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Branchen | Ostasien | Schiffbau

Ostasien wird den internationalen Schiffbau weiter dominieren

Im globalen Schiffbau werden die Karten neu gemischt. Neben Geo- und Industriepolitik spielen dabei auch grüne Technologien eine Rolle. Ostasiens Werften bleiben wichtigste Player.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Werften in Ostasien rüsten die globalen Handelsflotten aus. Daran wird auch die Initiative der USA wenig ändern, sich als Standort für Schiffbau neu zu positionieren. Vielmehr hilft diese Südkorea und Japan, ihre Position als Schiffbaunationen gegenüber China zu stärken. Egal wo die Schiffsproduktion stattfindet: deutsche Schiffbauzulieferer können davon profitieren.

Werften haben volle Auftragsbücher

Auch wenn der internationale Seehandel nach starkem Zuwachs 2025 laut UNCTAD im Jahr 2026 kaum wachsen dürfte, ist der Bau von Schiffen davon bislang kaum betroffen, denn die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Noch, denn im 1. Halbjahr 2025 haben die weltweiten Neubestellungen deutlich an Rückenwind verloren. Gemäß Angaben von Clarksons Research schrumpften sie insgesamt um 54 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2024 und dies am stärksten im Falle Chinas mit -65 Prozent. Neue Aufträge für Südkorea gingen in dem Zeitraum um 33 Prozent zurück.

Drei Länder in Ostasien produzieren den Löwenanteil neuer Handelsschiffe. China, Südkorea und Japan machten 2024 über 90 Prozent aller Neubauten weltweit aus, so Clarksons Research. Dabei konnte China allein zwei Drittel aller zivilen Aufträge an sich ziehen. Europa kam auf einen Anteil von 4 Prozent. Die USA haben im globalen zivilen Schiffbau nicht mehr viel zu bieten. 

Dennoch wollen die USA ihre Schiffbauindustrie wiederbeleben. Mitfinanzieren sollten dies Gebühren, welche die US-Regierung ab Oktober 2025 erhob, sobald in China gebaute Schiffe in US-Häfen andockten, egal unter welcher Flagge. Zwei Wochen später wurde diese Maßnahme vorläufig auf Eis gelegt, nachdem China vergleichbare Sonderabgaben auf Schiffe im US-Besitz androhte.

Südkorea und Japan wollen mehr Aufträge an Land ziehen

Gleichwohl, der Handelsstreit zwischen den USA und China ist noch nicht vom Tisch und die Schiffbauambitionen der USA bleiben im Fokus. Davon profitieren südkoreanische und japanische Werften, denen neue Aufträge winken. Denn die USA suchen die Kooperation mit nicht-chinesischen Schiffbauern, um verlorenes Know-how ins Land zu holen. In den US-Zollverhandlungen mit Südkorea spielte Schiffbau eine zentrale Rolle und war auch in den Verhandlungen mit Japan ein wichtiges Thema.

Ob diese Entwicklungen längerfristig Bestand haben, kann niemand absehen. Jedenfalls beeinflussen der anhaltende Handels- und Technologiekrieg zwischen den USA und China, die volatile US-Zollpolitik und Lieferkettenanpassungen das Bestellverhalten für neue Schiffe. Die Planungssicherheit für Reeder und Schiffbauer ist stark vernebelt.

China stärkt Eigenbau

Auswirkungen auf Chinas Schiffbau zeichnen sich bereits ab. Neuaufträge wandern teilweise in andere Länder ab und chinesische Werften werden stärker von Bestellungen inländischer Reedereien abhängig. Um die heimische Branche zu stärken, hat Beijing die 2009 eingeführte Genehmigungssperre für Werften-Neubauprojekte 2024 aufgehoben.

Mindestens elf Werften in China haben seither Investitionen in neue Schiffbau-Dockanlagen angekündigt, etwa für den Bau von Kreuzfahrtschiffen und von “grünen” Schiffen, so der Shipbroker BRS. Gleichzeitig steigt auch die Nachfrage nach Fahrzeugtransportschiffen (Roll-on-roll-off-Schiffe; RoRo), da die chinesischen E-Auto-Hersteller international expandieren. Firmen wie BYD, Chery und SAIC haben bereits mehrere RoRo-Schiffe geordert, um eigene Flotten aufzubauen.

Unterdessen hält die Konzentration im chinesischen Schiffbau an beziehungsweise verstärkt sich weiter. Mit der China State Shipbuilding Corp. (CSSC) und der China Shipbuilding Industry fusionierten die beiden größten staatlichen Werften im August 2025. Die neue Großwerft firmiert weiterhin als CSSC. Beide Unternehmen kamen laut Clarksons Research 2024 bei den weltweiten Auftragseingängen zusammen auf einen Anteil von 17 Prozent.

Südkorea will technologisch punkten

Südkorea will an China verlorene Marktanteile zurückgewinnen. Denn südkoreanische Werften konkurrieren seit Jahren mit chinesischen Akteuren um den Bau von Containerschiffen sowie von großen und supergroßen Tankern für Flüssigerdgas (Liquified natural gas; LNG). Dies ist häufig jedoch nicht profitabel. Trotzdem verbuchten die drei großen südkoreanischen Werften HD Hyundai, Samsung Heavy Industries und Hanwha Ocean 2024 zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder Gewinne.

Dabei half, dass die Werften mehr hochwertige Schiffe lieferten, die Schiffspreise stiegen und ein schwächerer US-Dollar als Handelswährung im Schiffbau unterstützte. Mit der Initiative “K-Shipbuilding Super Gap Vision 2040” vom Juli 2024 will Südkorea seine Position im Schiffbau technologisch untermauern und fokussiert sich auf:

  1. umweltfreundliche Antriebe wie Wasserstoff, Ammoniak, Dual-Fuel-Motoren, oder kleine modulare Reaktoren (Small Modular Reactors; SMR);

  2. Digitalisierung und Automatisierung der Werften (bis 2040 soll ein Automatisierungsgrad von 50 Prozent erreicht werden);

  3. Kommerzialisierung von autonom fahrenden und intelligenten Schiffen durch KI-Einsatz.

Japan setzt auf Konsolidierung

Japan will sich als alternativer Schiffbaustandort ins Rennen bringen. Ziel der Regierung und der Japan Shipbuilding Industry Association ist, die Zahl der gefertigten Schiffe bis 2030 gegenüber 2025 zu verdoppeln. Der Anteil am globalen Schiffbau soll von gegenwärtig knapp über 10 Prozent auf mindestens 20 Prozent zunehmen. Dafür sollen Größenvorteile bei Auftragsakquise und Beschaffung erreicht und Kostennachteile gegenüber China und Südkorea verringert werden. Gelingen soll dies durch mehr strategische Allianzen zwischen den Werften im Archipel und die weitere Modernisierung des Schiffbaus.

Auch Japan setzt auf nachhaltige Antriebe und Automatisierung. Die Werftkapazitäten sind weniger auf Mega-Schiffe ausgerichtet. Der Fokus liegt auf Frachtschiffen. Zudem will Japan seine Verteidigung zu See ausbauen und die Fertigung eigener LNG-Tanker forcieren, um seine Energieimporte zu sichern. Dabei unterstützt die Regierung die Werften finanziell.

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