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Wirtschaftsausblick | Simbabwe
Die Voraussetzungen für rohstoffexportierende Länder wie Simbabwe sind gut. Eine verfehlte Geldpolitik und eine potenziell instabile politische Lage hemmen jedoch die Entwicklung.
04.08.2023
Von Marcus Knupp | Berlin
Konjunkturforscher prognostizieren Simbabwe für die kommenden Jahre relativ stabile Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3 Prozent, leichte Schwankungen inbegriffen. Für das Jahr 2023 reichen die Erwartungen von 2,5 Prozent (Internationaler Währungsfonds, IWF) bis 2,9 Prozent (Weltbank). Eine graduelle Verbesserung sehen die Institutionen in den Folgejahren. So gehen die Weltbank und die Economist Intelligence Unit (EIU) für 2024 von über 3 Prozent Wachstum aus. Der IWF bleibt mit 2,6 Prozent zurückhaltender.
Ungünstige Rahmenbedingungen sorgen laut Weltbank dafür, dass Simbabwe das Wachstumspotenzial für seine Wirtschaft nicht voll ausschöpfen kann. Hohe Lebensmittel- sowie Energiepreise und die lockere Geldpolitik der Zentralbank im Vorfeld der Parlamentswahlen am 23. August 2023 bescherten dem Land im Frühjahr dreistellige Inflationsraten. Die Teuerung bremste den Konsum und damit die Konjunkturdynamik aus. Analysten erwarten, dass der US-Dollar den Simbabwe-Dollar als Zahlungsmittel in Kürze weitgehend ablösen wird und sich der Zahlungsverkehr anschließend weitgehend stabilisiert.
Bild vergrößernDer Wahlausgang lässt sich nicht vorhersagen. Zwar gehen Beobachter davon aus, dass sich die Regierungspartei ZANU-PF erneut gegen die wichtigste Oppositionspartei Citizens Coalition for Change (CCC) durchsetzt. Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage gilt es jedoch nicht als sicher, dass Präsident Emmerson Mnangagwa weiterhin an der Spitze der Regierung stehen wird. Damit lässt sich die ohnehin von kurzfristigen Entscheidungen bestimmte Wirtschaftspolitik noch schwerer voraussagen.
Die Schwierigkeiten Simbabwes, sein Potenzial auszuschöpfen (mehr dazu in der SWOT-Analyse) werden voraussichtlich anhalten. Das Ausbleiben wirtschaftlicher und politischer Reformen in Verbindung mit Sanktionen und Rechtsunsicherheit hat in den letzten Jahren zu sehr ungünstigen Bedingungen für Handel und Investitionen geführt, trotz grundsätzlich guter Voraussetzungen wie einer soliden Rohstoffnachfrage.
Indikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 28,37 | 20,68 | 4.075 |
BIP pro Kopf (US$) | 1.774 | 1.267 | 48.630 |
Bevölkerung (Mio.) | 16,0 | 16,3 | 83,4 |
Wechselkurs 1 US$ = ... Zimbabwe-Dollar (Z$) | 88,6 | 532,1 | - |
Die 2017 mit Reformversprechen angetretene Regierung des Präsidenten Emmerson Mnangagwa ist ihrem Anspruch bisher nicht gerecht geworden, Simbabwe "Open for Business" zu machen. Im Jahr 2022 haben die westlichen Industrieländer ihre Sanktionen gegenüber Simbabwe aufrechterhalten, nachdem das Land sich in der UN-Abstimmung zur Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine enthalten hatte. Der Zufluss ausländischer Direktinvestitionen ist nach Angaben der UNCTAD im Jahr 2022 wie bereits 2021 wieder leicht angestiegen und lag bei 342 Millionen US-Dollar (US$).
Investitionen fließen derzeit vor allem in Bergbauprojekte und Bauvorhaben. Letztere werden sowohl lokal als auch durch Auslandsüberweisungen finanziert. Im Bergbau haben sich in den letzten Jahren verstärkt chinesische und russische Firmen engagiert. Verschiedene Unternehmen versuchen, sich durch die Installation von Solaranlagen von der unsicheren Stromversorgung unabhängiger zu machen.
Projektbezeichnung | Investition | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Solarkraftwerk mit 2.000 Megawatt (MW) | 2.000 | Studie | Ministry of Energy and Power Development; Aufteilung in zwei Projektphasen mit je 1.000 MW |
Ausbau der Fernstraße Beitbridge-Bulawayo-Victoria Falls auf 760 Kilometer | 2.000 | Vergabeprozess | |
Ölpipeline Beira (Hafen in Mosambik) bis in die Hauptstadt Harare | 1.300 | Planung | National Oil Infrastructure Company of Zimbabwe mit Coven Energy (Südafrika); Bauarbeiten sollen 2025 beendet werden |
Stromübertragungsleitung Mosambik-Simbabwe-Südafrika mit 400 Kilovolt | 500 | Studie | Zimbabwe Electricity Supply Authority, Electricidade de Mocambique (Mosambik) und Eskom (Südafrika); Länge 935 Kilometer |
Zim Cyber City, smart City in Mount Hapden bei Harare | 500 | Planung | Entwicklung durch Mulk Holdings (VAE); Wohngebäude, Geschäfte, Schulen etc. |
Eisenbahnstrecke Harare-Chitungwiza | 400 | Studie | National Railways of Zimbabwe plant eine doppelgleisige, elektrifizierte Verbindung in den Vorort der Hauptstadt; Länge: 27 Kilometer |
Eisenbahnstrecke Kafue (Sambia) - Lions Den | 238 | Planung | National Railways of Zimbabwe mit Zambia Railways, ZCCM Investment Holdings und Tanzania Zambia Railway Authority; Länge 341 km; Planungen durch China Harbour Engineering Co. |
Multi-Modal International Trade Hub | 160 | Studie | Handelszentrum zur Förderung des Handels zwischen Simbabwe, Sambia und Mosambik, Entwicklung durch Zura Consulting (USA) |
ZiZaBoNa Interconnector | 154 | Studie | Stromübertragungsleitung zwischen Simbabwe und Namibia durch Sambia und Botsuana; Ministry of Energy and Power Development Zimbabwe, Ministry of Energy and Water Development Zambia, Ministry of Minerals, Energy and Water Resources Botswana, and Ministry of Mines and Energy Namibia |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Simbabwe in den Rubriken "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Simbabwes Konsumenten stehen einem ganzen Strauß von Unsicherheiten gegenüber. Mit dem Klimaphänomen El Niño könnte der Landwirtschaft in der kommenden Anbausaison 2023/24 erneut eine Dürreperiode bevorstehen. Darüber hinaus führen Währungsturbulenzen zu einem Anstieg der Preise für importierte Güter. Die Landeswährung befindet sich im freien Fall, wodurch Preise und Löhne aus dem Lot geraten. Der Anteil der Beschäftigten im informellen Sektor ist hoch. Darüber hinaus ist im Vorfeld der für August 2023 geplanten Wahlen mit steigenden politischen Spannungen zu rechnen.
Die vor den Wahlen abermals ausgeweitete Geldschöpfung zur Deckung der Defizite hat das Verhältnis zwischen dem Zimbabwe-Dollar und der US-Devise stark aufgeweicht. Die ursprünglich zum Kurs 1:1 eingeführte Währung war Mitte 2023 nur noch etwa 0,0002 US$ wert. Insbesondere Importwaren verteuern sich hierdurch stetig. Die Inflation, die zum Jahresende 2022 bei etwa 110 Prozent lag, wird 2023 daher voraussichtlich wieder auf einen höheren dreistelligen Wert von bis zu 500 Prozent steigen. Die EIU erwartet einen weitgehenden Umstieg auf den US-Dollar als Zahlungsmittel und eine rasche Stabilisierung auf eine Rate von knapp 25 Prozent im Jahr 2024.
Platinmetalle, Gold und Tabak sind die wichtigsten Ausfuhrprodukte Simbabwes. Sie steuerten 2022 zusammen rund 74 Prozent zu den Exporten bei. Für den Anstieg der Gesamtausfuhren sind sowohl gestiegene Preise als auch größere Produktionsmengen verantwortlich. In den kommenden Jahren dürfte dieser Trend anhalten und könnte zu einer etwas über dem generellen Wirtschaftswachstum liegenden Zunahme der Ausfuhren führen. Ein Fragezeichen setzen demgegenüber allerdings Exportbeschränkungen für einige mineralische Rohstoffe.
Bedeutendster Handelspartner Simbabwes ist mit großem Abstand Südafrika, das zum Teil auch eine Transitfunktion für das Binnenland erfüllt. Im Jahr 2022 gingen 41,1 Prozent der Exporte in das Nachbarland, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (27,7 Prozent), Mosambik (9,5 Prozent) und China (5,5 Prozent). Unter den Lieferländern lagen Südafrika (53,4 Prozent), Sambia (16,8 Prozent) und China (5,9 Prozent) auf den vorderen Plätzen. Wichtigste eingeführte Warengruppen sind Maschinen, Treibstoffe, chemische Erzeugnisse und Nahrungsmittel.
2021 | 2022 | Veränderung 2022/2021 | |
---|---|---|---|
Importe | 7.138 | 8.132 | 13,9 |
Exporte | 6.359 | 7.000 | 10,1 |