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Branchen | ASEAN | Kfz-Industrie

Pkw-Markt wächst 2022 um ein Viertel

Die Produktions- und Verkaufszahlen in der ASEAN steigen 2022 jeweils um rund ein Viertel. Dank Indonesiens starker Exporte gibt es einen neuen Rekord in der Pkw-Produktion.

Von Frank Malerius | Jakarta

In den Staaten der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) wurden nach Angaben der ASEAN Automotive Federation (AFF) im Jahr 2022 insgesamt rund 2,2 Millionen Pkw verkauft. Das ist ein Plus von 23,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Produziert wurden 2,7 Millionen Pkw - das entspricht einer Steigerung von 27,1 Prozent. Treibende Kraft war Indonesien, das seine Pkw-Produktion um mehr als ein Drittel auf 1,2 Millionen Einheiten steigerte. Damit entfielen 46 Prozent der regionalen Pkw-Produktion allein auf Indonesien.

Werden die Nutzfahrzeuge mit einbezogen, so wurden in der ASEAN 2022 knapp 3,4 Millionen Kfz (ohne Zweiräder) verkauft. Das ist ein Plus von 22,7 Prozent gegenüber 2021. Damit ist die Region zurück auf Vorkrisenniveau. Gleichzeitig wird die Region auch immer exportstärker. Denn etwa 4,4 Millionen Kfz wurden im Jahr 2022 vor Ort produziert. Das ist eine Steigerung von 23,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der zweithöchste Wert, nach dem Rekordjahr 2013.

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Größter Absatzmarkt ist Indonesien, auf das etwa 35 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung und mehr als 40 Prozent der Bevölkerung entfallen. Wichtigster Produktionsstandort ist Thailand mit seiner großen Nutzfahrzeugproduktion, die drei Viertel dieses Segments in der ASEAN ausmacht.

Im weltweiten Vergleich ist die ASEAN noch immer ein kleiner Markt: Nur etwas mehr als 3 Prozent des globalen Pkw-Verkaufs und der -Produktion entfallen auf die Region mit ihren 670 Millionen Einwohnern. Allein der chinesische Pkw-Markt ist zwölfmal größer.

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Japan baut in Indonesien die Exportproduktion aus

In nahezu allen ASEAN-Ländern verzeichnete die Pkw-Branche im Jahr 2022 ein Wachstum. Ausnahmen bildeten lediglich Singapur mit einem schwachen Absatz – traditionell zurückzuführen auf strenge Zulassungsvorschriften – und die Philippinen mit einer stagnierenden Produktion. Noch 2021 hatte es gegenläufige Entwicklungen gegeben. Grund waren die zeitlich versetzten Lockdowns in der Coronakrise. Während in Indonesien Lockerungen zu einer frühen Erholung geführt hatten, verharrten Vietnam und Malaysia noch im Krisenmodus. Entsprechend groß waren dort 2022 die Nachholeffekte bei Verkauf und Produktion.

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Wichtigster regionaler Trend ist der Ausbau der Pkw-Exportproduktion in Indonesien. Dieser wird vor allem durch Toyota und sein Tochterunternehmen Daihatsu, aber auch durch andere japanische Hersteller angetrieben. Mittlerweile wird fast ein Drittel der in Indonesien produzierten Automobile (und nahezu 40 Prozent der dort hergestellten Pkw) ausgeführt. Sie werden rund um den Globus in zahlreiche Länder der ASEAN, Südasiens, Ozeaniens, Afrikas, Süd- und Mittelamerikas und auch nach Japan geliefert. Nur nach Nordamerika, Europa und China gibt es praktisch keine indonesischen Kfz-Exporte.

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Keine schnelle Wende zur Elektromobilität in Sicht

Auch in der ASEAN soll laut politischen Verlautbarungen die Zukunft der Mobilität elektrisch sein. Die Medien berichten vielerorts ausführlich über eine bevorstehende Wende. Doch diese dürfte deutlich länger benötigen als in Industrieländern. Denn noch sind Elektroautos für die aufstrebende Mittelschicht viel zu teuer.

In Indonesien gibt es beispielsweise einen fabrikneuen Familienvan als Verbrenner bereits ab 10.000 US-Dollar (US$), einen passablen gebrauchten für die Hälfte. Dagegen kostet der vollelektrische Ioniq 5 von Hyundai mehr als 50.000 US$. Dieser wird seit Frühjahr 2022 in Westjava in CKD-Produktion (Completely Knocked-Down) zusammengesetzt und verkaufte sich bis zum Jahresende nur 1.800 Mal. Etwas erfolgreicher ist der ebenfalls vor Ort montierte chinesische Kleinstwagen Air EV (Preis: unter 20.000 US$), von dem binnen fünf Monaten immerhin 8.000 Stück abgesetzt wurden.  

Doch nicht nur der hohe Preis dürfte E-Autos in der ASEAN noch auf lange Sicht zu Ladenhütern machen. Fast überall ist die Ladeinfrastruktur nur rudimentär ausgebaut und jenseits der Städte fast nichtexistent. Vielerorts dürften die Netze so schlecht sein, dass sie zehntausende gleichzeitig ladende E-Autos gar nicht vertragen. Und nirgendwo in der Region ist absehbar, dass überschüssiger Ökostrom substanziell die Elektromobilität bedienen könnte.

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Die ASEAN ist für deutsche Kfz-Hersteller nur Nische

Für die deutschen Automobilhersteller ist die ASEAN nur von untergeordneter Bedeutung. Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) exportierten sie nach letztverfügbaren Zahlen von 2021 nur 47.000 Einheiten in die Region. Zum Vergleich: Nach China wurden im selben Zeitraum 254.000 Stück geliefert. In den größeren ASEAN-Ländern haben deutsche Hersteller eine CKD-Produktion. Doch auch sie entspricht lediglich einem Bruchteil der deutschen Pkw-Fertigung in der Volksrepublik.

Für die schwache Marktposition gibt es diverse Gründe. Vor allem haben die japanischen Hersteller den Mittelklassemarkt in den meisten ASEAN-Ländern fest besetzt – in Indonesien beispielsweise mit einem Marktanteil von mehr als 95 Prozent. Für deutsche Luxusautos ist die Zielgruppe hingegen klein. Außerdem sind teure Premium-Pkw mit hohen Importabgaben belegt.

Die generellen Marktaussichten für Automobilhersteller in der ASEAN sind aber gut. Die Wirtschaftsleistung der Region steigt jährlich real um durchschnittlich fünf Prozent, im Boommarkt Vietnam sogar deutlich mehr. In der Folge wächst die Mittelschicht rasant. Für sie ist das eigene Auto Lebenstraum und Statussymbol. 

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