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Folge 5: Beschaffungsmärkte: Seltene Erden

- April 2023 -

Nachhaltig und unabhängig - geht das?

Sie sind der Schlüssel für eine klimaneutralere Zukunft. Jede grüne, neue Technologie setzt auf sie: Von der Windkraftturbine, über das E-Bike bis hin zum Computerchip. Und sie liefern uns an China aus. Oder nicht? Die Rede ist von Seltenen Erden.

In dieser Folge sprechen wir mit Experten und Unternehmen, die an vielversprechenden Auswegen aus der Rohstoffabhängigkeit arbeiten. Wir zeigen, wieso das Monopol von China bald Vergangenheit sein könnte. Und wie sich Seltene Erden nachhaltiger abbauen lassen.

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Gäste in dieser Folge

Martin Erdmann Dies ist ein eingebettetes Bild | © Martin Erdmann

Martin Erdmann

Der promovierte Mineraloge arbeitet als Wissenschaftler im Arbeitsbereich Bergbau und Nachhaltigkeit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover. Seine Aufgabe ist es, Wirtschaft und Politik zu beraten. Sein spezieller Fokus liegt auf den Lieferketten von Seltenen Erden und den damit verbundenen Versorgungs- und Nachhaltigkeitsrisiken. Er gibt uns einen Überblick über aktuelle Abbaugebiete, Umweltstandards und Abhängigkeiten.

 

RockTech Dies ist ein eingebettetes Bild | © Mirco Wojnarowicz

Andre Mandel und Mirco Wojnarowicz

Die beiden Männer arbeiten für Rock Tech Lithium. Das kanadische Unternehmer stellt sich derzeit neu auf: War man bis jetzt fast ausschließlich Bergbauunternehmen, will man in Zukunft den wichtigen Batterie-Rohstoff bergen, verarbeiten, vertreiben und zuletzt auch recyceln. Wir sprechen mit Mandel und Wojnarowicz über Deutschland als Standort und die Zukunft unabhängiger Rohstoffversorgung.   

 

Gavin Lockyer Dies ist ein eingebettetes Bild | © Gavin Lockyer

Gavin Lockyer

Er ist CEO von Arafura. Der australische Bergbaukonzern hat sich auf Seltene Erden spezialisiert. Aktuellstes Projekt ist der Nolans Bore. Lockyer erzählt, wann Arafura nach Deutschland liefern will, welche Pläne China hat und welche Umwelt- und arbeitsrechtliche Standards in Australien gelten – und wie streng diese überprüft werden.

 

 

 

 

 

Weiterführende Informationen

Transkript der Folge

Sprecher: Willkommen zu “Weltmarkt. Dem Podcast von Germany Trade & Invest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Bundes. Mein Name ist Christian Blecken.

Dass Sie diese Episode hören können, haben Sie wahrscheinlich China zu verdanken. Denn egal ob auf Ihrem Smartphone, Ihrem PC oder in Ihrem Auto – ohne seltene Erden aus China blieben ihre Lautsprecher stumm.

Die es zu bannen gilt. Vom E-Auto über das E-Bike und vom Computerchip bis zur Windkraftturbine: Ohne Seltene Erden gibt es die nicht. Was bedeutet: Seltene Erden sind der Schlüssel zu einer klimaneutralen Zukunft. Und leider kommen die fast ausschließlich aus China. Aus dieser Abhängigkeit will Deutschland sich so schnell wie möglich lösen - und sucht auf der ganzen Welt nach weiteren Lieferanten. Für Seltene Erden, aber beispielsweise auch für Silizium, Kobalt oder Lithium. Ein schwieriges Unterfangen, mit vielen Hindernissen und Engpässen...

Doch es tut sich was!  In dieser Folge sprechen wir mit Expertinnen und Unternehmen, die an  Auswegen aus der Abhängigkeit arbeiten.  Doch erst mal schauen wir uns an, was seltene Erden genau sind - und wieso der Name eigentlich irreführend ist. Das erklärt uns Martin Erdmann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.

Martin Erdmann: … zu den seltenen Erden gehören 16 verschiedene Elemente im Periodensystem, die unterschiedliche Einsatzbereiche haben.

Sprecher: Das sind beispielsweise Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, oder auch Samarium. So selten wie ihr Name suggeriert sind diese Metalle gar nicht. Man findet sie in großen Mengen überall auf der Welt. Doch nur wenige Abbaugebiete sind rentabel. Heißt: In nur wenigen Regionen kommen sie so häufig vor, dass man sie großflächig abbauen kann. Und noch ein Problem gibt es:

Erdmann: … die Gewinnung von diesen seltenen Erden ist sehr komplex, da sie zum einen chemisch eng miteinander verbunden sind. Es ist sehr aufwendig, diese in der Weiterverarbeitung voneinander zu trennen. Hier ist ein hoher Chemikalien Einsatz nötig, hoher Energieeinsatz ist nötig und sie sind auch immer in der Natur, verbunden mit den radioaktiven Actinoiden, die getrennt werden müssen und was dementsprechend auch zur Umweltproblematik führen kann.

Sprecher: Welche Umweltproblematik Herr Erdmann meint, erfahren Sie später in der Sendung..

Fangen wir aber in der Praxis an. Wie werden seltenen Erden abseits von China abgebaut, welchen Potenziale gibt es in Australien und Kanada? Wie sehen bessere Lieferketten aus und wieso beginnt ein Teil der Zukunft ausgerechnet in Deutschland selbst, am Rande Brandenburgs?

Unser erster Interviewgast ist Gavin John Lockyer. Er ist CEO des australischen Bergbauunternehmens Arafura Rare Earth. Der Konzern hat sich auf den Abbau seltener Erde spezialisiert. Mit ihm reden wir über hohe Umweltstandards, faire Lieferketten und Deutschland als Handelspartner.

Da Mister Lockyer nach eigener Aussage nur die deutschen Wörter guten Tag, Bier und Schweinshaxe kennt, haben wir das Interview übersetzt.

Hallo Mr. Lockyer: schön, dass Sie es einrichten konnten.

Lockyer: Hello. Guten Tag. Good to be here.

Sprecher: Stellen Sie ihr Unternehmen doch bitte kurz vor und warum es für die Versorgung mit Seltenen Erden so wichtig sein kann.

Deutsch: Arafura ist ein an der australischen Börse notiertes Unternehmen und wir entwickeln den Nolans Bore, ein Seltene Erden Projekt im Outback von Australien. Das Projekt befindet sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Wir haben die Exploration durchlaufen, wir haben alle unsere Pilot- und Technologieprogramme durchlaufen und wir befinden uns derzeit in der Detailplanung, die bis Mitte dieses Jahres abgeschlossen sein soll. Wir wollen dort zwei spezifische Seltene Erden von hoher Qualität und hohem Preis abbauen: Neodym und Prasedodym Oxide. Das sind die Bausteine für Hochleistungsmagnete, die in großem Umfang im Automobilsektor, aber auch im Offshore-Windturbinensektor eingesetzt werden.

Lockyer (OT): Arafura is an Australian Stock Exchange listed company and we are developing the Nolan's Ball Rare Earth Project in Central Australia. The project is in an advanced stage of development. We've been through exploration, we've been through all our piloting and our technology programs and we're currently in detailed engineering heading towards construction by the middle of this year. The product that we will be producing is two specific rare earths products of Neodym and Prasedodym Oxides. And these are the building blocks for high performance magnets which are used extensively in the auto sector but also in the offshore wind turbine sector.

Sprecher: Der Nolans Bore gilt als eine der weltweit ertragreichsten Lagerstätten seltener Erden. Welche Besonderheit hat das dortige Vorkommen und wann  können sie die Rohstoffe liefern?

Deutsch: Wir wollen bis Ende dieses Jahres mit dem Bau der Mine beginnen. Das wird etwa zwei Jahren dauern. Und dann wollen wir Ende 2025, Anfang 2026 liefern können. Alle Seltenen Erden bestehen aus einer Reihe von etwa 17 verschiedenen Elementen. Und sie alle haben unterschiedliche Eigenschaften. Einige sind magnetisch, einige sind farbig und werden in Leuchtstoffen und in Bildschirmen verwendet. Einige davon werden in wiederaufladbaren Batterien oder beim Polieren von Glas verwendet. Aber der wirkliche Mehrwert, den wir in der Nolans Bore-Lagerstätte haben, liegt in den beiden kritischen Seltenen Erden Neodym und Prasedodym oder NDPR, die wir dort abbauen werden. Und wie ich schon sagte, sind sie die Bausteine von hochleistungsfähigen, superstarken Magneten, die im täglichen Leben verwendet werden.

Lockyer (OT): … we’re targeting to be in full blown construction by the end of this year, and it's about a two year construction period. And then we will be looking to deliver product by the end of 2025, early 2026 […] all rare earths come with all the rare earths there a suite of about 17 different elements. And they all have different properties. Some some are magnetic, some are colors and used in phosphors, in screens. Some are used in some them. Some of it is in rechargeable batteries or glass polishing. But the real value add that we have in the Nolan's bore deposit is in two key critical rare earths being near denim and Presidium or NDPR, which is a chemical symbol. And as I said, they are they are the building blocks of high performance, super strong magnets which are used in everyday life. 

Sprecher: Also genau das, was die deutsche Industrie dringend benötigt, um zukunftsfähig zu bleiben.

Deutsch: Absolut. Das ist natürlich etwas, was die deutschen Industrie wirklich braucht, und zwar in der Automobilbranche. Jedes Auto hat etwa ein Kilogramm Seltenerdmagnete. Im Auto steuern sie Dinge wie elektrische Scheibenwischer, Ihre Sitze, elektrische Lenkung, elektrische Bremsen, elektrische Spiegel und so weiter und so fort. Aber der eigentliche Wendepunkt für die Industrie wird in  Elektrofahrzeugen liegen, denn es geht ungefähr ein weiteres Kilogramm Material in den eigentlichen Motor. Der Grund für die Verwendung von Seltene-Erden-Magneten im Motor ist, dass sie ein sehr effizienter Magnet sind. So kann ein viel kleinerer Motor über eine längere Strecke von der Lithiumbatterie angetrieben werden. Die Kosten einer Lithiumbatterie in einem Auto machen etwa 30 % der Kosten für das ganze Auto aus. Man will also sicherstellen, dass die Batterie die Energie so effizient wie möglich überträgt. Und genau das tun diese Magnete. 

Lockyer (OT): Absolutely. So in a obviously, this is something very dear to the German manufacturing industry is obviously the auto sector. So each automobile has roughly one kilogram of rare earth magnet. In the automobile, it can. It controls things like electric windscreen wipers, your seats, electric steering, electric brakes, electric mirrors, so on and so forth. But the real game changer for the industry will be in electric vehicles itself, because there's probably another kilogram of material that goes into the actual motor. And the reason they use rare earth motors magnets into the motor is because they're a very efficient magnet. And so you can have a much smaller motor being driven a further distance by the lithium battery. So the cost to an auto maker for a lithium battery into an auto car would be about 30% of the cost of the of the car. So you want to make sure that that battery is as efficient as possible in transferring energy. And that's what these magnets do.

Sprecher: Gibt es denn schon Verträge mit deutschen Firmen und wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Australien und Deutschland?

Deutsch: Deutschland war schon immer ein extrem wichtiger Markt für uns. Wir haben lange Gespräche mit vielen deutschen Automobilherstellern und Komponentenherstellern geführt, aber auch mit Konzernen, die Windturbinen herstellen. Deutschland ist also extrem wichtig für uns, weil wir es als einen sehr großen Markt für unsere Produkte ansehen. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland und Australien, Sie wissen schon, wichtige Handelspartner sind, sehen wir durch diese ganze Diversifizierung der Lieferkette, dass Deutschland extrem wichtig für uns ist.

Lockyer (OT): Germany has always been identified as an extremely important market for us. And we have had long discussions with many of the auto sector in Germany and also the component makers in Germany, together with groups that make wind turbines as well. So Germany is extremely important to us because we see it as a very big market for for product. And given that Germany and Australia, you know, a key trading partners, obviously through this whole diversification of supply chain, we see Germany is extremely important for us.

Sprecher: Reden wir mal kurz über den Status quo: Was würde passieren, wenn wir es nicht hinbekommen, uns von China und seinem jetzigen Monopol zu lösen?

Deutsch: Sehen Sie, etwa 85 % der weltweit produzierten Seltenen Erden werden derzeit in China hergestellt. Und China verbraucht eine beträchtliche Menge seiner eigenen Seltenen Erden selbst. Es zeichnet sich also ab, dass China sehr weitreichende Pläne für seine eigenen Ziele in den Bereichen Elektromobilität und erneuerbare Energien hat. Wir gehen davon aus, dass China im Jahr 2025, wenn wir in Produktion sind, nicht mehr genug Seltene Erden fördern kann, um in andere Länder zu exportieren. Es ist also äußerst wichtig, dass andere Projekte wie der Nolans Bore, unser erstes Projekt, in Gang kommen, um den Rest der Welt mit diesen wichtigen Materialien versorgen zu können. Das ist es, was die meisten Analysten sagen. Ja. Und China hat bereits damit begonnen, die Menge an Seltenen Erden, das es zur Verarbeitung nach China importiert, zu erhöhen, weil es feststellt, dass es selbst nicht genug produzieren kann.

Lockyer (OT): Look, about 85% of the rare earths that are produced in the world are currently produced out of China. And China consumes a significant amount of their own rare earths. So what is looming is that China has very expansive plans for its own e-mobility and renewable energy targets. And so we're expecting that by 2025, when we're in production, China won't have enough product to be able to export to two other countries. So it's extremely important that other projects like Nolan's Bore and our first project get up and running in order to be able to supply the rest of the world with these critical materials. That's that's what most of the analysts are saying. Yes. And China has already started to try and increase the amount of material it's importing for processing in China because it identifies that it needs more material than it can currently produce.

Sprecher: Müssen wir uns künftig auf “Premium”-Preise einstellen, wenn wir uns von China abnabeln?

Deutsch: In der Vergangenheit war China in der Lage, den Produktpreis niedrig zu halten, weil ein Großteil der Produktion in China nicht den globalen ESG-Standards entspricht. Da sich die Welt verändert hat und die Hersteller nun qualitativ hochwertige ESG-Produkte verlangen, werden die Kosten für das chinesische Material sicherlich steigen. Einige der chinesischen Produkte werden nicht den ESG-Standards entsprechen. Und deshalb sind Projekte, westliche Projekte wie das unsere, extrem wichtig für Deutschland.

Lockyer (OT): Historically, China has been able to keep the price of the product cheap because it doesn't comply with a lot of a lot of the production in China doesn't comply with global ESG standards. As the world has changed and as manufacturers are now demanding high quality ESG products, the cost of the Chinese material will certainly increase because German manufacturing in particular won't be able to use China. Some of the Chinese product in its manufacturing because it won't meet the ESG standards. And that's why projects, Western projects like ours are extremely important to Germany.

Sprecher: An dieser Stelle eine kleine Begriffserklärung: ESG sind Standards, die eine nachhaltigere Abbaustrategie gewährleisten sollen. Es steht für Environment, Social, Governance, und bezieht sich auf die Umwelt, faire Arbeitsbedingungen und eine solide, zukunftsfähige Unternehmensstruktur, die vertragliche Sicherheit gewährleisten soll. 

Was macht Australien in Sachen Nachhaltigkeit anders als China und wie sieht eine umweltfreundlichere Förderung und Produktion aus?

Deutsch: In Australien haben wir sehr strenge Umweltstandards. Unser Projekt hat eine Umweltgenehmigung erhalten, und zwar sowohl für die eigentliche Produktion des Materials als auch für die Art und Weise, wie wir mit den Abbauprodukten und den Abfallrückständen umgehen, wie wir mit dem Wasser umgehen und wie wir unsere Beziehungen zu den örtlichen Gemeinden, einschließlich der einheimischen Bevölkerung, gestalten. Und das kommt bei den europäischen Kunden, mit denen wir gesprochen haben, wirklich gut an, weil wir ihnen eine Menge Nachweise über ihre Lieferkette geben können und sie wissen, dass wir zumindest einen Mindeststandard einhalten mussten, um dieses Material produzieren zu können. Und wir haben uns mit IRMA, der Initiative for Responsible Mining Assurance und anderen Initiativen zusammengetan, um sicherzustellen, dass unser Material für die EU konform sein wird.

Lockyer (OT): … in Australia we have very stringent environmental standards. Our project has received environmental approval both for the actual production of the material, but also on how we manage lice and our mining tails and and waste streams together with how we manage our water and how we manage our relationships with the local communities, including the indigenous population. And this has really resonated really well with those European customers that we've been speaking to because we're able to provide them with a lot of provenance around their supply chain and they know that we've had to meet at least a minimum standard in order to be able to produce that material. And we've been engaged with Irma and the other groups to ensure that our material will be compliant for the EU.

Sprecher: Von welchen Mengen sprechen wir eigentlich? Wie groß ist die Abbaufläche und wie viel Kapital steckt in dem Projekt?

Deutsch: Der Bergbau selbst ist recht klein, aber es handelt sich um eine der größten Verarbeitungsanlagen, die weltweit gebaut werden. Unsere Kapitalkosten belaufen sich auf etwa 932 Millionen Euro. Das ist kein geringer Betrag, denn selbst für australische Eisenerz-Standards ist das immer noch ein ziemlich viel. Mit diesen  932 Millionen Euro werden also etwa 4300 Tonnen NDPR-Oxid pro Jahr produziert. Die Mengen sind also sehr gering. Wir werden nur etwa eine Million Tonnen pro Jahr abbauen. Es handelt sich also um eine kleine Mine mit einer großen Chemieanlage, die hochreines, hochwertiges NDPR-Oxid am Ende produziert. Nun klingen 4300 Tonnen nicht sehr viel, aber das sind etwa 5 % des Weltmarktes. 

Lockyer (OT): The mining itself is quite small, but it's one of the largest processing plants that will be built in the world. Yes. So our capital cost is about 1.5 billion AUD. So it's it's not a small amount for even even by a Australian iron ore standard, that's still a reasonably large amount. So that that 1.5 billion will produce about 4300 tonnes per annum of NDPR oxide. So the volumes are very small. We will only be mining roughly about a million tonnes per annum. So it's a small mine, large chemical plant to produce very high purity, high quality and NDPR oxide at the back end. Now 4300 tonnes doesn't sound like very much, but that'll be somewhere in the order of 5% of global market.

Sprecher: Das war der Chef von Arafura, die künftig fünf Prozent des Weltbedarfs an Seltenen Erden abdecken können. In dem Gespräch ist mehrfach das Wort Lithium gefallen. Es gehört nicht zu den seltenen Erden, ist aber ein Schlüsselelement in der angestrebten Energiewende. Denn nur mit Lithium lassen sich derzeit Hochleistungsbatterien herstellen. Wo der steigende Bedarf an Lithium künftig gestillt werden kann, erklärt uns Rock Tech Lithium. Das kanadische Unternehmen will an der deutsch-polnischen Grenze, genauer in Guben ein modernes Cluster aufbauen, in dem Lithium aus Kanada verarbeitet  und so dem deutschen Markt zur Verfügung gestellt werden soll. Andre Mandel und Mirco Wojnarowicz  beantworten uns die wichtigsten Fragen. Die Qualität der Verbindung ist nicht besonders gut, wir bitten das zu entschuldigen.

Schönen guten Tag, Herr Wojnarowicz [Weinarowitz]. Hallo Herr Mandel. Können Sie kurz ihre Position und ihre Aufgaben bei Rock Tech Lithium kurz beschreiben? Vielleicht beginnen Sie, Herr Weinarowitz?

Wojnarowicz: Ja, gerne. Mein Name ist Mirco Wojnarowicz. Ich bin bei Rock Tech. für den Einkauf unseres Rohstoffes Spodumen zuständig. Insofern habe ich eine Doppelfunktion. Gleichzeitig bin ich an unserem Joint Venture zusammen mit dem Handelshaus Transamine Direktor. Das Handelshaus oder das Joint Venture ist aber grundsätzlich dafür gedacht, sämtlichen Spodumen Bedarf von uns zu einzukaufen und Richtung Europa zu liefern.

Mandel: Ja, ich bin bei Rock Tech zuständig für die Kommunikationsarbeit, intern, extern und vor allem auch auf politischer Ebene. Das ist für uns ein sehr spannendes Feld, auch wenn es die Firma jetzt schon einige Jahre und Jahrzehnte gibt. Wir sind ein kanadisches Unternehmen mit Sitz in Vancouver und haben zwei große Projekte. Lange Jahre lang war die Firma eine Exploration Firma, das heißt, sie hat sich darauf spezialisiert, Lithium Vorkommen im Boden zu entdecken und auch nachzuweisen.

Sprecher: Aber es ist nicht dabei geblieben, richtig?

Mandel: … seit einigen Jahren sind wir dabei, zwei wichtige Sachen umzusetzen, nämlich zwei Engpässe zu schließen. Der erste Engpass, Der liegt darin, Lithium überhaupt zu bekommen mit der Umstellung auf das Batterie Zeitalter. Wir sehen es vor allen Dingen in der Mobilität. Für die Elektromobilität braucht es einfach für die Idee die Energietransfer in der Batterie Lithium, denn das kommt auf die Kathoden drauf und dafür ist es im Prinzip ein sehr wichtiger Rohstoff, weil jede Batterie heutzutage im Prinzip Lithium braucht. Lithium gibt es aus zwei Quellen. Das eine ist aus Sole und das andere ist aus Gestein. So wie es Rock Tech in der Mine in Kanada in den Großen Seen bei Lake Michigan fördern möchte. Ziel ist, dass wir damit 2025 beginnen können. Und gleichzeitig und das ist der zweite Engpass muss dieses Lithium ja auch irgendwie in ein Batteriefähiges oder verarbeitbares Produkt hergestellt werden. Und das machen wir mit Lithium Hydroxid. Das heißt, wir müssen erst mal das Lithium aus dem Gestein, das können wir den Atomen rausbekommen und dann in eine Salzhaltige Form das Lithium dazu bekommt. Lithium Hydroxid ist deshalb auch wichtig, weil es für Hochleistungs Batterien gerade in der Elektromobilität wichtig ist. Es gibt auch Lithium Carbonat beispielsweise, das ist für andere Akkus gut. Aber für Autos brauchen wir Lithium Hydroxid. Und dieses Lithium Hydroxid würden wir ganz gerne auch ab 2025, beginnend in Guben in Brandenburg herstellen wollen.

Sprecher: Wie kam Rock Tech als kanadisches Unternehmen ausgerechnet auf Europa, beziehungsweise Deutschland?

Mandel: Wir sind im Prinzip nach Europa gegangen, weil wir gesehen haben, dass der Markt hier eine sehr starke Entwicklung genommen hat. Als kanadisches Unternehmen gucken wir uns natürlich auch den nordamerikanischen Markt an, das ist wichtig. Aber wir haben das Gefühl gehabt vor ein paar Jahren, dass Europa so ein, zwei Jahre schneller ist. Und das sehen wir ja auch mit der Regulatorik zum Verbrenneraus. Mit den ganzen Regularien, die zur Battery Regulation kommen. Da ist unglaublich viel auch auf politischer Ebene passiert, so dass wir gesagt haben, ist der richtige Zeitpunkt nach Europa zu gehen. Und es macht auch Sinn, die Lithium Hydroxid in Europa herzustellen, weil das Lithium Hydroxid sehr reaktionsfreudig ist. Das heißt, wir können es schlecht oder nicht so einfach über lange Strecken transportieren. Das Spodumen, also das Lithium, noch im Gestein ist, das lässt sich einfacher transportieren. Und das ist der Grund, warum wir im Prinzip eine Anlage in Europa bauen, die genau diese beiden Sachen machen kann. Nämlich einerseits das Lithium rausholen aus dem Gestein und es so aufbereiten, dass es nachher auch als Batterie Rohstoff genutzt werden kann.

Sprecher: Wie steht es denn um die Verfügbarkeit von Lithium? Es gibt ja mehrere Probleme. Zum einen, dass man sich von China lösen will. Zugleich steht das Verbrennerverbot ab 2035 in der EU im Raum. Sind da Engpässe nicht vorprogrammiert?

Wojnarowicz: Grundsätzlich sind Engpässe wahrscheinlich gut abzufedern. Ein Teil unserer Strategie besteht natürlich darin, dass wir glauben, dass Hydroxid in Europa benötigt werden wird und wir daher auch die Investitionen tätigen. Aktuell sehen wir extrem große Bemühungen entlang der gesamten Lieferkette – startend in den Hartgestein-Minen-Projekten bis hin zu Batteriezellfertigung entsprechend den möglichen Lieferengpässen entgegenzusteuern. Wir als Rock Tech arbeiten aktuell stark natürlich in Nordamerika, Kanada mit Partnern zusammen auf der Minen-Seite. Zum anderen natürlich in Australien. Australien ist aktuell noch der größte Produzent von Lithiumhaltigen Hartgesteinen, Spodumen. Und es gibt durchaus sehr positive Vorzeichen, das weitere, dass die Erweiterung in den bestehenden Minen, dass das in Betrieb nehmen neuer Minen in den nächsten Jahren erfolgreich umgesetzt werden kann und somit dann um die Lieferengpässe, die heute befürchtet werden, auch erfolgreich geschlossen werden können.

Sprecher: Wie hoch ist derzeit die Abhängigkeit im Bereich Lithium von China? Wenn man jetzt  den Weltmarkt anschaut: was kann da Kanada, was kann da Australien abdecken?

Wojnarowicz: Im Grunde muss man ganz klar sagen, die die Weiterverarbeitung in Richtung Batteriechemikalien, Lithium Hydroxid, Lithium Karbonat findet heutzutage fast ausschließlich in China bzw teilweise in Südkorea statt. Das heißt, dort haben wir heute eine recht große Abhängigkeit von China. Auch fast 100 Prozent der Lithiumhaltigen Spodumen Vorkommen finden sich heute, … oder die die in Betrieb befindlichen Minen befinden sich heute in Australien, so dass da also doch großer Bedarf zur Diversifikation besteht und deswegen die Lieferkette in Europa, deswegen die Minenprojekte und die Lieferkettenbestrebungen in Nordamerika sind umso wichtiger.

Mandel: Neue Minen zu erschließen dauert teilweise noch länger. Also da reden wir von Zeiten von bis zu zehn Jahren, teilweise. Und wenn wir nach Europa gucken, ist es natürlich umso schwieriger. Europa war vielleicht mal eine Region, wo es Minen gab, aber heutzutage ist der Abbau von Gestein kaum noch hier wirklich aktiv in Europa. Also da reden wir von zehn Jahren plus, bis ich jetzt tatsächlich so ein Stück weit Industrie ansiedeln würde. Zumal man auch teilweise erst mal noch gucken muss, wo gibt es denn solche Vorkommen? Und da ist es umso wichtiger, dass wir eben mit Ländern, die schon produzieren, natürlich verbinden. Das ist Kanada in erster Linie, das ist Australien auch in erster Linie. Da haben wir relativ stabile Handelsbeziehungen, da gibt es teilweise schon Minen, die kennen sich im Medienbereich aus, da gibt es strenge Regularien nach Umweltstandards und das sind halt so Punkte, wo wir sagen gute Handelsbeziehungen. [00:15:39]

Sprecher: Schließen Sie den Bezug von Lithium aus China für Rock Tech Lithium komplett aus?

Wojnarowicz: Also wir wir In unserem Geschäftsmodell spielt China in dem Sinne keine Rolle, da wir unsere Rohstoffe aus Australien, Kanada oder anderen Industriepartner Ländern von Deutschland bzw Europa beziehen werden und wir unsere Strategie darauf basieren das die Weiterverarbeitung der Lithiumhaltigen Hartgesteine in Europa passiert.

Sprecher: Martin Erdmann ist der Experte, an den sich Wirtschaft und Politik wenden, wenn es um Rohstoffe geht – speziell um Nachhaltigkeit und Bergbau. Sein Spezialgebiet sind seltene Erden. Erdmann arbeitet bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Die Behörde untersteht dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, BMWK. Er weiß, wie man eine nachhaltige,  verlässliche Lieferkette aufbauen kann.

Sie haben ihn ja bereits vorhin gehört. Aber bevor wir das Gespräch mit ihm beginnen, verlassen wir kurz die Weltbühne und die globalen Herausforderungen. Bei der Diskussion um den Abbau der Abhängigkeit von China bei den seltenen Erden- oder anderen wichtigen Rohstoffen und anderen Produkten - geht es letztendlich darum, weitere Lieferanten zu bekommen. Oder den Lieferanten ganz zu wechseln. Im Grunde also ein völlig normaler Vorgang für Unternehmen jeglicher Größe, der ausgesprochen wichtig sein kann. Deswegen erklären wir an dieser Stelle, wie man als Unternehmer Lieferanten wechseln kann und was man dabei bedenken sollte.

Einen Lieferanten zu wechseln, ist gar nicht so einfach. Es gibt vieles zu bedenken. Natürlich vor allem vertragliche Fragen, zum Beispiel Kündigungsfristen. Aber auch in Sachen Zoll und Außenwirtschaftsrecht gibt es wichtige Dinge zu beachten, besonders, wenn die neue Lieferantin ihren Sitz in einem Drittstaat hat – also außerhalb der Europäischen Union.  

Mit neuen Lieferanten müssen Importprozesse neu „eingespielt“ werden. Denn Lieferanten müssen oft bestimmte Bescheinigungen bereitstellen, zum Beispiel Konformitätsnachweise, Ursprungszeugnisse oder Lieferantenerklärungen. Solche Dokumente sind essentiell für das Zollverfahren. Das braucht eine gewisse Vorlaufzeit. 

Möglicherweise fallen also höhere Zollabgaben an als für Lieferungen von vorherigen Lieferanten! Das kann  der Fall sein, wenn der vorherige Lieferant zum Beispiel in einem Staat ansässig war, mit dem die EU ein Freihandelsabkommen hatte, und der neue nicht. Im umgekehrten Fall können natürlich auch Zollvorteile locken, die es vorher nicht gab. Außerdem gilt: Höhere Transportkosten führen zu höheren Zöllen. Denn sie sind für die Ermittlung des Zollwertes, auf den die Zollsätze bezogen werden, hinzuzurechnen!!!!

Kauft Ihr Unternehmen von der Lieferantin bestimmte Produkte als Vormaterialien ein, um diese zu verarbeiten und das Enderzeugnis dann  zu exportieren? Dann kann unter Umständen der Wechsel des Lieferanten  Zollvergünstigungen Ihres Endproduktes zunichtemachen, wenn Sie es exportieren. Hier sprechen wir von der so genannten Ursprungskalkulation. Die maßgeblichen Regeln dafür sind häufig hochkomplex. Hierzu sollten Sie sich eingehen informieren. Grundlegende Übersichten halten wir bei Germany Trade & Invest für Sie bereit.  

Bedenken Sie auch die Auswirkungen des neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Bei Lieferanten aus Ländern, die zum Beispiel niedrige Arbeitsschutzstandards haben, kann es Probleme geben. Mit der geplanten EU-Richtlinie dürften sich sogar noch Verschärfungen ergeben. Ein Grund mehr, auch den Aspekt der Menschenrechte beim Auslandsgeschäft zu berücksichtigen. 

Diese Herausforderungen sollten Niemanden von einem Wechsel der Lieferantin abhalten! Zum einen können sich  positive Veränderungen ergeben, immerhin gibt es immer mehr Freihandelsabkommen der EU mit Zollvergünstigungen. Zum anderen ist die Diversifizierung ohnehin eine wichtige Zukunftsaufgabe für viele Unternehmen. 

Kommen wir nun, wie angekündigt, zu unserem nächsten Interviewpartner: Martin Erdmann.

Herr Erdmann Sie sind bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe beschäftigt. Was genau machen Sie dort?

Erdmann: Ich persönlich arbeite in dem Arbeitsbereich Bergbau und Nachhaltigkeit. Wir befassen uns mit der Versorgungssituation generell, mit metallischen Rohstoffen und gucken hier auch besonders auf die Nachhaltigkeit in der Rohstoffgewinnung. Mein persönliches Fachgebiet sind die Seltenen Erden. Wir haben auch Unterstützung der Kollegen von der Deutschen Rohstoff Agentur, die auch zur BGR gehören, die sich dann eher mit der Versorgungssituation generell noch beschäftigen.

Sprecher: Seltene Erden – Energiewende und China – das ist ja momentan so etwas wie ein omnipräsenter Dreiklang. Warum ist das so?

Erdmann: Seltene Erden werden derzeit gerade mit Blick auf die Energiewende verstärkt eingesetzt. In Elektromotoren werden sie benötigt, aber auch in Turbinen für die Windkraftanlagen. Und wir haben hier eine sehr hohe Abhängigkeit von China. Der Rohstoff Bezug aus China dominiert sehr stark. Beim Bergbau werden 60 Prozent der Seltenen Erden in China gewonnen. In der Weiterverarbeitung geht es auf nahezu 100 Prozent, so dass hier eine komplette Abhängigkeit für die deutsche Wirtschaft besteht.

Sprecher: China ist ja nicht nur als Lieferant für Seltene Erden extrem wichtig. Auch bei  anderen Rohstoffe, die für die Energiewende benötigt werden, kommt man derzeit an China nicht vorbei. Silizium, beispielsweise. Wofür braucht man das und wo liegen hier die Probleme?

Erdmann: Das braucht man für Fotovoltaikanlagen. Die werden in anderen Regionen gewonnen. Hier ist im Vergleich zu der Umweltproblematik eher das Soziale im Fokus, da dieser in der Uiguren-Region auch weiterverarbeitet werden und hier das Thema Zwangsarbeit ganz weit oben steht. Es gibt aber auch sehr viele andere Rohstoffe, die indirekt über China geleitet werden. Und zwar ist das beispielsweise Kobalt, das für die Batterien von Elektroautos benötigt wird, was hauptsächlich zwar in der Demokratischen Republik Kongo gewonnen wird, Bergbaulich die Weiterverarbeitung aber auch in China stattfindet. Und so ist es bei vielen anderen Rohstoffen auch, dass gerade die Weiterverarbeitung der Flaschenhals ist in den Lieferketten und hier die starke Abhängigkeit von China besteht, weil die Weiterverarbeitungskapazitäten hauptsächlich auch in China liegen.

Sprecher: Und das ist ein Problem, nicht nur für die Wirtschaft.

Erdmann: Also gerade mit Blick auf die politische Situation, die über den Ukraine-Konflikt sehr deutlich geworden ist, und auch die Abhängigkeit von China, die man reduzieren möchte, gibt es global sehr starke Bestrebungen von diesen kritischen Rohstoffen, die auch elementar sind, gerade für die Energiewende, aber auch militärisch eine strategische Bedeutung haben. Da sie ja auch in verschiedenen Waffensystemen eingesetzt werden, wird sehr stark versucht, die Lieferkette zu diversifizieren.

Sprecher: Bei der Sicherung von Rohstoffen galt ja offenbar bisher häufig: Geiz ist geil, nur der Preis muss stimmen.

Erdmann: Dieser Ansatz, dass man Rohstoffe möglichst günstig beziehen möchte, egal zu welchem Preis, was Umweltverschmutzung oder auch die Verletzung von Menschenrechten und Sozialstandards angeht, sprich, dass hier schon die Bereitschaft besteht und auch der Druck sowohl von den Konsumenten als auch von der Politik an die Unternehmen, hier tatsächlich aktiv zu werden und für Umwelt und Sozialstandards in den Lieferketten zu sorgen. Und damit einhergehend kann man schon sagen, dass die Rohstoffthematik mehr in den Fokus rückt und man auch bereit ist, gegebenenfalls etwas mehr für die Rohstoffe auszugeben, um im Idealfall zertifizierte Rohstoffe zu bekommen, die die Produkte entsprechend dann auch nachhaltiger machen.

Sprecher: Und die Politik möchte das ändern? Gibt es konkrete Beispiele?

Erdmann: Ganz aktuell beispielsweise auch bei der Reise von Bundeskanzler Scholz nach Brasilien, wo gesagt wird, wir unterstützen euch bei Rohstoff Projekten aber zu hohen Umweltstandards. Man muss oder darf die Augen nicht verschließen, dass irgendwer anders die Drecksarbeit für einen erledigt und man dankend die Rohstoffe irgendwie annimmt, sondern man muss hier schon gucken, dass man entsprechend, wie es jetzt auch getan wird, offen mit der Thematik umgeht. Aber bei der Erschließung von neuen Rohstoff Projekten unsere hohen Umwelt und Sozialstandards ansetzt, um eine nachhaltige Lieferkette dementsprechend auch zu garantieren.

Sprecher: Zuletzt wurde ja sehr optimistisch über den Fund Seltener Erden im Norden von Schweden berichtet. Wie euphorisch sind Sie ein paar Wochen, nachdem das bekannt gegeben worden ist?

Erdmann: Es wurde sehr gut vermarktet von dem Konzern, von LKAB. Man muss sagen, es ist keine große Überraschung, dass dort auch ein größeres Vorkommen von Seltenen Erden gefunden wurde. Es handelt sich bei dieser Lagerstätte um eine Eisenerzlagerstätte, wo schon seit vielen Jahren Eisenerze gewonnen werden und es auch bekannt ist, dass Seltene Erden dort vorkommen, die bisher aber immer auf Halde gekippt wurden, weil die Konzentration nicht hoch genug war, um eine Weiterverarbeitung wirklich umzusetzen. Und jetzt wurde bei den ExplorationsaArbeiten bei einer ja quasi Verlängerung der Lagerstätte ein neues Vorkommen entdeckt, das auch deutlich höhere Konzentrationen an seltenen Erden hat. Das ist schon signifikant.

Sprecher: Wann wird dieses Vorkommen erschlossen sein?

Erdmann: Das Problem bei vielen Lagerstätten, dass die Vorlaufzeit, bis es tatsächlich zum Abbau kommt, sehr lange ist. Der Konzern selber spricht von zehn bis 15 Jahren und das ist dann eher das Minimum, von dem man ausgehen muss. Kurzfristiger Umsatz war es tatsächlich die Aufbereitung von den bereits auf Halde gekippten seltenen Erden. Da gibt es auch schon diverse Forschungsprojekte in Schweden. Damit diese Halden prozessiert werden und man die seltenen Erden hier herausholen kann. Spreche Ich bin nicht ganz so euphorisch, was den aktuellen Fund angeht. Das ist schön zu sehen, dass es auch in Europa die Potenziale gibt. Das wird allerdings kurzfristig und auch mittelfristig nicht wirklich Das Wesentliche ist, dass diese auch dann tatsächlich vor Ort weiterverarbeitet werden und nicht die Konzentrate zur Weiterverarbeitung dann wieder ins Ausland und hier insbesondere nach China gebracht werden müssen.

Sprecher: Es ist also entscheidend, wie die Lieferketten aussehen. Jetzt fühlen sich die Unternehmen, gerade kleine Mittelständler, von dem neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ziemlich überfordert. Viele sagen: Darauf sind wir nicht vorbereitet. Ist das gerechtfertigt?

Erdmann: Für kleine Unternehmen, die tatsächlich keine Nachhaltigkeitsabteilung haben, bestimmt. Allerdings muss man sagen, dass das Lieferkettengesetz gerade in der derzeitigen Fassung erst bei 3000 Mitarbeitern relevant ist und ab kommendem Jahr erst ab 1000 Mitarbeitern. Dementsprechend sind die kleinen Unternehmen nicht direkt betroffen. Allerdings habe ich auch schon häufig die Kritik gehört, dass natürlich die großen Konzerne wiederum an die Zulieferer, was dann entsprechend kleinere Konzerne auch sind, Druck machen, damit die wiederum Transparenz in ihre Lieferkette bringen. Und das ist teilweise schon gerade für die kleineren Unternehmen eine nicht ganz einfache Aufgabe, die allerdings auch unterstützt werden soll von Politikseite über Pilotlieferketten, die aufgezeigt werden sollen und auch über die generelle Zertifizierung von Rohstoffen. Wenn ein Rohstoff zertifiziert ist, kann auch ein Weiterverarbeiter, ein kleines mittelständisches Unternehmen sich darauf berufen, dass dieser Rohstoff zertifiziert ist. Das ist allerdings auch alles nicht von heute auf morgen umsetzbar. Und hier gibt es gewiss noch einiges zu tun und es ist auch mit einem bürokratischen Aufwand für die kleinen Unternehmen dann verbunden. Allerdings sollten sich die großen Unternehmen dann auch nicht zu leicht machen und die Verantwortung wiederum an ihre kleineren Zulieferer auslagern, sondern hier unterstützend tätig werden und andererseits dann auch von Politikseite sollte es, sollte es hier Unterstützung geben.

Sprecher: Bei der Gewinnung von Seltenen Erden entsteht oft radioaktiver Abfall. Ist es überhaupt möglich, das nachhaltig in den Griff zu bekommen?

Erdmann: Die Problematik der radioaktiven Begleitelemente macht die Gewinnung von seltenen Erden häufig auch, ja sehr, sehr schwierig, sehr komplex und hat auch hohe Anforderungen an die Sorgfaltspflichten für die Weiterverarbeitung. Wenn das vernünftig behandelt wird, wenn die Tailings entsprechend abgesichert sind, ist das alles gut möglich. Allerdings ist hier natürlich auch ein sehr hohes Konfliktpotenzial, gerade mit der lokalen Bevölkerung zu vermuten. Das war in Malaysia ebenso wie es in Indien der Fall ist. Und da muss man gucken, dass die Rohstoffe, die gewonnen werden, ja entsprechend auch vernünftig behandelt werden, um hier nicht von der oder um nicht größere Probleme mit der Bevölkerung zu bekommen, da wenn man selbst unter vernünftigen Umweltstandards dies umsetzt, das Wort Radioaktivität löst natürlich gleich alle Alarmglocken aus und da muss man entsprechend gucken, dass das nicht auch zu einem Hemmnis wird, um die globalen Lieferketten zu diversifizieren und hier breiter aufgestellt zu sein. Nur weil es an den Umweltfragen hapert.

Sprecher: Unser GTAI-Kollege, der in Australien arbeitet, meinte, dass andere Länder in Sachen Kooperation schon viel weiter sind. Sich also schon Vorkommen durch Verträge gesichert haben. Ist Deutschland zu spät dran?

Erdmann: In Australien ist schon zu beobachten, genau, was sie sagen, dass hier Unternehmen versuchen, direkt Abnahmeverträge zu schließen. Und etwas untergeordnet sind auch deutsche Unternehmen hier bereits aktiv, die auch direkt Abnahmeverträge haben. Hier kommt es ja aber darauf an, dass man nicht unbedingt die Erze nur bezieht, wenn man keine eigene Weiterverarbeitung hat, sondern gerade deutsche Unternehmen brauchen ja häufig die Produkte. In dem Fall, wenn es Richtung E-Mobilität geht, sind es die Magnete, die benötigt werden. Und hier muss man gucken, welches Land oder wo diese Magnete dann hergestellt werden können, um die direkten Abnahmeverträge wirklich sinnvoll abschließen zu können. Man kann natürlich seine eigene Lieferkette aufbauen, indem man die Abnahmeverträge für Erze oder auch für Oxide in Australien abschließt und seine eigenen Weiterverarbeitungskapazitäten zu Magneten dann in anderen Ländern hat. Aber auch hier, wie schon so häufig genannt, ist China sehr dominant, was die Herstellung von Magneten angeht. Aber das ist auf jeden Fall ein Potenzial über Direktinvestitionen in Bergbauprojekte oder zumindest über Abnahmeverträge, den Bergbau nicht nur in Australien, auch in anderen Regionen der Welt, sei es in Afrika, sei es bei Weiterverarbeitungsanlagen in Europa zu stärken, damit hier das Kapital erstmal vorhanden ist, damit überhaupt diese Projekte in Betrieb gehen können und somit die Lieferkette ja möglichst breit aufgestellt ist.

Sprecher: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Erdmann.

Wir sehen, es tut sich einiges auf den Beschaffungsmärkten, neue Player etablieren sich, neue Vorkommen werden erschlossen und es werden neue Umweltstandards gesetzt.

Und damit sind wir auch schon am Ende dieser Episode angekommen.

Vielen Dank fürs Zuhören. Wir freuen uns über Ihr Feedback, Ihre Anregungen und Fragen.

Unsere Email-Adresse finden Sie in den Shownotes ... wir sind gerne für Sie da ... auch online unter www.gtai.de.

In der nächsten Folge beschäftigen wir uns mit dem Thema EU-Binnenmarkt. Den gibt es seit exakt 30 Jahren. Ein Erfolgsmodell und für viele Menschen eine liebgewordene Normalität. Doch wie wird sich der Binnenmarkt weiter entwickeln und was bedeutet es, plötzlich nicht mehr dabei zu sein? Es wird spannend, versprochen.

Bis dahin!

 

Dieses Transkript wurde zum Zwecke der Barrierefreiheit mit einer Spracherkennungssoftware erstellt und danach auf offensichtliche Fehler hin korrigiert. Es entspricht nicht unseren Ansprüchen an ein vollständig redigiertes Interview. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Feedback und Anregungen bitte an andreas.bilfinger@gtai.com

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