Wirtschaftsumfeld | Kenia | Wirtschaftsstruktur
Kenias Wirtschaft ist breit aufgestellt
Kenias Wirtschaft ist eine der diversifiziertesten in Afrika. Gerade im Dienstleistungsbereich steht das Land ganz vorne.
30.09.2024
Kenia ist nach Südafrika, Nigeria und Äthiopien die viertgrößte Volkswirtschaft in Afrika südlich der Sahara und einer der wichtigsten Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft. Im Jahr 2023 lag Kenia bei den deutschen Exporten nach Afrika auf Platz 10. Anders als seine Nachbarn Äthiopien und Tansania gilt Kenia als eine offene Volkswirtschaft. Der Hafen von Mombasa und das Wirtschaftszentrum Nairobi machen das ostafrikanische Land zur dominierenden Handelsdrehscheibe in der Region.
Mitunter interessant für Unternehmen ist auch die Produktion oder Montage vor Ort aufgrund des stetig wachsenden Marktes, gerade bei Verbrauchsgütern. Deutsche Unternehmen produzieren oder montieren aktuell in den Bereichen Automotive, Kosmetik, Medizintechnik, Wasserversorgung und Landwirtschaft. Gleichwohl gehen Unternehmen hier ins Risiko in einem nicht immer einfachen Markt.
Von Kenia aus können Unternehmen mit einer regionalen Vertriebsniederlassung auch die anderen ostafrikanischen Märkte gut bedienen. Die Zollunion East African Community (EAC) umfasst Tansania, Uganda, Ruanda, Burundi, Südsudan und seit 2022 auch die DR Kongo. Innerhalb dieser Zollunion herrscht relative Reise- und Handelsfreiheit. Viele deutsche Unternehmen betreiben eine derartige regionale Vertriebsniederlassung in Nairobi.
Vielfalt der Sektoren sticht hervor
Die Branchenvielfalt Kenias wird in Subsahara-Afrika nur noch von Südafrika und vielleicht Nigeria übertroffen. Die drei Säulen Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen sind stark ausgeprägt. Auch hinsichtlich der Größe der einzelnen Sektoren, der Anzahl der Unternehmen, der Angebotsvielfalt sowie des Organisationsgrades und der Transparenz sticht Kenia regional hervor. Vergleichsweise unbedeutend sind in Kenia bislang nur der Bergbau sowie der Öl- und Gassektor.
Der Dienstleistungssektor ist breit gefächert. Regional herausragend sind die Bereiche Finanzen, Handel, Unternehmensberatung, Tourismus und Logistik mit einer Mischung aus lokalen Anbietern und internationalen Akteuren, die sich hier angesiedelt haben. Insbesondere in der internationalen Metropole Nairobi ist der Bedarf an unterschiedlichsten Dienstleistungen auf höchstem Niveau ausgeprägt. Auch deshalb hat sich die Stadt in den letzten Jahren zu einem Start-up-Hub in Afrika entwickelt (siehe dazu GTAI-Bericht Start-ups in Kenia).
Auch das verarbeitende Gewerbe spielt eine wichtige Rolle. Die Bauindustrie wird trotz der aktuellen Sparmaßnahmen weiter wachsen, da die Infrastruktur weiter ausgebaut werden muss und auch der Häuserbau weiter boomen dürfte. Die lokalen Baustoffproduzenten erweitern daher ihre Kapazitäten kontinuierlich. Weitere Akteure in diesem Bereich dürften in den kommenden Jahren mit neuen Produkten auf den Markt kommen. Gleiches gilt für die Konsumgüterindustrie, die insbesondere im Großraum Nairobi angesiedelt ist und die gesamte Region Ostafrika beliefert.
Agrarsektor produziert auch für den Export
Hohe Importpreise und steigender Bedarf sorgen eigentlich für ein gutes Umfeld für den Agrarsektor. Jedoch nimmt die Produktion nicht stark genug zu. Das liegt auch daran, dass der von Kleinbauern dominierte Agrarsektor sich nur langsam modernisiert. Auch gibt es Beim Erwerb von Grund und Boden für Investoren rechtliche Risiken. Langfristig muss die Produktion deutlich gesteigert werden, ansonsten steigt die Importabhängigkeit weiter oder es droht im schlimmsten Fall Nahrungsmittelknappheit.
Wichtig ist in Kenia auch die exportorientierte Landwirtschaft, die vor allem Tee, Kaffee, Schnittblumen, Obst und Gemüse produziert. Investoren sind hier häufig kapitalstarke ausländische Unternehmen, die sich hochwertige Maschinen und Betriebsmittel leisten können.
Sektoren | Anteil am BIP 2024 *) |
---|---|
Dienstleistungen | 57,2 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 25,7 |
Industrie | 17,1 |
Verarbeitendes Gewerbe | 7,8 |
Baugewerbe | 6,7 |
Energieversorgung und Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 2,0 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 0,6 |
GTAI-Informationen zu Kenia
- Wirtschaftsausblick Kenia: Was sind die Konjunkturerwartungen? Welche Chancen haben deutsche Unternehmen?
- Arbeitsmarkt Kenia: Alle Aspekte rund um die Einstellung von Arbeitskräften
- Wirtschaftsdaten kompakt: Alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen auf einen Blick
- Branchenberichte zu Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Energie, Wasser, Abfall & Recycling, Gesundheitssektor
- Aktuelle geberfinanzierte Projekte: GTAI-Länderseite Kenia, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Wirtschaftszentren liegen entlang des Mombasa-Korridors
Nairobi ist das wirtschaftliche Zentrum Kenias. In der Hauptstadt leben etwa 4,4 Millionen Menschen. Hier ist ein Großteil der Industrie und des Dienstleistungssektors angesiedelt. Die Stadt ist international, mit vielen ausländischen Unternehmen, Botschaften und den Vereinten Nationen.
Das logistische Zentrum Kenias ist Mombasa - mit rund 1,2 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes. Hier befindet sich auch der größte Hafen des Landes, neben Daressalam (Tansania) der größte Ostafrikas. Von Mombasa aus werden nicht nur Kenia, sondern auch Uganda, Ruanda, der Südsudan und Ostkongo versorgt.
Ausbau des Logistikkorridors nach Uganda
Der wichtige Transportkorridor beginnt in Mombasa und endet im tiefsten Afrika in Uganda, Ruanda, Südsudan und im Ostkongo. Entlang des kenianischen Streckenabschnitts liegen neben Nairobi weitere Wirtschaftszentren wie Naivasha, Nakuru und Kisumu. Die Straße soll autobahnähnlich ausgebaut werden. Mit chinesischer Finanzierung wurde im Jahr 2017 eine moderne Eisenbahnstrecke von Mombasa nach Nairobi eröffnet. Sie wurde inzwischen bis Naivasha verlängert - ein Weiterbau bis nach Uganda verzögert sich. Schneller voran kommt der Bau der Bahnlinie im "Konkurrenzkorridor" vom tansanischen Hafen Daressalam durch Tansania hindurch.
Ein neuer Korridor soll in Kenia weiter nördlich mit dem neu gebauten Tiefseehafen in Lamu entstehen. Dieser wurde ebenfalls mit chinesischem Geld gebaut. Das Hinterland von Lamu ist noch relativ wenig entwickelt, so dass es einige Zeit dauern wird, bis dort ein belebter Korridor entsteht. Von Lamu aus könnten langfristig Äthiopien und der Südsudan versorgt werden.
Region (County) 1) | Anteil am BIP (in %, 2022) 2) | Bevölkerung 2023 (in Mio.) 3) |
---|---|---|
Nairobi | 27,5 | 4.8 |
Nakuru | 4,9 | 2.3 |
Kiambu | 5,9 | 2.7 |
Mombasa | 4,6 | 1.3 |
Machakos | 3,1 | 1.5 |
Meru | 3,3 | 1.6 |
Kisumu | 2,5 | 1.2 |