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Nahrungsmittelmarkt bleibt trotz Herausforderungen interessant

Die nigerianische Lebensmittelindustrie ist trotz schwieriger Bedingungen ein Wachstumsmarkt. Ein Markteintritt sollte sorgfältig geplant werden.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die seit einigen Jahren verfolgte sogenannte Politik der Rückwärtsintegration mit zahlreichen Förderprogrammen für die Produktion von Lebensmitteln hat bereits zu mehr Investitionen und zu einer Steigerung der lokalen Produktion geführt.

Trotzdem ist Nigeria noch nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Im Juli rief das afrikanische Land den Notstand aus, weil die Lebensmittel bei einer Inflation von 25 Prozent für viele Menschen unerschwinglich wurden. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt wegen der starken Währungsabwertung aktuell nur noch bei 1.700 US-Dollar (US$). Selbst bei Grundnahrungsmitteln wie Zucker, Weizen, Reis und Milch ist das Land auf Importe angewiesen. 

Lokale Nahrungsmittelproduktion ist zu gering und zu teuer

Die lokale Landwirtschaft hat mit vielen Problemen zu kämpfen, die die Produktion teuer machen. Aufgrund des vorherrschenden Subsistenzbaus, mangelnden Fachwissens, teurer Betriebsmittel wie Dünger und eines geringen Mechanisierungsgrades ist die Produktivität gering. Zudem führt die sich weiter verschlechternde Sicherheitslage vor allem im Norden Nigerias dazu, dass teilweise Bauern ihre Felder nicht mehr bewirtschaften. Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren nehmen zu und vernichten ganze Ernten. Schlechte Transportinfrastruktur und kaum vorhandene Lagermöglichkeiten führen zu großen Nachernteverlusten und Lebensmittelverschwendung. Hier bietet sich Potenzial bei der Lieferung von mobilen und stationären Kühlsystemen, auch branchenübergreifend.

Wichtiger Markt für deutsche Maschinen

Der Markt für Lebensmittel und Getränke gilt immer noch als unterentwickelt, er ist trotz der schwierigen Bedingungen ein Wachstumsmarkt mit vielfältigen Geschäftschancen. Nach Schätzung der Economist Intelligence Unit (EIU) beläuft sich das Marktvolumen für Nahrungsmittel und Getränke auf etwa 140 Milliarden US$. Für das Jahr 2024 geht die EIU von einem Wachstum von 3,9 Prozent aus und erwartet ein durchschnittliches Wachstum von 2,7 Prozent jährlich bis zum Jahr 2028.

Möglichkeiten für ein Engagement bestehen grundsätzlich entlang der gesamten landwirtschaftlichen und lebensmittelverarbeitenden Wertschöpfungskette. Dazu gehören neben der Produktion die Segmente Verarbeitung, Lagerung, Logistik und Verpackung. Auch bei Dienstleistungen bieten sich Chancen. In den Bereichen der Qualitätssicherung und -kontrolle, Audits und Betriebsinspektionen sowie Lieferantenbewertung sind bislang wenige Behörden und akkreditierte Unternehmen tätig.

Der Bedarf an Lebensmittelverarbeitungs- und Verpackungsmaschinen hat in der letzten Dekade stetig zugenommen. Produzenten fragen vermehrt Verarbeitungs- und Versorgungsanlagen sowie Verpackungs- und Abfülltechnik nach, genauso auch Etikettiermaschinen und Flaschenwaschmaschinen. 

Für deutsche Ausrüster ist Nigeria hinter Südafrika der wichtigste Absatzmarkt in Subsahara-Afrika. Anbieter aus Deutschland exportierten im Jahr 2022 entsprechende Maschinen im Wert von 56 Millionen Euro nach Nigeria, so die Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und des Statistischen Bundesamtes. Das ist eine Verdopplung gegenüber 2021. Insgesamt importierte Nigeria im Jahr 2022 Lebensmittelverarbeitungs- und Verpackungsmaschinen für rund 520 Millionen US$. Deutsche Maschinen genießen einen guten Ruf, sind aber oft zu teuer, weshalb vor allem günstigere Lieferanten aus Asien zum Zuge kommen. 

Nahrungsmittelindustrie ist stark fragmentiert

Kleine und mittlere Unternehmen machen mit 80 Prozent den größten Anteil aus, große Unternehmen gibt es noch wenig. Nach Angaben des Online-Magazins Brand Spurs sind über 180 zertifizierte Unternehmen in der Lebensmittelverarbeitung tätig. Die meisten sind in den Segmenten Getreide, Molkereiprodukte sowie Snacks und Süßwaren aktiv. Zudem werden lokal Fleisch, Zucker, Speiseöle sowie Saucen und Gewürze produziert. Der Markt für alkoholische und nicht-alkoholische Getränke ist ebenfalls lukrativ. So haben große nationale und internationale Brauereien wie Nigerian Breweries, Heineken und Anheuser-Busch ihr Engagement ausgebaut.

Trotz des großen KMU-Anteils dominieren einige wenige internationale Konzerne wie Dangote, Nestlé, Unilever, Coca Cola, Flour Mills of Nigeria, BUA und TGI den Markt. Nach Angaben der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nigeria gibt es insgesamt etwa 90 deutsche Unternehmen. Im Lebensmittelsektor aktive Unternehmen liefern vor allem Maschinen und Technologien, dazu gehören Krones, KHS, BASF, Bayer, Big Dutchman, Siemens und Beiersdorf.

Rahmenbedingungen nach wie vor schwierig

Ein Markteintritt muss sorgfältig geplant werden, um erfolgreich zu sein. Hohe Energiekosten, schlechte Infrastruktur, Korruption und übermäßige Bürokratie erschweren ein Engagement. Seit einigen Jahren bemüht sich Nigeria um die Verbesserung des Geschäftsumfelds und hat einige Reformen umgesetzt, unter anderem für eine schnellere Abwicklung bei der Einfuhr.

Zwischen 2015 und 2020 hat die nigerianische Zentralbank Devisen- und damit Importbeschränkungen für 43 Produktkategorien festgelegt. Bei diesen erfolgt keine Devisenzuteilung, sodass eine Einfuhr nicht möglich ist. Dazu gehören Reis, Zement, Fleisch und Palmöl, unter bestimmten Voraussetzungen sind jedoch Ausnahmen möglich. Diese Maßnahmen sind umstritten, vor allem weil die dadurch entstehende Versorgungslücke bislang nicht durch die lokale Produktion geschlossen werden kann. Es gibt allerdings Gerüchte, dass die Verbote und Einschränkungen angesichts der zunehmenden Ernährungsunsicherheit vorübergehend aufgehoben werden.

Weitere Informationen zu Rechts- und Zollfragen finden Sie hier.

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