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Personalsuche und Personalmanagement
Kenia ist ein internationaler Standort. Personalsuche und -management funktionieren daher ähnlich wie in Europa. Dennoch sind kleine Unterschiede zu beachten.
04.07.2024
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Die Personalsuche läuft auch in Kenia online ab
Die Suche nach Mitarbeitenden läuft auch in Kenia meist online ab. Anzeigen in Tageszeitungen gehören der Vergangenheit an. In der Regel beauftragen Unternehmen lokale Recruiting-Agenturen mit der Suche oder bedienen sich ihrer eigenen Netzwerke, oft auch über Social Media wie LinkedIn. Unter anderem für die zeitraubende Vorselektion der Bewerbungen wird das Einbinden einer Recruitment-Agentur empfohlen. Die Kosten für die Beauftragung einer solchen Agentur liegen mit ein bis zwei Monatsgehältern im international üblichen Rahmen.
In Kenia erfahrene Unternehmen berichten davon, dass sich auch auf Stellenausschreibungen, die eine gewisse Qualifikation voraussetzen, viele ungeeignete Kandidaten bewerben. Das zeigt sich schon daran, dass viele Bewerbungen nicht dem in Deutschland Üblichen entsprechen - oft ohne Motivationsschreiben und nur mit Lebenslauf. Man sollte daher nicht zu viel voraussetzen und schon in der Stellenanzeige darauf hinweisen, dass zum Beispiel ein Motivationsschreiben oder Angaben zu den Sprachkenntnissen gewünscht sind.
Personalmanagement: Wer seine Leute binden möchte, muss kreativ sein
Kenianische Arbeitnehmer sind vom Gesetz her sehr gut abgesichert, sobald sie einen unbefristeten Vertrag haben. Um die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen zu reduzieren, wird daher empfohlen, zunächst das Arbeitsverhältnis zu befristen (zum Beispiel auf ein Jahr) und danach von der maximal sechsmonatigen Probezeit Gebrauch zu machen.
Bestimmte Dienstleistungen wie die Gehaltsabrechnung oder das Formulieren des Arbeitsvertrages werden oft an externe Dienstleister ausgelagert. Dies können in Kenia Unternehmen internationale Kanzleien oder auch die AHK übernehmen. Es wird dringend abgeraten, Gehälter am Fiskus vorbei bar auszuzahlen. Die kenianische Finanzbehörde Kenya Revenue Authority (KRA) gilt als effizient arbeitende Behörde, die Unternehmen professionell prüft. Dem Irrtum zu erliegen, dass es in Kenia diesbezüglich Schlupflöcher gibt, die man für sich nutzen kann, dürfte sehr teuer werden.
Gutes Arbeitsklima und Zusatzleistungen können Fluktuation reduzieren
Die Wechselbereitschaft seitens der Mitarbeitenden ist in Kenia deutlich höher als in Deutschland. Will man eine zu hohe Fluktuation vermeiden, sollte man auf Aspekte achten, die für die Mitarbeiterbindung wichtig sind. Dazu zählen auch ein gutes Arbeitsklima, die Möglichkeit der Weiterbildung sowie bestimmte freiwillige Zusatzleistungen. Das können finanzielle Zuschüsse sein wie die Kostenübernahme für eine private Krankenversicherung. Einige Unternehmen kümmern sich auch um die Rentenbeiträge. Aber auch andere Aspekte, wie mehr Urlaubstage als die gesetzlich vorgeschriebene Mindestanzahl von 21 sind geschätzte Anreize.
Spätestens seit der Pandemie hält auch in Kenia Home-Office Einzug. Zwei Tage pro Woche sind bei Bürotätigkeiten üblich. Gerade im staugeplagten Nairobi, wo die An- und Abreise zum Arbeitsplatz sehr lange dauern kann, können flexible Home-Office- und Arbeitszeitregelungen von großem Vorteil für die Mitarbeitenden sein.