterhin hohe Zinsniveau die Kredit- und Finanzierungskosten. Auch dies veranlasst Bauträger dazu, manche Projekte zu verschieben oder sogar zu streichen. So war der Wert der neu an Haushalte ausgereichten Baukredite 2024 um 24,6 Prozent geringer als vor dem Zinsanstieg 2022. Dies berichtet die italienische Zentralbank.

    Auch die teurere Finanzierung wirkt sich direkt auf die Baugenehmigungen aus. Der in Italien neu bewilligte Wohnraum war 2024 um 9,6 Prozent geringer als 2022 und im 1. Quartal 2025 war die Fläche nochmals um 14,1 Prozent kleiner als im selben Vorjahreszeitraum.

    Die neu genehmigte Fläche von Nicht-Wohngebäuden war 2024 noch um 2,1 Prozent größer als 2022. In den ersten drei Monaten 2025 gab es jedoch auch in diesem Segment einen Rückgang von 10,5 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2024.

    Gebäudeauftragslage erholt sich im Herbst 2025

    Manches spricht jedoch dafür, dass die Konjunkturtalsohle durchschritten ist. Im August 2025 erwarteten 15,2 Prozent der vom italienischen Statistikamt Istat befragten Hochbauunternehmen steigende und 10,6 Prozent sinkende Aufträge in den kommenden drei Monaten. Die auf bestimmte Bautätigkeiten spezialisierten Firmen rechneten zu 12,2 Prozent mit einem Plus und zu 9,1 Prozent mit einem Minus.

    Auch nach dem Ende des durch die Förderungen ausgelösten Baubooms bleibt das Bauvolumen in Italien im langjährigen Vergleich weiterhin hoch. ANCE erwartet für 2025 einen Wert der Hochbauleistungen von 211,5 Milliarden Euro. Dies ist preisbereinigt um 39,3 Prozent höher als vor dem Coronaeinbruch 2019.

    Umsätze gehen nach Rekordniveau 2023 wieder zurück Marktvolumen der Bauwirtschaft in Italien (in Milliarden Euro; reale Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    2023

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    236,2

    223,5

    -5,3

     Wohnungsbau

    134,2

    107,6

    -19,8

      Neubau

    17,3

    16,4

    -5,2

      Sanierung, Renovierung

    116,9

    91,2

    -22,0

     Nichtwohnungsbau

    102,0

    115,9

    13,6

      privat

    37,1

    38,4

    0,7

      öffentlich

    64,9

    78,5

    21,0

    Quelle: Branchenverband ANCE 2025

    Smarte Gebäude sorgen für Wachstum

    Steigenden Bedarf gibt es für Smart-City-Bauleistungen. Ein Großprojekt ist der Great Campus in Genua. Auf 400.000 Quadratmetern entsteht ein vernetztes Viertel für die Wissenschaft und Unternehmen, das auch höchsten Energieeffizienzstandards entspricht.

    Smart-City-Vorreiter in Italien sind Bologna und Mailand. Dies geht aus einem 2025 veröffentlichten Ranking der Unternehmensberatung EY hervor. In Bologna entsteht derzeit auch das Areal It4lia AI Factory für den Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Ein Großprojekt in Mailand ist der Faro Tower A2A.

    Insgesamt hat sich das Smart-City-Marktvolumen in Italien von 2021 bis 2024 um 43,8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro erhöht. Dies geht aus einer Studie der Hochschule Politecnico di Milano hervor. Mit weiterem starkem Wachstum ist zu rechnen. Etwa 91 Prozent der 2025 von Politecnico di Milano befragten italienischen Kommunen wollen in den kommenden beiden Jahren Smart-City-Projekte auflegen.

    Gute Konjunktur im Tiefbau

    Große öffentliche Infrastrukturprojekte eröffnen Tiefbauunternehmen viele Auftragschancen. Im August 2025 erwarteten 16,3 Prozent der von Istat befragten Tiefbaufirmen steigende Aufträge in den kommenden drei Monaten. Mit einem Rückgang rechneten nur 5,6 Prozent.

    Auf 83 Milliarden Euro summiert sich allein der laufende Bahnstreckenausbau für Hochgeschwindigkeits- und Hochlastzüge. Für diese Trassen ist in Italien auch das Kürzel AV/AC (Alta Velocità/Alta Capacità) gängig. Unter anderem entstehen zwei Alpenbasistunnel unter dem Brenner sowie auf der Strecke zwischen Turin und Lyon.

    Im August 2025 hat die italienische Regierung zudem entschieden, bis Ende 2032 eine Straßen- und Bahnbrücke zwischen Sizilien und dem italienischen Festland zu errichten. Das größte Vorhaben im Straßenbau ist die Autobahn A2 im südwestitalienischen Kalabrien.

    Große Infrastrukturvorhaben bieten die meisten AuftragschancenAusgewählte Großprojekte der Bauwirtschaft in Italien
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme (in Mrd. Euro)

    Projektstand
    Meeresbrücke Sizilien-Festland bei Messina 

    13,5

    Fertigstellung 2032 geplant
    Zugstrecke *) Palermo-Catania 

    12,0

    Fertigstellung 2032 geplant 

    Autobahn Salerno - Reggio Calabria (A2) 

    10,9 

    Fertigstellung 2028 geplant 

    Brennerbasistunnel für Züge 

    10,5 

    Fertigstellung 2032 geplant 

    Zugstrecke *) Genua und Terzo Valico dei Giovi 

    9,6 

    Fertigstellung 2027 geplant 

    Zugstrecke *) Verona-Padova 

    7,5 

    Fertigstellung 2031 geplant 

    Zugstrecke *) Neapel-Bari 

    6,0 

    Fertigstellung 2028 geplant 

    * für Hochgeschwindigkeit und hohe Kapazität (Alta Velicità/Alta Capacità)Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Hoher Bedarf an Handwerksleistungen

    Handwerker aus Deutschland - aber auch aus Südtirol und Österreich - punkten in Italien mit einem hohen Qualitätsrenommee, nicht zuletzt dank der dualen Ausbildung. Der Nettoumsatz von Ausbaugewerken hat sich 2023 südlich des Brenners laut Eurostat auf 135,5 Milliarden Euro summiert.

    Dabei entfielen 81,3 Milliarden Euro auf Bauinstallationen. Bautischler und -schlosser erwirtschafteten 4,9 Milliarden Euro, Dachdecker und Zimmerer 4,8 Milliarden Euro, Maler und Glaser 3,8 Milliarden Euro und Fußboden-, Fliesen- und Plattenleger sowie Tapezierer zusammen 3,2 Milliarden Euro.

    Die Betriebe sind sehr produktiv. Ein bei einer italienischen Bauinstallationsfirma Beschäftigter hat 2023 einen durchschnittlichen Nettoumsatz von 152.370 Euro erwirtschaftet. Das war mehr als in Deutschland mit 143.450 Euro. Auch das entsprechende Mittel bei sonstigen italienischen Ausbaubetrieben war 2023 mit 113.790 Euro pro Mitarbeiter höher als in Deutschland mit 101.820 Euro. Ende 2024 befanden sich von den 373.000 italienischen Bauhandwerksbetrieben 25,4 Prozent in ausländischem Besitz.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

    Italien hat die Förderung energetischer Baumaßnahmen 2025 reduziert. Es gelten jedoch verschärfte Nachhaltigkeitsvorgaben. Italien ist der drittgrößte EU-Markt für Holzwohngebäude.

    In Italien war das Bewusstsein für Energieeffizienz und Umweltschutz in Bauprojekten über viele Jahre geringer als in Deutschland ausgeprägt. Jedoch ist eine starke Zunahme zu beobachten.

    Hierzu trägt in hohem Maße die Teuerung für Energie bei. Zwischen Anfang 2022 und Ende 2024 mussten Haushalte in Italien laut Eurostat 29,3 Prozent mehr für Strom und 10,5 Prozent mehr für Gas als im EU-Durchschnitt bezahlen. Dies liegt an der in Italien nach wie vor sehr hohen Abhängigkeit von zu Weltmarktpreisen importierten fossilen Brennstoffen.

    Zudem häufen sich in Italien extreme Wetterlagen mit Hitze- und Dürreperioden, aber auch extremen Unwettern und starken Überflutungen. Der Agrarverband Coldiretti beziffert allein die landwirtschaftlichen Schäden des Klimawandels für 2024 auf 9 Milliarden Euro.

    All dies findet in der Öffentlichkeit breite Resonanz. Laut einer 2024 erhobenen Umfrage der Europäischen Investitionsbank sind 67 Prozent der italienischen Bevölkerung der Meinung, dass der Klimawandel zu einer nationalen Priorität werden muss. Dies ist der zweithöchste Wert unter allen EU-Mitgliedstaaten.

    Stark reduzierte Abschreibungsmöglichkeiten

    Seit Anfang 2025 fördert der italienische Staat energieeffiziente Renovierungsarbeiten in der selbst genutzten Hauptwohnung, indem 50 Prozent der Investition steuerlich absetzbar sind, höchstens jedoch 96.000 Euro. Bei anderen Immobilien reduziert sich die Abschreibungsquote auf 36 Prozent beziehungsweise maximal 96.000 Euro.

    Der jetzige Förderumfang ist deutlich geringer als das Ende 2024 ausgelaufene Programm Superbonus, wonach bis zu 110 Prozent der Energieeffizienzinvestitionen in Alt- und Neubauten abgeschrieben werden konnten. Allein Superbonus hat so von 2021 bis 2024 etwa 501.000 Baumaßnahmen im Wert von 123,6 Milliarden Euro ermöglicht. Dessen Beendigung ist mitverantwortlich für die jüngste Verschlechterung der Hochbaukonjunktur.

    Höhere Anforderungen an Nachhaltigkeit von Baustoffen

    Seit 2022 gibt es Mindestumweltstandards - auf Italienisch Criteri Ambientali Minimi - für Isolierungen und Recyclingvorschriften beim Einsatz sowie Abriss von Baumaterialien. Diese wurden 2024 teilweise verschärft, etwa für Dämmstoffe aus Zellglas.

    Ein Energieausweis ist für alle auf dem italienischen Markt gehandelten Immobilien verpflichtend. Doch 2022 hatten nur 14 Prozent aller zertifizierten Gebäude die höchste Effizienzklasse A oder B, 80 Prozent dagegen D oder schlechter. Dies berichtet die Nationale Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ENEA (Agenzia nazionale per le nuove tecnologie, l'energia e lo sviluppo economico sostenibile) hervor. Im Jahr 2023 hat sich der Anteil der A- und B-Objekte allerdings laut ersten ENEA-Angaben um 5,2 Prozent erhöht.

    Zwischen 2015 und 2022 sind in Italien laut neuesten verfügbaren ENEA-Angaben 17.400 Gebäude nach Niedrigstenergiestandard entstanden. Diese heißen auf Italienisch Edifici a energia quasi zero (NZEB). Seit 2021 müssen jedoch alle neuen privaten und öffentlichen Gebäude in Italien den NZEB-Standard aufweisen. Dies gilt auch für größere Sanierungen, etwa in Objekten mit mindestens 1.000 Quadratmetern Fläche.

    EU-Vorgaben erfordern hohe Investitionen

    Die EU hat 2024 in ihrer Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden für alle Mitgliedstaaten das Ziel vorgegeben, den Energieverbrauch im Wohnbereich von 2020 bis 2030 um 16 Prozent zu senken. Dies erfordert in Italien jährliche Investitionen von 14,1 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungszentrums Centro studi di Fondazione geometri italiani. Das EU-Ziel ist für Italien jedoch erreichbar. Von 2020 bis 2024 hat sich der Energieverbrauch von Gebäuden bereits um 9,1 Prozent reduziert.

    Beim Wärme- und sonstigen Energieverbrauch der Haushalte - ohne Verkehr - belegte Italien 2023 innerhalb der EU laut Eurostat den achten Platz. Ein Jahresdurchschnitt von 468 Kilogramm Rohöleinheit war weniger als in Deutschland mit einem Wert von 635.

    Holzbauumsatz wächst

    Holzbau bietet sich in Italien nicht nur aus Gründen der Nachhaltigkeit, sondern auch wegen der Erdbebensicherheit an - dank des geringen Gewichts und relativ hoher Tragreserven in der Statik. Der Baustoff hat in Italien viel Tradition. Im Jahr 2023 hat sich das Marktvolumen laut dem Verband Federazione Filiera Legno auf 2,3 Milliarden Euro summiert. Das Analyseinstitut Grand View Horizon erwartet im Holzhochbau von 2025 bis 2033 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von nominal 9,4 Prozent.

    Verstärkt findet Holz in Schulen Verwendung. Im Jahr 2023 kam der Baustoff bereits in 40 Prozent aller dortigen Baumaßnahmen zum Einsatz. Diese Rate soll 2025 auf 60 Prozent steigen.

    Im Wohnungssegment wurden 2022 in Italien laut neuesten verfügbaren Zahlen des Verbandes Assolegno 3.602 Gebäude in Holzbauweise errichtet. Der Umsatz hiermit ist gegenüber 2021 um 12,7 Prozent auf 866 Millionen Euro gestiegen. Damit war Italien der drittgrößte EU-Markt nach Deutschland und Schweden.

    Nach wie vor kommt Holzbau jedoch vor allem in Norditalien zum Einsatz. Im Jahr 2022 entfielen laut Assolegno insgesamt 19 Prozent des Marktes auf die beiden Autonomen Gebiete Bozen/Südtirol und Trentino. Es folgten die Lombardei mit 16 Prozent, Piemont mit 6 Prozent und Venetien mit 5 Prozent. Trient im Trentino ist auch ein Vorzeigebeispiel der europäischen Initiative Build in Wood.

    Gebietskörperschaften unterhalten eigene Agenturen

    Einige Regionen und Provinzen haben spezielle Institutionen, die nachhaltiges und energieeffizientes Bauen und die Anschaffung erneuerbarer Energieanlagen fördern. In der Autonomen Region Bozen/Südtirol existiert die KlimaHaus-Agentur. Ähnliche Einrichtungen unterhalten unter anderem die Lombardei und Ligurien. Einige regionale Energieagenturen haben sich zur Vereinigung Renael (Rete Nazionale delle Agenzie Energetiche Locali) zusammengeschlossen.

    Von Torsten Pauly | Mailand

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  • Branchenstruktur

    Große, international aufgestellte Konzerne dominieren die italienische Bauwirtschaft. Doch auch kleine Nischenanbieter sind im internationalen Vergleich sehr produktiv.

    In Italien gab es 2023 laut neuester Eurostat-Statistik 521.400 Baufirmen. Diese haben über 1,6 Millionen Arbeitsplätze gestellt. Darunter finden sich viele kleine, auf Nischen spezialisierte Betriebe. Daher entfielen auf eine italienische Baufirma 2023 im Mittel drei Beschäftigte. In Deutschland waren es sieben Angestellte. Der durchschnittliche Jahresumsatz pro Mitarbeiter war 2023 in Italien mit 195.500 Euro höher als in Deutschland mit 153.000 Euro.

    Die führenden italienischen Baukonzerne sind weltweit aufgestellt, bedienen sämtliche wichtige Sparten und erwirtschaften bis zu 12 Milliarden Euro Umsatz. Auch deutsche Baukonzerne sind auf dem italienischen Markt etabliert. Beispiele sind die Goller Bögl GmbH, Knauf oder Heidelberg Materials mit Italcementi.

    Führende Konzerne decken alle Sparten ab Wichtigste Bauunternehmen in Italien (Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2023

    Saipem (Mailand)Offshore- und Onshore-Anlagen, Energieinfrastruktur, Windparks  

    11.874

    Webuild (Mailand)Große Tiefbauarbeiten: Dämme und Wasserkraftwerke, Wasserbauwerke, Eisenbahnen und U-Bahnen, Flughäfen und Autobahnen, Zivil- und Industriebau 

    9.290

    Itinera (Tortona)Tiefbau, U-Bahnen, Eisenbahnen, Autobahnen 

    1.732

    SICIM (Parma) Pipelinebau, Anlagenbau, Bauarbeiten 

    1.245

    Ghella (Rom)U-Bahnen, Eisenbahnen, Autobahnen und Wasserbauwerke

    1.087

    Bonatti (Parma) Bau u. Instandhaltung von Pipelines, Anlagen und Kraftwerken 

    803

    Quelle: Mediobanca 2024

    Der Nettoumsatz aller italienischen Baufirmen lag 2023 bei 317,4 Milliarden Euro. Davon entfielen 51 Prozent auf spezialisierte Tätigkeiten, 38 Prozent auf den Hoch- und 11 Prozent auf den Tiefbau.

    BIM-Software erhöht Effizienz in der Bauplanung

    Die Nutzung von Building-Information-Management-Software (BIM) findet vor allem bei Aufträgen mit größerem Investitionsvolumen statt. Im Jahr 2024 kam BIM nur bei 13,2 Prozent aller Architektur- und Ingenieursaufträge zum Einsatz. Diese deckten jedoch 35,3 Prozent des gesamten italienischen Auftragsvolumens ab. Dies berichtet der Architekten- und Ingenieurverband OICE: In Italien existiert das BIM-Institut IBIMI (Istituto per il Building Information Modelling Italia).

    Ein zunehmender Trend ist Bauen mit Gebäudeautomation, das in Italien auch unter dem englischen Kürzel BACS für "Building Automation and Control Systems" bekannt ist. Deren Berücksichtigung bei der Bauplanung und -durchführung steigert die Energieeffizienz der Gebäude, insbesondere bei größeren gewerblichen Objekten.

    Generalunternehmer sind gängig

    Große Konzerne fungieren bei Projekten oft als Generalunternehmer, auf Italienisch Impresa generale. Diese sind in Italien üblich. Auch einige kleinere Anbieter betätigen sich als Generalunternehmer, insbesondere wenn es sich um größere spezialisierte Bauvorhaben handelt. Generalunternehmer binden gerne deutsche Firmen ein, insbesondere wenn diese einen guten Ruf bei Spezialleistungen haben. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit kann dann auch bei Projekten außerhalb Italiens fortgesetzt werden, da italienische Konzerne sich auch im Ausland als Generalunternehmer und Konsortialführer betätigen.

     

    Italiens Baustoffbranche ist großProduktion ausgewählter Bauprodukte in Italien (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    Sparte (NACE-2.0-Produktgruppe)

    2021

    2022

    Veränderung 2022/21

    Feuerfeste keramische Werkstoffe und Waren (23.2)

    525,1 

    631,1 

    20,2 

    Keramische Baumaterialien (23.3)

    7.273,5

    9.156,5

    25,9

    Sanitärkeramik (23.42)

    568,9 

    k.A. 

    k.A. 

    Zement (23.51)

    2.199,5 

    2.883,1 

    31,1 

    Kalk, Gips (23.52)

    508,3 

    691,6 

    36,1 

    Erzeugnisse aus Beton, Zement und Kalksandstein (23.61)

    2.925,4 

    3.589,2 

    22,7 

    Gipserzeugnisse (23.62)

    586,2 

    725,7 

    23,8 

    Frischbeton (23.63)

    2.952,4 

    3.505,7 

    18,7 

    Mörtel und Trockenbeton (23.64)

    326,1 

    418,5 

    28,3 

    Faserzementwaren (23.65)

    161,6 

    192,8 

    19,3 

    Be- und Verarbeitung von Naturwerksteinen und Natursteinen (23.7)

    4.664,7 

    5.257,5 

    12,7 

    Quelle: Eurostat 2025

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Rahmenbedingungen

    Italienische Bauvorschriften sind komplex. Eine Kooperation mit etablierten Unternehmen ist daher anzuraten. Es gibt auf dem Baumarkt auch regionale Unterschiede.

    In Italien bestehen für deutsche Unternehmen keine Hemmnisse beim Marktzugang gegenüber Wettbewerbern aus dem Inland oder aus anderen EU-Staaten. Landeskenner berichten jedoch über mitunter langwierige Genehmigungsverfahren durch öffentliche Verwaltungen. Bauanträge gehen überwiegend nicht schon beim ersten Einreichen durch.

    Sorgfältige Geschäftspartnerprüfung ist anzuraten

    Vor allem bei der erstmaligen Bearbeitung des italienischen Marktes empfiehlt sich eine Zusammenarbeit mit etablierten Bauunternehmen, etwa mit einer gemeinsamen Angebotserstellung. Bei der Konkurrenz vor Ort bestehen regionale Unterschiede. So gibt es im Norden weit mehr etablierte Holzbauer als in Mittel- und Süditalien. Hilfe beim Markteinstieg, bei Bonitätsprüfungen, Steuer- und Entsendungsfragen offeriert unter anderem die Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand.

    Im Antikorruptionsindex (Corruption Perceptions Index) von Transparency International, der die Wahrnehmung von Korruption in 180 Ländern misst, belegte Italien 2024 den 52. Rang. Unter allen EU-Mitgliedern lag Italien an 19. Stelle. Detaillierte Statistiken über ihre Erkenntnisse veröffentlicht auch Italiens Nationale Antikorruptionsbehörde ANAC (Autorità Nazionale Anticorruzione) auf ihrer Homepage. ANAC führt auch eine Nationale Datenbank über öffentliche Auftragsvergaben.

    Italiens Ministerium für Infrastruktur und Verkehr informiert online über öffentliche Ausschreibungen. Ein entsprechendes Portal unterhält auch das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen.

    Tipps für den Markteinstieg
    • Sprach-, Branchen- und Landeskenntnisse sind unerlässlich

    • Zu Beginn ist eine Kooperation mit etablierten Baufirmen anzuraten

    • Professionelle Hilfe bei Steuer- und Anmeldefragen auch bei Montageleistungen einholen

    • Bonität der Geschäftspartner vorab checken

     

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Italien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa
    Ministero delle Infrastrutture e dei Trasporti

    Ministerium für Infrastruktur und Verkehr

    ENEA (Agenzia Nazionale Efficienza Energetica)Nationale Behörde für Energieeffizienz
    ANCE (Associazione Nazionale Costruttori Edili)Italienischer Hochbauverband
    FederlegnoarredoItalienischer Verband der Holz-, Kork-, Möbel-, Beleuchtungs- und Einrichtungsindustrie (mit Unterverband Assololegno für Holzbau) 
    Federazione Filiera LegnoItalienischer Industrieverband (mit Unterverband Bau)
    Klimahouse (Fachmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen)Nächster Termin: 28. bis 31.01.26 (Bozen)
    Rebuild Italia(Fachmesse für Nachhaltiges Bauen)Nächster Termin: 12. bis 13.5.26 (Riva del Garda)
    SAIE (Internationale Baufachmesse)Nächster Termin: 07. bis 10.10.26 (Bologna Fiere)
    Edilizia e TerritorioOnline-Fachzeitschrift
    EdilportaleInternetportal

     

    Von Torsten Pauly | Mailand

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