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Wirtschaftsumfeld | Kuwait | Investitionsklima

Kuwait muss Investitionsklima weiter verbessern

Die ausländischen Direktinvestitionen stagnieren seit Jahren. Ihr Schwerpunkt liegt in der Petrochemie. Investitionen in öffentlich-private Partnerschaften sind stark gefragt.

Von Robert Espey | Dubai

Im Jahr 2022 betrug der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen nach Angaben der kuwaitischen Zentralbank 15,1 Milliarden US-Dollar (US$). Im 1. Quartal 2023 stieg er nach vorläufigen Angaben auf 15,8 Milliarden US$. Den bisher höchsten Bestand verzeichnete Kuwait im Jahr 2012 mit 18,1 Milliarden US-Dollar.

Direktinvestitionen vor allem in der Petrochemie

Nach der Öl- und Gasförderung ist die Petrochemie der wichtigste Industriesektor in Kuwait. Die Kuwait Petroleum Corporation, die zur Petrochemical Industries Company (PIC) gehört, betreibt mehrere Petrochemieanlagen gemeinsam mit ausländischen Investoren. Die PIC hat mit Dow Chemical zwei Joint Ventures gegründet, die EQUATE und die Kuwait Olefins Company (KOC). An beiden Gemeinschaftsunternehmen sind die PIC und Dow Chemicals mit jeweils 42,5 Prozent beteiligt.

EQUATE verfügt über Produktionsanlagen zur Herstellung von Ethylen, Ethylenglycol und Polyethylen, KOC stellt Ethylenglycol her. Die beiden Gemeinschaftsunternehmen sind Eigentümer von zwei Olefin-Anlagen. EQUATE stellte 1997 Kuwaits erstes Olefin-Werk fertig, KOC das zweite 2009.

Die Kuwait Styrene Company ist ein Joint Venture aus der Kuwait Aromatics Company und Dow Chemicals.

Ausländische Investoren für PPP-Projekte gesucht

Mit der Verabschiedung eines neuen PPP-Gesetzes (Public Private Partnership) 2014 und der Veröffentlichung der Durchführungsvorschriften 2015 sollte der in- und ausländische Privatsektor für Beteiligungen in den Bereichen Stromerzeugung, Wasserwirtschaft, Entsorgungswirtschaft, Gesundheit, Transport und Bildung gewonnen werden. Bislang ist der Erfolg aber begrenzt. Zuständig für PPP-Projekte ist die Kuwait Authority for Partnership Projects (KAPP).

Das erste und bislang einzige fertiggestellte KAPP-Vorhaben ist die erste Phase des Kernkraftwerks Az Zour North mit einer Kapazität von 1,5 Gigawatt und angeschlossener Meerwasserentsalzungsanlage (405.000 Kubikmeter/Tag). Betreiber des Kraftwerks ist die Shamal Az-Zour Al-Oula Power and Water Company. An dem Unternehmen ist ein Konsortium aus Engie (Frankreich), Sumitomo (Japan) und Abdullah Hamad Al Sagar & Brothers (Kuwait) mit 40 Prozent beteiligt. Kuwaitische Staatsbürger halten 55 Prozent, die restlichen 5 Prozent sind im Besitz der Public Institution for Social Security.

Der Bau der ersten Phase des Az-Zour-Projekts kostete etwa 1,8 Milliarden US$. Die Anlage ist seit Ende 2016 in Betrieb. Mit dem Ministry of Electricity and Water wurde ein Strom- und Wasserabnahmevertrag über eine Laufzeit von 40 Jahren geschlossen.

Die Ausbauphasen des Az-Zour-Projekts sollen ebenfalls auf PPP-Basis realisiert werden. Derzeit läuft ein Präqualifizierungsprozess für die lange überfällige zweite Phase. Die Kraftwerkskapazität soll 2,7 Gigawatt, die Leistung der Meerwasserentsalzungsanlage 487.000 Kubikmeter pro Tag betragen. Die Investitionskosten werden mit 4 Milliarden US$ kalkuliert. Weitere konventionelle Kraftwerke (Al Khiran) sowie Solar- und Windprojekte (Shagaya Renewable Energy Park) will die KAPP ebenfalls mit ausländischen Investoren umsetzen.

Ein zweites großes PPP-Projekt soll bis 2025/2026 fertiggestellt werden. Es handelt sich das neue Umm-Al-Hayman-Klärwerk mit einer Kapazität von 500.000 Kubikmetern pro Tag. Bestandteile des 1,4-Milliarden-US$-Projekts sind ein Kanalnetz, Pumpstationen und Wasserreservoirs. Das Vorhaben realisiert ein Konsortium, an dem die Essener WTE Wassertechnik GmbH und ein lokaler Finanzinvestor zu je 50 Prozent beteiligt sind.

Investitionsförderung: Projekte für 4,3 Milliarden US$ genehmigt

Zur Förderung ausländischer Investitionen wurde 2015 die Kuwait Direct Investment Promotion Authority (KDIPA) etabliert. Die Behörde unterstützt Unternehmen bei der Planung und Durchführung von Investitionsprojekten und bietet Befreiungen von verschiedenen Steuern und Abgaben an. Nach KDIPA-Angaben wurden seit ihrer Gründung bis März 2022 insgesamt 67 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 4,3 Milliarden US$ genehmigt.

Gemäß KDIPA verteilen sich die 67 Investitionsvorhaben auf Unternehmen aus 25 Ländern. Größter Investor sind die Niederlande mit insgesamt 1,5 Milliarden US$. Es folgen China (549 Millionen US$), die britischen Virgin Islands (490 Millionen US$), Kanada (337 Millionen US$), Spanien (297 Millionen US$) und die Türkei (216 Millionen US$).

Auf Deutschland entfielen 40 Millionen US$. Allerdings gibt es in Kuwait Investitionen ausländischer Holdings oder Töchter deutscher Firmen. So hat sich Siemens über die Niederlande (Siemens Power and Gas Holding B.V.) mit 55 Prozent an der kuwaitischen Siemens Electrical and Electronic Services LLC beteiligt, die 2021 eine Genehmigung für eine 52-Millionen-US$-Investition erhielt.

Bei den von der KDIPA genehmigten Investitionsprojekten sind die Sektoren Informationstechnologien mit 1,4 Milliarden US$ und Dienstleistungen für die Öl- und Gasindustrie mit 1,2 Milliarden US$ führend. Die Investitionen im Bausektor summieren sich auf 220 Millionen US$. Die Bereiche Gesundheit, Ausbildung, Energie und Luftfahrt sind mit Investitionen zwischen 52 Millionen und 61 Millionen US$ vertreten.

Das Spektrum der von der KDIPA geförderten Branchen ist breit gefächert. Es reicht von Bauwirtschaft/Infrastruktur, Umweltdienstleistungen und Bildung über Öl und Gas, Gesundheit, Transport und Logistik bis zum Tourismus.

Die KDIPA ist auch zuständig für die Entwicklung neuer Industrie- und Handelszonen. Derzeit sind das die Abdali Economic Zone in Norden, die Na'ayem Economic Zone im Westen und die Al Wafra Economic Zone im Süden.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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