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Branche kompakt | Slowakei | Automobilsektor

Branchenstruktur

Im 1. Halbjahr 2023 kam die Kraftfahrzeugbranche wieder stärker in Schwung. Produktion, Umsätze und Aufträge nahmen zu. Zahlreiche neue Projekte betreffen die Elektromobilität.

Von Miriam Neubert | Bratislava

Pkw-Produktion 2022 leicht rückläufig

Während die Produktion in der EU 2022 anstieg, liefen in der Slowakei weniger Pkw von den Bändern. Wie der Verband der Automobilindustrie ZAP SR mitteilte, haben die vier Hersteller mit rund einer 1 Million Pkw etwa 3 Prozent weniger hergestellt als im Vorjahr. Auch 2023 wird mit rund 1 Million Fahrzeuge gerechnet. Von Januar bis Juni waren es 520.000. Hinter den stagnierenden Stückzahlen stehen aber vielfach hochwertigere und teurere Modelle, sodass die Umsätze sich positiv entwickeln. 

Die meisten Pkw fertigte 2022 mit 312.500 Einheiten (-1,1 Prozent) Stellantis in Trnava, dicht gefolgt von Kia in Žilina mit 311.000 (+1,1 Prozent). Die Fertigungshallen von Volkswagen in Bratislava verließen 268.700 Fahrzeuge. Das waren 13 Prozent weniger als 2021. Jaguar Land Rover weist keine getrennten Zahlen für den Standort Nitra aus. Ausgehend von den Schätzungen von ZAP SR handelte es sich um etwa 108.000 Fahrzeuge.   

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Die Produktion des Fahrzeugbaus insgesamt (NACE 29 und 30) kam 2022 nicht von der Stelle. Nach Angaben des slowakischen Statistikamts nahm sie preis- und kalenderbereinigt leicht um 0,3 Prozent ab. Doch entspannten sich im 1. Halbjahr 2023 die Halbleiterproblematik und andere logistische Schwierigkeiten, sodass Aufträge abgearbeitet werden konnten. Auch vor dem Hintergrund des im Zuge des Kriegsausbruchs in der Ukraine schwachen 1. Halbjahres 2022 steigerte der Fahrzeugbau seine Produktion um 5,6 Prozent. Noch positiver war die Entwicklung bei Umsätzen und Aufträgen.  

VW Passat und Škoda Superb entstehen in Bratislava

Volkswagen Slovakia fertigt im Werk Bratislava Fahrzeuge von vier Konzernmarken. Der Anteil der Sport Utility Vehicles (SUV) stieg 2022 auf über 80 Prozent. Umsatz und Gewinn entwickelten sich positiv durch Rationalisierungen und die hochwertige Modellstruktur. Das Unternehmen investierte 345 Millionen Euro in die Erweiterung des Werks für die neuen Produkte Volkswagen Passat und Škoda Superb. Ihre Serienproduktion soll noch 2023 anlaufen. Die Getriebeproduktion wurde eingestellt. Investitionen betreffen die Erweiterung des Presswerks, die Erneuerung von Karosseriebau und Lackiererei. 

Die elektrische Geschichte des Werks startete 2013 mit dem Bau des Kleinwagens e-up!. Sie bekommt ein neues Kapitel im Luxussegment, da im März 2023 die Entscheidung fiel, die Elektroversion des SUV Porsche Cayenne in Bratislava zu bauen. Das Modell soll nach 2025 auf den Markt kommen. 

Das Beschaffungsvolumen von Volkswagen Slovakia belief sich 2022 auf 8,2 Milliarden Euro. Die höchsten Anteile entfielen dem Geschäftsbericht zufolge auf Lieferanten aus Deutschland (34 Prozent), der Slowakei (25 Prozent) und Ungarn (20 Prozent). 

Kia geht 2023 an die Kapazitätsgrenze 

Im Jahr 2022 konnte einzig Kia Slovakia in Žilina den Ausstoß steigern und hängt 2023 die Latte noch einmal höher mit geplanten 340.000 Fahrzeugen. Das Unternehmen investiert in die Verschlankung von Produktion und Logistikprozessen, die Emissionssenkung und saubere Energie. Elektrische Modelle stehen auf dem Plan. 

Bei Stellantis (PCA Slovakia) spielt die Nachfrage nach der vollelektrischen Version des Peugeot 208 eine wichtige Rolle. Eine Investition von 180 Millionen Euro soll ab 2024 schrittweise die Produktion um neue Kleinwagen-Modelle mit elektrischem Antrieb erweitern.  

Zulieferunternehmen in der Transformation

Rund 350 direkte Zulieferunternehmen sind laut der Investitionsagentur SARIO in der Slowakei aktiv. Unter den TOP 50 Unternehmen der Automobilindustrie, die die Wirtschaftszeitschrift Trend aufführt, steigerten 2022 fast alle ihre Umsätze, aber nur die Hälfte verzeichnete höhere Gewinne als 2021. 

Führende Produzenten der Kfz-Industrie in der Slowakei (Umsätze in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)
Unternehmen, Standort

Tätigkeitsbereiche

Umsatz 2021 1)

Umsatz 2022 1)

Veränderung 2022/2021

Volkswagen Slovakia, Bratislava

Pkw-Produktion in Bratislava, Komponentenproduktion in Martin 

9.527

9.735

2,2

Kia Slovakia, Teplička nad Váhom

Pkw-Produktion, Motoren

5.539

6.759

22,0

PCA Slovakia, Trnava 2)

Pkw-Produktion, Batteriemodule

3.297

3.556

7,9

Mobis Slovakia, Gbeľany

Armaturenbretter, Achsen, Puffer, Bremssysteme

1.250

1.540

23,2

Continental Matador Rubber, Púchov

Reifen für Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und SUV

886

1.060

19,6

SAS Automotive, Bratislava

Innenraumausstattung

792

871

10,0

Faurecia Automotive Slovakia, Bratislava

Armaturenbretter, Türkomponenten, Autositze, Auspuffe

876

863

-1,5

Continental Matador Truck Tires, Púchov

Reifen für Lkw und Busse

655

764

16,6

ZF Slovakia, Trnava

Kupplungen, Schwungräder, Wandler

569

680

19,5

Schaeffler Kysuce, Kysucké Nové Mesto

Spezialwälzlager für die Kfz-Industrie

561

659

17,5

1 Umsätze für eigene Erzeugnisse und Dienstleistungen; 2 gehört seit Januar 2021 zu Stellantis.Quelle: Finstat 2023; Wirtschaftsmagazin Trend 2023; Register der Jahresabschlüsse 2023; Unternehmensangaben 2023

Neue Projekte der Elektromobilität

Die Zeitenwende bei den Antrieben schlägt sich in neuen Investitionsprojekten nieder. Zu denen, die die slowakische Agentur für Investitionen und Handel SARIO 2022 abschloss, zählen: Mubea Tailored Products mit einer Produktion von Aluminiumkühlpaneelen für die Batterien von Elektro- und Hybridfahrzeugen nahe Košice;  Intercable mit einer Produktion von Kabeln für die Elektromobilität in Kriváň; Porsche Smart Battery Shop mit einer Produktion von Lithium-Batteriemodulen in Horná Streda. Ebenfalls dort wird Porsche Werkzeugbau Technologien für die Produktion von Batteriemodulen entwickeln. 

Von weiteren Investitionsprojekten, die SARIO aktuell bearbeitet, betreffen 24 die Automobilindustrie, davon 19 die Elektromobilität.

Im Sommer 2023 eröffnete Schaeffler in Kysuce ein Entwicklungszentrum für Produkte und Komponenten für die Elektromobilität, aber auch Fahrwerksanwendungen etwa für das automatisierte Fahren. Zugleich wurde das Testzentrum am Standort erweitert. 

 

Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in der Slowakei (Auswahl)
Vorhaben

Investitionssumme (in Mio. Euro)

ProjektstandAnmerkungen
Magna PT / Erweiterung der Produktion von Getrieben in Kechnec

144

In Umsetzung; Investitionsanreize zugesprochen; Inbetriebnahme Ende 2023 geplant

Magna PT

 

Eminox / neues Werk zur Produktion von Stahlsystemen zur Reduzierung der Auspuffgase und Emissionen für Lkw, Busse, Schienenfahrzeuge und Geländewagen in Svit

11

Investition bis 2027 geplant

Eminox Slovakia

 

Mahle / Erweiterung der Produktion von Rezirkulationseinheiten für Abgase in Namestovo

10

Investitionsvorhaben bis Ende 2025; Investitionsanreize beantragt; Produktionsstart für Mitte 2024 geplantMahle Industrial Thermal System
Webasto / Erweiterung der Produktion von Dachfenstern und Batterien für VW Bratislava in Meder, Lozorno und Bratislava

k.A.

Betrieb für 2024 geplant

Webasto

 

Kia / Produktion neuer Modelle von E-Autos in Žilina

k.A.

Umsetzung 2024 bis 2027 geplant

Kia Slovakia

 

 

Delta Electronics / Erweiterung der Lagerräume für Elektromotoren und Antriebe für E-Autos in Dubnica nad Váhom

k.A.

Anfangsphase

 

Delta Electronics
Quelle: Pressemeldungen 2023; SARIO 2023; Unternehmensangaben 2023; Fachmedien 2023

Teileimport aus Deutschland zieht 2023 kräftig an 

Der slowakische Autosektor ist eng in die globalen Lieferketten eingebunden und hat 2022 Kfz-Teile und Komponenten allein in der engeren Kategorie NACE 784 im Wert von 5,2 Milliarden Euro exportiert. Das Importvolumen war mit 11,9 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch. Über ein Viertel stammte aus Deutschland, dem wichtigsten slowakischen Handelspartner. In der Rangfolge der Lieferländer von Teilen und Komponenten folgten 2022 stabil Tschechien mit 1,7 Milliarden Euro und - nahe beieinander mit jeweils nicht ganz 1,2 Milliarden Euro - Frankreich, Polen und Ungarn. 

Die slowakischen Exporte von Kfz-Teilen nach Deutschland haben das Niveau aus dem Jahr 2019 vor der Pandemie 2022 nominal um 22 Prozent überrundet. Hingegen lagen die Importe aus Deutschland noch leicht darunter. Das änderte sich 2023, da die Erholung des Sektors den Einfuhrbedarf erhöhte. Von Januar bis Mai importierte die Slowakei nach vorläufigen Angaben von Eurostat nominal ein Drittel mehr Kfz-Teile und Komponenten als im Vorjahreszeitraum. Der Wert der Lieferungen aus Deutschland nahm um 35 Prozent zu.   

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile in die Slowakei (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)
 

2022

Veränderung 2022/2021

aus Deutschland 2022

Veränderung 2022/2021

SITC 778.3 Kfz-Elektrik

1.074

16,1

206

3,0

SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

12.038

14,0

3.223

7,4

SITC 773.13 Zündkabelsätze

1.464

14,4

251

2,5

SITC 713.2 Motoren

1.316

-1,2

210

15,5

Summe

15.892

12,8

3.890

7,2

Quelle: Eurostat 2023

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