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Wirtschaftsausblick | Sambia

Wirtschaftliche Konsolidierung macht Fortschritte

Das Ziel ist noch nicht erreicht, aber die Bemühungen zur Lösung der Schuldenkrise setzen positive Signale. Zusätzliche Impulse gehen von den Investitionen im Bergbau aus.

Von Marcus Knupp | Berlin

Top-Thema: Bergbau-Streit beendet

Im September 2023 erhielt das indische Bergbauunternehmen Vedanta Resources die Regie über das Kupferbergwerk Konkola Copper Mines (KCM) zurück. Vorangegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit mit der damaligen sambischen Regierung, im Zuge dessen die Mine faktisch enteignet wurde. Dringend notwendige Investitionen blieben daher aus: einer der Gründe für die sinkende Kupferproduktion Sambias im Jahr 2023. Vedanta kündigte umgehend Investitionen in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar (US$) in die Mine an. Damit kann die Erweiterung des Untertagebaus beginnen.

Gleiches gilt für die Mopani Copper Mines (MCM). Auch sie waren unter der Vorgängerregierung unter staatliche Kontrolle geraten. Nun steht die Reprivatisierung bevor, sodass auch für MCM der Ausbau des Untertagebaus wieder realistischer erscheint. Im Mai 2023 hatte bereits das kanadische Unternehmen Quantum Minerals Investitionen von 1,25 Milliarden US$ in die Erweiterung der Kansanshi Kupfer- und Goldmine angekündigt. Zudem kehrt der Anglo American-Konzern mit einer Beteiligung an Arc Minerals und dessen Lizenzen für den Abbau von Kupfer und Kobalt nach Sambia zurück.

Wirtschaftsentwicklung: Erholung dank Rohstoffnachfrage

Knapp drei Jahre nach der technischen Zahlungsunfähigkeit steht Sambia erstaunlich gut da. Praktisch sämtliche Wirtschaftsindikatoren liegen in einem positiven Trend. Die aus den Wahlen im Oktober 2021 hervorgegangene Regierung unter Präsident Hakainde Hichilema hat sich etabliert. Die Umschuldung der nicht mehr tragbaren Auslandskredite ist mithilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) 2022 in Gang gekommen. Nach einer Steigerung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 4,7 Prozent 2022 erwartet der IWF für das laufende Jahr eine reale Zunahme von 3,6 Prozent und eine schrittweise Beschleunigung des Wachstums bis 2027 auf 5 Prozent. 

Etwas vorsichtiger ist die Economist Intelligence Unit (EIU), die ihre aktuelle Prognose für 2023 wegen geringerer Kupferproduktion und Sparmaßnahmen der Regierung auf 2,5 Prozent gesenkt hat. Aber auch hier sehen die Analysten ein Wirtschaftswachstum von über 4 Prozent in den kommenden beiden Jahren. Wichtigster Treiber ist vor allem die solide Nachfrage nach Rohstoffen auf dem Weltmarkt. Hiervon profitiert Sambia als wichtiger Produzent von Kupfer und anderen Metallen. Auch die Landwirtschaft hat sich nach ausgiebigen Regenfällen wieder deutlich erholt und trägt zum konjunkturellen Aufschwung bei.

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Der IWF hat 2022 eine Extended Credit Facility (ECF) in Höhe von 1,3 Milliarden US$ zugesagt. Fällige Rückzahlungen für drei Staatsanleihen (Eurobonds) – Ursache für den Zahlungsausfall 2020 - konnten neu terminiert werden. Auch der größte Einzelgläubiger China hat der Neustrukturierung von Krediten zugestimmt. China zielt dabei jedoch auf eine spätere Rückzahlung, während die sambische Seite gerne Abschreibungen sähe. Die gesamte öffentliche Auslandsverschuldung Sambias betrug im Dezember 2022 nach Angaben des IWF circa 20,9 Milliarden US$. 

Batterieproduktion als neues Ziel für Investitionen

Das Investitionsklima in Sambia bessert sich aktuell in mehrfacher Hinsicht. Eine endgültige Lösung der Schuldenkrise könnte 2024 geschafft werden. Will Sambia sein ambitioniertes Ziel erreichen, die Kupferproduktion bis 2032 auf 3 Millionen Tonnen auszuweiten, sind in diesem Bereich enorme Investitionen notwendig. Der Aufbau einer lokalen Wertschöpfungskette für Batterien nimmt dabei einen zentralen Stellenwert ein. Anlagen für zusätzliche Verarbeitungsschritte und Transportinfrastruktur würden hierfür ebenso benötigt wie eine verlässliche Energieversorgung und Fachkräfte.

Inflation schränkt Konsumspielraum ein

Der Anstieg der Konsumentenpreise wird 2023 nach Einschätzung des IWF bei 10,6 Prozent liegen und in den kommenden Jahren weiter zurückgehen. Eine Spitze war 2021 mit 22 Prozent zu verzeichnen. Die besser werdende Kaufkraft sorgt auch für einen sich langsam erholenden privaten Konsum. Mit einer von EIU prognostizierten Zunahme um 2,1 Prozent bleibt das Wachstum hier aber 2023 noch unter jenem des BIP. Für die kommenden Jahre wird eine Beschleunigung auf 2,6 und 3,2 Prozent erwartet. Der öffentliche Konsum dürfte sich mit Blick auf Haushaltskonsolidierung und Schuldendienst nur geringfügig verändern.

Überschuss im Außenhandel dank Kupferexport

Die gestiegenen Einnahmen aus dem Kupferexport haben auch das Importvolumen seit 2020 wieder wachsen lassen. Für die nächsten Jahre gehen die Prognosen von einer relativ stabilen Entwicklung aus. Schwankungen auf den internationalen Rohstoffmärkten können die Lage aber auch kurzfristig ändern.

Wichtigste Lieferländer Sambias waren im 1. Halbjahr 2023 Südafrika mit einem Anteil von 24,7 Prozent an den Importen vor China (17,5 Prozent), den Vereinigten Arabischen Emiraten (8,4 Prozent), Indien (5,4 Prozent) und Japan (4,7 Prozent). Der Export von Kupfer, der etwa drei Viertel der Ausfuhr ausmacht, wird überwiegend über die Schweiz verbucht. Sie ist daher als Hauptzielland verzeichnet, auch wenn der tatsächliche Absatz in andere Länder geht. Weitere wichtige Zielländer sind China, Singapur, die DR Kongo und Südafrika.

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Deutsche Perspektive: Nur wenige Unternehmen vor Ort

Sambia ist Tummelplatz internationaler Bergbauunternehmen. Es gibt umfangreiche chinesische Investitionen und zahlreiche Unternehmen aus dem Reich der Mitte mit Präsenz vor Ort. Deutsche Firmen machen sich indessen rar. Zwar finden deutsche Bergbaumaschinen ihren Weg in sambische Kupferminen, und einige Projektentwickler installieren Solaranlagen. Präsenz vor Ort oder gar eine lokale Produktion sind jedoch eine Seltenheit. In der Rangfolge der Handelspartner Deutschlands liegt Sambia mit einem Handelsvolumen von 108 Millionen Euro 2022 auf Platz 143.

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Weitere Informationen finden Sie auch auf der GTAI-Länderseite.

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