Rechtsbericht | Mexiko | Diversifizierung im Recht
Diversifizierung auf mexikanische Art
Steueranreize und Wirtschaftsförderungszonen: Mexikos Strategie zur Diversifizierung vor dem Hintergrund der US-Zölle.
08.10.2025
Von Dr. Julio Pereira | Berlin
Seit Januar 2025 widmet sich die mexikanische Regierung der Verabschiedung von Rechtsinstrumenten, um eine Diversifizierung der Wirtschaft zu ermöglichen. Kernstück der Strategie ist der sogenannte Mexiko-Plan, ein ambitioniertes Förderprogramm, das darauf abzielt, Handelspartnerschaften durch Nearshoring auszubauen. Mexiko ist besonders anfällig für die von den USA verhängten Zölle und hat daher eine vorsichtige Strategie verfolgt.
Der vorliegende Bericht analysiert die wichtigsten rechtlichen Veränderungen im Land.
Mexikos vorsichtiges Diversifizierungsmodell
Mexikos Diversifizierungsmodell kann als „vorsichtig” bezeichnet werden. Sein Rechtssystem bietet nicht viel Spielraum, um sich gegen die von den USA verhängten Zölle zu wehren. Das macht das Land im internationalen Handel anfälliger als südamerikanische Länder wie Brasilien und Chile. Auch geografisch ist Mexikos Lage heikel. Die Grenze zum größten Verbrauchermarkt der Welt kann zwar ein Vorteil sein, bringt aber auch eine starke wirtschaftliche Abhängigkeit mit sich – mehr als 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen in den US-Markt.
Mexiko-Plan: Ziele und Schwerpunkte
In diesem Zusammenhang kam der Mexiko-Plan (Plan México) ins Spiel, der am 22. Januar 2025 verabschiedet wurde – also noch bevor die USA 25 Prozent Zölle auf mexikanische Produkte verhängten. Im Zuge des Plans wurden am 22. Mai 2025 per Dekret auch die sogenannten Wirtschaftsförderungszonen (Polos de Desarrollo Económico para el Bienestar – PODEBIS) geschaffen. Beide Rechtsinstrumente sind Teil einer umfassenden Strategie zur Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit Mexikos und zur regionalen Entwicklung durch gezielte Investitionsanreize. Die Schwerpunkte der Strategie sind:
- Nearshoring als Chance: Mexiko will seine geografische Nähe zu den USA nutzen, um Produktionskapazitäten aus Asien in das eigene Land zu verlagern.
- Fördermaßnahmen: Es werden steuerliche Anreize, vereinfachte Genehmigungsverfahren und Infrastrukturprojekte angeboten, um Investoren zu gewinnen.
- Strategische Branchen: Besonders gefördert werden Hightech-Sektoren wie Halbleiter, Elektromobilität und erneuerbare Energien.
- Langfristige Bindung: Die Maßnahmen sind darauf ausgelegt, Unternehmen langfristig an die Wirtschaftsförderungszonen zu binden und nachhaltiges Wachstum zu fördern.
Wesentliche gesetzliche Änderungen
Die neuen Rechtsinstrumente zur Diversifizierung in Mexiko bringen wichtige Änderungen in mindestens zwei großen Rechtsgebieten mit sich, wie folgt.
Steuerrecht
Beim Mexiko-Plan stehen steuerliche Anreize im Vordergrund, die insbesondere strategische Industrien wie Elektromobilität und Halbleiterproduktion betreffen. Dazu gehören schnellere Abschreibungssätze für neue Anlagen und Ausrüstungen, Steuervergünstigungen für Forschung und Entwicklung sowie vereinfachte Verfahren bei Steuerpflichten. Zusätzlich bieten einige Bundesstaaten regionale Steuervorteile, um Investitionen in strukturschwache Regionen zu lenken.
Die neu geschaffenen Wirtschaftsförderungszonen gehen noch weiter: Unternehmen, die sich dort ansiedeln, profitieren von einer zeitlich begrenzten Befreiung von der Körperschaftsteuer, teilweise bis zu 100 Prozent in den ersten Jahren. Darüber hinaus entfallen Einfuhrabgaben und weitere lokale Abgaben für bestimmte Produktionsgüter und Rohstoffe, was die Produktionskosten erheblich senkt. Die Regierung gewährleistet außerdem steuerliche Stabilität über einen definierten Zeitraum (bis 2030), sodass Unternehmen sich auf gleichbleibende Rahmenbedingungen verlassen können.
Investitionsrecht
Mit dem Mexiko-Plan verstärkt die Regierung Nearshoring und fördert gezielt die Attraktivität Mexikos für internationale Unternehmen. Die Änderungen im Investitionsrecht umfassen unter anderem die infrastrukturellen Fördermaßnahmen. Unternehmen, die sich in strategisch ausgewählten Regionen ansiedeln, profitieren von vereinfachten Verwaltungsprozessen und erhalten Zugang zu staatlichen Unterstützungsprogrammen. Ziel ist es, die industrielle Entwicklung zu fördern und Mexiko als Produktionsstandort für globale Lieferketten zu positionieren.
Die neu geschaffenen Wirtschaftsförderungszonen ergänzen diese Strategie und bieten zusätzliche Anreize für Investoren. Die rechtlichen Rahmenbedingungen dieser Zonen sind darauf ausgelegt, Investitionen in strukturschwache Regionen zu lenken und dort nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.
Insgesamt bedeuten beide Maßnahmen eine deutliche Neuausrichtung des mexikanischen Investitionsrechts, dessen Schwerpunkt nun stärker auf regionaler Wirtschaftsentwicklung, internationaler Wettbewerbsfähigkeit und Verwaltungseffizienz liegt.
Eine Regierungsstrategie
Das vorsichtige Diversifizierungsmodell Mexikos nutzt Nearshoring und Wirtschaftszonen, um Investitionen anzuziehen. Für deutsche Unternehmen bietet das Chancen, sich in einem dynamischen Markt in der Nähe der USA zu positionieren. Der Mexiko-Plan soll aber nur bis 2030 gelten und kann vorerst als Regierungsstrategie betrachtet werden – also als ein Diversifizierungsmodell, das im Wesentlichen noch an die derzeitige Regierung gebunden ist.
Zum Thema:
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