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Branche kompakt | Oman | Energiewirtschaft

Branchenstruktur

Asiatische Firmen dominieren als Hauptauftragnehmer und Anlagenlieferanten. Westliche Ingenieurfirmen sind als Berater sehr gefragt. 

Von Robert Espey | Dubai

Oman ist bei Planung und Bau mittlerer und großer Solar- und Windanlagen auf ausländische Unternehmen angewiesen. Nur ein Teil technologisch einfacher Komponenten und Materialien kann lokal beschafft werden. An dieser Situation wird sich zumindest mittelfristig wenig ändern.

In Oman sind bislang ein 49 Megawatt Windprojekt und fünf Solarkraftwerke mit Leistungen zwischen 15 Megawatt und 500 Megawatt und einer Gesamtkapazität von 657 Megawatt fertiggestellt worden. Zwei 500 Megawatt Solaranlagen (Manah 1 und 2) werden derzeit gebaut.

Chinesische Lieferanten- und Anlagenbauer dominieren

An den im Bau befindlichen und fertiggestellten Solarkapazitäten von insgesamt 1.657 Megawatt haben drei Hauptauftragnehmer aus China und Indien einen Anteil von 98 Prozent. Es sind die Firmen Power China, China Energy Engineering sowie Indiens Sterling & Wilson.

Solar- und Windprojekte in Oman: Projektentwickler, Hauptauftragnehmer und Consultants (Auswahl)

Projekt (Jahr der Fertigstellung)

Projektentwickler/Investoren

Hauptauftragnehmer

Consultants

49 MW Harweel Wind (2019)

Abu Dhabi Future Energy Company/Masdar (VAE), Rural Areas Electricity Company (Tanweer)

TSK Group (Spanien), General Electric (USA)

ILF Consulting Engineers (Deutschland)

100 MW Amin Solar (2020) 1)

Marubeni (Japan), Bahwan Engineering Company (Oman), Modern Channel Services (Oman), Oman Gas Company

Sterling & Wilson (Indien)

Worley (Australien), Enertis Solar (Spanien)

25 MW Qabas Solar (2021) 2)

Sohar Industrial Port Company

Sterling & Wilson (Indien)

k.A.

500 MW Ibri 2 Solar (2022)

Alternative Energy Projects (Kuwait), Acwa Power (Saudi-Arabien), Gulf Investment Corporation (Kuwait)

Power China (China)

Yahya Engineering (Oman), Capitals Environmental and Management Consulting (VAE), Fichtner (Deutschland)

17 MW Sur Solar (2023) 3)

Total Energie Developpement (Frankreich), Veolia (Frankreich)

k.A.

k.A.

Poultry Meat Project: 15 MW Captive Solar Power (2023) 4)

Al Namma Poultry Company (Oman)

Global Chemicals & Maintenance System (Oman)

Semac (Indien)

500 MW Manah Solar I (2025) 

EDF Renewables (Frankreich), Korea Western Power (Südkorea)

China Energy Engineering (China)

Fichtner (Deutschland), Worley (Austalien)

500 MW Manah Solar II (2026)

Sembcorp (Singapur), Jinko Power (China)

China Energy Engineering (China)

Fichtner (Deutschland), Synergy Consulting (USA)

1 versorgt vor allem die Petroleum Development Company; 2 versorgt Industriezone im Hafen von Sohar; 3 versorgt Meerwasserentsalzungsanlage; 4 versorgt Fleischfabrik.Quelle: MEED Projects 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Beobachter erwarten, dass im omanischen Solarsektor auch zukünftig die meisten Hauptbauaufträge an asiatische, insbesondere an chinesische Firmen gehen. Entsprechend begrenzt sind die Chancen deutscher und anderer westlicher Technologieanbieter als Unterauftragnehmer zum Zuge zu kommen.

Omans bislang einzige Windkraftfarm wurde von Spaniens TSK und General Electric errichtet. Das US-Unternehmen lieferte 13 Windturbinen mit einer Leistung von jeweils 3,8 Megawatt. Die Windtürme haben eine Höhe von 85 Metern.

Die bis 2030 erwarteten Aufträge für Windkraftwerke zur Versorgung des nationalen Stromnetzes und grüner Wasserstoffprojekte mit einer Gesamtleistung von geschätzten 10 Gigawatt dürften zum Großteil an chinesische Anbieter gehen. Nach Berechnungen der Marktforscher von Enerdata ist der Anteil chinesischer Windturbinenhersteller am weltweiten Auftragseingang 2022 auf 66 Prozent gestiegen, nur 46 Prozent waren es 2021. Westliche Anbieter kamen auf lediglich 22 Prozent (2021: 44 Prozent).

Die Liste der größten Windturbinenhersteller nach Auftragseingang führten 2022 vier chinesische Windturbinenhersteller an, die Bestellungen von insgesamt 67,8 Gigawatt verbuchten. Auf Platz 5 lag die dänische Firma Vestas mit 11,2 Gigawatt (13,9 Gigawatt). Bei Siemens Gamesa schrumpfte der Auftragseingang 2022 um 39 Prozent auf 7,7 Gigawatt. Nordex/Acconia verzeichnete einen Rückgang um 21 Prozent auf 6,3 Gigawatt.

Westliche Beratungsfirmen sind gefragt

Gute Geschäftschancen haben westliche Beratungsfirmen. Die für die Ausschreibung und Vergabe von Kraftwerken für das nationale Stromnetz zuständige Nama Power and Water Procurement Company (NPWPC) lässt sich zumeist von europäischen oder nordamerikanischen Consultingfirmen beraten.

Die NPWPC vergibt Kraftwerksvorhaben in der Regel auf PPP-Basis (Private Public Partnership) an Projektentwickler. Anfang 2024 hat die NPWPC ein ausländisches Beraterteam für die geplanten Ausschreibungen von wahrscheinlich fünf Windprojekten mit etwa 1 Gigawatt Gesamtleistung engagiert. Als Finanzberater ist KPMG dabei, für Rechtsfragen ist die internationale Wirtschaftskanzlei Dentons zuständig und für die technische Beratung das australische Unternehmen Worley.

Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner war als Berater für das 2022 fertiggestellte 500 Megawatt Solarprojekt Ibri 2 tätig. Fichter wurde auch für die beiden jetzt im Bau befindlichen 500 Megawatt Solaranlagen Manah 1 und 2 engagiert.

Lokales Angebot für Installation kleiner Solaranlagen

In Oman gibt es eine große Zahl lokaler Unternehmen, die über eine Lizenz zum Bau von Fotovoltaikanlagen verfügen. Die aktuelle Liste mit den derzeit 76 zugelassenen Unternehmen (Solar PV Installer List; Stand: Dezember 2023) findet sich auf der Webseite des für den Wasser- und Stromsektor zuständigen Distribution Code Review Panel. In der Kategorie Beratungsfirmen für "Solar PV Design" gibt es keine Einträge.

Die Verbreitung von Solardachanlagen ist in Oman noch relativ gering. Allerdings geht die NPWPC von einer Wachstumsbeschleunigung aus. Seit 2017 existiert die Möglichkeit zur Installation privater Fotovoltaikanlagen mit Netzanschluss. Das Programm ist unter der Bezeichnung "Sahim 1" bekannt. Der erzeugte Solarstrom dient primär zur Eigenversorgung. Überschüssige Strommengen können an die fünf staatlichen Stromverteilungsunternehmen verkauft werden.

Mittlerweile gibt es "Sahim 2", das sich an private Investoren richtet, die auf fremden Gebäuden Solaranlagen mit Leistungen zwischen 3 und 14 Kilowatt errichten wollen. Ziel ist es, landesweit auf bis zu 30 Prozent des Gebäudebestandes Solaranlagen zu installieren. In einer ersten Phase sollten im Raum Muscat etwa 3.000 Gebäude als Standorte für "Sahim 2" gefunden werden. Die Investoren schließen mit der Muscat Electricity Distribution Company einen Stromabnahmevertrag.

Nach Angaben der Authority for Public Services Regulation (APSR) gab es 2022 landesweit 120 kleine Fotovoltaikanlagen mit Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Die Gesamtkapazität lag bei 15,7 Megawatt.

In der Hauptstadtregion hatte die Muscat Electricity Distribution Company Stromabnahmeverträge mit 81 Anlagenbetreibern, die Gesamtleistung betrug 8,3 Megawatt. Die Anlagen waren vor allem auf öffentlichen und gewerblich genutzten Gebäuden installiert. Nur ein kleiner Teil entfiel auf Wohngebäude.

Vorerst keine neuen konventionellen Kraftwerke

In Oman gibt es derzeit keinen Markt für neue konventionelle Kraftwerke. Das vorerst letzte große konventionelle Kraftwerksprojekt war das vorrangig zur Versorgung der neuen Ölraffinerie in Duqm gebaute kombinierte Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit einer Leistung von 325 Megawatt (Fertigstellung: 2022). Das Kraftwerk liefert auch die Energie für eine angeschlossene Meerwasserentsalzungsanlage mit einer Tageskapazität von 36.000 Kubikmeter. Siemens hat die Gas- und Dampfturbinen geliefert und einen Wartungsvertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren erhalten.

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