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Hotelbau boomt vor allem im Hochpreissegment

Japan will Luxusreisen auf dem Archipel fördern. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Übernachtungsmöglichkeiten steigt auch dank starker internationaler Nachfrage. 

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Wenn die Pläne von Hotelketten einen Trend abbilden, dann ist Japan in den kommenden Jahren der Anziehungspunkt für Luxustourismus. Die Zahl der Premiumhotels, die zwischen den Jahren 2024 und 2028 entstehen sollen, liegt bei mehreren Dutzend. Die meisten Investitionen kommen dabei nicht aus Japan, sondern werden von internationalen Immobilienentwicklern getätigt.

Auswahl an im Bau befindlichen und geplanten Luxushotels in Japan

Hotel

Eröffnung

Hotelbetreiber

Standort

Herkunft Investor

Regent Kyoto

2025

IHG Hotels & Resorts

Kyoto

UK

Waldorf Astoria Osaka

2025

Hilton Worldwide Holdings

Osaka

USA

Capella Kyoto

2025

Capella Holdings

Kyoto

Singapur

InterContinental Okinawa Chura SUN Resort

2025

IHG Hotels & Resorts

Okinawa

UK

InterContinental Sapporo

2025

IHG Hotels & Resorts

Hokkaido

UK

Shangri-La Kyoto Nijojo

2025

Shangri-La

Kyoto

Hongkong

JW Marriott Hotel Tokyo

2025

Marriott International

Tokyo

USA

Fairmont Tokyo

2025

Accor Group

Tokyo

Frankreich

Aman Niseko

2026

Aman

Hokkaido

Schweiz

Waldorf Astoria Tokyo Nihonbashi

2026

Hilton Worldwide Holdings

Tokyo

USA

Conrad Nagoya

2026

Hilton Worldwide Holdings

Aichi

USA

Four Seasons Resort and Private Residence Okinawa

2027

Four Seasons Hotel & Resorts

Okinawa

Kanada

The House Collective

2027

Swire Hotels

Tokyo

Hongkong

Dorchester Collection 

2028

Dorchester Collection

Tokyo

Brunei

Quelle: Recherche GTAI Unternehmenswebseiten; Tokyo Keizai 2023

Die Angaben über die neuen Hotelprojekte schwanken je nach Quelle. Aber der Branchendienst THP (Top Hotel Projects) zählt in seiner Datenbank circa 80 Vorhaben für hochpreisige Hotels in Japan, wobei nicht alle davon bereits fest geplant sind. Bei einem überwiegenden Teil von 85 Prozent handelt es sich um Neubauten, der Rest sind Modernisierungen. Insgesamt schätzt THP die Investitionen auf dem Archipel auf 6,3 Milliarden US-Dollar (US$).

Immer mehr Luxusherbergen im Bau

Allein im Jahr 2024 sind japanweit 24 Eröffnungen neuer Luxushotels angekündigt, gefolgt von elf Projekten, die 2025 fertiggestellt sein sollen. Die meisten sind für Osaka vorgesehen, wo 2025 die Weltausstellung stattfindet. Zweitplatziert ist der Tourismusmagnet Kyoto. An dritter Stelle folgt Tokyo, wo bereits einige Luxushotels vorhanden sind. Allerdings gilt der Markt für hochpreisige Übernachtungen hier noch als sehr aufnahmefähig.

Laut dem Immobiliendienstleister Savills Japan hat sich der Luxusbewirtungsmarkt auf dem Archipel deutlich besser entwickelt als andere Segmente. Aber auch der Bau von Geschäftshotels über Ryokans (traditionelle japanische Herbergen) bis zu günstigen Touristenabsteigen lässt nicht zu wünschen übrig. Einer Umfrage der Branchenwebseite HoteresOnline zufolge sollen in den nächsten Jahren in Japan circa 335 Hotels verschiedener Kategorien geplant sein. Unklar ist jedoch, in welchem Zeitraum diese gebaut werden sollen.

Hotels entstehen in allen Kategorien

Offensichtlich erwartet die Übernachtungsbranche in den kommenden Jahren einen wahren Boom. Dieser verspricht für die Hotelausstatter ein hohes Auftragspotenzial. Für Lieferanten von Sanitärkeramik und Armaturen, von Hotelporzellan und Küchenbedarf, von Textilien und Hotelmanagementsystemen lohnt es sich, einen Blick auf den japanischen Markt zu werfen. Dieser setzt auf umfassenden Service, viel Auswahl und hohe Qualität.

Zwar werden auch alte Hotels abgerissen und nicht lukrative geschlossen. Im Saldo dürfte die Zahl von Übernachtungseinrichtungen in Japan aber steigen. Selbst während der Coronapandemie ist die Zahl der Hotels nicht stark eingebrochen, auch wenn die Belegungsrate in den beiden Jahren 2020 und 2021 laut Tourismusbehörde Japan National Tourism Organization auf etwas über 34 Prozent sank.

Ausländer investieren in Übernachtungsbranche

Die Zahl der Übernachtungen ist im Jahr 2022 gegenüber 2019, dem bisherigen Rekordjahr, um 23,8 Prozent geschrumpft. Dabei ist aufgrund von Einreiserestriktionen vor allem die Zahl ausländischer Besuchender eingebrochen. Deren Übernachtungen sanken in dem Zeitraum um 85,5 Prozent, wohingegen die Zahl der inländischen Reisenden lediglich um 9 Prozent zurückging.

Die wirtschaftliche Lage der Hotels sah in den vergangenen drei Jahren alles andere als vielversprechend aus. Die Coronapandemie hat vielen japanischen Branchenunternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher hat beispielsweise der Eisenbahn- und Hotelkonzern Seibu Holdings sein Hotelgeschäft 2022 an den staatlichen Vermögensverwalter GIC aus Singapur abgestoßen. Eine andere ausländische Investorengruppe hat das Tokyo Hyatt Regency von Odakyu Electric Railway übernommen.

Laut der South China Morning Post vom 18. Juni 2023 ist eine weitere Übernahme eines japanischen Hotelbetreibers durch eine in Hongkong börsennotierte Gruppe zu erwarten. Übernahmeziel ist die japanische Ni Corporation, die vor allem im Skiresort Niseko auf Hokkaido Liegenschaften besitzt. Allein in den ersten sechs Monaten 2023 sollen gemäß dem Marktanalysten MSCI Real Assets ausländische Investitionen von circa 690 Millionen US$ in die japanische Hotelbranche geflossen sein.

Personal ist Engpassfaktor

Möglicherweise wollten sich die japanischen Unternehmen ohnehin gemäß ihrer Langfriststrategie von diesen Geschäftsteilen trennen, denn das Gastgewerbe ist schwieriger geworden. Als besonders großes Problem zeigt sich, ausreichend Personal für die arbeitsintensive Branche zu finden. Services wie Selbsteinchecken und Roboter an der Rezeption werden zwar in bestimmten Übernachtungskategorien angeboten, jedoch erwarten die Touristen in Japan mit einem steigenden Preis auch einen umfassenden personalisierten Service.

Japan will den ausländischen Tourismus wieder beleben, der 2019 einen Rekord von 32 Millionen Einreisenden verzeichnete. In den ersten drei Monaten 2023 waren es fast 4,8 Millionen Besucher aus Übersee. Bis zum Vor-Corona-Niveau gibt es also noch einen Aufholbedarf. Vorgängerregierungen haben Einnahmen aus dem Tourismus bereits als einen wichtigen Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung des Archipels mit staatlichen Geldern angeschoben.

Mehr Tourismus angestrebt

Die Zielmarke lag ursprünglich bei 60 Millionen Einreisenden im Jahr 2030. Dies wird wohl weiterhin verfolgt. Um die bereits bei 30 Millionen ausländischen Besuchern aufgetretenen Probleme des Übertourismus zu verringern, will die Regierung den regionalen Tourismus abseits der Großstädte Tokyo, Kyoto und Osaka fördern. Die Tourismusbehörde unterstützt Standorte dabei, ihr Tourismusangebot mit speziellen Erlebniswelten auszubauen.

Ein relativ neuer Faktor ist die Zertifizierung von Hotels und traditionellen Herbergen als umweltfreundliche Einrichtungen im Sinne der UN Sustainable Development Goals (SDG). Damit sollen mehr Touristen angeworben werden, die bei ihren Buchungen auf solche Bewertungen achten. Bis Ende April 2023 haben 31 Übernachtungsbetriebe in Japan eine Evaluierung von Sakura Quality erhalten, einer in Tokyo ansässigen Organisation zur freiwilligen Kontrolle von SDG-Maßnahmen.

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