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Branche kompakt | Oman | Energiewirtschaft

Marktorganisation und Rahmenbedingungen

Kraftwerke werden von privaten Unternehmen betrieben. Weitere Privatisierungen sind im Stromsektor geplant. Investitionsentscheidungen stehen bei Wasserstoffprojekten noch aus.   

Von Robert Espey | Dubai

Das Ministry of Energy and Minerals ist für den Stromsektor federführend ständig. Nahezu alle im Stromsektor aktiven staatlichen Unternehmen/Organisationen befinden sich unter dem Dach der 2004 gegründeten NAMA Holding, die zum Finanzministerium beziehungsweise zur Oman Investment Authority gehört.

Private Kraftwerksbetreiber schließen Verträge mit staatlichem Monopolisten

Die Stromerzeugung liegt in Händen privater Unternehmen/Konsortien. Das letzte staatliche Kraftwerk, die 324 Megawatt Anlage der Wadi Al Jizzi Power Company, wurde 2018 außer Betrieb genommen. Die privaten Kraftwerke schließen mit dem staatlichen Stromabnahmemonopolisten, der Nama Power & Water Procurement Company (NPWPC), langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreement/PPA).

Aktuell bestehen PPA über eine Gesamtkapazität von rund 9 Gigawatt. Das größte, seit 2014 produzierende Kraftwerk ist die Phoenix Power Company in Sur mit einer Kapazität von 2 Gigawatt. Hauptinvestoren sind die japanischen Unternehmen Marubeni und Chubu Electric Power.

Seit 2022 können die privaten Kraftwerksbetreiber freie Kapazitäten, die nicht durch langfristige Stromabnahmeverträge gebunden sind, auf dem Spot-Markt anbieten. Es wird angestrebt, den Anteil der Börse am gesamten Strommarkt kontinuierlich zu erhöhen.

Weitere Privatisierungen in Vorbereitung

Über eine Privatisierung der Stromübertragung und -verteilung wird seit zwei Jahrzehnten diskutiert. Eine erste große Privatisierungsmaßnahme wurde 2020 durchgeführt. Die Nama Holding reduzierte ihren Anteil an der Oman Electricity Transmission Company (OETC) auf 51 Prozent. Die State Grid International Development Singapore Private Limited, eine Tochter der Grid Corporation of China, übernahm 49 Prozent für 1 Milliarde US$.

Als zweite große Privatisierung war der Verkauf von 70 Prozent der auch zur Nama Holding gehörenden Muscat Electricity Distribution Company (MEDC), die für die Stromverteilung in der Hauptstadt zuständig ist, vorgesehen. Damit hätte ein privater Investor die Kontrolle über die MEDC übernommen. Die restlichen 30 Prozent sollten später über die Börse (Muscat Stock Exchange) verkauft werden.

Gespräche mit Investoren liefen seit 2020. Trotz des großen Interesses privater Investoren brach die Nama Holding den MEDC-Privatisierungsprozess im Herbst 2022 ab. Stattdessen wurde die MEDC mit drei weiteren regionalen Nama-Stromverteilungsunternehmen (Majan Electricity, Mazoon Electricity, Rural Area Electricity) zur Nama Electricity Distribution Company sowie zur Nama Electricity Supply Company fusioniert.

Der Umstrukturierungsprozess war Mitte 2023 abgeschlossen. Die Maßnahmen werden als Vorbereitung einer zukünftigen Privatisierung bezeichnet. In der südlichen Privinz Dhofar exisiert weiterhin ein separates Verteilungs- und Versorgungsunternehmen (Dhofar Services).

Stromsubventionen sollen weiter abgebaut werden

Trotz gestiegener Tarife sind die Strompreise für private Haushalte und kleinere gewerbliche Verbraucher weiterhin stark subventioniert. Die Stromverteilungsunternehmen erhalten Ausgleichszahlungen zur Deckung der Differenz zwischen dem Stromeinstandspreis und dem subventionierten Abgabepreis. Die Stromsubventionen sollen bis Ende 2026 schrittweise auf null reduziert werden. Bereits seit 2017 gibt es für Stromkunden mit einem jährlichen Verbrauch von über 150 Megawatt/Stunden keine Subventionen mehr. Hier gilt der "Cost Reflective Tariff".

Große internationale Resonanz auf Ausschreibungen

Die Ausschreibungen für Kraftwerke zur Versorgung des nationalen Stromnetzes führt die Nama Power & Water Procurement Company (NPWPC) durch. Für die Planung der Kapazitäten ist die NPWPC ebenfalls zuständig. Dazu werden 7-Jahrespläne erstellt. Die Pläne bilden die Grundlage für die Ausschreibung neuer Kraftwerke. Die zumeist auf BOO- (Build, Own, Operate) oder BOT-Basis (Build Operate Transfer) ausgeschriebenen Solarkraftwerksprojekte haben bei internationalen Unternehmen große Resonanz gefunden. 

Für das 2022 fertiggestellte 500 Megawatt Solarprojekt in Ibri gaben folgende Unternehmen/Konsortien Angebote ab: (1) Masdar (Vereinigte Arabische Emirare)/Jinko Power (China)/TotalEnergies (Frankreich), (2) Acwa Power (Saudi-Arabien)/Alternative Energy Projects (Kuwait)/Gulf Investment Corporation (Kuwait) und (3) Marubeni (Japan)/Oman Gas/Nebras Power (Katar)/Bahwan (Oman). Das BOO-Projekt ging an das von Acwa Power geführte Konsortium. Gebaut wurde die Anlage von der chinesischen Firma Power China. Während der Ausschreibungsphase war das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner als Berater beteiligt.

Um die Vergabe der gegenwärtig im Bau befindlichen 500 Megawatt Solarprojekte Manah 1 und 2 konkurrierten folgende Unternehmen: Electricite de France (EDF), SB Energy (Japan), Acwa Power, Jinko Power, Korea Western Power (Südkorea) und TotalEnergies. Die beiden Vorhaben sind BOT-Projekte.

Den Zuschlag für Manah 1 hat ein Konsortium aus EDF und der Korean Western Power Company erhalten. Das Konsortium hat eine Projektgesellschaft, die Wadi Noor Solar Power Company, gegründet. Das Projekt wird von der Export-Import Bank of Korea (Korea Eximbank), der Bank Muscat und Societe Generale finanziert. Manah 2 ging an ein Konsortium aus Jinko Power und Sembcorp (Singapur). Sembcorp ist ein Tochter der Temasek Holding, die von der singapurischen Regierung kontrolliert wird.

Derzeit läuft das Präqualifizierungsverfahren für das 500 Megawatt Fotovoltaikprojekt Ibri III. Die Investition wird auf 400 Millionen US$ geschätzt. Die Bewerbungsfrist für das BOO-Projekt lief bis März 2024. Welche Unternehmen sich beworben haben, ist noch nicht bekannt. Es dürfte aber wieder eine gute internationale Resonanz gegeben haben.

Omans erste große Solaranlage, der 100 Megawatt Amin Solarpark, wurde 2018 von der staatlichen Petroleum Development Oman Company als BOO-Projekt  ausgeschrieben. Folgende Unternehmen legten Angebote vor: Acwa Power, EDF, Engie (Frankreich),  Marubeni sowie Masdar zusammen mit TotalEnergie. Den Zuschlag bekam Marubeni gemeinsam mit drei lokalen Partnern (Oman Gas, Bahwan, Modern Channel Services). Der Bauauftrag ging an Sterling & Wilson. Das indische Unternehmen hat auch eine 25 Megawatt Solaranlage im Hafen von Sohar errichtet.

Bei grünen Wasserstoffprojekten noch Fragen offen

In welchen Umfang die zur Realisierung der grünen Wasserstoffstrategie bis 2030 notwendigen Solar- und Windkraftkapazitäten von möglicherweise über 20 Gigawatt tatsächlich gebaut werden, ist derzeit schwer prognostizierbar. Obwohl einige Investoren mit der omanischen Regierung bereits Vereinbarungen über kommerzielle Rahmenbedingungen und/oder Landzuteilungen abgeschlossen haben, sind bis zu endgültigen Investitionsentscheidungen noch viele technische und wirtschaftliche Fragen zu klären. Das wichtigste ungelöste Problem sind die noch fehlenden Abnahmeverträge für grünen Wasserstoff (Offtake Agreements). 

Die Landzuteilungen erfolgen für 47 Jahre. Es ist eine Pacht zu zahlen. Ferner sind produktionsabhängige Abgaben (Royalties) in Höhe von mindestens 5 Prozent des Ausstoßes zu entrichten. Zusätzlich fällt Körperschaftsteuer an. Der omanische Staat soll mit einem Anteil von 20 Prozent an jedem Projekt beteiligt sein. Für alle Wasserstoffprojekte soll eine gemeinsame Infrastruktur (Pipelines, Hafenanlagen etc.) geschaffen werden. Eine Abnahmeverpflichtung für eventuell nicht benötigten Solar- und Windstrom will der Staat nicht eingehen.

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