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Wirtschaftsausblick | Peru
Die Wirtschaft in Peru wird 2023 schwächer wachsen. Die politische Krise und die soziale Unsicherheit wirken sich vor allem auf Investitionen im Bergbau aus.
29.12.2022
Von Janosch Siepen | Bogotá
Das Wachstum der peruanischen Volkswirtschaft verlangsamt sich im Jahr 2023 weiter. Der britische Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) erwartet für 2022 noch ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,7 Prozent. Im Jahr 2023 rechnet er lediglich mit 2,2 Prozent. Damit liegt Peru allerdings über dem lateinamerikanischen Durchschnitt.
Der Bergbau ist die wichtigste Exportbranche Perus und spielt für die Konjunktur eine zentrale Rolle. Mit der Mine Quellaveco ging 2022 das erste vollständig digitale Kupferbergwerk des Landes in Betrieb. Das sollte der Kupferproduktion einen kräftigen Schub geben. In den kommenden Jahren erwartet der Sektor neue Projekte im Umfang von knapp 54 Milliarden US-Dollar (US$). Doch dürften mittelfristig Wachstum und Investitionen im Sektor zurückgehen, so die peruanische Zentralbank (BCR). Sie geht davon aus, dass 2023 rund 16 Prozent weniger investiert werden. Laut der Nationalen Bergbaugesellschaft SNMPE sei der Grund die andauernde politische Instabilität im Land. Zudem fehlten Großprojekte, die das Wachstum befeuern könnten. Der Abbau von Rohstoffen ist in der peruanischen Bevölkerung umstritten. Proteste legen die Produktion regelmäßig lahm und verzögern die Entwicklung neuer Abbauvorhaben.
Stabilere Aussichten bieten sich der Landwirtschaft in Peru. Die weltweit wachsende Nachfrage nach nicht-traditionellen Agrarprodukten wie exotischen Früchte und anderen Superfoods stärkt den Sektor. Der Mangel an Düngemitteln und ihre hohen Preise dürften die Produktion allerdings beeinträchtigen und sich auch in der ersten Jahreshälfte 2023 auf die Lebensmittelpreise auswirken.
Indikator | 2020 | 2021 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 224,7 | 225,9 | 4.261 |
BIP pro Kopf (US$) | 6.254 | 6.679 *) | 51.214 |
Bevölkerung (Mio.) | 32,8 | 33,2*) | 83,2 |
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = Neue Sol) | 3,498 | 3,886 | - |
Nach einem gescheiterten Versuch des ehemaligen Präsidenten Pedro Castillo, das Parlament im Dezember 2022 aufzulösen und per Notstandsdekreten zu regieren, bietet sich die Chance für einen politischen Neuanfang. Die neue Präsidentin, Diana Boluarte, forderte das Parlament zu Neuwahlen im April 2024 auf. Dieses stimmte zu. Die neue Regierung soll Exekutive und Legislative aus der politischen Krise führen und Investoren die Unsicherheit nehmen. Ob das gelingt, bleibt unklar. Denn auch das soziale Klima ist hoch angespannt. Massendemonstrationen aufgrund von Inflation erschütterten 2022 das Land. Im Dezember gab es erneut schwere Proteste gegen den Kongress und die neue Präsidentin. Die nötigen akuten Lösungsimpulse aus der Politik fehlen unterdessen.
Die innenpolitischen Turbulenzen und kriselnde Weltkonjunktur beeinträchtigen die Bruttoanlageinvestitionen in den Jahren 2022 und 2023. Für 2023 erwartet EIU einen Rückgang um 1,5 Prozent. Die realen Investitionen dürften knapp unter das Niveau von 2021 fallen. Auch die ausländischen Direktinvestitionen gehen zurück. Die Unsicherheit trübt das Geschäftsklima. Der Privatsektor sorgt für 80 Prozent der Gesamtinvestitionen in Peru. Das Konjunkturprogramm Impulso Perú im Umfang von 3,3 Milliarden US$ (1,3 Prozent des BIP soll Investitionsanreize schaffen und dürfte vom Parlament unterstützt werden. Widerstand der Opposition könnte die Maßnahmen allerdings verwässern.
Projektbezeichnung (Kapazität) | Investitionssumme (in Mio. US$) | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Lima Metrolinie 2 (35 km) | 5.800 | Baufortschritt über 45%, Etappe 1A ab 2023 in Betrieb, ab Februar weitere Tunnelbohrungen, Projekt verzögert sich | Ministerio de Transportes y Comunicaciones (MTC), Metro de Lima 2 (Cosapi, Iridium, FCC, Salini Impregilo, Ansaldo STS and Ansaldo Breda) |
Kupfermine La Granja (500.000 t/Jahr) | 5.000 | Vormachbarkeitsphase, Bau- und Betriebsbeginn unbekannt | |
Barranca-Ica Zugverbindung (476 km) | 5.000 | k.A. | |
Zugstrecke San Juan de Marcona-Andahuaylas (für Rohstofftransport, 600 km) | 4.932 | Machbarkeitsstudien bis März 2023, danach Bau, Betrieb ab 2028 | |
Gasnetzwerk Sitgas | 4.500 | Im Entwurfsstadium, Projekt im nationalen Infrastrukturplan 2022-25 priorisiert, Betrieb ab 2026 geplant, könnte sich aber verzögern | |
Chancay Hafen (141 ha) | 3.600 | Baufortschritt bei über 20%, Betrieb ab 2024 | Autoridad Portuaria Nacional, COSCO |
Zugverbindung Tren de Cercanías (Lima - Ica, 324 km) | 3.263 | Technische Studien bis August 2023, Bauzeit 4-6 Jahre | |
Neue Zentrale Straßenverbindung (Lima - La Oroya, 136 km) | 2.945 | Umwelt- und Sozialprüfung, abschließende Studien bis Mitte 2024, danach Bau, Betrieb ab Februar 2031 | Provías Nacional |
Eisenerzmine Hierro Apurímac (20 Mio. t/Jahr) | 2.900 | k.A. | |
Kupferbergwerk Los Chancas (130.000 t/Jahr) | 2.600 | Umwelt- und Sozialprüfung, Teil des Gebiets wurde von illegalen Bergleuten besetzt, Bau ab 2024 vorgesehen, Betrieb ab 2027 |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter bietet GTAI auf ihrer Länderseite Peru unter den Rubriken "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Schon vor der Pandemie war der Privatkonsum in Peru vergleichsweise niedrig. Nach einem Einbruch im Pandemiejahr 2020 (-9,7 Prozent) dürfte er 2022 das Vorpandemieniveau wieder deutlich übertreffen. Der Konsum der Privathaushalte stützt im Jahr 2023 die Konjunktur: EIU geht von 2,5 Prozent Wachstum aus. Mittelfristig zeichnet sich eine positive Entwicklung ab: Geringere Zinsen vereinfachen den Zugang zu Krediten für die Privathaushalte. Eine abflauende Inflation stärkt die Reallöhne.
Das spanische Kreditinstitut BBVA geht davon aus, dass Perus Exporterlöse im Jahr 2023 leicht zurückgehen. Die labile Weltkonjunktur und ein schwächerer Kupferpreis dürften den stark exportabhängigen Bergbau Perus treffen. Ein weiteres Risiko ist die große Abhängigkeit von China. Knapp 70 Prozent der peruanischen Kupferexporte fließen dorthin.
Der weltweite Trend zugunsten grüner Technologien wird jedoch die Nachfrage nach Kupfer, Perus Hauptexportprodukt, langfristig steigen lassen. Zudem dürfte der Hafen von Chancay dem Land im südamerikanischen Handel mit Ostasien ab 2024 eine starke Position verschaffen. Die mit Abstand wichtigsten Lieferländer sind China und die USA. Deutschland liegt bei den Herkunftsländern Perus auf Rang 7, bei den Exportländern belegt es Platz 12.
2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 | |
---|---|---|---|
Importe | 33.849 | 46.798 | 38,3 |
Exporte | 41.669 | 57.159 | 37,2 |