Special | Singapur | Nahrungsmittel
Singapurs Ernährung hängt von Importen ab
Die Einfuhren von Nahrungsmitteln nach Singapur steigen stark. Deutsche Firmen können sich die hohe Kaufkraft und das zunehmende Gesundheitsbewusstsein mit Qualität zunutze machen.
26.08.2025
Von Alexander Hirschle | Singapur
Nahrungsmittel und Getränke sind in Singapur der zweithöchste Posten nach Wohnen im Ausgabenranking der Bevölkerung. Sie wendet circa 20 Prozent ihrer gesamten Ausgaben dafür auf. Das Marktforschungsinstitut Data Bridge schätzt den Umsatz des Lebensmittelmarkts in Singapur 2025 auf 13,1 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2029 soll das jährliche Branchenwachstum bei 4,5 Prozent liegen.
Mit rund 6 Millionen Menschen ist der singapurische Markt zwar klein, doch die Kaufkraft der Bevölkerung ist hoch. Gemessen am durchschnittlichen Nettovermögen sind sie führend in Asien.
Lokalisierung erforderlich
Um sich auf dem sehr kompetitiven Markt durchzusetzen, ist nach Einschätzung von Branchenvertretern ein hoher Grad an Differenzierung und Innovation notwendig. Ein wichtiger Trend ist das Thema Nachhaltigkeit. Zudem legt die Kundschaft im Stadtstaat großen Wert auf ihre Gesundheit. Daher boomt die Nachfrage nach Angeboten mit Bioinhaltsstoffen und mit niedrigem Kalorien- oder Zuckergehalt. Vegane und glutenfreie Nahrungsmittel sind ebenfalls auf dem Vormarsch.
Ernährungsgewohnheiten ändern sich
Die Regierung fördert das Streben nach einem gesundheitsbewussten Lebensstil. Auf Getränkeverpackungen ist etwa der Zuckergehalt in Klassen von "A" bis "D" anzugeben. Für Produkte der Kategorie "D" mit dem höchsten Zuckergehalt dürfen die Anbieter keine Werbung machen. Das sogenannte Nutri-Grade-System soll ab 2027 auch auf andere Lebensmittel ausgeweitet werden.
Warengruppe | 2023 | Veränderung 2023/2018 (in %) |
---|---|---|
Fleischwaren | 3.862,0 | 30,3 |
Molkereiprodukte | 1.133,1 | 9,0 |
Backwaren | 1.116,7 | 8,1 |
Süßwaren | 918,4 | 23,3 |
Fertiggerichte | 168,7 | 16,5 |
Mehr und mehr Menschen in Asien übernehmen westliche Ernährungsgewohnheiten. Importierte Milch- und Süßwaren wie auch Brot sind in dem südostasiatischen Staat Luxusprodukte. Fachleute sehen eine deutlich zunehmende Nachfrage nach Brotwaren in Singapur. Vor allem dunklere Brotsorten haben ein gesundes Image und stehen deshalb hoch im Kurs. Auch Milch und Milchprodukte erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit, da sie als gesund und kraftfördernd gelten. Unternehmensvertreter berichten allerdings, dass es angesichts der geringen Fläche und entsprechend hohen Mieten schwierig sei, in Singapur ausreichend große Lagerhäuser für gekühlte Produkte wie zum Beispiel Aufbackwaren oder Milchprodukte vorzuhalten.
Convenience steht hoch im Kurs
Den Konsumierenden ist aber auch Bequemlichkeit wichtig, denn sie pflegen einen schnellen Lebensrhythmus mit langen Arbeits- und Schultagen. Deswegen sind Fertiggerichte ebenfalls gefragt. Günstige Produkte aus der Region stellen eine starke Konkurrenz für hochpreisiges Convenience Food dar. Aus diesem Grund wird der Absatz von westlichen Fertiggerichten als Nischenmarkt eingestuft.
Außerdem verfügen nur wenige Haushalte über komplett ausgestattete Küchen mit Herd, Ofen oder Geschirrspülmaschine. Die staatlich geförderten Hawker Center bieten den Menschen zahlreiche, sehr günstige Essensmöglichkeiten. In den marktähnlichen Speiseeinrichtungen werden in jedem Stadtteil Gerichte zwischen umgerechnet 3 und 6 Euro angeboten.
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Hohe Importabhängigkeit bei Nahrungsmitteln
Circa 90 Prozent der konsumierten Nahrungsmittel stammen aus dem Ausland. Die lebensmittelverarbeitende Industrie ist klein, denn die dort benötigten Rohstoffe müssen aufgrund der kaum vorhandenen Agrarflächen größtenteils eingeführt werden.
Die Regierung hat mit dem Slogan "30by30" das ehrgeizige Ziel ausgerufen, bis 2030 rund 30 Prozent der benötigten Nahrungsmittel im Land selbst zu produzieren. Mitte des Jahrzehnts liegt der Eigenanteil aber noch immer bei nur rund 10 Prozent.
Deutsche Lieferungen steigen stark
Im Jahr 2023 importierte Singapur Nahrungsmittel (ohne Öle/Fette) und Getränke im Wert von insgesamt 12,8 Milliarden US$. Darunter machten Getränke über ein Viertel aus. Seit 2020 konnten die Einfuhren insgesamt um 20 Prozent ausgeweitet werden.
Die für Singapur mit Abstand wichtigsten Lieferländer von Lebensmitteln und Getränken sind Malaysia und Frankreich. Beide haben jeweils Anteile von rund 14 Prozent an den gesamten Brancheneinfuhren, was 2023 einem Wert von je 1,8 Milliarden US$ entsprach. Deutsche Nahrungsmittellieferungen inklusive Getränke erreichten einen Einfuhrwert von 160 Millionen US$. Sie stiegen seit 2020 deutlich um 36 Prozent.
SITC *) | Produktgruppe | 2023 | darunter aus Deutschland |
---|---|---|---|
01 bis 07, 09 | Nahrungsmittel gesamt | 9.209,3 | 140,7 |
01 | Fleisch und Fleischprodukte | 1.355,8 | 42,9 |
02 | Milch- und Milchprodukte, Vogeleier | 1.143,8 | 28,4 |
03 | Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen | 1.168,0 | 3,2 |
04 | Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren | 1.010,7 | 12,2 |
05 | Gemüse, Früchte und Zubereitungen | 1.762,7 | 4,6 |
06 | Zucker, Zuckerwaren, Honig | 371,0 | 4,4 |
07 | Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus | 1.063,2 | 33,4 |
09 | Andere Lebensmittel und Zubereitungen | 1.334,1 | 11,7 |
22, 41 bis 43 | Ölsaaten, ölhaltige Früchte, Öle und Fette, etc. | 2.707,6 | 3,1 |
"Made in Germany" genießt Vertrauen
Das Siegel "Made in Germany" ist im Nahrungsmittelsektor attraktiv und steht bei Verbrauchern unter anderem für eine hohe Lebensmittelsicherheit. Die Qualität der Waren aus Deutschland oder Europa ist in der Regel höher als bei Alternativprodukten aus Südostasien. Das liegt auch an klimatischen Faktoren während der Herstellung.
Mit dem richtigen Branding können Unternehmen aufgrund der hohen Kaufkraft in Singapur sehr hohe Margen für importierte Nahrungsmittel erzielen. Marktkenner weisen darauf hin, dass kleine Verpackungsgrößen verbreitet sind, denn auch die Familien sind eher klein, dafür die Preise umso höher. Damit die Produkte nicht verderben, sollten Verpackungen außerdem tropengerecht sein.
Strenge Einfuhrvorschriften
Singapur hat strenge Vorschriften für die Einfuhr von Lebensmitteln, um die öffentliche Gesundheit zu gewährleisten. Je nach Produkt ist eine Importlizenz von oder eine Registrierung bei der Singapore Food Agency (SFA), und zum Teil noch eine gesonderte Genehmigung erforderlich. Fleisch- oder Milchprodukte dürfen nur aus zugelassenen Herkunftsländern stammen und benötigen entsprechende Gesundheitszertifikate.
Nach Einschätzung von Unternehmensvertretern sind die Anforderungen hoch und das Verfahren anspruchsvoll. Die Produkte müssen korrekt etikettiert sein, einschließlich Herkunftsangabe und Inhaltsstoffen. Die Webseite der SFA bietet umfangreiche Informationen.
Aufgrund des bestehenden Freihandelsabkommens zwischen der EU und Singapur können Nahrungsmittel überwiegend zollfrei aus Deutschland importiert werden.
Bezeichnung | Anmerkung |
---|---|
AHK Singapur | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |
Singapore Food Manufacturers' Association (SFMA) | vereint über 400 lokale Produzenten und unterstützt sie, um Innovationen zu entwickeln und auf globale Märkte zu expandieren |
Singapore Food Agency (SFA) | nationale Regulierungsbehörde, zuständig für Importlizenzen und Beratung von Importeuren, um die strengen Standards für Lebensmittelsicherheit und -qualität sowie die Versorgungssicherheit zu gewährleisten |
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