Mehr zu:
Mauretanien / Maghreb / Afrika / EntwicklungsländerEntwicklungszusammenarbeit
Wirtschaftsumfeld
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Wirtschaftsumfeld | Mauretanien | Entwicklungszusammenarbeit
Die internationale Zusammenarbeit macht einen hohen Anteil am mauretanischen Bruttonationaleinkommen aus. Doch dies hat kaum positive Auswirkungen auf Wirtschaft und Politik.
09.10.2020
Von Laura Sundermann | Bonn
Die Struktur der Geber Mauretaniens unterscheidet sich von der in den anderen Maghrebstaaten. Größter Geber war 2019 die Islamische Entwicklungsbank (IsDB) mit Zusagen über 127 Millionen Euro. Der wichtigste Geber von Official Development Assistance (ODA) ist der Arabische Fonds für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (AFESD) mit einem Betrag von etwa 92 Millionen Euro im Jahr 2018, gefolgt von Kuwait mit etwa 49 Millionen Euro und der EU-Kommission mit 38 Millionen Euro. Die Weltbank sagte etwa 21 Millionen Euro im Jahr 2019 zu, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fast 9 Millionen Euro und die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) fast 1 Million Euro. Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat bis 2019 keine Projekte in dem Wüstenstaat finanziert.
Mauretanien ist das ärmste und am wenigsten entwickelte Land der Region. Auch wenn die Summen, die Mauretanien an internationaler Zusammenarbeit erhält, weit geringer ausfallen als die Gelder, die nach Marokko oder Tunesien fließen, so ist ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung im regionalen Vergleich auffallend hoch. 2018 machte die Netto-ODA in Mauretanien 6,4 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) aus. Das ist ein weit höherer Wert als in allen anderen Maghrebstaaten. In Algerien lag das Verhältnis 2018 bei 0,1 Prozent, in Libyen bei 0,6 Prozent, in Marokko bei 0,7 Prozent und selbst in Tunesien waren es nur 2,1 Prozent.
Dass internationale Zusammenarbeit nicht in jedem Fall einen positiven Effekt auf Entwicklung und Wirtschaftskraft hat, zeigt sich am Beispiel Mauretaniens. Das Land erhielt von 1975 über drei Jahrzehnte so viel ODA, dass diese stets zwischen 10 und 22 Prozent des BNE ausmachte. Dennoch verfügt Mauretanien über kaum Infrastruktur und schneidet auch bei anderen Indikatoren wie der Alphabetisierungsrate nach wie vor schlecht ab. Die Effekte der ODA auf die mauretanische Wirtschaft sind die gleichen wie die Auswirkungen der Einnahmen aus dem Erdöl- und Erdgasgeschäft in Libyen und Algerien. Investitionen in andere Wirtschaftsbereiche finden kaum statt, stattdessen entwickelt sich ein Klientelismus, über den die Gewinne an eine begrenze Gruppe Menschen fließen, die wiederum ein Interesse daran haben, den Status quo zu erhalten.
Die rigorosen Lockdown-Maßnahmen, die die mauretanische Regierung zur Bekämpfung der Coronapandemie verhängt hat, sowie die gesunkenen Rohstoffpreise, etwa für Eisenerz, treffen die Wirtschaft hart. Bereits im April 2020 stellte die Weltbank daher Gelder zur Verfügung und unterstützte mit einem Zuschuss in Höhe von etwa 4,4 Millionen Euro ein Gesundheitssektorvorhaben in Mauretanien. Im August 2020 gewährte sie einen weiteren Zuschuss über etwa 59 Millionen Euro zur sozialen und wirtschaftlichen Stärkung des Landes. Im Rahmen des Projekts sollen die ärmsten Bevölkerungsschichten geschützt, Kleinbetriebe unterstützt sowie öffentliche Finanzen gestärkt werden. Dennoch erwartet die Weltbank nach einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,9 Prozent im Jahr 2019 für 2020 einen Rückgang von -2 bis -6,8 Prozent.
Unternehmen, die sich um Entwicklungsprojekte in Mauretanien bewerben wollen, können nur aus einer geringen Anzahl an öffentlich ausgeschriebenen Projekten wählen. Weiter begrenzt wird die ohnehin kleine Auswahl durch die Vorgaben der Entwicklungsbanken. Die meisten erlauben nur Mitgliedsstaaten, sich auf Projekte zu bewerben, so auch die IsDB. Da Deutschland kein Mitgliedsland der Bank ist, können deutsche Unternehmen an deren Ausschreibungen nicht teilnehmen.
Dieser Beitrag gehört zu: