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Wirtschaftsausblick | Kuwait

Konjunktur in Kuwait in der Warteschleife

Kuwaits Wirtschaft wächst 2025 nur verhalten. Politische Blockaden verhindern zentrale Reformen und bremsen Investitionen trotz hoher Öleinnahmen.

Von Heena Nazir | Dubai

Top-Thema: Politische Blockaden bremsen Reformfähigkeit

Kuwait verfügt zwar über hohe Öleinnahmen und stabile Staatsfinanzen, doch strukturelle Reformen kommen seit Jahren nur schleppend voran. Grund dafür ist ein tiefgreifender institutioneller Stillstand, der sich aus der angespannten Machtbalance zwischen Regierung und Parlament ergibt – zuletzt verstärkt durch die Auflösung des Parlaments im Mai 2024.

Der Emir leitet die Exekutive, während die Nationalversammlung über weitreichende Kontrollrechte verfügt. Diese Konstellation hat in der Vergangenheit regelmäßig zu Blockaden geführt – etwa bei der Genehmigung von Haushalten, Subventionsabbau oder Investitionsgesetzen. Regierungskrisen, Rücktritte und wiederholte Parlamentsauflösungen prägten den politischen Alltag.

Seit der jüngsten Auflösung des Parlaments regiert der Emir mit Dekreten. Damit ist zwar die Blockadedynamik vorübergehend entschärft, zugleich ist aber auch die demokratische Legitimation der Entscheidungsprozesse geschwächt. Die Umsetzung zentraler Reformvorhaben, darunter die Konsolidierung der Staatsfinanzen, eine stärkere Diversifizierung der Wirtschaft oder die Senkung von Subventionen, bleibt weiter aus.

Auch die nationale Entwicklungsstrategie Kuwait Vision 2035, die auf Digitalisierung, wirtschaftliche Öffnung und neue Wachstumssektoren zielt, kommt kaum voran. Schlüsselprojekte wie die Northern Economic Zone oder der Tiefseehafen Mubarak Al-Kabeer stagnieren – nicht zuletzt aufgrund fehlender Haushaltsfreigaben, schwacher ministerieller Koordination und eines insgesamt reformunwilligen Umfelds.

Wirtschaftliche Entwicklung: Risiken dämpfen Wachstum

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im Jahr 2024 vor allem wegen der Produktionskürzungen im Ölsektor um 2,8 Prozent. Für 2025 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) dagegen mit einem moderaten Wachstum um 1,9 Prozent. Es bleibt damit unter dem regionalen Durchschnitt und beruht nahezu ausschließlich auf Impulsen aus dem Energiesektor.

Die Ölproduktion, die rund 90 Prozent der Staatseinnahmen ausmacht, profitiert von der geplanten Fördermengenerhöhung der OPEC+ um 150.000 Barrel pro Tag. Das wäre ein Plus von rund 5,5 Prozent gegenüber dem Förderniveau zuletzt. Steigende oder stabile Energiepreise würden Kuwait kurzfristig zusätzlichen fiskalischen Spielraum verschaffen.

Der private Verbrauch stabilisiert sich 2025 voraussichtlich mit einem Anstieg von 2,6 Prozent. Er bleibt verhalten, solange die nicht-ölbasierten Sektoren keine stärkeren Impulse erhalten. Für die Bruttoanlageinvestitionen rechnet der IWF 2025 mit einer Abschwächung des Wachstums auf 2,4 Prozent. Im Vorjahr legten die Bruttoanlageinvestitionen noch um 3,8 Prozent zu, worin sich vor allem staatliche Infrastrukturmaßnahmen im Umfang von rund 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) niederschlugen.

Krieg belastet Investitionsklima 

Die Eskalation des Israel-Iran-Konfliktes setzt Kuwait wirtschaftlich wie sicherheitspolitisch unter Druck. Kurzfristig könnten steigende Ölpreise zwar die Staatseinnahmen erhöhen, zugleich aber auch die Importkosten und Unsicherheiten verschärfen. Besonders betroffen wären Lieferketten, Investitionsentscheidungen und die ohnehin fragile konjunkturelle Entwicklung im Nichtölsektor.

Als Mitglied der Golfkooperationsstaaten und Nachbar Iraks ist Kuwait geopolitisch exponiert. Eine Ausweitung des Israel-Iran-Konflikts dürfte die nationale Sicherheit indirekt gefährden – etwa durch Risiken für die Schifffahrt, Cyberangriffe oder eine generelle Destabilisierung der Region. Diese dürften dann das Investitionsklima und das wirtschaftliche Umfeld beeinträchtigen.

Außenhandel: Importbedarf bleibt hoch

Die Ausfuhren erreichten im Jahr 2024 rund 76 Milliarden US$. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um 8,4 Prozent. Über 85 Prozent der Ausfuhren entfielen 2024 auf Rohöl, Raffinerieprodukte und andere petrochemische Erzeugnisse. Neue Exportsegmente entwickeln sich nur langsam. Chemikalien, Baustoffe und Lebensmittel leisten bislang kaum nennenswerte Beiträge zum Gesamtexport.

Auf der Importseite bleibt die Abhängigkeit vom Ausland hoch. Die Einfuhren legten leicht um 1,3 Prozent auf rund 38 Milliarden US$ zu. Nahezu alle Konsum- und Investitionsgüter, von Maschinen und Fahrzeugen bis hin zu Medizintechnik und IT, werden importiert. Besonders gefragt sind hochwertige Ausstattungen für das Gesundheitswesen, öffentliche Einrichtungen und Infrastrukturprojekte.

Deutsche Perspektive: Geduld und lokale Partner gefragt

Mit einem Exportvolumen von rund 1,3 Milliarden US$ lag der Schwerpunkt deutscher Lieferungen 2024 auf Maschinen, Fahrzeugteilen, Medizintechnik und chemisch-technischen Produkten. Die Importe sanken infolge rückläufiger Rohöllieferungen um 43 Prozent auf 429 Millionen US$.

Laut dem AHK World Business Outlook Frühjahr 2025 bewerten 61 Prozent der befragten Unternehmen mit Kuwait-Erfahrung ihre Geschäftslage als stabil oder gut. Der Marktzugang bleibt jedoch herausfordernd. Projekte erfordern Zeit, verlässliche lokale Partner und ein gutes Verständnis der politischen Entscheidungswege, speziell für öffentliche Ausschreibungen. Geschäftschancen sehen AHK-Experten vor allem in der Gesundheitswirtschaft, bei Ausrüstungen für die Industrie und nachhaltigen Infrastrukturlösungen.

Tipps für deutsche Unternehmen

  1. Geduld ist entscheidend: Vorlaufzeiten von über einem Jahr sind keine Seltenheit.
  2. Lokale Partner sind unerlässlich: Ohne sie ist der Zugang zu öffentlichen Aufträgen kaum möglich.
  3. Flexibilität ist gefragt: Politische Prozesse verlaufen oft unvorhersehbar. Wer erfolgreich sein will, muss Risiken mitdenken.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer GTAI-Länderseite Kuwait, darunter die Publikationen Wirtschaftsstandort und Wirtschaftsdaten kompakt.

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