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Wirtschaftsumfeld | Kroatien | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Kroatische Unternehmen müssen im Wettbewerb um geeignete Arbeitskräfte deutlich mehr investieren. Mitarbeiterbindung wird für Personaler wichtiger.

Von Kirsten Grieß | Zagreb

Die wirtschaftliche Bedeutung des Dienstleistungssektors spiegelt sich im kroatischen Arbeitsmarkt wider. Laut Eurostat arbeiteten 2022 rund 40 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich. Im verarbeitenden Gewerbe waren 17 Prozent der Arbeitnehmenden beschäftigt, gefolgt vom Baugewerbe. Das sind auch die Wirtschaftszweige, in denen Arbeitgeber am häufigsten über Arbeitskräftemangel klagen. Das geht aus einer Umfrage der kroatischen Wirtschaftskammer von Mai 2024 hervor. Vor allem im Tourismus und im Gastgewerbe wird dringend Personal gesucht. Knapp sind auch erfahrene IT-Spezialisten. 

Eine Unternehmensvertreterin berichtet, dass der kroatische Arbeitsmarkt in den letzten zehn Jahren einen erheblichen Wandel vollzogen hat. Das Arbeitsangebot sei deutlich geschrumpft und die Suche nach geeigneten Arbeitskräften erheblich aufwendiger. Gleichzeitig sei strategisches Personalmanagement und die Bindung von Mitarbeitenden in den Fokus gerückt.

Heute sind 85 Prozent der potenziellen Kandidaten in einer Beschäftigung. Vor 4 oder 5 Jahren waren 90 Prozent der Kandidaten arbeitslos.

Tomislav Hanžek Mitglied der Geschäftsführung, Electus DGS

Klassische Kanäle werden nach wie vor genutzt

Kroatische Unternehmen nutzen weiterhin klassische Kanäle bei der Suche nach neuen Arbeitskräften. An erster Stelle stehen Suchanfragen beim kroatischen Amt für Beschäftigung (HZZ).  Daneben werden auch Anzeigen auf Stellenbörsen im Internet platziert. Führende Anbieter sind die Portale Posao und MojPosao. Diese Kanäle eignen sich vor allem für Stellenbesetzungen in der Produktion oder der Verwaltung. 

Viele Arbeitgeber setzen auf persönliche Empfehlungen ihrer Mitarbeitenden. Es ist nicht unüblich, dass in der Mitarbeitergewinnung Prämien ausgelobt werden. Soziale Medien wie LinkedIn und Facebook nehmen an Bedeutung in der Personalsuche stetig zu. Für Nachwuchskräfte eignen sich darüber hinaus Karrieretage von Bildungseinrichtungen oder Jobmessen. 

Marketinginstrumente zur Personalgewinnung

Im härter werdenden Wettbewerb um neue Talente ist erfolgreiches Employer Branding entscheidend. Unternehmensvertreter berichten, dass sie immer mehr Mittel in Sichtbarkeit investieren. Viele Arbeitgeber generieren Aufmerksamkeit über soziale Netzwerke. Andere schalten lokale Werbekampagnen, treten als Sponsoren von Sportveranstaltungen auf oder laden zu eigenen Recruitingveranstaltungen ein. Romina Dežić, Personalleiterin des Schuhherstellers HAIX in Kroatien, empfiehlt, möglichst verschiedene Formen der Werbung zu kombinieren. 

Ein guter und kreativer Satz an Marketinginstrumenten ist heute unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit in der Personalabteilung.

Romina Dežić Personalleiterin, HAIX Obuća Kroatien

Um Führungskräfte zu finden, werden üblicherweise professionelle Personalberater eingeschaltet. Zunehmend greifen Firmen bei der An- und Abwerbung hochqualifizierter und spezialisierter Fachkräfte auf Headhunter zurück. Die Direktsuche ist allerdings kostenintensiv. In Kroatien operieren Agenturen bei der Berechnung der Provision zumeist mit Preislisten. Entscheidend für die Kalkulation sind Kriterien wie die Art der Position, das Anforderungsprofil des Kandidaten und die Größe des Unternehmens. Das Honorar wird in der Regel in einem Erstgespräch auf Basis der gelieferten Informationen abgestimmt. 

Zeitarbeit ist in Kroatien kaum verbreitet. Weniger als 1 Prozent der kroatischen Erwerbstätigen waren 2023 bei Zeitarbeitsfirmen angestellt. Neben dem Arbeitsvermittler Electus DGS bieten etwa die DEKRA Arbeit, Lugera (vormals Adecco), Trenkwalder, Smart Flex und Manpower die Überlassung von Arbeitnehmern an. Die Vermittlungsgebühr beträgt zwischen 12 und 15 Prozent der monatlichen Lohnkosten der überlassenen Arbeitskraft.

Unternehmensstandort als Erfolgsfaktor

Bei einer Ansiedlung in Kroatien sollten Unternehmen die Mitarbeitergewinnung frühzeitig mitdenken. Der kroatische Staat bietet in unterversorgten Regionen höhere Investitionsanreize, dort gibt es aber auch weniger qualifizierte Arbeitskräfte. Die Personalsuche muss dann in einem deutlich größeren Radius erfolgen, was angesichts eines schlecht ausgebauten öffentlichen Nahverkehrs problematisch sein kann. Generell ist die Mobilität kroatischer Arbeitskräfte eher gering. Tomislav Hanžek, Personalvermittler von Electus DGS, schätzt, dass nur wenige Kroaten für einen Arbeitsplatz pendeln oder umziehen würden. 

Die AHK Kroatien bietet selbst keine Recruiting-Dienstleistungen an, erhielt aber zuletzt vermehrt Anfragen von deutschen Unternehmen zur Abwerbung von Fachkräften nach Deutschland. Mitunter nutzen deutsche Unternehmen auch ihre kroatischen Niederlassungen, um Arbeitskräfte für den Heimatmarkt zu gewinnen. Krešimir Hlede, lokaler Geschäftsführer von Porsche eBike Performance, ist der Meinung, dass es in Kroatien immer noch einfacher sei, einen Entwickler zu finden als in Deutschland. Beschäftigte für das Werk in Deutschland sucht das Unternehmen daher bevorzugt in Kroatien.

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