Wirtschaftsumfeld | Kanada | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Im IT-Bereich dürften 2025 die Löhne spürbar steigen. Im Bergbau-, Öl- und Gassektor sind die Entgelte am höchsten. Gesundheitsversorgung ist eine der beliebtesten Nebenleistungen.
20.06.2025
Die Denkfabrik Conference Board of Canada erwartet 2025 eine Lohnsteigerung um nominal 3,4 Prozent im nicht gewerkschaftlich organisierten Arbeitsmarkt, ähnlich wie im Vorjahr. Das geht aus dem jährlichen Vergütungsausblick ("Compensation Planning Outlook 2025") hervor. Überdurchschnittlich stark sollen die Löhne für Beschäftigte in den Bereichen Technologie und IT, Energie sowie bei Beratungs- und Finanzdienstleistungen steigen. Diese Branchen sind besonders vom Fachkräftemangel betroffen und müssen mit höheren Gehältern um Talente konkurrieren.
Lohnschere zwischen den Regionen hat sich 2024 leicht vergrößert
In den wirtschaftsstarken Provinzen Alberta, British Columbia, Ontario und Québec sind die Löhne in Kanada traditionell am höchsten. In Alberta und British Columbia sind die Löhne 2024 überdurchschnittlich gestiegen. Dadurch hat sich die Lohnschere landesweit wieder etwas vergrößert, nachdem Provinzen wie Saskatchewan sowie Neufundland und Labrador zuletzt aufgeholt hatten.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 4.078 |
Landwirtschaft | 3.116 |
Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau, Steine und Erden, Öl- und Gasförderung | 7.093 |
verarbeitendes Gewerbe | 4.262 |
Versorgungsleistungen 2) | 6.400 |
Baugewerbe | 4.573 |
Groß- und Einzelhandel | 3.003 |
Transport und Lagerhaltung | 4.114 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 1.880 |
Information, Freizeit und Kultur | 3.474 |
Finanz- und Versicherungswesen, Immobilien, Vermietung und Leasing | 5.088 |
Die Sektoren mit den höchsten Löhnen in Kanada waren 2023 die Bereiche Bergbau, Öl- und Gasförderung mit 83.046 US-Dollar (US$) im Jahr sowie die Energie- und Versorgungsindustrie (74.285 US$). Im Finanz- und Versicherungswesen wurden durchschnittlich 56.222 US$ gezahlt, bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 55.662 US$.
Die kanadischen Provinzen und Territorien bestimmen ihre gesetzlichen Mindestlöhne selbst. In New Brunswick, Neufundland und Labrador, Nova Scotia und Yukon sind sie wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten am 1. Juni 2025 angehoben worden. Die Mindestlohnspanne reicht von 15 kanadischen Dollar (kan$, entspricht etwa 9,59 Euro) bis 19 kan$ (12,15 Euro). Weiterführende Informationen und eine Übersicht über die Mindestlöhne in allen Landesteilen bietet der Retail Council of Canada.
Position (National Occupational Classification) | Monatslohn |
---|---|
Führungskraft | 7.323 |
Techniker:in | 4.623 |
unterstützende Bürokraft | 3.289 |
Verkaufs- und Dienstleistungsberufe | 1.540 |
Handwerker:in | 3.980 |
Maschinen- und Anlagenbediener:in | 3.159 |
Hilfskraft | 2.857 |
Jahresendprämien sind sehr verbreitet
Die Belegschaften erhalten in der Regel am Jahresende einen Bonus. Laut einer Umfrage des Personaldienstleistungsunternehmens Robert Half planten 95 Prozent der kanadischen Unternehmen, im Jahr 2024 Jahresendprämien zu zahlen. Das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahr. Außerdem sollte der Bonus diesmal höher ausfallen: 65 Prozent der Befragten wollten höhere Boni überweisen. Im Vorjahr lag dieser Anteil nur bei rund 55 Prozent.
Ein 13. Monatsgehalt ist dagegen in Kanada unüblich. Bei einfachen Angestellten ohne Leitungsfunktion oder Mitarbeiterverantwortung ist ein Jahresbonus von 3 bis 8 Prozent die Regel. Im mittleren Management gelten Zahlungen von 10 bis 25 Prozent als Faustregel. Je näher die Tätigkeit an der Geschäftsleitung ist, desto üppiger ist auch der Bonusanteil. In technologie- und finanznahen Branchen sind Boni deutlich höher (bis zu 20 Prozent im mittleren Management).
Nicht monetäre Leistungen wie eine Zusatzkrankenversicherung für die Angestellten und deren Familien beeinflussen oft die Entscheidung der Arbeitnehmer für eine Stelle. Auch ein Dienstwagen, Fortbildungsmaßnahmen oder die Freistellung und Unterstützung beim Erlangen zusätzlicher Bildungsabschlüsse wie dem Master of Business Administration (MBA) können Teile des Vergütungspakets sein.
Bei nicht monetären Angeboten sind einer Randstad-Untersuchung zufolge Sozialleistungen wie Gesundheitsversorgung und Flexibilität generationsübergreifend sehr wichtig. Bei anderen Anreizen setzen einzelne Altersgruppen unterschiedliche Prioritäten: Millennials – also die Generation, die zwischen 1981 und 1998 geboren wurde und die daher am ehesten junge oder schulpflichtige Kinder hat – wünschen sich Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Weiterbildung, Diversität und stabile familienfreundliche Bedingungen. Ein wichtiger Punkt ist Kinderbetreuung, denn Kitas und andere Betreuungsmöglichkeiten sind in Kanada in der Regel sehr kostspielig, wenn die Eltern keinen Zugang zu staatlich subventionierter Kinderbetreuung haben.
Sozialversicherungsbeiträge sind die Abzüge für die Rentenversicherung – dem Canada Pension Plan (CPP) beziehungsweise dem Québec Pension Plan (QPP) – sowie die für die Arbeits- und Krankenversicherung. Der QPP gilt ausschließlich in Québec, während der CPP im Rest des Landes gilt. Der CPP ist daher zentral organisiert. In diese Fonds zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Prozentsatz vom Bruttolohn ein. Viele Großunternehmen haben darüber hinaus eine betriebliche Altersvorsorge eingerichtet.
Provinzielle und territoriale Pläne statt staatlicher Krankenversicherung
Die gesetzliche Krankenversicherung ("Health Tax") ist auf Provinzebene organisiert. Unternehmen in Ontario beispielsweise zahlen eine Gesundheitssteuer zur Finanzierung des öffentlichen Gesundheitssystems basierend auf ihren jährlichen Lohnzahlungen. Unterschreiten diese Lohnzahlungen 1 Million kan$, zahlen die Unternehmen einen abgestuften Prozentsatz. Dazu gibt es für berechtigte Firmen Freigrenzen für die Gesundheitssteuer. Solche Ausnahmeregelungen unterscheiden sich regional. Weitere Informationen zur Krankenversicherung bieten die jeweiligen Provinzbehörden online an.
Wiederum zentral verwaltet wird die Arbeitslosenversicherung (Employment Insurance). Finanziert wird sie über einen Beitrag aus dem Bruttoeinkommen der Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber muss einen 1,4-mal höheren Betrag entrichten.
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