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Singapur bietet umfangreiche Förderung für Start-ups
In Singapur bekommen Start-ups viel Unterstützung. Die Regierung fördert sie über zahlreiche Programme und Institutionen.
10.07.2025
Von Alexander Hirschle | Singapur
Die Regierung Singapurs unterstützt Start-ups aktiv durch Förderprogramme und Investitionsanreize. Zudem hilft sie ihnen bei der Vernetzung auf internationalen Märkten. Ebenso engagieren sich viele weitere Organisationen, Netzwerke, Acceleratoren und Universitäten (unter anderem auch die Technische Universität München) in dem südostasiatischen Stadtstaat in der Start-up-Förderung. Das lokale Start-up-Ökosystem bietet daher umfangreiche Ressourcen, Kontakte und Know-how für deutsche Firmen.
Die staatliche Wirtschaftsförderagentur Enterprise Singapore vereint unter dem Dach von Startup SG mehrere Unterstützungsprogramme für jede Unternehmensphase wie unter anderem "Stage One", "Startup SG Talent" oder "Startup SG Equity". Damit möchte sie Zugang zu wesentlichen Ressourcen wie qualifizierten Beschäftigten, Finanzmitteln und einem umfangreichen Netzwerk bieten.
Im Bereich Deeptech gibt es finanzielle Unterstützung von der staatlichen Innovationsplattform SG Innovate. Darunter fallen Unternehmen, die Technologien entwickeln und zur Marktreife bringen wollen, die einen hohen Forschungs- und Entwicklungsanteil haben. SG Innovate bietet außerdem Mentoring-Programme für die Firmengründung an.
Deutsche Start-ups werden vor Ort unter anderem von der AHK Singapur, German Accelerator (Start2 Group) und Germany Trade & Invest unterstützt. Für singapurische Start-ups, die mit deutschen Unternehmen eine Kooperation aufbauen möchten, ist das Germany-Singapore Funding Programme maßgeschneidert. Sie können bis zu 70 Prozent der Projektkosten fördern lassen.
"Sandboxes" haben hohen Stellenwert
Ein besonderer Fokus liegt in Singapur auf der Entwicklung von Reallaboren (Regulatory Sandboxes). Branchenexperten nehmen eine starke Unterstützung von Seiten der Regierung und eine enge Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Akteuren wie Privatfirmen, Universitäten und Behörden wahr. Vor allem in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Fintech ist der Stadtstaat hierbei weltweit führend. Beispiele für erfolgreiche Fallstudien sind unter anderem die Start-ups ADDX (Blockchain), Bondblox (Bond Exchange), Jan & Elly (KI-Inhalte) und Far East Flora (KI-Chatbot).
Schwerpunkt auf künstlicher Intelligenz
Die staatliche Förderbehörde Economic Development Board (EDB) hat darüber hinaus das Ziel ausgeschrieben, Singapur zur führenden KI-Nation zu machen. Schon heute ist der Stadtstaat innerhalb Asiens in vielen Rankings beim Thema KI an der Spitze. Er gilt auch als ein Vorreiter in der digitalen Transformation.
Die Regierung hat Ende 2023 ihre KI-Strategie angepasst. Mit der National AI Strategy 2.0 (NAIS 2.0) will sie gezielt Spitzenleistungen in der KI-Entwicklung fördern. Anwendungsbereiche sollen unter anderem Lösungen für globale Herausforderungen wie die Gesundheitsversorgung und den Klimawandel sein. Start-ups wird in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle zugedacht.
Nach Angaben des EDB sind vor Ort bereits rund 1.100 Start-ups im Bereich KI aktiv. Trotzdem soll das KI-Start-up-Ökosystem weiter gestärkt werden, um mehr internationale Firmen anzuziehen. Darüber hinaus ist geplant, verstärkt ausländische KI-Experten anzuwerben, um Singapurs Position als globaler KI- und Start-up-Hub auszubauen. Der Stadtstaat zog zuletzt mehrere Milliardeninvestitionen von Private Equity Firmen und großen Technologieunternehmen wie Salesforce oder Amazon an. Sie sehen den Standort als Launchpad für KI und Cloud Computing. Das bietet einen guten Nährboden für Start-ups in diesen Segmenten.
Regierung fördert Deeptech mit mehr als 300 Millionen US-Dollar
Singapur intensiviert auch seine Bemühungen für Start-ups im Bereich Deeptech. Die Regierung hat angekündigt, im Rahmen des Startup SG Equity Scheme in den kommenden Jahren mehr als 330 Millionen US-Dollar (US$) zur Verfügung zu stellen. Die Umsetzung übernehmen das EDB und Enterprise Singapore. Die Investitionen in Deeptech-Start-ups in Singapur haben 2023 um mehr als 30 Prozent zugelegt.
Die Zahl der Gründungen über sämtliche Branchen hinweg ging 2023 allerdings auf 447 zurück. Im Vorjahr waren es noch 690. Der Funding-Wert der gegründeten Unternehmen halbierte sich im selben Zeitraum auf 6,5 Milliarden US$. Trotzdem herrschte zu Jahresbeginn 2025 Optimismus in der Branche, dass die Start-up-Aktivitäten in Singapur sowie in der ASEAN-Region wieder anziehen werden. Inwiefern sich dies angesichts der internationalen Unsicherheiten im Zuge der US-Handelspolitik materialisieren wird, ist unsicher.
Eintrittstor für die ASEAN-Region
Singapur ist das unumstrittene Start-up-Zentrum in Südostasien. Das spiegelt sich in der Rangliste der 30 besten Technologie-Start-ups in der ASEAN-Region wider. In der NextGen-Tech-Liste der Venture-Capital-Firma Granite Asia finden sich 21 Firmen aus Singapur. Zudem ordnete eine Untersuchung von Enterprise Singapore und DealStreetAsia für das Jahr 2023 mehr als 60 Prozent der Equity Deals innerhalb der ASEAN-Region dem Stadtstaat zu.
Die geografische Lage Singapurs ist nach Einschätzung der deutschen Auslandshandelskammer ideal. Sie erleichtert Start-ups den Zugang zu den ASEAN-Märkten und ermöglicht ihnen, das Potenzial der Region auszuschöpfen. Auch die Regierung setzt mit ihren Förderprogrammen auf die regionale und globale Vernetzung von Start-ups, damit diese mit internationalen Partnern zusammenarbeiten und ihre Technologien weltweit skalieren können.
Als wichtigstes Branchenevent in Singapur gilt die Messe Switch (Singapore Week of Innovation and Technology). Die nächste Ausgabe findet vom 29. bis 31. Oktober 2025 im Marina Bay Sands statt. Die Switch wird von Enterprise Singapore ausgerichtet und zog 2024 rund 400 Aussteller und mehr als 20.000 Teilnehmende an.