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Branchen | Südkorea | Schiffbau

Südkoreas Schiffbau muss die Segel neu setzen

Trotz weniger Neuaufträge profitiert der südkoreanische Schiffbau von gut gefüllten Auftragsbüchern. Rückenwind geben die Kooperation mit den USA und umweltfreundliche Antriebe.

Von Katharina Viklenko | Seoul

Der Schiffbau ist eine zentrale Säule der südkoreanischen Wirtschaft. Eine breite Palette deutscher Firmen ist bereits mit den unterschiedlichsten Produkten im Sektor vor Ort aktiv. Von der geplanten Expansion südkoreanischer Schiffbauer in den USA werden daher auch deutsche Anbieter profitieren. Ein Beispiel: Siemens unterzeichnete Anfang November 2025 eine Vereinbarung mit HD Hyundai und wird zur digitalen Transformation des US-Schiffbausektors beitragen.

Beispiele für Beteiligung deutscher Firmen im südkoreanischen Schiffbau

  • Everllence Korea (ehemals MAN Energy Solutions Korea) in Busan liefert Schiffsmotoren und Antriebssysteme an südkoreanische Werften; über das Servicecenter MAN PrimeServ bietet es technische Unterstützung und Schulungen vor Ort an.
  • Bosch Rexroth Korea stellt Antriebs- und Steuerungstechnologien, etwa hydraulische und elektrische Lösungen für Systeme wie Ruderanlagen, Strahlruder und Winden.
  • Schottel, das auf maritime Antriebssysteme und Komponenten für Spezialschiffe spezialisiert ist, hat 2022 eine Niederlassung in der Nähe von Busan gegründet.
  • HD Hyundai arbeitet mit Siemens Korea an der Integration automatisierter Produktionssysteme in seinen Werften. Siemens liefert Softwarelösungen zur Optimierung von Fertigungsprozessen und unterstützt den KI-Einsatz bei der Produktentwicklung, etwa mithilfe von digitalen Zwillingen.
  • Dräger Korea liefert Sicherheitstechnik und Kontrollsysteme, die auch auf Schiffen eingesetzt werden.
  • Lutz Elevators produziert seit 2021 maßgeschneiderte Aufzugssysteme für Frachter, Kreuzfahrt- und Spezialschiffe in Südkorea.

Südkoreas Werften erhielten 2024 Angaben der Export-Import Bank of Korea (Korea Eximbank) zufolge Aufträge zum Bau von Schiffen über 11 Millionen Compensated Gross Tons (CGT; gewichtete Bruttoraumzahl). Nach Auftragsrekorden 2021 und 2022 zeichnet sich ein Abflachen ab. Laut Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) nahm der Anteil des Landes am weltweiten Auftragseingang 2024 auf rund 17 Prozent ab. Als Schiffbaunation liegt Südkorea nach China auf Rang 2.

25,1 %

aller Aufträge weltweit (nach Volumen) verbuchten im 1. Halbjahr 2025 südkoreanische Schiffbauer.

Im 1. Halbjahr 2025 sanken die Aufträge nach Volumen um etwa ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die US-Handelspolitik sorgt für Unsicherheit und trägt zum Rückgang der weltweiten Schiffbestellungen bei. Gleichzeitig kündigten die USA Gebühren beim Anlaufen von US-Häfen für Schiffe an, die in China gebaut wurden oder sich im Besitz von chinesischen Firmen befinden. Globale Reedereien griffen daher anstelle chinesischer vermehrt auf südkoreanische Containerschiffe zurück. Damit steigerte Südkorea seinen Marktanteil an den weltweiten Schiffbestellungen in den ersten sechs Monaten 2025 wieder auf ein Viertel. Die US-Hafengebühren traten im Oktober 2025 kurzzeitig in Kraft, Anfang November 2025 wurden sie vorläufig für ein Jahr ausgesetzt.

Weltmarktanteile werden trotz Abflachen bei Auftragseingängen behauptetEntwicklung der Auftragslage im südkoreanischen Schiffbau
Indikator

2020

2021

2022

2023

2024

1. Halbjahr 2025

Auftragseingang (in Mio. CGT)

8,3

17,9

16,3

10,1

11,0

4,9

Anteil weltweit (in %)

33,4

32,4

32,7

24,2

16,7

25,1

Auftragseingang (in Mrd. US$)

19,5

43,9

45,3

29,7

36,2

16,1

Anteil weltweit (in %)

38,8

41,0

36,4

25,8

17,8

23,9

Quelle: MOTIE 2025; Korea Eximbank 2025 (mit Bezug auf Clarksons Research)

Weniger Neuaufträge, mehr Fertigstellungen

Der Wert der 2024 eingegangenen Aufträge summierte sich auf 36,2 Milliarden US-Dollar (US$) und ging im 1. Halbjahr 2025 um fast ein Drittel auf etwa 16 Milliarden US$ zurück. Die Korea Eximbank prognostizierte Ende Juli 2025, dass das Auftragsvolumen im Gesamtjahr auf 9 Millionen CGT und der Auftragswert auf knapp 30 Milliarden US$ sinken werde. Das entspräche Rückgängen von jeweils nahezu einem Fünftel im Vergleich zu 2024.

Trotz weniger Neuaufträgen sind die Auftragsbücher für rund drei Jahre gefüllt und zuletzt wurden mehr Schiffe fertiggestellt. Die gestiegene Nachfrage nach hochwertigen Schiffen, höhere Preise und vorteilhafte Wechselkurse bescherten den drei Branchenführern Samsung Heavy Industries, Hanwha Ocean und HD Hyundai Heavy Industries 2024 erstmals wieder Gewinne seit 13 Jahren.

Südkoreas Schiffbau bei Produktion, Aufträgen und Export gut aufgestelltEckdaten des südkoreanischen Schiffbaus
Indikator

2015

2020

2023

2024

1. Halbjahr 2025

Fertigstellungen (in Mio. CGT)

12,69

8,82

9,10

11,26

6,35

Auftragsbestand (in Mio. CGT)

31,95

22,96

40,03

37,87

35,58 1)

Exportvolumen (in Mrd. US$) 2)

38,42

18,73

20,31

24,03

13,03

1 Auftragsbestand Ende Juni 2025; 2 gemäß SITC-Position 793.Quelle: Statistics Korea 2025; Korea Eximbank 2025 (mit Bezug auf Clarksons Research); Korea Development Bank 2025; Korea International Trade Association (KITA) 2025

Nachdem die Übernahme von Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (DSME) durch Hyundai Heavy Industries Anfang 2022 noch am Veto der EU-Kommission gescheitert war, stieg im Mai 2023 als neuer Hauptanteilseigner bei DSME die Hanwha-Gruppe ein. Sie firmiert seit der Übernahme als Hanwha Ocean.

Nachfrage nach LNG-Tankern lässt nach

Schiffe mit umweltfreundlicheren Antrieben machten 2024 den Großteil der Neuaufträge aus. In den Vorjahren hatte Südkorea von der Umstellung europäischer Länder auf Flüssiggas und LNG-Tanker profitiert. Zeitweise betrug Südkoreas Anteil an den weltweiten Bestellungen bis zu 70 Prozent. Doch 2025 schwächt sich die globale Entwicklung ab. Stattdessen gewinnen südkoreanische Werften bei Bestellungen von Containerschiffen an Attraktivität wegen der sich an chinesische Schiffe richtenden US-Hafengebühren.

Exportausblick bleibt solide

Südkoreas Ausfuhr von Schiffen stieg 2024 um 18,3 Prozent auf 24 Milliarden US$ – der höchste Wert seit 2018. Laut dem Korea Institute for Industrial Economics & Trade dürften die Branchenexporte 2025 um 10 Prozent zulegen. Noch optimistischer stimmen Daten für den Zeitraum Januar bis August 2025: Nach Hochrechnung von Germany Trade & Invest könnten die Ausfuhren bis Jahresende um 18 Prozent auf 28 Milliarden US$ steigen. Da der Bau eines Schiffs durchschnittlich rund drei Jahre dauert, wird sich der schwächelnde Auftragseingang zwischen 2023 und 2025 erst ab 2026 in der Exportstatistik niederschlagen.

Schiffbau als Trumpf bei US-Zollgesprächen

Gemäß dem Slogan "Make American Shipbuilding Great Again" will Donald Trump den Schiffbau in den USA wiederbeleben. Um zugleich Chinas Vormachtstellung zu schwächen, muss die USA auf asiatische Partner wie Südkorea und Japan zurückgreifen. Jedoch wären hierfür regulatorische Anpassungen nötig, da einzelne US-Vorschriften bislang die heimische Industrie schützen.

Bei den Zollverhandlungen mit den USA nutzte Südkorea den Schiffbau als diplomatischen Hebel. Der Sektor soll 150 Milliarden US$ von den 350 Milliarden US$ erhalten, die Seoul den USA an Investitionen zusagte. Neben direkten Zuflüssen in US-Werften ergeben sich Chancen bei Wartung, Reparatur und Instandsetzung. HD Hyundai und Hanwha Ocean erhielten bereits 2024 Zertifizierungen für die US-Marine. Hanwha Ocean setzte im März 2025 in Geoje das erste US-Marineschiff in Stand.

Beispiele für Südkoreas Zusammenarbeit mit den USA im Schiffbau

  • Übernahme von Philly Shipyard durch den Hanwha-Konzern Ende 2024 für rund 100 Millionen US$; Ankündigung weiterer Investitionen über 5 Milliarden US$ in den Ausbau der Werftkapazitäten.
  • Vereinbarung von HD Hyundai, Korea Development Bank und Cerberus Capital im August 2025 zur Einrichtung eines gemeinsamen Investitionsfonds im Milliardenbereich zur Förderung von Schiffbau, maritimer Logistikinfrastruktur und Schiffstechnologie in den USA.
  • Partnerschaft zwischen Samsung Heavy Industries und Vigor Marine Group im August 2025 für gemeinsame Wartung und Reparaturen von US-Marineschiffen sowie Modernisierung von US-Werften.
  • Memorandum of Understanding im April 2025 zur Kooperation zwischen HD Hyundai Heavy Industries und Huntington Ingalls Industries, dem größten militärischen Schiffbauer der USA.
  • Ankündigung von US-Präsident Trump im Oktober 2025, Südkorea erstmals den Bau von nuklearen U-Booten in den USA zu genehmigen , ist eine beispiellose historische Erweiterung der militärischen Zusammenarbeit.

Umweltfreundliche Antriebe als Chance

Die Branche arbeitet an der Dekarbonisierung und will umweltfreundliche Technologien stärker nutzen, etwa Dual-Fuel-Motoren mit Methanol oder Ammoniak. Ein Meilenstein war die Bebunkerung des ersten großen Containerschiffs mit grünem Methanol in Ulsan im Mai 2025. Bis 2027 will Südkorea den weltweit größten Wasserstofftanker bauen. Die Initiative "K-Shipbuilding Super Gap Vision 2040" vom Juli 2024 setzt zudem einen Fokus auf Wasserstoff als Antriebsart, auf Small-Modular-Reaktoren für maritime Anwendungen, die Automatisierung von Werften sowie auf die Kommerzialisierung autonom fahrender Schiffe.

Die internationale Schiffbaumesse Kormarine findet alle zwei Jahre in Busan auf dem BEXCO-Messegelände statt. Bei der Veranstaltung vom 21. bis 24. Oktober 2025 gab es einen deutschen Gemeinschaftsstand mit 35 deutschen Ausstellern. Die nächste Ausgabe der Kormarine wird voraussichtlich im Oktober 2027 stattfinden.

Schiffbau vor Herausforderungen

Insgesamt steht die Branche unter wachsendem Druck: China dominiert seit Jahren den Markt für Containerschiffe und Massengutfrachter und gewinnt auch bei LNG-Tankern an Boden. Gleichzeitig leidet Südkorea unter Kapazitätsengpässen durch volle Auftragsbücher und begrenzte Werftflächen. Hinzu kommt ein akuter Fachkräftemangel, der durch alternde Belegschaften, geringe Attraktivität und Streiks verstärkt wird. Visaerleichterungen für ausländische Fachkräfte sollen Abhilfe schaffen. Strategisch setzt das Land auf High-Tech-Werften und verstärkten Einsatz der KI.

Auch Indiens Schiffbaubranche im Fokus

Südkoreanische Anbieter schauen auch auf Indiens Schiffbau-Offensive. HD Hyundai und Cochin Shipyard, Indiens größter staatlicher Werft, vereinbarten kürzlich, bei Design, Produktion und Werftbetrieb zusammenarbeiten zu wollen.

Zusätzlich belasten geopolitische Spannungen die Branche: Symbolträchtig sanktionierte China Tochterfirmen von Hanwha Ocean für deren Kooperation mit der US-Regierung bei der Erhebung von Hafengebühren. Nach dem Abkommen zwischen den USA und China dürften die Sanktionen zumindest vorläufig aufgehoben werden.

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