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Wirtschaftsumfeld | Philippinen | Konjunktur

Wachstum in den Philippinen zieht an

Sinkende Inflation und niedrige Arbeitslosigkeit stützen das Konsumklima. Davon dürften auch deutsche Exporteure profitieren. Sie haben bereits 2023 gute Geschäfte im Land gemacht.

Von Alexander Hirschle | Singapur

Die philippinischen Importe aus Deutschland stiegen im Jahr 2023 um 11,5 Prozent, obwohl die Gesamtimporte insgesamt deutlich rückläufig waren. Gegenüber dem Vorjahr gingen sie um 8,2 Prozent zurück. Besonders dynamisch entwickelten sich die deutschen Lieferungen von Industriemaschinen und Ausrüstungen mit einem Plus von fast 20 Prozent. Der Marktanteil deutscher Waren erhöhte sich von zuvor 1,4 Prozent auf 1,7 Prozent. Im Lieferranking der Philippinen belegt Deutschland Rang 13.

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Florierender Konsum bietet Absatzchancen

Gute Geschäftschancen dürften sich für deutsche Anbieter von Konsumgütern ergeben, da die Inflation zurückgeht und die Konsumstimmung im südostasiatischen Land steigt. Die philippinische Zentralbank schätzt, dass die Inflationsrate 2024 zwischen 2,8 und 3,6 Prozent liegen wird. Im Januar erreichte sie mit 2,8 Prozent den niedrigsten Wert seit Oktober 2020. Ein Jahr zuvor waren es noch 8,7 Prozent. Auf den Konsum entfallen zwei Drittel des philippinischen Bruttoinlandsprodukts (BIP). 

Positiv dürfte sich auch das im Jahresverlauf voraussichtlich sinkende Zinsniveau auswirken. Die Bank UBS rechnet damit, dass der Basiszinssatz in der 2. Jahreshälfte 2024 um einen Prozentpunkt gesenkt wird. Derzeit befindet er sich mit 6,5 Prozent auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren.

Arbeitslosigkeit auf Rekordtief

Das Konsumklima wird zudem durch die historisch niedrige Arbeitslosigkeit gestützt. Im Dezember 2023 sank die Zahl der Arbeitslosen auf 1,6 Millionen, was einer Quote von 3,1 Prozent entspricht.

Auch die sich wieder stabilisierenden Rücküberweisungen der im Ausland arbeitenden philippinischen Bevölkerung stärken die Kaufkraft. Die Marktforschungsgruppe Fitch Solutions geht davon aus, dass der private Konsum 2024 um 7,5 Prozent zulegen wird. Damit läge das Konsumwachstum deutlich über der Vorjahresrate von 5,6 Prozent, und auch über dem mittleren Vor-Pandemie-Niveau von 5,9 Prozent.

Bis 2028 soll der private Konsum weiterhin um durchschnittlich 7,1 Prozent pro Jahr wachsen. Als treibende Kraft sieht Fitch Solutions vor allem die steigenden Einkommen der urbanen Mittelschicht. Diese würden sich positiv auf die Ausgaben für Unterhaltungselektronik und Möbel sowie den Wohnungsbau auswirken.

Tourismus zieht wieder an

Auch im Tourismus zeichnen sich bessere Lieferchancen ab. Bereits 2023 verdoppelte sich die Zahl der internationalen Besucher im Vergleich zum Vorjahr auf 5,5 Millionen. Für 2024 wird nach offiziellen Schätzungen wieder mit 7,7 Millionen Touristen gerechnet. Vor der Coronapandemie, unter deren Auswirkungen der Sektor massiv gelitten hat, besuchten innerhalb eines Jahres 8,3 Millionen Menschen den Archipel.

Der Tourismus trägt rund 6 Prozent zur BIP-Entstehung des Archipels bei. Es besteht noch großes Potenzial, denn die Zahl der ausländischen Gäste ist im Vergleich zu anderen Destinationen in der Region wie etwa Thailand bisher relativ gering. Branchenexperten gehen aber von einer positiven Entwicklung aus, da sich die Reiseaktivitäten weltweit erholen und die Fluggesellschaften ihre Flugzeugflotten ausbauen. Zudem soll die philippinische Transportinfrastruktur modernisiert werden. Sie gilt bisher als Nadelöhr und Hindernis für höhere Besucherzahlen.

Regierung forciert PPP

Für internationale Firmen spannend ist auch die Ausweitung von Aktivitäten im Rahmen von Public-Private-Partnerships (PPP) angesichts knapper Staatskassen. Gemäß Presseangaben befinden sich 117 PPP-Projekte mit einem Gesamtwert von circa 50 Milliarden US-Dollar (US$) in der Pipeline. 15 dieser Vorhaben sollen im Jahr 2024 freigegeben werden.

Staatspräsident Ferdinand Marcos hat sich zum Ziel gesetzt, die Philippinen bis 2028 zur zweitwichtigsten Destination für ausländische Direktinvestitionen in Südostasien zu entwickeln. Das Wirtschaftsministerium betont in den lokalen Medien, dass es die Philippinen künftig stärker als Investitionsstandort für die Verarbeitung von Rohstoffen, für erneuerbare Energien und die Produktion elektrischer Fahrzeuge vermarkten werde. Das solle die bereits starke Stellung in den Bereichen Halbleiter, Informationstechnologie und BPM (Business Process Management) ergänzen.

Derzeit hinken die Philippinen ihren Nachbarländern allerdings noch hinterher. Zudem sind die Nettozuflüsse von Direktinvestitionen in den ersten elf Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 13 Prozent zurückgegangen.

Dynamische Wirtschaftsentwicklung erwartet

Die philippinische Regierung rechnet für das Jahr 2024 mit einem Anstieg des realen BIP zwischen 6,5 und 7,5 Prozent. Damit würde sich die Wachstumsdynamik gegenüber dem Vorjahr erhöhen. Private Finanzinstitute liegen mit ihren Prognosen traditionell etwas unter denen der Regierung. So prognostiziert die Bank BDO ein Plus von 5,7 Prozent. Das britische Institut Economist Intelligence Unit erwartet ein Wachstum von 5,5 Prozent und der Internationale Währungsfonds von 6 Prozent. Damit wären die Philippinen nach Kambodscha weiterhin die zweitdynamischste Volkswirtschaft in der ASEAN-Region (Association of Southeast Asian Nations).

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