Auf Japans Nahrungsmittelmarkt bleiben die produzierten Mengen und die Importabhängigkeit nahezu unverändert. Für Produkte aus Deutschland sinken die Importzölle weiter.
Japans Nahrungsmittelmarkt soll 2025 laut den Marktforschern von Statista Market Insight Umsätze von 401 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Das sind 2,3 Prozent mehr als 2024. Erfasst sind die Ausgaben der privaten Haushalte für Nahrungsmittel ohne deren Ausgaben für die Gastronomie. Wachstum für die kommenden Jahre erwarten die Marktforscher unter den größeren Produktgruppen vor allem bei Brot und Zerealien, Süßwaren und Snacks, Molkereiprodukten und Fertiggerichten.
Rang 4
belegt Japan 2024 weltweit bei der Größe des Nahrungsmittelmarktes nach Daten von Statista.
Preise sollen 2025 langsamer steigen
Höhere Rohstoff-, Logistik- und Energiekosten führen dazu, dass 2025 wie im Vorjahr die Preise für viele Erzeugnisse steigen. Die Teikoku Datenbank schätzte Ende 2024, dass die Preise 2025 für mehr als 11.700 Nahrungsmittelprodukte anziehen. Im Jahr 2024 waren die Preise noch für 12.500 Produkte gestiegen. Im Durchschnitt sollen diese Lebensmittel um etwa 15 Prozent teurer werden und damit 2 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2024. In der Gastronomie wird es ebenfalls weitere Preiserhöhungen geben. Dies wird den Appetit, auswärts zu Essen, etwas zügeln. Dafür rechnet Japan mit noch mehr ausländischen Touristen im Land.
Snack- und Backwarenproduktion sowie Süßwarenimporte wachsen
Bei Snacks setzte sich 2023 der Produktionsanstieg der beiden Vorjahre fort. Laut der Japan Snacks and Cereal Foods Association wuchsen die ausgelieferten Mengen der Mitglieder des Verbands 2023 um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Fachzeitschrift The Beverage & Food Statistics Monthly schätzt für 2024 eine Zunahme um 2,3 Prozent und erwartet für 2025 ein Plus von 3,4 Prozent.
Bei Süßwaren fiel nach Angaben der All Japan Confectionary Association 2024 in Japan erstmals seit längerem die Produktionsmenge. Das Minus betrug 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beim Produktionswert gab es in Yen ein Plus von 4,1 Prozent. Von 2018 bis 2024 stiegen auch die Importe von Süßwaren nach Japan deutlich, sowohl weltweit als auch aus Deutschland. Die Einfuhren aus Deutschland legten zwischen 2018 und 2024 auch bei Nahrungsmittelergänzungsmitteln, Kaffee, Bier, Wein, nichtalkoholischen Getränken und Malz zu.
Die gefertigte Menge an Backwaren stieg 2024 nach Angaben der Japan Baking Industry Association um 1,3 Prozent auf 1,2 Millionen Tonnen. Zuvor war die Produktionsmenge drei Jahre in Folge zurückgegangen.
Produktion von Nahrungsmitteln und Getränken soll in Japan 2025 wieder wachsen 1)In Milliarden US-Dollar | 2022 | 2023 | 2024 2) | 2025 3) |
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Produktion | 187,8 | 181,0 | 174,4 | 177,9 |
1 Wechselkurs: 1 US$ = 131,6 Yen (2022), 140,6 Yen (2023), 151,6 (2024, 2025); 2 Schätzung; 3 Prognose.Quelle: The Beverage & Food Statistics Monthly, Nikkan Keizai Tsushinsha, 2025
Trend geht hin zu weniger Alkoholanteil
Bei alkoholischen Getränken schnallen die Konsumenten angesichts stagnierender Reallöhne zurzeit bei Champagner den Gürtel enger. Dafür gewinnen Ersatzprodukte wie beispielsweise Schaumwein in Dosen an Popularität. Beim Weinabsatz sind, ausgehend von einem sehr geringen Niveau, Weine ohne Alkohol oder mit einem geringen Alkoholgehalt im Aufwind. Bei Bier hat sich die alkoholfreie Variante inzwischen klar etabliert, auch wenn der Anteil noch gering ist.
Bei nicht alkoholischen Getränken rechnet die Fachzeitschrift The Beverage & Food Statistics Monthly für 2025 mit einem Wachstum der Produktionsmengen vor allem bei Mineralwasser, kohlensäurehaltigen Getränken und Getränken auf Basis von grünem Tee. Diese drei Segmente dürften auch 2024 zugelegt haben.
Zölle bei Molkereiprodukten fallen weiter
Bei Molkereiprodukten erwartet die Japan Dairy Association für das Fiskaljahr 2025 (von April bis März) eine Abnahme der Produktionsmenge um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,3 Millionen Tonnen. Im Fiskaljahr 2024 war die Produktionsmenge um geschätzte 0,4 Prozent gestiegen. Seit 2019 ist ein Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU in Kraft. Dank diesem fallen die Einfuhrzölle beispielsweise bei Käse mit Ursprung in der EU weiter. Das kommt auch deutschen Anbietern zugute.
Importe bei Tiefkühlkost und Wurst legen zu
Bei Tiefkühlkost ging laut der Japan Frozen Food Association im Jahr 2024 die Produktionsmenge um 0,5 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen zurück. Wegen steigender Importe nahm allerdings der gesamte Verbrauch um 1,5 Prozent auf 2,9 Millionen Tonnen zu. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg demnach auf 23,6 Kilogramm pro Jahr. Ein Wachstum der Inlandsproduktion um jeweils 8,3 Prozent gab es bei Ramen-Nudeln (auf 70.400 Tonnen) und bei Kartoffeln (auf 28.440 Tonnen).
Die Produktionsmenge der Mitglieder der Japan Ham and Sausage Processors Cooperative Association stieg 2024 um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 554.000 Tonnen. Die Importmengen von Würstchen und Schinken wuchsen laut dem Verband um 6,1 Prozent auf knapp 50.000 Tonnen.
Glutenfreie oder vegane Nahrungsmittel sind mittlerweile in immer mehr Geschäften zu finden. Sie haben jedoch weiter eher einen Nischencharakter.
In der Landeswährung Yen blieb der Einzelhandelsumsatz mit Nahrungsmitteln von 2014 bis 2022 praktisch unverändert. In den Jahren 2023 und 2024 wuchs er aufgrund höherer Preise deutlich. Wegen der Abwertung des Yen gegenüber dem US-Dollar sank der Umsatz umgerechnet in US-Dollar jedoch.
Hersteller nehmen internationalen Absatz ins Visier
Viele Anlagen in Japan sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Daher errichten die Hersteller zum Teil neue Anlagen, die alte Werke ersetzen. Dies ist beispielsweise bei Vorhaben von Meiji auf Hokkaido und in der Präfektur Kanagawa der Fall.
Ausgewählte Investitionsprojekte der Ernährungswirtschaft in Japan Investitionssummen in Millionen US-DollarAkteur | Investitionssumme* | Zeitraum | Anmerkungen |
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Meiji | 317 | 4/2024 - 3/2027 | Neues Werk für Molkereiprodukte in Kenebetsu in der Präfektur Hokkaido mit einer Kapazität von 430.000 Tonnen Rohmilchäquivalenten pro Jahr |
Meiji | 264 | 5/2025 - 3/2027 | Neues Werk für Molkereiprodukte in Atsugi in der Präfektur Kanagawa; ersetzt drei andere Werke, die geschlossen werden |
Acecook | 178 | 7/2024 - 12/2025 | Werk für Instantnudeln in Kawagoe in der Präfektur Saitama |
Suntory Beverage and Food | 165 | Herbst 2024 bis Frühjahr 2026 | Produktionslinie zur aseptischen Abfüllung von PET-Flaschen und automatisiertes Lager in Takasago in der Präfektur Hyogo |
Iris Ohyama | 132 | 11/2024 - 2029 | Werk für abgepackten gekochten Reis in Setouchi in der Präfektur Okayama; Bau von Logistikgebäude (bis 2026), Produktionsgebäude (2028) und automatisiertem Lager (2029) |
Iris Ohyama | 92 | 10/2024 - Mitte 2026 | Werk für Mineral- und Selterswasser in Maizuru in der Präfektur Kyoto |
Kanro | 86 | 10/2025 - 3/2027 | Werk für Fruchtgummis im Landkreis Higashichukuma in der Präfektur Nagano |
* umgerechnet zum Wechselkurs des Jahres 2024: 1 US$ = 151,6 Yen.Quelle: Unternehmensangaben; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
Da der inländische Markt nur begrenzte Wachstumschancen bietet, richten sich die japanischen Hersteller zunehmend auf den internationalen Absatz ihrer Produkte aus. Das passiert zum einen über Exporte. Zum anderen bauen die Firmen ihre Produktion im Ausland aus. Neue Vorhaben im Ausland gibt es etwa in den Bereichen probiotische Getränke, Bier, Instantnudeln und Gefrierkost.
Darüber hinaus kaufen die Firmen auch Wettbewerber im Ausland. So gab es 2023 zwei große Übernahmen bei Nahrungsergänzungsmitteln: Kirin kaufte den australischen Anbieter Blackmores und Otsuka Pharmaceutical die US-Firma Bonafide Health. Die Asahi Group übernahm 2024 die Auftragsbrauerei Octopi Brewing in Waunakee im Bundesstaat Wisconsin in den USA. Toppan Holdings erwarb im 1. Halbjahr 2025 einen Teil des Verpackungsgeschäfts des US-amerikanischen Unternehmens Sonoco Products für circa 1,8 Milliarden US$.
Ausgewählte Investitionsprojekte japanischer Firmen der Ernährungswirtschaft im Ausland Investitionssummen in Millionen US-DollarAkteur | Investitionssumme* | Zeitraum | Anmerkungen |
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Yakult | 305 | offen | Absichtserklärung vom 18. Juli 2023 zum Bau eines neuen Werks für probiotische Getränke in Bartow County im US-Bundesstaat Georgia |
Asahi Group | 275 | 10/2023-09/2033 | Modernisierung der Anlagen bei der ungarischen Tochterbrauerei Dreher |
Nissin Foods | 228 | 12/2023 – 08/2025 | Werk für Instantnudeln bei Greenville im US-Bundesstaat South Carolina |
Nissin Foods | 180 | 06/2024-03/2026 | Werk für Instantnudeln in Ponta Grossa, Bundesstaat Parana in Brasilien |
Morinaga | 136 | 10/2024 - 6/2026 | Süßwarenfabrik in Mebane im Orange County im US-Bundesstaat North Carolina |
Nissui | 112 | 2/2024 bis 2. Halbjahr 2025 | Erweiterung der Produktion gefrorener Meeresfrüchte bei den Tochterfirmen Gorton’s mit einem neuen Werk im US-Bundesstaat Indiana und Cité Marine mit einer Erweiterung am Standort in Kervignac in Frankreich |
Nissin Foods | 110 | offen | Zweites Werk für Instantnudeln in Kecskemét in Ungarn, Ankündigung von 2/2025 |
* umgerechnet zum Wechselkurs des Jahres 2024: 1 US$ = 151,6 Yen.Quelle: Unternehmensangaben; Recherchen von Germany Trade & Invest 2025
Von Frank Robaschik
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