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Wirtschaftsumfeld | Singapur | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Beschäftigte wechseln schneller und häufiger ihren Job als in Deutschland. Unternehmen versuchen sie mit Zusatzleistungen zu überzeugen. Auch Frauenförderung ist auf der Agenda.

Von Alexander Hirschle | Singapur

Die Personalsuche auf eigene Faust ist in Singapur ohne profunde Kenntnisse des Marktes und der Regularien schwierig. Arbeitsmarktexperten empfehlen, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen anstatt über Jobportale zu suchen. Es gibt eine Vielzahl von Agenturen, die Unternehmen gegen Gebühr entsprechende Dienste anbieten. Ferner eignen sich auch Karrieremessen, um qualifizierte Arbeitssuchende anzulocken. Veranstaltet werden sie von Industrieverbänden, Hochschulen und Vermittlungsagenturen.

Professionelle Hilfe bei der Suche nach Fachkräften

Vermittlungsagenturen verfügen im Regelfall über ein großes Netzwerk potenzieller Kandidat:innen. Sie können sie selbst dann kontaktieren, wenn sie noch in einem Beschäftigungsverhältnis stehen. Auch die deutsche Auslandshandelskammer (SGC, Singaporean-German Chamber of Commerce and Industry) unterstützt deutsche Firmen bei der Rekrutierung von Fachpersonal.

Eine Liste der vom Arbeitsministerium (Ministry of Manpower, MoM) lizensierten Agenturen ist auf dessen Webseite zu finden.

Die Anzahl der Bewerbungen ist im Regelfall hoch und kann je nach Position in die Hunderte gehen. Doch oft findet sich nur eine Hand voll geeigneter Kandidat:innen darunter. Deshalb weisen Personalverantwortliche auf die Bedeutung des Ausschreibungstitels oder der Stellenbezeichnung hin, um die Bewerberflut einzudämmen. 

Mehr Frauen in Führungspositionen

Der Trend geht klar in Richtung einer besseren Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt. Dazu gehört auch die stärkere Partizipation von Frauen in höheren Positionen. Unternehmen können damit bei ihren Beschäftigten punkten.

Der Anteil von weiblichen Vorstandsmitgliedern bei den 100 größten börsennotierten Firmen in Singapur betrug 2023 knapp 24 Prozent. Von den Beschäftigten insgesamt waren 47 Prozent Frauen.

Homeoffice mittlerweile Usus

Förderlich für die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt ist, dass durch die Coronapandemie neue Konzepte wie Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle im zuvor extrem kompetitiven und starren Arbeitsleben Singapurs Einzug gehalten haben. Mittlerweile sind "hybride" Modelle in Singapur die Regel, bei denen meist an zwei Tagen pro Woche "wfh" (work from home) geleistet werden darf. Im Frühjahr 2024 wurden neue Richtlinien für flexible Arbeit verabschiedet, die am 1. Dezember desselben Jahres in Kraft traten. 

Work-Life-Balance gewinnt an Bedeutung

Die Prioritäten der Bevölkerung in Singapur ändern sich. So legen vor allem jüngere Menschen zunehmend Wert auf "Work-Life-Balance". Gemäß einer Online-Umfrage von Telus Health fühlten sich 2024 fast die Hälfte der Beschäftigten physisch oder psychisch von ihrer Arbeit ausgelaugt. Sieben von zehn Beschäftigten sind nicht glücklich mit ihrer Arbeit. Und Sleepseeker Research zufolge ist Singapur die "müdeste Nation" der Welt. Gehalt ist daher nicht mehr der einzige ausschlaggebende Faktor für Jobsuchende. 

Nicht zuletzt aus diesem Grund punkten viele große westliche Unternehmen bei singapurischen Angestellten. Der beliebteste Arbeitgeber im Stadtstaat gemäß einer gemeinsamen Umfrage der Gazette Straits Times und dem Portal Statista ist Apple - gefolgt von Google, Heineken, Siemens und Motorala. Unter die Top-Ten schafften es außerdem auch Starbucks und Lego. Die Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass die Teilnehmenden ihre Arbeitgeber umso besser bewerteten, desto zufriedener sie mit ihrer Work-Life-Balance waren.

Mitarbeitende würdigen Fortbildungen und Flexibilität

Eine Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) zu den freiwilligen Sozial- und Zusatzleistungen deutscher Unternehmen in Singapur brachte zu Tage, dass diesen ein hoher Stellenwert bei der Rekrutierung und Bindung von Beschäftigten beigemessen wird. Als wichtige Argumente sehen die Firmen Fortbildungsmaßnahmen, gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten. Mittlerweile bieten 65 Prozent der befragten deutschen Firmen flexible Arbeitszeitmodelle an. Und in mehr als der Hälfte dürfen bis zu 40 Prozent der Wochenarbeitszeit im Homeoffice geleistet werden. 

Zusatzvergütungen wie Krankenversicherungen seien mittlerweile der Standard. Als weniger effektive Leistungsangebote werden Altersrenten und Transportzuschüsse bewertet. Dennoch gewähren mehr als 50 Prozent der Firmen ihre Beschäftigten Transporthilfen, 20 Prozent stellen sogar ein Dienstfahrzeug.

Kenner des singapurischen Arbeitsmarktes schätzen die Fluktuation der Mitarbeitenden im Vergleich zu Deutschland deutlich höher ein. Die Verweildauer insbesondere von jüngeren Beschäftigten geht selten über zwei bis drei Jahre hinaus.

Gewerkschaften streiken selten

Ende 2023 waren 813.181 Menschen in Singapur Mitglied einer Gewerkschaft, was 20 Prozent der Beschäftigtenentspricht. Sie sind vor allem in den Sozialdiensten zu finden, gefolgt von der verarbeitenden Industrie, dem Transportwesen, der Lagerhaltung sowie dem Groß- und Einzelhandel. Die Mehrheit der rund 60 Einzelgewerkschaften ist dem Gewerkschaftsbund "National Trades Union Congress" angeschlossen. Dieser unterhält enge Beziehungen zur People's Action Party.

Konflikte zwischen den Tarifparteien treten selten offen zutage. Obwohl die Arbeitnehmer grundsätzlich – außer in den Versorgungsbereichen Wasser, Gas und Strom – über ein Streikrecht verfügen, werden Dispute in der Regel durch informelle Beratungen mit dem Arbeitsministerium gelöst. Erzielen die Tarifpartien keine Einigkeit, können sie den Fall einem Industrieschiedsgericht zur Entscheidung vorlegen.

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