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Wirtschaftsausblick | Namibia

Namibias Wirtschaft wächst wieder stärker

Angetrieben durch eine Erholung des Agrarsektors zieht das Wachstum 2025 an. Mit deutscher Beteiligung wird in Namibia erstmals grünes Eisen hergestellt. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Top-Thema: Namibia produziert Afrikas erstes grünes Eisen

Die Eröffnung des HyIron Oshivela-Werk in Namibia im April 2025 markiert ein Novum in Afrika: Es ist die erste Anlage weltweit, in der durch den Einsatz von grünem Wasserstoff emissionsfrei Eisen produziert wird. Eröffnet wurde die Anlage westlich der Hauptstadt Windhuk von Namibias Präsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah.

HyIron wird jährlich rund 15.000 Tonnen grünes Eisen produzieren und ist damit nach Angaben der Betreiber eine der größten Produktionsstätten für grünes Eisen weltweit. Eine zweite und dritte Erweiterungsphase ist bereits in Planung: Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie für eine Kapazitätserweiterung auf 1 Million Tonnen grünes Eisen pro Jahr durchgeführt. Dadurch könnten rund 1,8 Millionen Tonnen CO2 Treibhausgasemissionen pro Jahr eingespart werden. Die benötigte Energie wird aus einer 20-Megawatt-Ftovoltaikanlage gewonnen. Für die zweite Produktionsphase ist ein Ausbau der Solarenergie auf 140 und der Windenergie auf 18 Megawatt geplant.

Auch einen Abnahmevertrag kann HyIron bereits vorweisen: Der deutsche Automobilzulieferer Benteler will jährlich 200.000 Tonnen emissionsfreies Eisen importieren.

Deutschland fördert Wasserstoffprojekte 

HyIron ist eine deutsch-namibische Kooperation und Teil der strategischen Partnerschaft zwischen der EU und Namibia im Rahmen der Global-Gateway-Initiative. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) hat das Vorhaben mithilfe der Förderrichtlinie für internationale Wasserstoffprojekte mit rund 13 Millionen Euro gefördert.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum nimmt Fahrt auf

Mit Präsidentin Nandi-Ndaitwah regiert seit Dezember 2024 erstmals eine Frau Namibia. Bei den Wahlen sicherte sich die Regierungspartei SWAPO, die das Land seit der Unabhängigkeit im Jahr 1990 regiert, erneut die Macht, verlor jedoch die absolute Mehrheit. In der Wirtschaft hofft man auf einen Rückgang der zuletzt stark gestiegenen Inflation sowie auf den Abbau bürokratischer Hürden. "Die namibischen Behörden arbeiten oft sehr langsam", sagt Mirja Hecht von dem deutschen Unternehmen global office, das ein Callcenter in Windhuk betreibt. "Insbesondere bei Arbeitsvisa müssen die Prozesse dringend effizienter werden." Aber auch einfache Genehmigungen nähmen lange Bearbeitungszeiten in Anspruch.

09.09.2024 Wirtschaftsstandort | Namibia
Namibia: Kleiner Markt mit großen Ambitionen

Der Wüstenstaat Namibia im Südwesten Afrikas ist dünn besiedelt. Extensive Landwirtschaft, Tourismus und der Abbau von Bodenschätzen prägen die Wirtschaft.

Die Wachstumsaussichten für 2025 sind gut: Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet 2025 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 4 Prozent. 2024 blieb das Wachstum mit 3,5 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Gründe hierfür waren die geringere Produktion von Rohdiamanten und ein dürrebedingter Ernteeinbruch, wodurch zeitweise fast die Hälfte der namibischen Bevölkerung von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen war. 

Schlecht für Namibia: Sinkende Diamantenpreise

Die Einbrüche im Diamanten- und im Agrarsektor wurden 2024 vor allem durch ein verbessertes Wachstum in der Getränkeindustrie, im verarbeitenden Gewerbe und in der Baubranche abgefedert. Während der Bergbau aktuell vor allem durch die hohe Nachfrage nach Uran angetrieben wird, dürften die anhaltend niedrigen Weltmarktpreise für Diamanten den Sektor weiterhin beeinträchtigen. Zudem steigt die Konkurrenz durch im Labor gefertigte Diamanten. Die Landwirtschaft soll sich erholen, wovon auch die Nahrungsmittelverarbeitung profitiert. Einen deutlichen Aufschwung erwartet die Bank of Namibia (BoN) im Bausektor durch staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte und Investitionen im Bergbau.

Investitionsentscheidungen für Ölförderung erst 2026

Angetrieben durch intensivierte Explorationsaktivitäten wird der Öl- und Gassektor weiter an Bedeutung gewinnen. Mit endgültigen Investitionsentscheidungen von TotalEnergies für das Venus-Ölfeld und von BW Energy (Norwegen) für das Kudu-Gasfeld wird allerdings erst Ende 2026 gerechnet. Einen Dämpfer erfuhr der Sektor Anfang des Jahres durch die Entscheidung von Shell, vorerst nicht in die Ölproduktion zu investieren. Das Unternehmen schreibt seine Funde in Namibia aufgrund geologischer Bedingungen als nicht wirtschaftlich ab.

US-Zölle belasten wichtige Exportprodukte

Auch Namibia profitierte in der Vergangenheit von der zollfreien Einfuhr in die USA im Rahmen des African Growth and Opportunity Act (AGOA), der im September ausläuft. Durch die neuen Zölle der US-Regierung in Höhe von 21 Prozent auf namibische Einfuhren, die ab dem 9. Juli gelten, wird AGOA praktisch außer Kraft gesetzt. 

2024 gingen 2,7 Prozent der namibischen Exporte in die USA. Damit spielen die USA als Abnehmer für Namibia eine geringere Rolle als etwa für Südafrika. Allerdings sind Namibias Top-Exportprodukte von den Zöllen betroffen, darunter Diamanten, die 2024 rund 57 Prozent der Gesamtexporte in die USA ausmachten. Weitere wichtige Exportprodukte sind Uran (28,8 Prozent), Marmor (4,8 Prozent) und Agrargüter, darunter Rindfleisch und Fisch. 

Deutsche Perspektive: Nachhaltige Partnerschaften

Sowohl Namibias Außenhandel insgesamt als auch der Handel mit Deutschland ist in den vergangenen Jahren gestiegen – wenn auch auf niedrigem Niveau. In der Rangliste der wichtigsten Handelspartner Deutschlands liegt Namibia auf Rang 112. 

Eine größere Rolle als der reine Handel spielen die bilateralen Partnerschaften und Projekte Deutschlands mit Namibia, darunter zu Wasserstoff, erneuerbarer Energie und Wasser. Mitte September soll in Windhuk erstmalig ein deutsch-namibisches Wirtschaftsforum stattfinden. Deutsche Beteiligung gibt es auch beim Global African Hydrogen Summit vom 9. bis 11. September, den Namibia ausrichtet. 

Visumspflicht für deutsche Reisende

Seit dem 1. April 2025 sind Staatsangehörige aus 31 Ländern, darunter Deutschland, bei der Einreise nach Namibia visumspflichtig. Das Visum wurde als Reaktion darauf eingeführt, dass namibische Bürger in die betroffenen Länder nicht visumsfrei einreisen dürfen. Insbesondere aus der Tourismusbranche kommt Kritik, da rückläufige Besucherzahlen befürchtet werden.

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