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Special | Singapur | Start-ups

Investitionen in Start-ups auf hohem Niveau

Das singapurische Start-up-Ökosystem ist in den letzten fünf Jahren stark gewachsen. Der gute Zugang zu Finanzierungen macht den Standort extrem attraktiv.

Von Werner Kemper | Kuala Lumpur

Den lokalen Start-ups gelang es, 2021 rund 10,6 Milliarden US-Dollar (US$) an Wagniskapital (Venture Capital, VC) einzusammeln. Bereits in den ersten neun Monaten 2022 waren es über 8 Milliarden US$. Seit 2014 wurde die Hälfte aller Investitionen in Start-ups in der ASEAN-Region in Singapur getätigt.

Staatliche Fördermaßnahmen

Damit diese Erfolgsgeschichte so weitergeht, stellt die Regierung eine Vielzahl an Förderprogrammen und Investitionstöpfen für Start-ups bereit. Zu den wichtigsten staatlichen Einrichtungen gehören:

  • Enterprise Singapore
    Neben diversen Programmen in Singapur hat Enterprise Singapore auch sogenannte "Landing-pads" in Sydney, Stockholm und Kapstadt. Neu hinzu kommen werden 2023 Abu Dhabi und Seoul. Es wurden bereits 780 Unternehmen unterstützt.
  • SGInnovate
    Unterstützt finanziell sowie mit Mentoring-Programmen Firmengründungen im Bereich des sogenannten „Deep Tech“. Darunter fallen Unternehmen, die Technologien entwickeln und zur Marktreife bringen wollen, die viel Forschung und Entwicklung (F&E) erfordern.
  • Startup SG
    Alle bisherigen Programme und Fördermittel des Standards, Productivity and Innovation Board (SPRING) wurden unter dem Programm "Startup SG" zusammengefasst. Dazu gehören:
    • Startup SG Equity
      Dies ist ein Investment Fonds, der gemeinsam von SPRING, Seeds Capital und SGInnovate verwaltet wird. In ihm co-investiert die singapurische Regierung zusammen mit elf privaten Investitionsgesellschaften in Start-ups, die relativ hohe Investitionen und aufgrund des hohen Forschungsaufwands auch viel Zeit benötigen, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Start-ups, die bereits existierende Technologien verbessern, erhalten in einer ersten Investitionsrunde bis zu 180.000 US$. Davon übernimmt der Staat 70 Prozent. Danach finanziert die Regierung ebenso viel, wie von privaten Investoren bereitgestellt wird, maximal jedoch rund 1,5 Millionen US$. Bei Start-ups, die unter die Klassifizierung „Deep Tech“ fallen, kommt die Regierung in der ersten Runde für 70 Prozent von 360.000 US$ auf. Danach investiert sie die gleiche Summe wie die privaten Investoren bis zu einer Höhe von knapp 3 Millionen US$.
    • Startup SG Tech
      Hierbei werden Unternehmen gefördert, die Technologien entwickeln, die zu Disruptionen in bestehenden Märkten führen oder gänzlich neue Märkte schaffen können. Sowohl Proof-of-Concept-(POC)- als auch Proof-of-Viability-(POV)-Projekte werden gefördert. POC-Projekte, die die wissenschaftliche Plausibilität und technische Anwendbarkeit einer neuen Technologie prüfen, erhalten bis zu 180.000 US$. POV-Projekte, die den kommerziellen Erfolg einer bereits im Labor funktionierenden neuen Technologie testen, können Fördermittel in Höhe von bis zu 360.000 US$ erhalten.
    • Startup SG Founder
      Dieses Programm ist für Neu-Unternehmungen mit innovativen Geschäftsmodellen gedacht. Bis zu einer Höhe von knapp 22.000 US$ legt der Staat auf jeden erhaltenen Dollar Wagniskapital 3 Dollar drauf. Außerdem können die Gründenden an einem in Singapur niedergelassenen Inkubator teilnehmen.

Alle genannten Programme unterliegen genau spezifizierten Zugangsvoraussetzungen und sind zum Teil nur für bestimmte Sektoren vorgesehen.

Aufstrebender Markt für Venture Capital

Verglichen mit den USA und Europa ist der VC-Markt in Singapur noch recht jung und überschaubar. Schätzungen gehen von 400 bis 600 VC-Unternehmen im Stadtstaat aus. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 wurden insgesamt 517 Finanzierungsgeschäfte geschlossen. Das waren 6 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Allerdings betrug die Investitionssumme 8,1 Milliarden US$, während sie im gleichen Zeitraum 2021 noch 8,2 Milliarden US$ erreicht hatte. Im Vergleich zu 2020 sind das sehr gute Werte. Damals waren es 416 Finanzierungen mit einem Wert von 3,5 Milliarden US$.

Zu den bedeutendsten in- und ausländischen VC-Fonds, die in Singapur investieren, zählen: Singtel Innov8, Vulpes Ventures, KK Fund, East Ventures, Golden Gate Ventures, Fenox Venture Capital, IMJ Investment Partners, Ardent Capital, Jungle Ventures, Sequoia Capital, 500 Startups und Life.SREDA.

Wichtigste Netzwerke der Business Angels

Viele der in Singapur ansässigen Angel-Investoren haben sich in Gruppen zusammengeschlossen. Zu nennen wären das Business Angel Network South East Asia (BANSEA), das Business Angel Scheme (BAS) und das Singapore Angel Network (SGAN). Ihnen allen ist gemein, dass sie sich in einer möglichst frühen Phase an Start-ups beteiligen wollen.

Globale Verwerfungen wirken sich bei Start-up-Investitionen aus

Die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten auf den Weltmärkten machen auch vor den singapurischen Start-ups nicht halt. Gerade bei Investitionen in spätere Wachstumsphasen (ab Serie C) sind Anleger 2022 zurückhaltender geworden. Der Rückgang betrug 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Damals waren diese Investitionen noch die Wachstumstreiber.

Dafür legten die Investitionen in ganz junge Unternehmen (bis Serie B) deutlich zu - auf rund 4 Milliarden US$ in den ersten neun Monaten 2022. Das war ein wertmäßiger Anstieg um 45 Prozent und ein Plus von 14 Prozent bei der Zahl der Geschäfte. Inflation und höhere Zinsen machen das Leben der Start-ups keinesfalls leichter. Dennoch werde die staatliche Unterstützung auf jeden Fall fortgesetzt, so Regierungsvertretende.

Genau darin sehen einige Fachleute allerdings auch eine Gefahr. Lediglich 19 Prozent aller Start-ups nahmen 2010 an Förderprogrammen der Regierung teil. Im Jahr 2017 waren es bereits 69 Prozent - Tendenz steigend. Es stellt sich die Frage, wie viele dieser jungen Unternehmen ohne staatliche Unterstützung am Markt überleben können.

Ein weiteres Problem, das weltweit alle Sektoren betrifft, ist der Fachkräftemangel. Hierbei macht sich auch die wachsende regionale Konkurrenz aus Indonesien und Vietnam bemerkbar, deren Start-up-Ökosysteme ebenfalls stark an Bedeutung gewonnen haben.

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