Special Kongo Rohstoffsicherung
DR Kongo beendet Exportstopp für Kobalt und führt Quoten ein
Die Demokratische Republik Kongo hebt ihr siebenmonatiges Exportverbot für Kobalt auf und führt ab dem 16. Oktober 2025 Exportquoten ein.
25.09.2025
Von Edda Wolf | Bonn
Die DR Kongo, die rund 75 Prozent des weltweit verfügbaren Kobalts produziert, beendet ihr siebenmonatiges Exportverbot am 15. Oktober 2025 und führt ein Exportquotensystem ein. Ab 16. Oktober 2025 werden die Kobaltexporte wieder aufgenommen. Die Entscheidung der kongolesischen Regierung für ein gezieltes Management der Kobaltexporte ist ein bemerkenswerter Politikwechsel mit direkten Auswirkungen auf die globalen Lieferketten.
Wie hoch sind die Exportquoten?
Für den Rest des Jahres 2025 dürfen maximal 18.125 Tonnen Kobalt exportiert werden, davon 3.625 Tonnen im Oktober und jeweils 7.250 Tonnen im November und Dezember.
Für 2026 und 2027 gilt eine Exportobergrenze von jeweils 96.600 Tonnen pro Jahr. Das entspricht weniger als der Hälfte der kongolesischen Produktion von 204.000 Tonnen im Jahr 2024.
Die Produzenten erhalten eine Basisquote von 87.000 Tonnen pro Jahr und die kongolesische Regulierungsbehörde ARECOMS (Autorité de Régulation et de Contrôle des Marchés des Substances Minérales Stratégiques) eine strategische Quote von 9.600 Tonnen pro Jahr.
Die Zuteilung der Basisquoten erfolgt aufgrund historischer Exportmengen der Unternehmen, die Datenbasis aber ist bisher nicht genau definiert.
ARECOMS behält sich das Recht vor, die Quoten je nach Marktlage vierteljährlich anzupassen und über Quote produzierte Bestände aufzukaufen. Die Behörde kann so strategische Lagerbestände anlegen. Firmen, die ihre Quoten überschreiten, riskieren Aufkäufe ihrer Vorräte durch die Behörde, auch wenn bisher unklar ist, ob, wann und in welchem Umfang diese aktiv wird.
Ausnahmen vom Quotensystem gelten für nicht integrierte Raffinerien, Unternehmen mit weniger als 100 Tonnen Kobaltexport im Jahr 2024 (außer der staatlichen Entreprise Générale du Cobalt, EGC), und Minen mit erschöpften Kobaltreserven.
Welche Risiken birgt das Quotensystem?
Die Zuteilung, Anpassung und Durchsetzung der Quoten in der DR Kongo sind mit Unsicherheiten behaftet. Quoten begrenzen die exportierbaren Mengen, nicht die Abbaukapazität. Die kongolesischen Produzenten stehen vor der Wahl: Durchsatz drosseln, Lagerbestände anlegen oder hochpreisige Chargen für den Export priorisieren. Die Unternehmen müssen ihre Produktionsplanung flexibel anpassen: Wird ihnen eine ausreichend hohe Exportquote zugeteilt, können sie ihre Kobalt-Produktionslinien weiter betreiben und aufgrund der gestiegenen Preise den Mengenrückgang durch höhere Erlöse teilweise ausgleichen. Bei zu niedrigen Quoten droht jedoch die Stilllegung von Kobalt-Produktionslinien, was zu einer Angebotsknappheit führen und zudem die Kupferproduktion verteuern würde. Denn Kobalt ist ein Beiprodukt der Kupferproduktion.
Die DR Kongo kann ihre Exportquoten vierteljährlich an die Marktbedingungen anpassen. Entscheidend wird sein, wann dies geschieht und wie sie ihre Entscheidungen dem Markt kommuniziert. Die Akteure an den Rohstoffmärkten erwarten, über Änderungen rechtzeitig informiert zu werden, damit sie Planungssicherheit haben. Sollte ARECOMS die Quoten nicht an die Entwicklung der Nachfrage anpassen, besteht ein reales Risiko von Versorgungsunterbrechungen.
Auch Exportdokumentation, Nachweisverifikationen und Logistik können zu Lieferengpässen führen. Große, in der DR Kongo tätige Produzenten wie Glencore und Eurasian Resources Group (ERG) mussten infolge des Exportstopps bereits Force Majeure erklären, da sie keine Lager außerhalb der DR Kongo haben.
Frühere Versuche, den Export von Coltan und Kobalt zu regulieren, führten zu Warteschlangen an den Grenzen und förderten Schmuggel. Präsident Félix Tshisekedi fordert, dass internationale Abnehmer Kobalt direkt aus der DR Kongo beziehen und nicht über Nachbarländer.
Welche Ziele verfolgt die DR Kongo?
Die kongolesische Regierung reagiert mit ihrer neuen Rohstoffpolitik auf einen massiven weltweiten Preisverfall - im Januar und Februar 2025 sank der Kobaltpreis auf ein Neunjahrestief. Sie will die globalen Lagerbestände auf ein Volumen reduzieren, das etwa der weltweiten Nachfrage innerhalb eines Monats entspricht. Laut Benchmark Minerals reichen die Kobaltbestände 2025 für 233 Tage aus. Ziel der DR Kongo ist es, die Kontrolle über die Kobalt-Wertschöpfungskette zurückzugewinnen, das Überangebot am Weltmarkt einzudämmen und die Preise zu stützen, um die eigenen Einnahmen aus dem Bergbau zu stabilisieren.
Die Wirksamkeit der Exportquote hängt auch davon ab, inwieweit Kobalt aus Indonesien, dem weltweit zweitgrößten Produzenten, die knapperen Exportmengen der DR Kongo ausgleichen kann. Die DR Kongo sucht deshalb die Zusammenarbeit mit Indonesien, um Angebot und Preise am Weltmarkt zu regulieren. Indonesien selbst plant keine Produktionsbegrenzung, will aber die Bergbauabgaben erhöhen. Als geopolitische Dimension ist zu beachten, dass China etwa 69 Prozent der Kobaltminen in der DR Kongo (z.B. CMOC) und etwa 90 Prozent der Kobaltinvestitionen in Indonesien besitzt.
Der Bergbauminister der DR Kongo, Louis Watum Kabamba, betonte im Rahmen des „Climate Week Roundtable“ des Cobalt Institute am 24. September 2025 in New York, dass das Kobalt des Landes ausschließlich unter nationaler Kontrolle stehe: „Das Kobalt der Demokratischen Republik Kongo wird nicht von den Chinesen kontrolliert; es wird von niemandem außer uns kontrolliert, denn es gehört uns.“ Das Exportverbot und das Exportquotensystem seien Teil einer Strategie zur Förderung lokaler Wertschöpfung und wirtschaftlicher Unabhängigkeit. Geplant sind Sonderwirtschaftszonen, Steuererleichterungen, ein KI-Aktionsplan und die Einführung einer Handelsbörse in nationaler Währung.
Parallel dazu verfolgt Zentralbankgouverneur André Wameso laut Bloomberg das Ziel, die Einnahmen aus Rohstoffexporten stärker zur Stabilisierung der Landeswährung zu nutzen. Die Zentralbank plant den Aufbau eines Finanzökosystems rund um inländische Rohstoffe, beginnend mit Gold. Dazu gehören unter anderem der Bau einer Goldraffinerie in Kinshasa und die Entwicklung kapitalmarktorientierter Instrumente in lokaler Währung. Hintergrund sind die Schwäche des Kongo-Franc und der hohe Dollarisierungsgrad der Wirtschaft.
Ab 2027 droht ein Angebotsdefizit
Kobalt ist essentiell für Elektrofahrzeugbatterien, und die DR Kongo ist weltweit wichtigster Produzent. Ihr Politikwechsel reduziert Ausfuhrmengen und hat so erhebliche globale Auswirkungen auf Abnahmeverträge und Preise. Analysten erwarten kurzfristig den Abbau weltweiter Lagerbestände und ab 2027 ein Angebotsdefizit.
Die Exportquote verschärft den Wettbewerb um verfügbare Kobaltmengen und erhöht das Preisrisiko entlang der Wertschöpfungskette. Zwar wirken hohe Lagerbestände in China kurzfristig dämpfend, doch weitere Angebotsverknappungen werden zu Preisspitzen führen.
Exportverbot führte bereits zu starkem Preisanstieg für Kobalt
Nach Verhängung des Exportverbots im Februar 2025 stiegen die Preise von 22. Februar bis 22. September 2025 stark an (laut Benchmark Minerals):
- Kobaltsulfat von 8,00 auf 16,00 US-Dollar pro Pfund (100 Prozent Kobaltgehalt),
- Kobalthydroxid von 5,70 auf 13,00 US-Dollar pro Pfund (Fastmarkets-Preisbewertung: 14,70–15,00 US-Dollar pro Pfund, cif China, 24. September 2025),
- Kobaltmetall von 11,00 über 27,00 auf 15,00 US-Dollar je Pfund.
Ein anhaltend hohes Preisniveau wird jedoch den Technologiewandel hin zu kobaltärmeren oder -freien Batterien (z.B. Lithium-Eisen-Phosphat, LFP) beschleunigen. Das liefe den Interessen der DR Kongo zuwider.
Ausblick
Das neue Quotensystem bringt mehr Planbarkeit, aber auch neue Unsicherheiten. Die Quoten liegen deutlich unter dem bisherigen Exportvolumen - das kann ab 2027 zu Lieferengpässen und weiter steigenden Preisen führen. Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette – von Minenbetreibern über Raffinerien bis zu Batterieherstellern – müssen sich auf eine Phase erhöhter Preisvolatilität und komplexerer Beschaffung einstellen.
Für Rohstoffeinkäufer
- Prüfen Sie mögliche Abhängigkeiten von kongolesischem Kobalt und diversifizieren Sie, wo möglich.
- Beobachten Sie Quotenvergabe und Rohstoffpolitik in der DR Kongo und in Indonesien genau.
- Kalkulieren Sie mit anhaltender Preisvolatilität und möglichen Engpässen ab 2027.
- Halten Sie Ihre Beschaffung flexibel, prüfen Sie Alternativen wie kobaltärmere Technologien oder Recycling.