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Wirtschaftsausblick | Malaysia
Malaysias Wirtschaft hat im 3. Quartal 2022 einen regelrechten Spurt hingelegt. Die Prognosen für das Gesamtjahr fallen entsprechend positiv aus.
29.12.2022
Von Werner Kemper | Kuala Lumpur
Nach dem Überwinden der meisten Einschränkungen der Coronapandemie setzt die malaysische Wirtschaft ihr starkes Wachstum fort. Das Gros der Analysten hat seine Prognosen von einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 6,1 Prozent für 2022 deutlich auf nunmehr 8,5 bis 9 Prozent erhöht. Im Jahr 2023 sollen es allerdings „nur“ noch 4,5 Prozent sein. Die Weltbank ist etwas zurückhaltender, hat ihre Wachstumsprognose für 2022 jedoch ebenfalls von 5,5 auf 6,4 Prozent erhöht.
Bereits im 1. Quartal 2022 lag das Wachstum bei 5 Prozent und damit klar über den Erwartungen der Fachleute, die im Durchschnitt von 4 Prozent ausgegangen waren. Im 2. Quartal zog es auf 8,9 und im 3. Quartal noch einmal auf 14,2 Prozent an. Für das letzte Quartal werden 6 bis 8 Prozent erwartet.
Die Dynamik wird vor allem vom Dienstleistungssektor getragen. Dort ging es im 3. Quartal um real 16,7 Prozent nach oben. Auch der verarbeitende Sektor entwickelt sich mit einem Zuwachs von 13,2 Prozent im 3. Quartal stark. Selbst der Bergbau scheint sich inzwischen zu erholen. Im 3. Quartal gab es ein Plus von 9,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert.
Die Inflation lag im September im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 4,5 Prozent. Im August waren es noch 4,7 Prozent. Für das Gesamtjahr wird ein Wert von 3,2 Prozent erwartet. Die Arbeitslosenrate verringerte sich von August auf September um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent.
Die Stimmung in großen Teilen der Bevölkerung ist zum Jahresende 2022 fast schon euphorisch. Nach den covidbedingt lange verschobenen Parlamentswahlen sind die Erwartungen an die neue Regierung und vor allem an den neuen Premierminister Anwar Ibrahim hoch. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt ist und die aus vier Parteien bestehende Regierungskoalition – die „nationale Einheit“ – den Hoffnungen gerecht werden kann, bleibt abzuwarten.
Risiken für eine weitere Erholung der malaysischen Volkswirtschaft bestehen in den aktuellen geopolitischen Spannungen und den daraus resultierenden Verwerfungen internationaler Lieferketten. Auch die ungewisse Entwicklung der chinesischen Wirtschaft sorgt für Unsicherheit. Die Volksrepublik ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Malaysias und demzufolge ausschlaggebend für das malaysische Exportwachstum.
Ein weiterer Risikofaktor ist die hohe öffentliche Verschuldung Malaysias. Der Spielraum der Regierung ist durch den angespannten Staatshaushalt sehr eingeschränkt. Die steuerrelevante Basis ist vergleichsweise klein. Derzeit liegt das Verhältnis zwischen öffentlicher Verschuldung und jährlichem Steueraufkommen bei 400 Prozent.
Indikator | 2021 | 2022* | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 372,8 | 434,1 | 4.224 |
BIP pro Kopf (US$) | 11.440 | 13.100 | 50.771 |
Bevölkerung (Mio.) | 32,7 | 33,3 | 83,2 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = ... Malaysische Ringgit - RM) | 4,22 | 4,46 | - |
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Nach dem herausragenden Jahr 2021 mit Investitionen in Höhe von über 73 Milliarden US-Dollar (US$) geht es 2022 ähnlich gut weiter. Im 1. Halbjahr 2022 beliefen sich die genehmigten Investitionen auf 28 Milliarden US$. Knapp über 63 Prozent davon entfielen auf den Dienstleistungssektor. Rund 35 Prozent kamen dem verarbeitenden Sektor zugute. Die restlichen 2 Prozent flossen in den Bergbau.
Ausländische Direktinvestitionen hatten im Zeitraum von Januar bis Juni 2022 einen Anteil von fast 71 Prozent an den Gesamtinvestitionen. Im verarbeitenden Sektor lag der Anteil sogar bei 82 Prozent. Dabei war Deutschland mit rund 2,1 Milliarden US$ das wichtigste Herkunftsland bei Investitionen in den Wirtschaftszweig, gefolgt von Brunei und Singapur mit jeweils 1,2 Milliarden US$ und den Niederlanden mit 800 Millionen US$.
Projektbezeichnung | Investition | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
10,7 | Fertigstellung für Dezember 2026 geplant | Export-Import Bank of China, China Communications Construction | |
8,0 | Phase 1: abgeschlossen Phase 2: Abschluss 2023 | TRX City Sdn Bhd Tel.: +603 2142 9688 E-Mail: info@trx.my | |
7,0 | Phase 1: Mitte 2023 Phase 2: Ende 2024 Gesamtprojekt: 2027 | Lebuhraya Borneo Utara Tel.: +6 082 422 912 / +6 082 423 912 Email: feedback@panborneo.com.my | |
Stadtbahn Kuala Lumpur MRT-2: Sungai Buloh–Serdang–Putrajaya | 4,0 | Baubeginn: 2. Quartal 2016 Phase 1: abgeschlossen Phase 2: 2023 | Mass Rapid Transit Corporation Tel.: +603 2095 3030 / +603 2081 3000 E-Mail: feedback@mymrt.com.my |
Der private Konsum ist traditionell eine der wichtigsten Säulen der malaysischen Wirtschaft. Im 3. Quartal lag sein Anteil am BIP bei 61,5 Prozent. Im selben Zeitraum legte der Konsum um real 15,1 Prozent zu, nachdem er bereits im 2. Quartal um 18,3 Prozent (jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) gewachsen war. Für das Gesamtjahr wird ein Plus von 11,5 Prozent erwartet. Im Jahr 2023 sollte das Wachstum sich wieder bei etwa 5 Prozent einpendeln.
Einer der Hauptgründe für die rasante Aufholjagd ist die Rückkehr der Touristen. Und das, obwohl mit den Besuchern aus China noch eine sehr zahlungskräftige Gruppe fehlt. Ein weiterer Grund liegt im „Entsparen“. Die zunehmende Verschuldung der Privathaushalte gibt Anlass zur Sorge.
Der malaysische Außenhandel setzt 2022 die gute Performance des Jahres 2021 fort. Im 3. Quartal 2022 konnten die Exporte einen Zuwachs von 23,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert verbuchen. Die Importe legten sogar um 24,4 Prozent zu. Im 2. Quartal waren die Exporte bereits um 10,4 Prozent, die Importe um 14,0 Prozent nach oben gegangen. Dieses hohe Wachstum ist vor allem der starken globalen Nachfrage nach Elektronik und Elektrotechnik zu verdanken. Malaysia nimmt eine wichtige Stellung in den globalen Lieferketten der Elektroindustrie ein.
2020 | 2021 | Veränderung 2021/20 | |
---|---|---|---|
Importe | 190,4 | 238,2 | 25,1 |
Exporte | 234,1 | 299,2 | 27,8 |
Auch der bilaterale Handel zwischen Deutschland und Malaysia entwickelt sich positiv. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betrugen die deutschen Lieferungen nach Malaysia in den ersten zehn Monaten 2022 knapp 5,4 Milliarden US$. Das ist 4,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Demgegenüber standen Einfuhren aus Malaysia in Höhe von etwas mehr als 10,8 Milliarden US$ (plus 10,5 Prozent).
Das traditionelle Außenhandelsdefizit Deutschlands mit Malaysia hält weiter an und liegt aktuell bei über 5,4 Milliarden US$. Deutschland gehört nicht zu den Hauptlieferländern des südostasiatischen Landes. China belegte hier 2021 mit großem Abstand Platz 1, gefolgt von Singapur und Taiwan.