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Japan sichert Stromnetz mit mehr Energiespeichern ab
Mehr Erneuerbare in der Stromerzeugung führen zu mehr Schwankungen im Netz. Zudem soll der Stromverbrauch steigen. Daher benötigt Japan mehr Speicher.
27.11.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Das Interesse an Stromspeichern steigt in Japan rapide. Ende Juni 2025 lagen bei den Stromversorgern Anträge zum Anschluss von Batteriespeichern an das Netz mit einer Leistung von 17,8 Gigawatt vor. Das war etwa viermal so viel wie ein Jahr zuvor. Bewertungsanträge zum Anschluss von Batteriespeichern lagen den Stromversorgern über eine Leistung von 143 Gigawatt vor. Das war nochmal deutlich mehr als bei den Anträgen auf Netzanschluss.
Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie erwartet einen Anstieg der installierten Kapazitäten von Stromspeichern zur Netzstabilisierung von circa 2 Gigawattstunden im Jahr 2023 auf 14 bis 24 Gigawattstunden bis 2030. Darüber hinaus sollen die Kapazitäten bei Stromspeichern für Gebäude und Industrie ebenfalls 24 Gigawattstunden erreichen. Deren Kapazitäten sind bereits heute höher als bei Netzspeichern.
| Region | Anträge auf Netzanschluss | Zunahme 1 | Anschlussbewertungsanträge 2 | Zunahme 1 |
|---|---|---|---|---|
| Tohoku | 4.000 | 3.250 | 56.600 | 36.820 |
| Tokyo | 3.530 | 2.540 | 16.520 | 7.130 |
| Kyushu | 3.050 | 2.420 | 16.810 | 8.130 |
| Chubu | 2.380 | 1.860 | 11.620 | 6.500 |
| Chugoku | 1.730 | 1.530 | 18.260 | 12.190 |
| Hokkaido | 1.690 | 670 | 8.650 | 2.350 |
| Kansai | 960 | 660 | 6.880 | 4.250 |
| Hokuriku | 280 | 210 | 4.510 | 3.450 |
| Shikoku | 180 | 170 | 3.370 | 2.740 |
| Insgesamt | 17.800 | 13.310 | 143.220 | 83.560 |
Impulse für Großprojekte kommen von Langfristauktionen
Japan baut zwar sein Stromnetz aus. Wenn es jedoch zu viel Strom aus erneuerbaren Energien gibt, kann das Netz diesen bislang nicht vollständig aufnehmen. Dann drosseln die Stromversorger die Einspeisung der erneuerbaren Energiequellen. Im Fiskaljahr 2025 (von April bis März) erwartet das Wirtschaftsministerium Drosselungen auf der Insel Kyushu in Höhe von 6,1 Prozent der möglichen Erzeugung. In der Region Chugoku, auf der Insel Shikoku und in den Regionen Tohoku und Hokuriku sollen die Werte jeweils zwischen 2,1 Prozent und 2,8 Prozent liegen.
Zuständig für die Netzplanung ist in Japan die Organization for Cross-regional Coordination of Transmission Operators (OCCTO). Seit 2023 führt sie langfristige Auktionen zur Dekarbonisierung im Stromsektor durch. Diese sollen für ausreichend Kapazität im Stromnetz sorgen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien ermöglichen. Im Jahr 2024 erhielten in der zweiten Auktionsrunde bei Batteriespeichern 27 Projekte mit einer Leistung von 1,37 Gigawatt einen Zuschlag. Bei der ersten Auktion 2023 waren es 30 Vorhaben über 1,09 Gigawatt. Die Auktionen gewähren den Betreibern für das Vorhalten von Speicherkapazitäten eine fixe Vergütung für 20 Jahre. Daneben förderte die Sustainable Open Innovation Initiative im Fiskaljahr 2024 die Einführung von Batteriespeichersystemen für das Stromnetz mit 227 Millionen Euro.
Ein Geschäftsmodell, bei dem Betreiber von Batteriespeichern an Schwankungen des Strompreises verdienen, gilt in Japan als weniger lukrativ als in Deutschland. Die Bandbreite der Preisschwankungen ist bisher geringer als in Deutschland. So gibt es in Japan etwa keine negativen Strompreise.
Bei Batteriespeichern gibt es viele Player
Großprojekte führen auf dem Archipel auch ausländische Firmen wie Gurin Energy aus Singapur oder die britisch-australische Eku Energy durch. Bei der Auktion von 2024 erhielten neben Eku Energy unter anderem die teils japanischen Firmen Risu Energy Holdings (237 Megawatt), Bison Energy (198 Megawatt), SRE (114 Megawatt) und Aoba Power (107 Megawatt) umfangreichere Zuschläge. Im Vorjahr zählten die taiwanische Hexa Energy Services sowie die japanischen Firmen Renova, Orix, CHC Japan zu den größeren Gewinnern. Aktiv bei Batteriespeichern sind auch Stromerzeuger wie Kansai Electric Power, die Immobilienfirma Hulic, der Telekommunikationsanbieter KDDI, die Tochter des NTT-Kommunikationskonzerns NTT Anode Energy und Handelshäuser wie Sumitomo und Itochu.
Chancen für ausländische Anbieter bestehen auch im Handel mit Strom aus Batteriespeichern. Europäische Firmen haben hier Erfahrungen mit der Energiewende in der Heimat. So sind etwa GridBeyond aus Irland und Second Foundation aus Tschechien in diesem Segment aktiv. Im Oktober 2025 gab das Handelshaus Marubeni bekannt, im Joint Venture mit seiner britischen Tochter SmartestEnergy in diesen Markt einzusteigen. BayWa r.e. aus Deutschland zeigt ebenfalls Interesse an Batteriespeichern in Japan und hat sich bereits einige Standorte einschließlich eines Netzzugangs gesichert.
Sumitomo Electric entwickelt Vanadium-Redox-Flow-Batterien. Es hat zwei Projekte mit einer Kapazität von 60 Megawattstunden und 51 Megawattstunden auf Hokkaido fertiggestellt. BASF und die japanische Firma NGK Insulators kooperieren bei Natrium-Schwefel-Batterien. Das japanische Start-up Blossom Energy entwickelt Grafitwärmespeicher.
| Firma | Ort, Präfektur | Projektstand | Leistung (MW) | Kapazität (MWh) |
|---|---|---|---|---|
| Gurin Energy | Soma, Fukushima | Baubeginn 2026 | 240 | k.A. |
| Eku Energy | Kasaoka, Okayama | Betriebsbeginn 2030 | 150 | 600 |
| Orix | Maibara, Shiga | Betriebsbeginn 2027 | 134 | 548 |
| Bison Energy | k.A., Fukushima | k.A. | 130 | k.A. |
| Bison Energy | Utsunomiya, Tochigi | k.A. | 100 | 400 |
| Kepco, Sparx, JA Mitsui Leasing | Sapporo, Hokkaido | Betriebsbeginn 04/2028 | 100 | 351 |
| Renova | Tomakomai, Hokkaido | Baubeginn Fiskaljahr 2026, Betriebsbeginn Fiskaljahr 2028 | 90 | k.A. |
Datenzentren heizen Stromverbrauch an
Wie in Deutschland fiel Japans Stromverbrauch über viele Jahre. Zurzeit schießen Datenzentren aus dem Boden, und neue Halbleiterwerke entstehen. Beides braucht viel Strom. Die Bedarfe sind so hoch, dass laut OCCTO der gesamte Stromverbrauch Japans wieder steigen wird. Mehr Elektroautos auf Japans Straßen könnten ebenfalls dazu beitragen. Auch für Datenzentren sind Stromspeicher interessant: Sei es bei Stromknappheiten oder dem Betrieb mit erneuerbaren Energien. Ein Demonstrationsprojekt für ein schwimmendes solarbetriebenes Datenzentrum mit Batteriespeicher treiben Eurus Energy Holdings, Nippon Yusen, NTT Facilities, die MUFG Bank und die Stadt Yokohama voran.
Japan will Solar- und Windenergie stärker nutzen
Der Anteil erneuerbarer Energien an Japans Stromerzeugung soll von 22,9 Prozent im Fiskaljahr 2023 bis 2040 auf etwa 40 bis 50 Prozent steigen. Die Anteile sind deutlich geringer als in Deutschland, das bereits 2024 einen Anteil von 59,4 Prozent erreicht hat.
2023 (Ist) 2 | 2040 (Ziel) | |
|---|---|---|
| Erneuerbare | 22,9 | 40 bis 50 |
| Solar | 9,8 | 23 bis 29 |
| Wind | 1,1 | 4 bis 8 |
| Wasserkraft | 7,6 | 8 bis 10 |
| Bioenergie | 4,1 | 5 bis 6 |
| Geothermie | 0,3 | 1 bis 2 |
Als Inselstaat hat Japan viel Potenzial in der Offshore-Windenergie. Die Regierung weist jedes Jahr etwa 1 Gigawatt an neuen Projekten aus. Dennoch ist bei keinem dieser Vorhaben eine finale Investitionsentscheidung gefallen. Dafür passen zurzeit Kosten und Einnahmen nicht zusammen. So stoppte Mitsubishi im August 2025 drei Offshore-Wind-Projekte, für die es 2021 eine Ausschreibung gewonnen hatte.
| Stromquelle | Ende 2024 (Ist) | Ziel für 2030 | Differenz |
|---|---|---|---|
| Solar | 75,6 | 103,4 bis 117,6 | 27,9 bis 42,0 |
| Onshore-Wind | 6,0 | 17,9 | 11,9 |
| Offshore-Wind | 0,3 | 5,7 | 5,4 |
| Geothermie | 0,6 | 1,5 | 0,9 |
| Wasserkraft | 10,0 | 10,4 | 0,4 |
| Biomasse | 8,1 | 8 | Ziel erreicht |
In absoluten Werten belegt Japan schon heute bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen weltweit Rang 7 direkt hinter Deutschland. Bei Solarstrom ist Japan sogar noch vor Deutschland die Nummer 4.
| Stromquelle | Japan | Deutschland |
|---|---|---|
| Alle | 944,6 (Rang 5) | 536,4 (Rang 9) |
| Erneuerbare, darunter | 244,3 (Rang 7) | 269,5 (Rang 6) |
| Solar | 97,5 (Rang 4) | 59,7 (Rang 5) |
| Wind | 10,0 (Rang 27) | 139,1 (Rang 3) |
| Biomasse und Müll | 61,6 (Rang 2) | 50,6 (Rang 5) |
| Wasserkraft | 72,1 (Rang 9) | 20,0 (Rang 30) |