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Wirtschaftsumfeld | Kroatien | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Die Personalsuche wird in Kroatien anspruchsvoller. Gerade mit Blick auf Führungskräfte ist professionelle Personalberatung gefragt. Kluges Personalmanagement gewinnt an Bedeutung.

Von Kirsten Grieß | Zagreb

Der Dienstleistungssektor ist Kroatiens wichtigster Wirtschaftszweig. Laut Eurostat waren 2024 rund 42Prozent der Beschäftigten dort tätig. Im verarbeitenden Gewerbe arbeiteten 16Prozent, gefolgt von der Bauwirtschaft. Besonders im Handel, Tourismus und Baugewerbe klagen Arbeitgeber über fehlende Fachkräfte bei weiterwachsendem Personalbedarf, wie der Vizepräsident der kroatischen Wirtschaftskammer, Igor Pokaz, prognostiziert. Etwas entspannt hat sich die Lage zuletzt bei IT-Fachkräften, da die Branche mit zurückgehenden Aufträgen aus dem Ausland ringt.

Unternehmensvertretende berichten, dass sich der kroatische Arbeitsmarkt in den letzten zehn Jahren spürbar verändert hat. Das Angebot an Arbeitskräften sei deutlich zurückgegangen und die Personalsuche inzwischen erheblich aufwendiger. Gleichzeitig würden strategisches Personalmanagement und die langfristige Bindung von Mitarbeitenden stärker in den Fokus rücken.

Stellenanzeigen funktionieren nicht mehr für alle

Kroatische Unternehmen nutzen bei der Personalsuche weiterhin klassische Kanäle. An erster Stelle stehen Anfragen beim kroatischen Amt für Beschäftigung (Hrvatski zavod za zapošljavanje, HZZ), gefolgt von Anzeigen auf Online-Stellenbörsen wie Posao und MojPosao. Die Plattformen eignen sich allerdings eher für Einstiegspositionen und weniger spezialisierte Tätigkeiten. Im 1. Halbjahr 2025 entfiel der Großteil der Stellenanzeigen auf die Bereiche Vertrieb, Tourismus und Gastgewerbe.

Gerade für spezialisierte Tätigkeiten setzen viele Arbeitgeber auf persönliche Empfehlungen ihrer Mitarbeitenden oder anderer Kontakte. Dabei ist es nicht unüblich, dass damit auch Prämien verbunden sind. In manchen Branchen, etwa der IT, lassen sich geeignete Personen kaum noch über klassische Stellenanzeigen erreichen. Soziale Netzwerke, allen voran LinkedIn, gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Für Nachwuchskräfte eignen sich auch Karrieretage von Bildungseinrichtungen oder Jobmessen. "Bei der Allianz hat sich die direkte Suche von Talenten an Universitäten bewährt. Die spezialisierte Ausbildung erfolgt dann im Unternehmen selbst", sagt Marijana Jakovac, CEO der Allianz Hrvatska.

Im Kampf um Bewerbende zählt Sichtbarkeit

Im verschärften Wettbewerb um Talente ist erfolgreiches Employer Branding entscheidend. Unternehmensvertretende berichten, dass sie immer mehr Mittel in Sichtbarkeit investieren, sei es über soziale Netzwerke, lokale Werbekampagnen oder Veranstaltungen. Manche Unternehmen treten als Sponsoren von Sportveranstaltungen auf, andere setzen auf eigene Recruitingevents. Romina Dežić, Personalleiterin des Schuhherstellers HAIX in Kroatien, empfiehlt, verschiedene Kommunikationswege gezielt zu kombinieren.

Ein guter und kreativer Satz an Marketinginstrumenten ist heute unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit in der Personalabteilung.

Romina Dežić Personalleiterin, HAIX Obuća Kroatien

Professionelle Hilfe bei Führungspositionen

Für die Besetzung von Führungspositionen greifen Unternehmen in Kroatien meist auf professionelle Personalberatung zurück. Bei der gezielten An- und Abwerbung hochqualifizierter Fachkräfte kommen auch zunehmend Headhunter zum Einsatz. Die Direktsuche ist allerdings kostenintensiv. Die Honorare richten sich in der Regel nach festen Preislisten, deren Kalkulation auf Kriterien wie Position, Anforderungsprofil und Unternehmensgröße basiert. In der Regel wird das konkrete Beratungshonorar im Erstgespräch vereinbart.

Zeitarbeit spielt auf dem kroatischen Arbeitsmarkt eine eher untergeordnete Rolle. Lediglich 1,3 Prozent der Erwerbstätigen waren 2024 bei Zeitarbeitsfirmen beschäftigt. Neben dem Anbieter Electus DGS sind unter anderem DEKRA Arbeit, Lugera (vormals Adecco), Trenkwalder, Smart Flex und Manpower aktiv. Die Vermittlungsgebühr liegt üblicherweise zwischen 12 und 15 Prozent der monatlichen Lohnkosten der überlassenen Arbeitskraft.

Personal lässt sich nicht allein mit Geld binden

Angesichts der aufwendigen und oft auch kostenintensiven Personalsuche investieren kroatische Unternehmen immer stärker in Maßnahmen zur langfristigen Bindung ihrer Mitarbeitenden. Besonders gefragt sind Angebote zur Karriereentwicklung wie Schulungsprogramme oder die Finanzierung von Postgraduiertenstudiengängen. "Zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten sind genau das, was die Leute heutzutage interessiert", unterstreicht Ivan Bartulović, Management Board Member und COO beim Telekommunikationsunternehmen Hrvatski Telekom.

Auch SAP setzt in seiner kroatischen Niederlassung auf interne Weiterbildung, ergänzt durch Zusatzleistungen wie einen hauseigenen Kindergarten, Kantinen mit günstigen Angeboten oder Massagen. Beliebt sind zudem Maßnahmen zur Verbesserung des Betriebsklimas, gemeinsame Aktivitäten oder eine attraktive Arbeitsplatzgestaltung. Junge, hochqualifizierte Beschäftigte lassen sich nicht zuletzt über anspruchsvolle Projekte oder internationale Reisen motivieren.

Das Gehalt ist bei der Anwerbung von Mitarbeitern wichtig. Schwieriger ist die langfristige Mitarbeiterbindung. Da gibt es Grenzen, was Geld allein leisten kann. Vielmehr braucht es gutes Management.

Marijana Jakovac CEO, Allianz Hrvatska

Verfügbare Arbeitskräfte vor der Standortwahl prüfen

Unternehmen, die eine Ansiedlung in Kroatien planen, sollten die strategische Personalplanung frühzeitig angehen. Zwar lockt der Staat in strukturschwachen Regionen mit höheren Investitionsanreizen, doch fehlt es dort oft an qualifizierten Fachkräften. Insgesamt ist die Mobilität kroatischer Arbeitskräfte aber eher gering. Zudem ist der öffentliche Verkehr schwach ausgebaut ist. Tomislav Hanžek, Personalvermittler bei Electus DGS, betont, dass nur wenige seiner Landsleute bereit sind, für einen Arbeitsplatz zu pendeln oder umzuziehen.

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