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Politische Ziele
Beim mittelfristigen Zubau setzt Italien in erster Linie auf Kapazitäten für Solar- und Windstrom.
21.05.2024
Von Torsten Pauly | Mailand
Im Jahr 2023 haben erneuerbare Quellen 36,8 Prozent der Stromnachfrage gedeckt (2022: 31 Prozent). Doch der Anteil fossiler Brennstoffe war 2023 mit 46,5 Prozent weiterhin hoch. Zudem hat Italien 16,7 Prozent seines Strombedarfs 2023 importieren müssen. Daher ist die Abhängigkeit von globalen Öl- und Gaspreisen hoch. Italienische Haushalte mussten im 1. Halbjahr 2023 etwa 40,7 Prozent mehr für Strom als im Schnitt der Europäischen Union (EU) bezahlen. Für Unternehmen war Elektrizität um 12 Prozent teurer.
Ehrgeizige Ausbaupläne bis 2030
Auch um die Importabhängigkeit zu verringern will die Regierung 2030 laut Nationalem Energie- und Klimaplan 65 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Insgesamt sollen dann 40 Prozent des Energiebedarfs regenerativ gedeckt werden. Dazu sollen 2030 unter anderem 80 Gigawatt an Fotovoltaik- (Ende 2022: 24 Gigawatt), 28 Gigawatt an Wind- (Ende 2022: 12 Gigawatt) und 5 Gigawatt an Anlagen für grünen Wasserstoff bestehen.
Aus der Kohleverstromung will Italien bis 2025 aussteigen. Allerdings sollen danach noch Wärmekraftwerke mit Kohle im Umfang von 11 Gigawatt bestehen bleiben. Im Jahr 2030 sollen auch Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 48 Gigawatt arbeiten.
Für Übertragungs- und Verteilungsnetze gibt es umfangreiche Ausbaupläne. Diese sind realistisch, da die Mittel bereits feststehen und viele Ausrüster in Italien vorhanden sind. Ob alle Erzeugungsanlagen entstehen werden, ist wegen Kapazitätsengpässen in der Planung und Lieferung fraglich. Italienische Projekte konkurrieren bei den Anbietern mit Anfragen aus anderen Ländern, die ebenfalls starke Investitionspläne hegen.