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Branche kompakt | Kanada | Landwirtschaft

Digitalisierung treibt Wandel in Kanadas Landwirtschaft voran

Das Freihandelsabkommen CETA, KI-Förderung und Fachkräftemangel eröffnen deutschen KMU neue Chancen im kanadischen Agrarsektor.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Ausblick der Landwirtschaft in Kanada

Bewertung:

 

  • Robustes Wachstum: Von 2025 bis 2030 wird die Bruttowertschöpfung im kanadischen Agrarsektor um 4,2 Prozent pro Jahr wachsen.
  • Gute Chancen für deutsche Anbieter: Hoher Innovationsbedarf, gezielte Förderprogramme und zollfreier Zugang durch CETA – auch in digitalisierten Betrieben.
  • Automatisierung gefragt: Fachkräftemangel in Kanadas Landwirtschaft erhöht den Bedarf an automatisierten Lösungen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2025

  • Markttrends

    Kanadas Landwirtschaft steht unter Druck: Digitalisierung, Klimawandel und handelspolitische Spannungen fordern Innovation – und eröffnen gleichzeitig neue Exportchancen.

    2025 ist ein Jahr der Transformation für die Branche. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und geopolitische Herausforderungen prägen die Landwirtschaft – und bieten Chancen für Wachstum und technologische Erneuerung.

    Digitalisierung als Schlüssel zur Zukunft

    Sensoren, Satelliten, Drohnen und mit künstlicher Intelligenz (KI) gestützte Analysen sind längst Realität auf vielen Farmen. Besonders in den Prärieprovinzen setzen Landwirte auf GPS-gesteuerte Traktoren, automatisierte Bewässerungssysteme und datenbasierte Entscheidungen zur Optimierung von Erträgen und Ressourceneinsatz.

    Klimawandel und Wetterextreme als Dauerherausforderung

    Extreme Wetterereignisse – von Dürren bis Starkregen – nehmen zu und stellen die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen. Zwar sinken die landwirtschaftlichen Emissionen relativ zur Produktionsmenge, doch die Ertragsvolatilität bleibt hoch. In Alberta investierten Landwirte infolge wiederholter Trockenphasen 2023 und 2024 verstärkt in Tröpfchenbewässerung und mobile Beregnungssysteme. Besonders betroffen sind die Prärieprovinzen, wo sich Anbauzyklen verschieben und neue Technologien gefragt sind.

    Neben Extremwetterereignissen befeuern volatile Rohstoffpreise und der Arbeitskräftemangel die Nachfrage nach Hightechlösungen. Bis 2030 könnten in der kanadischen Landwirtschaft über 100.000 Stellen unbesetzt bleiben – ein Engpass, der sich aus dem demografischen Wandel, fehlender Nachfolge und saisonalem Arbeitskräftemangel speist. Temporäre Arbeitskräfte und Einwanderung lindern zwar Engpässe. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel ein Thema, insbesondere bei der Bedienung komplexer digitaler Systeme.

    Kanada unterstützt KI und Automation in der Landwirtschaft

    Die Regierung unterstützt gezielt durch Initiativen wie das "Agricultural Clean Technology Program" (CAAIN), das klimafreundliche Technologien in Agrarbetrieben fördert – etwa in den Bereichen Präzisionslandwirtschaft, Energieeffizienz und Bioökonomie. Solche Programme sind technologieoffen und setzen häufig auf internationale Partnerschaften – ein Vorteil für deutsche Unternehmen, die mit innovativen Produkten und Dienstleistungen punkten können. CAAIN zum Beispiel stellt bis zu 2,2 Millionen US-Dollar (US$) pro Projekt bereit – mit einer Förderquote von bis zu 40Prozent. Voraussetzung ist die Beteiligung kanadischer Firmen, internationale Partner sind jedoch ausdrücklich erwünscht.

    Ergänzend dazu vernetzt das "Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network" Akteure aus Wirtschaft und Forschung, um KI-gestützte Lösungen, Automatisierung und datenbasierte Entscheidungsprozesse für die Praxis zu entwickeln und zu testen.

    Exportabhängigkeit und neue Märkte

    58 Milliarden US$

    betrug der landwirtschaftliche Exportwert Kanadas im Jahr 2024.

    Kanada zählt zu den weltgrößten Exporteuren von Agrarprodukten und verarbeiteten Lebensmitteln. 2024 lag der Exportwert bei rund 58 Milliarden US$ – gut 10 Prozent der Gesamtexporte. Die Statistik umfasst sowohl Primärprodukte wie Getreide und Fleisch als auch verarbeitete Lebensmittel wie Käse und Backwaren. Grundlage sind internationale Warengruppen, die typischerweise unter den Zollkapiteln 01 bis 24 zusammengefasst werden.

    Wichtigste Abnehmer sind die USA, China und Japan. Die EU, besonders Deutschland, gewinnt zwar an Bedeutung – 2024 wurden Agrarwaren im Wert von 411 Millionen Euro nach Deutschland exportiert. Der Begriff "Agrarwaren" meint verarbeitete Lebensmittel pflanzlichen und tierischen Ursprungs und umfasst daher nicht alle Zollkapitel von 01 bis 24.

    Seit August 2025 belasten pauschale US-Strafzölle von 35 Prozent auf kanadische Importe das Verhältnis zu den USA. Besonders betroffen sind Agrarprodukte außerhalb der USMCA-Ausnahmen, etwa Milch, Rindfleisch und Getreide. Trumps Zollpolitik richtet sich gezielt gegen das kanadische Supply Management-System, das durch staatlich regulierte Produktionsmengen und hohe Importzölle die heimische Milch-, Eier- und Geflügelwirtschaft vor Preisdruck schützt. Kritiker sehen darin ein Handelshemmnis, Befürworter ein Instrument zur Einkommenssicherung. Kanada reagierte mit Gegenzöllen auf US-Produkte, darunter Maschinen und Lebensmittel, was auch die Produktionskosten in der Agrarwirtschaft erhöht.

    Das Supply Management-System wird flankiert von Investitionen in Forschung, CO₂-Reduktion und Infrastruktur. So sollen etwa die Treibhausgasemissionen aus Düngemittelproduktion bis 2030 um 30 Prozent gesenkt werden. Denn allein die Landwirtschaft trägt gut zehn Prozent zum Treibhausgasausstoß des Landes bei; die Düngemittelproduktion einbezogen, ist der CO₂-Fußabdruck noch größer. Auch Technologien wie Carbon Capture and Storage (CCUS) und anaerobe Vergärung kommen daher verstärkt zum Einsatz – wenn auch bislang vor allem in größeren Betrieben, wie beispielsweise bei der Düngemittelfabrik von Nutrien in Redwater, Alberta.

    Diversifizierung als Antwort auf Trumps Zollpolitik

    Vor dem Hintergrund Trumps aggressiver Handelspolitik gewinnt die Diversifizierung der Absatzmärkte an Bedeutung. Das Freihandelsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) erleichtert den Zugang zur EU: Rund 94 Prozent der Zölle im Agrar- und Lebensmittelbereich wurden abgeschafft, deutsche Agrarprodukte – mit Ausnahme von Milch, Eiern und Geflügel – können weitgehend zollfrei gehandelt werden.

    Besonders gefragt – sowohl im Inland als auch auf internationalen Märkten – sind pflanzliche Proteine, Bio-Produkte und verarbeitete Lebensmittel mit hoher Wertschöpfung. Eine zentrale Rolle bei deren Entwicklung und Vermarktung spielt das Innovationsnetzwerk "Protein Industries Canada" (PIC). Als staatlich gefördertes Supercluster bringt PIC Akteure entlang der Agrarwertschöpfungskette zusammen und unterstützt Projekte zur Entwicklung nachhaltiger, hochwertiger Lebensmittel für den internationalen Markt – insbesondere in den Bereichen Genetik, Verarbeitung und Produktinnovation. Solche Netzwerke verändern nicht nur die Produktlandschaft, sondern auch die Struktur und Dynamik der Branche – mit Chancen für internationale Technologieanbieter.

    Ausgewählte staatliche Förderprogramme in Kanadas LandwirtschaftIn Milliarden US$*)
    Projekt / Programm

    Fördervolumen

    Fokus / ZielsetzungRegion / TrägerStatus
    Sustainable Canadian Agricultural Partnership 

    2,6  (gesamt, bis 2028)

    Breites Förderprogramm für Innovation, Nachhaltigkeit, WettbewerbsfähigkeitBund und Provinzen / Agriculture and Agri-Food CanadaLaufend
    Capital for AgTech Innovation

    1,5 

    Finanzierung von Start-ups und Technologien im AgrarbereichBundesweit / Farm Credit Canada (FCC)Laufend
    Agricultural Clean Technology Program

    0,229

    Finanzierung für die Entwicklung und Einführung der neuesten sauberen Technologien zur Reduzierung der TreibhausgasemissionenBundesweit / Agriculture and Agri-Food CanadaLaufend
    * umgerechnet nach Durchschnittskurs 2024: 1 US$ = 1,37 CAN$.Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest 2025

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Branchenstruktur

    Die kanadische Agrarwirtschaft ist ein Schlüsselbereich mit starker Exportorientierung. Die Produktion ist regional konzentriert. Der Digitalisierungsgrad wächst.

    Die Agrarwirtschaft zählt zu den wichtigsten Wirtschaftssektoren Kanadas. Sie umfasst die primäre Landwirtschaft sowie die Lebensmittelverarbeitung, die vor allem in Ontario und Québec konzentriert ist.

    Die Landwirtschaft ist eine wichtige Stütze der kanadischen Wirtschaft

    Im Jahr 2024 erwirtschaftete das gesamte Agrar- und Ernährungssystem laut dem kanadischen Landwirtschaftsministerium 149,2 Milliarden US-Dollar (US$), was rund 7Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Die primäre Landwirtschaft trug 31,7 Milliarden US$ (1,4Prozent) bei, die Lebensmittelverarbeitung 35,8 Milliarden US$ (1,6 Prozent). Insgesamt waren 541.400 Personen in diesen beiden Kernbereichen beschäftigt.

    Die wichtigsten landwirtschaftlichen Segmente sind:

    • Nutzpflanzenproduktion: vor allem Weizen und Raps in Saskatchewan, Alberta und Manitoba
    • Viehzucht: insbesondere Rinder in Alberta und Saskatchewan, Schweine in Québec und Manitoba
    • Milchwirtschaft: stark in Québec, Ontario und British Columbia

    Die Erlöse aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte (Farm Market Receipts) stiegen zwischen 2014 und 2024 auf 92 Milliarden US-Dollar, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,1Prozent entspricht.

    Eckdaten zur Landwirtschaft in Kanada
    Kennziffer

    2024

    Einwohner (Mio.)

    39,7

    Ackerfläche (in Mio. Hektar)

    56,91)

    Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung (in %)

    1,92) 

    Exporte Agrargüter in Milliarden US-Dollar (SITC 0)

    55,8 

    1 2023; 2 einschließlich Forstwirtschaft, Fischerei und Jagd.Quelle: Vereinte Nationen, Statistics Canada, UN Comtrade 2025

    Strukturwandel und Digitalisierung schreiten voran

    In Kanada gibt es rund 189.900 Farmbetriebe, die 62,2 Millionen Hektar bewirtschaften – etwa 6,2Prozent der Landesfläche. Die durchschnittliche Betriebsgröße hat sich in den letzten 50 Jahren nahezu verdoppelt. Die größten 10Prozent der Betriebe erwirtschaften heute über zwei Drittel der landwirtschaftlichen Umsätze – ein Zeichen für die zunehmende Konzentration und Professionalisierung der Branche.

    Der Einsatz digitaler Technologien ist stark von der Betriebsgröße abhängig. Größere Betriebe setzen deutlich häufiger auf digitale Farm-Management-Systeme, Automatisierung und datenbasierte Entscheidungsprozesse als kleinere. Aktuelle Zahlen zur Technologieeinführung liegen jedoch nicht vor.

    Die Lebensmittelverarbeitung ist ein industrieller Kernsektor

    Die Lebensmittelverarbeitung ist der größte industrielle Arbeitgeber Kanadas: Im Jahr 2024 waren rund 290.000 Personen in etwa 7.800 Betrieben beschäftigt. Die Branche stellt etwa 16 bis 17Prozent der industriellen Wertschöpfung und deckt rund 75Prozent der inländischen Nachfrage nach Lebensmitteln und Getränken.

    Zu den umsatzstärksten Teilbranchen zählen:

    • Fleischverarbeitung: rund 25Prozent
    • Milchprodukte: rund 11Prozent
    • Getreide- und Ölsamenverarbeitung: rund 11Prozent
    • Backwaren und Tortillas: rund 11Prozent

    Der Wettbewerb im kanadischen Lebensmittelmarkt wird maßgeblich zwischen kanadischen und US-amerikanischen Herstellern ausgetragen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach regionalen, nachhaltigen und pflanzenbasierten Produkten, was neue Marktchancen für innovative Anbieter eröffnet.

    Absatz ausgewählter Erzeugnisse für die Agrarwirtschaft in KanadaIn Millionen US$1); Veränderung und Marktanteil in Prozent

    Sparte (NAICS)2)

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil 3)

    Nahrungsmittelherstellung (311)

    112,5

    0,7

    18,1

    Pestizide, Düngemittel und sonstige agrochemische Erzeugnisse (3253)

    5,0

    -14,0

    0,8

    Maschinen für Landwirtschaft, Bau und Bergbau (3331)

    10,0

    -9,1

    1,6

    1 umgerechnet nach Durchschnittskurs 2024: 1 US$ = 1,37 CAN$; 2 North American Industry Classification System; 3 am gesamten Absatz des verarbeitenden Gewerbes.Quelle: Statistics Canada 2025

    Landmaschinenverkäufe fielen 2024 etwas schwächer aus

    Nach einem kräftigen Zuwachs im Vorjahr ist der Umsatz mit Landmaschinen in Kanada 2024 vermutlich etwas gesunken. Die Landmaschinenindustrie des Landes erzielte laut dem Verband Agricultural Manufacturers of Canada (AMC) 2024 einen Umsatz von gut 8 Milliarden US$. Laut IBISWorld sind 483 Unternehmen in der NAICS-Kategorie 33311 ("Tractors & Agricultural Machinery Manufacturing") registriert. Die Hersteller sind vor allem in Ontario, Québec, Manitoba und Saskatchewan konzentriert.

    Kanada importiert mehr Landmaschinentechnik, als es exportiert. Die USA sind mit Abstand wichtigster Handelspartner – sowohl als Lieferant als auch als Absatzmarkt. Deutschland zählt traditionell zu den wichtigsten europäischen Lieferländern, insbesondere bei hochwertiger Technik.

    Ein bemerkenswerter Fall, der zeigt, wie geopolitische Spannungen Handels- und Investitionsentscheidungen beeinflussen, ist CLAAS: Der deutsche Landtechnikhersteller verlagert im Zuge der aggressiven Handelspolitik von US-Präsident Trump einen Teil der Produktion seiner Mähdrescher von den USA nach Deutschland – und wird diese künftig direkt von dort nach Kanada exportieren.

    Wichtige Agrarbetriebe in Kanada

    Unternehmen

    Sparten

    Angestellte 2024

    Bunge Global SA Agrarwirtschaft, Lebensmittel und Zutaten, Kraftstoffe und Düngemittel

     37.000 *)

    AGT Food and Ingredients Inc. Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Einzelhandel

    3.000 *)

    Richardson International Ltd. Hafer- und Rapsprodukte, Getreideverarbeitung, Verkauf von Betriebsmitteln für den Pflanzenbau, Ölsaatenverarbeitung

    2.900 *)

    Sollio Cooperate Group Verarbeiter und Verkäufer von Hülsenfrüchten und Grundnahrungsmitteln (Linsen, Kichererbsen, Erbsen, Bohnen, Nudeln und Grieß, Reis, Bulgur, Hülsenfruchtzutaten und andere Produkte)

    15.960

    * weltweitQuelle: Marketline, Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Rahmenbedingungen

    Lebensmittelimporte nach Kanada sind stark reguliert. Zentrale Behörden und Vorschriften regeln Lizenzierung, Sicherheit, Etikettierung und Investitionen.

    Die Canadian Food Inspection Agency (CFIA) ist die zentrale Behörde für die Regulierung von Lebensmitteln in Kanada. Sie stellt Importlizenzen aus, kontrolliert die Einhaltung von Vorschriften zur Zusammensetzung, Etikettierung, Verpackung und Rückverfolgbarkeit und arbeitet dabei eng mit der Canada Border Services Agency (CBSA) zusammen. 

    Lebensmittelimporteure benötigen in der Regel eine Safe Food for Canadians (SFC) Licence. Diese wird über das Onlineportal My CFIA beantragt. Zusätzlich müssen Unternehmen ein präventives Kontrollsystem (Preventive Control Plan) vorweisen, das die Lebensmittelsicherheit gewährleistet. Die Verantwortung für die Sicherheit der importierten Produkte liegt beim Importeur selbst.

    Die CFIA veröffentlicht auf ihrer Webseite einen Schritt-für-Schritt-Leitfaden "Importing food to Canada", der eine strukturierte Übersicht über die Anforderungen und Schritte für Lebensmittelimporteure in Kanada bietet – von der Risikobewertung über die Lizenzbeantragung bis zur Rückverfolgbarkeit. Darüber hinaus lassen sich über das Automated Import Reference System (AIRS) die Anforderungen für einzelne Produktgruppen nach Herkunft, Verwendungszweck und Zielort recherchieren.

    CFIA regelt Etikettierung, Verpackung und Sicherheit von Lebensmitteln

    Die Anforderungen an die Etikettierung und Verpackung von Lebensmitteln sind in den "Safe Food for Canadians Regulations" (SFCR) und den "Food and Drugs Act/Regulations" (FDA/FDR) geregelt. Die CFIA stellt mit dem Industry Labelling Tool ein zentrales Informationsportal bereit, das alle relevanten Vorgaben zu:

    • Bilingualer Kennzeichnung (Englisch und Französisch)
    • Nährwertangaben und Zutatenlisten
    • Allergenkennzeichnung
    • Herkunftsangaben und Handelsbezeichnungen

    übersichtlich darstellt.

    Für alkoholische Getränke gelten zusätzliche Vorschriften, die je nach Provinz variieren. In vielen Provinzen erfolgt der Import über lizenzierte Agenten, die Produkte dem jeweiligen Liquor Board anbieten. Die Anforderungen an Etikettierung und Produktspezifikationen sind ebenfalls provinzabhängig, wobei die CFIA die allgemeinen Standards für Sicherheit und Kennzeichnung vorgibt.

    Investitionshöhe bestimmt Anzeige- oder Genehmigungspflicht

    Ausländische Direktinvestitionen unterliegen dem Investment Canada Act (ICA). Dieser wurde 2024 durch das Gesetz Bill C-34 modernisiert und sieht nun erweiterte Prüfmechanismen bei Investitionen mit potenziellen Risiken für die nationale Sicherheit vor.

    Für landwirtschaftliche Investitionen gilt:

    • Landerwerb durch Ausländer ist grundsätzlich erlaubt, unterliegt aber den Regelungen der jeweiligen Provinzen.
    • Es bestehen keine bundeseinheitlichen Einschränkungen für den Erwerb landwirtschaftlicher Flächen.
    • Investoren müssen je nach Investitionshöhe eine Anzeige oder Genehmigung nach dem ICA einreichen.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Tipps für den Markteinstieg

    Ein erfolgreicher Markteintritt in Kanada erfordert gute Vorbereitung. Lokale Partner, digitale Präsenz und Kenntnis regionaler Nachfrage sind entscheidende Erfolgsfaktoren.

    Der kanadische Agrarmarkt bietet deutschen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vielfältige Chancen – von der Lieferung hochwertiger Landtechnik über die Beteiligung an Innovationsprojekten bis hin zum Export verarbeiteter Lebensmittel. Die Markterschließung erfordert jedoch eine sorgfältige Vorbereitung, da Kanada ein anspruchsvoller, regulierter und regional differenzierter Markt ist.

    Regionale Unterschiede prägen Nachfragen und Chancen

    Während die Prärieprovinzen (Alberta, Saskatchewan, Manitoba) durch großflächige Nutzpflanzenproduktion und hohe Technologiedurchdringung gekennzeichnet sind, dominieren in Québec und Ontario die Lebensmittelverarbeitung und Milchwirtschaft. British Columbia wiederum bietet Potenzial im Bereich Bio-Produkte und nachhaltige Landwirtschaft.

    Entsprechend bestehen Unterschiede in der regionalen Nachfrage, etwa nach Landtechnik, Saatgut, Verarbeitungstechnologie oder nachhaltigen Verpackungslösungen. Die Nähe zu Forschungsclustern wie dem "Protein Industries Canada" oder dem "Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network" kann ein strategischer Vorteil sein.

    Vertrieb über Partner erleichtert Marktzugang

    Der Markteintritt in den kanadischen Agrarsektor erfolgt in der Praxis häufig über lokale Vertriebspartner, Handelsvertreter oder Vertragshändler. Diese Struktur hat sich insbesondere in den Bereichen Landtechnik, Lebensmittelzutaten und Agrarsoftware bewährt, da sie deutschen KMU den Zugang zu regionalen Märkten erleichtert und die hohen Einstiegskosten einer eigenen Niederlassung vermeidet.

    Laut der IHK Rhein-Neckar ist der Einsatz von Independent Sales Agents oder Distributoren eine gängige Alternative zur Gründung einer Tochtergesellschaft. Handelsvertreter agieren auf Provisionsbasis, während Distributoren Produkte auf eigene Rechnung einkaufen und weiterverkaufen – etwa an Einzelhändler oder landwirtschaftliche Betriebe. Diese Form des Markteintritts reduziert das unternehmerische Risiko und erlaubt eine schnellere Skalierung.

    Beispielhafte deutsche Unternehmen, die in Kanada mit lokalen Partnern arbeiten, sind etwa:

    • CLAAS (Landtechnik): Vertrieb über Händlernetzwerke in Ontario und Alberta.
    • KWS Saat SE (Saatgut): Kooperationen mit kanadischen Agrarhändlern und Forschungsinstituten.
    • BASF Agricultural Solutions: Präsenz in Kanada mit lokalem Vertrieb und Forschungseinrichtungen.

    Eigene Strukturen sind teuer und personalintensiv

    Die Kosten für den Aufbau eigener Vertriebsstrukturen sind erheblich. Neben der Gründung einer kanadischen Gesellschaft (Corporation) fallen Ausgaben für Rechtsberatung, Registrierung, Personal, Logistik und Marketing an. Zwar ist die Gründung laut der IHK eher unkompliziert und kostengünstig, doch der laufende Betrieb erfordert hohe Fixkosten und lokale Marktkenntnis.

    Hinzu kommt, dass Vertriebspersonal mit Agrarkompetenz in Kanada knapp ist. Der Fachkräftemangel betrifft auch den Vertrieb technischer Produkte, insbesondere in ländlichen Regionen. Daher setzen viele Unternehmen auf hybride Modelle: digitale Vertriebskanäle kombiniert mit lokalen Partnern.

    Empfehlenswert ist die Teilnahme an Fachmessen wie der "Canadian Manufacturing Technology Show" (CMTS) oder der "Canada’s Outdoor Farm Show", um Kontakte zu knüpfen und Produkte zu präsentieren.

    Auch digitale Plattformen gewinnen an Bedeutung. Kanadische Einkäufer nutzen zunehmend Online-Marktplätze und virtuelle B2B-Formate, insbesondere seit der Pandemie. Eine professionelle Online-Präsenz mit englischsprachigen Produktinformationen ist daher unerlässlich.

    Förderprogramme unterstützen internationale Kooperationen

    Kanada fördert gezielt internationale Kooperationen in der Agrartechnologie. Programme wie das "Agricultural Clean Technology Program" oder CAAIN bieten finanzielle Unterstützung für Projekte mit kanadischer Beteiligung. Deutsche KMU können sich als Technologiepartner einbringen, etwa bei der Entwicklung von KI-gestützten Lösungen, energieeffizienten Maschinen oder nachhaltigen Verpackungen.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Kanada

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Agriculture and Agri-Food CanadaLandwirtschaftsministerium

    Agri-Food Innovation Council 

    Forschungsverein
    Agricultural Manufacturers of CanadaBranchenverband
    Canadian Agri-Food Automation and Intelligence Network  (CAAIN) Industrieverband
    Canadian Federation of Agriculture (CFA) Industrieverband 
    Canadian Food Inspection Agency (CFIA)Regulierungsbehörde des Landwirtschaftsministeriums
    Canada's Farm Show  Fachmesse; 17. bis 19. März 2026, Regina, Saskatchewan
    AgSmartFachmesse; TBD 2026, Olds, Alberta 
    Canada's Outdoor Farm Show Fachmesse; 15. bis 17. September 2026, Woodstock, Ontario
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