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Interview | Japan | Personal

"Für Unternehmen ist es schwierig, direkt zu rekrutieren."

Die Personalsuche kann sich in Japan hinziehen, erklärt der Personalberater Fabian Hoshino im Gespräch. Deutsche Firmen punkten mit mehr Flexibilität und Vielfalt bei Bewerbern.

Von Jürgen Maurer

Fabian Hoshino, Senior Manager, en World Japan KK Dies ist ein eingebettetes Bild | © Fabian Hoshino, en World Japan KK

Seit über 15 Jahren ist Fabian Hoshino in Japan und seit 2012 bei en world Japan K.K. in der Personalberatung tätig. Der Diplom-Ostasienwissenschaftler mit Schwerpunkt japanische Wirtschaft unterstützt dort ausländische Unternehmen bei ihrer Personalsuche auf dem Archipel. Neben der Personalberatung bietet er auch interkulturelles Training, Leadership Training und Coaching an. Im Interview skizziert er, warum es für ausländische Unternehmen nicht immer einfach ist, Personal zu gewinnen. 

Herr Hoshino, was ist bei der Personalsuche in Japan zu beachten? Worin liegen die größten Herausforderungen für deutsche und ausländische Unternehmen?

Ausländische Unternehmen stehen in Japan vor diversen Herausforderungen: Die Englischkenntnisse sind sehr niedrig und rangieren in der Education First Umfrage von 2022 auf Platz 80. Deutschland liegt auf Platz 10. Von der ohnehin sinkenden Zahl der Universitätsstudenten absolvieren immer weniger eine Hochschulausbildung im Ausland.

Daher existiert nur ein sehr kleiner Talentpool an mehrsprachigen Fachkräften. Unter der Erwerbsbevölkerung von 75 Millionen arbeitet nur gut eine halbe Million Arbeitnehmer in Unternehmen mit ausländischem Kapital. Hinzu kommt, dass in Japan die vorhandenen Arbeitskräfte meist als Generalisten ausgebildet sind und der wechselwillige Fachkräftepool eher klein ist.

Schließlich ist der Prozentsatz der Berufstätigen, die LinkedIn als wichtige berufliche Networking-Plattform nutzen, mit 4 Prozent einer der niedrigsten der Welt. Das bedeutet, dass es für Unternehmen eine ziemliche Herausforderung werden kann, wenn sie selbst rekrutieren wollen. Dies bedeutet in der Summe, dass es sehr lange dauert, bis eine Stelle besetzt ist.

Welche Kanäle spielen nach Ihrer Erfahrung in der Personalsuche die wichtigste Rolle?

Die mit Abstand häufigste Einstellungsmethode ist die über Personalvermittlungsagenturen. Sie wird von 83 Prozent der ausländischen Kapitalgesellschaften genutzt. Empfehlungen von Angestellten sind bei 65 Prozent der Firmen ebenfalls üblich. Das direkte Anwerben über die Website eines Unternehmens führt bei 32 Prozent zum Erfolg.

Es ist erwähnenswert, dass die meisten ausländischen Unternehmen in Japan nur über sehr begrenzte Personalkapazitäten verfügen: Oft ist es ein sehr kleines Team, das die Personalarbeit durchführt. In Verbindung mit den bereits erwähnten Herausforderungen ist es für Unternehmen sehr schwierig, direkt zu rekrutieren.

"Insgesamt gehören die Gebühren für die Personalbeschaffung in Japan zu den höchsten der Welt."

Oft unterschätzen Unternehmen, die in den Markt eintreten, wie viel die Akquisition von Talenten in der ersten Phase des Aufbaus einer Geschäftstätigkeit in Japan kosten wird. Insgesamt gehören die Gebühren für die Personalbeschaffung in Japan zu den höchsten der Welt.

Welche Instrumente der Personalbindung sind gängig oder auch empfehlenswert?

In einem knappen Markt für multilinguale Berufstätige kommt dem Employer Branding eine wichtige Rolle zu. Das Angebot an flexiblen Arbeitsregelungen ist ein Faktor, der aufgrund von Covid-19 an Gewicht gewonnen hat.

Vor allem für Frauen sind flexible Regelungen vorteilhafter, da sie ihnen ermöglichen, wieder in ihren Beruf einzusteigen und sich gleichzeitig um ihre Kindern zu kümmern. Darüber hinaus legen ausländische Unternehmen mehr als japanische einen stärkeren Schwerpunkt auf die Gleichstellung der Geschlechter sowie auf Vielfalt und Integration.

Nicht zuletzt findet auch das Engagement für lokale soziale Zwecke, insbesondere im Zusammenhang mit den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDG), mehr Beachtung. Dies kann zur Loyalität und zum Engagement beitragen, was letztlich zu einer besseren Mitarbeiterbindung führt. Dabei kann es sich etwa um Wohltätigkeitsorganisationen, aber auch um lokale Festivals handeln.

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