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Branchenstruktur

Rumänien zieht erfolgreich Investoren in der Automobilindustrie an. Das Produktionsvolumen wächst.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Der rumänische Automobilsektor ist mit einem Beitrag von 13 Prozent am Bruttoinlandsprodukt einer der größten Wirtschaftszweige. Unternehmen der Kfz-Industrie beschäftigen rund 260.000 Mitarbeiter. Sie sind fest eingebunden in die Lieferketten der europäischen Automobilhersteller. „Es gibt kein Auto in Europa, das nicht mit Komponenten aus Rumänien produziert wird“, sagt Adrian Sandu, Generalsekretär des Verbandes der Automobilhersteller in Rumänien (ACAROM).

Ford und Dacia stellen Produktionen um auf elektrische Antriebe

Dacia und Ford Otosan haben ihre Produktionen gesteigert. Mit insgesamt 513.050 Einheiten übertrafen die Autowerke von Ford Otosan und Dacia das Produktionsniveau des Vorjahres um rund 4.000 Einheiten. Zudem setzen beide Autobauer ihre Investitionen in die Produktion von Autos mit emissionsfreien Antrieben fort.

So investiert Ford Otosan 500 Millionen Euro in die Produktion der neuen Modelle Transit Courier und Turneo Courier. Bei der Umstellung der Produktionsanlage setzt das Unternehmen ganz auf vollelektrische Modelle. Gleichzeitig stellt Ford Otosan die laufende Produktion des SUV Puma um. Statt mit Hybridantrieb wird der SUV Puma innerhalb dieses Jahres nur noch mit Elektromotor produziert werden. 

Die Renault-Gruppe hat ihre Produktionslinien im Dacia-Werk in Mioveni auf höherpreisige Fahrzeuge ausgerichtet. Die Produktion des Kleinwagens Dacia-Sandero hat das Unternehmen an den Standort Marokko verlagert. In Mioveni produziert Renault den SUV Sandero Stepway und den Mittelklassewagen Logan in der dritten Generation.

Zudem werden etwa 40 Prozent der Modelle aus dem Werk Mioveni einen Verbrennungsmotor erhalten, der mit Autogas (Liquified Petroleum Gas, kurz LPG) angetrieben wird. Zusätzlich plant Renault, auf der Plattform ein neues Modell - den Dacia Jogger - zu produzieren. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen SUV. Er soll in diesem Jahr mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieb auf den Markt kommen. Spätestens ab 2030 will Renault nach eigenen Angaben in Rumänien nur noch vollelektrische Modelle zusammenbauen.

Rheinmetall steigt als Hauptgesellschafter beim rumänischen Fahrzeughersteller Automecanica Medias ein. Das Unternehmen erwirbt 72,5 Prozent der Anteile an dem Hersteller von militärischen und zivilen Spezialfahrzeugen, Lkw-Aufbauten und Anhängern, wie der Konzern Anfang Februar mitteilte.

Rumänien bleibt beliebter Nearshoring-Standort  

Die meisten Systemlieferanten der Kfz-Zuliefererindustrie stellen ihre Produkte bevorzugt in halbautomatisierten Arbeitsschritten her. Sie profitieren somit von den in Rumänien im EU-Vergleich relativ günstigen Lohnkosten. Somit ist das Land für sie als Nearshoring-Standort attraktiv. 

Beispielsweise plant der Hersteller von elektronischen Bauteilen, Diehl Controls, in Rumänien eine neue Produktionsstätte zu errichten. Das Unternehmen wird voraussichtlich Mitte dieses Jahres ein Werk für elektronische Komponenten in Brasov eröffnen. In dem Werk sollen 700 Mitarbeiter angestellt werden. Die Automobilindustrie gehört zu den Kunden des Unternehmens.

Auch die Pläne von BMW, im ungarischen Debrecen ein neues Werk zu bauen, beflügeln die Branche. Das bietet eine Chance für Kfz-Zulieferer, in Rumänien Aufträge zu generieren. BMW wird ab 2025 in Debrecen ein Presswerk, eine Anlage für Karosseriebau sowie eine Lackiererei für seine Modelle in Betrieb nehmen.

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Mercedes-Benz-Group baut die Herstellung von Kfz-Teilen für Elektroautos in den Werken der Tochterfirmen Star Assembley in Sebes und Star Transmission in Cugir weiter aus. Die dortige Produktion von Getrieben für Benzin- beziehungsweise für Dieselmotoren will die Mercedes-Benz-Group auf elektronische Komponenten umstellen. 

Am Standort Sebes entsteht zudem eine neue Produktionsanlage für Elektroantriebe von künftigen Mercedes-Benz-Fahrzeugen. Das Unternehmen plant, die Anlage ab 2025 in Betrieb zu nehmen und investiert 134 Millionen Euro, berichtet die Zeitung Adevarul. 

 

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Rumänien

Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

Projektstand

Anmerkungen

Bau einer Batteriezellenfabrik mit Batterierecycling-Anlage in Galati 

1,6

in Planung

ABEE 

Mercedes-Benz-Autowerk in Sebes

134

in UmsetzungStar Assembley
Tesla Energy Storage in Braila

100

in Planung Tesla Energy Storage
Produktion elektronischer Komponenten in Brasov

40

in UmsetzungDiehl 
Karosserie-Werk in Cateasca, Arges

10,7

in UmsetzungUKS Stamping
Produktionslinie für Kfz-Teile für Volkswagen in Simeria

k.A.

in PlanungKSHG Auto Harness GmbH
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, Januar 2024

Die Städte Pitesti und Mioveni (Dacia) im Zentrum Rumäniens und Craiova (Ford Otosan) im Süden bilden mit der Region im Westen als Standort vieler Zulieferer die größten Automotive-Cluster des Landes. Durch die Ansiedlungen von BMW im ungarischen Debrecen und von Mercedes Benz in Sebes, bilden sich jeweils neue Cluster im Westen und im Zentrum des Landes.

Bei den in Rumänien aktiven Firmen handelt es sich um Hersteller von Komponenten wie Kabelbäumen, Armaturen, Reifen, Sensortechnik oder Lichtanlagen. Die größten Hersteller von Automobilkomponenten in Rumänien sind Continental, Star Assembly, Autoliv, Michelin, Hella, Pirelli, Bosch, Marquardt, Leoni und Yazaki.

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Rumänien (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent)
 

2022

Veränderung 2022/2021

aus Deutschland

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

418,7

20,3

76,3

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

4.756,4

-2,4

1.858

SITC 773.13 Zündkabelsätze

721,1

-16,4

52,2

SITC 713.2 Motoren

544,5

5,7

10,7

Summe

6.440,7

3,1

1.997,2

Quelle: UN-Comtrade, Januar 2024

Belgischer Investor kündigt Bau einer Fabrik für Autobatterien an

Der Strukturwandel der Autoproduzenten zu vollelektrischen Fahrzeugen macht Rumänien interessant für Batterieproduzenten. In Galati etwa plant das belgische Unternehmen Avesta Battery and Energy Engineering (ABEE) eine Produktionsstätte für Lithium-Ionen-Batterien unter dem Namen Romvolt zu errichten. Das Werk wird voraussichtlich ab 2026 Batteriezellen mit einer jährlichen Kapazität von 22 Gigawattstunden produzieren. 

Romvolt wird damit die rumänischen Autobauer Ford und Dacia mit Batteriezellen beliefern, berichtet ABEE. Zusätzlich plant das Unternehmen, eine Recyclinganlage für Batterien zu bauen. Der gesamte Wert der Investitionen beziffert ABEE auf 1,6 Milliarden Euro. Damit wird ABEE rund 8.000 Arbeitsplätze schaffen. Galati liegt nahe am Donaudelta im Südosten Rumäniens und verfügt über einen Donauhafen mit Zugang zum Schwarzen Meer.

In Braila plant ein in Tschechien ansässiges Unternehmen der Teslagroup, die Tesla Energy Storage, 100 Millionen Euro in die Produktion von Batterien zu investieren, berichtet die Wirtschaftszeitung Ziarul Financiar. Das Unternehmen hat ein 11 Hektar großes Grundstück im Industriegebiet von Braila erworben. Braila hat ebenfalls Zugang zur Donau.

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