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Südafrika treibt Reformen im Bergbausektor voran

Südafrika digitalisiert Bergbaurechte und setzt auf kritische Mineralien, um Investitionen, lokale Wertschöpfung und Innovationen zu fördern.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Südafrika startet mit der lang erwarteten Reform seines Bergbausektors: Das Ministerium für mineralische Ressourcen und Energie (DMRE) hat ein neues digitales Katastersystem eingeführt. Die Pilotphase begann in der rohstoffreichen Provinz Northern Cape und stieß auf großes Interesse – über 2.300 Anträge auf Explorations- und Förderrechte gingen ein.

Das neue System ersetzt das vielfach kritisierte SAMRAD-Verfahren und bietet durch geobasierte Rasterdarstellung mehr Transparenz und Effizienz. "Die Einführung des digitalen Katastersystems ist ein echter Meilenstein für Südafrikas Bergbausektor", sagt Selleen Sewpershad, Leiterin des Kompetenzzentrums Bergbau an der AHK Südliches Afrika. Und sie fügt hinzu: "Mehr Transparenz und Effizienz bei der Lizenzvergabe sind entscheidend, um Vertrauen zu schaffen und Investitionen zu erleichtern – gerade für internationale Unternehmen."

Die landesweite Ausweitung erfolgt schrittweise, beginnend mit der Provinz Northern Cape. Trotz technischer und politischer Herausforderungen wird erwartet, dass die Digitalisierung langfristig Genehmigungsprozesse beschleunigt und Investitionen fördert.

Neue Rohstoffstrategie für kritische Mineralien

Mit der im Mai 2025 vorgestellten Critical Minerals and Metals Strategy for South Africa positioniert sich Südafrika als globaler Anbieter strategisch wichtiger Rohstoffe. Im Fokus stehen mineralische Ressourcen, die für Hochtechnologie, erneuerbare Energien und industrielle Anwendungen essenziell sind – darunter Platingruppenmetalle, Mangan, Vanadium, Lithium, Chrom, Titan und seltene Erden.

Die Strategie verfolgt mehrere Ziele: Die Exploration neuer Lagerstätten soll durch bessere geologische Daten und Investitionsanreize gestärkt werden. Gleichzeitig wird die lokale Verarbeitung gefördert, um die Wertschöpfung im Land zu erhöhen und Arbeitsplätze zu schaffen. Forschung und Entwicklung sollen ausgebaut werden, um Innovationen zu ermöglichen und technologische Abhängigkeiten zu reduzieren.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau der Infrastruktur (insbesondere bei Stromversorgung und Logistik), da diese als Engpass für die Entwicklung des Sektors gelten. Zudem sollen regulatorische Rahmenbedingungen vereinfacht werden.

Zur Umsetzung der Strategie wurde der Entwurf der "Mineral Resources Development Bill" veröffentlicht. Die Öffentlichkeit konnte bis Mitte August 2025 Stellung nehmen. Der finale Gesetzestext steht noch aus. Branchenvertreter wie der Minerals Council South Africa begrüßen die Initiative.

Erste Erfolge bei lokaler Rohstoffverarbeitung

Bereits heute zeigen einzelne Projekte, wie lokale Wertschöpfung gelingen kann. Die staatliche Forschungsorganisation Mintek hat ein Verfahren entwickelt, um kostengünstig hochreines Mangan aus Abfallprodukten zu gewinnen und zu batterietauglichem Mangan-Sulfat zu verarbeiten – ein Schlüsselmaterial für Lithium-Ionen-Batterien. Die Manganese Metal Company (MMC) in Mbombela produziert hochreines elektrolytisches Manganmetall, weltweit einzigartig außerhalb Chinas. Künftig soll auch Mangan-Sulfat hergestellt werden.

Im Bereich seltener Erden gilt das Zandkopsdrift-Projekt als strategisch relevant. Es wurde von der EU als eines von zwei Schlüsselprojekten in Subsahara-Afrika eingestuft. Die Lagerstätte enthält hohe Konzentrationen von Neodym, Praseodym, Terbium und Dysprosium – essenziell für Permanentmagnete in Windkraftanlagen und E-Mobilität. Der Produktionsstart ist für 2027 geplant. Weitere Projekte sind das Bengwenyama-Projekt zur Förderung von Platingruppenmetallen in Limpopo sowie das Thaba Joint Venture zur Verarbeitung von Chrom und Platingruppenmetallen.

Für deutsche Unternehmen bieten die neuen Projekte Chancen. Als Lieferant von Bergbaumaschinen und -ausrüstungen liegt Deutschland schon heute in mehreren Kategorien unter den Top 5, etwa bei selbstfahrenden Schräm- und Abbaumaschinen (Rang 3) oder bei Teilen für Maschinen zur Mineralienverarbeitung (Rang 4). Deutsche Unternehmen sollten sich die Geschäftsanbahnungsreise Bergbau und Rohstoffe des BMWE-Markterschließungsprogramms im Mai 2026 vormerken.

Batterieproduktion im Fokus

Südafrika will sich als zentraler Akteur innerhalb einer regionalen Batteriewertschöpfungskette positionieren. Hervor sticht das Projekt Giga-Africa 1, eine geplante Batteriefabrik mit einer Endkapazität von 32 Gigawattstunden, die in Partnerschaft mit chinesischen Investoren entstehen soll. Ziel ist die vollständige Lokalisierung der Produktion von Lithium-Ionen-Zellen und Elektroden – zunächst mit Endmontage in Südafrika, später mit vollständiger Zellfertigung vor Ort. 

Das von der EU kofinanzierte Vorhaben "Promoting Green Hydrogen and Battery Production in South Africa" der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zielt auf den Aufbau lokaler industrieller Kapazitäten zur Produktion von Batterien und grünem Wasserstoff ab. Im Bereich Rohstoffe stehen Midstream- und Downstream-Projekte im Fokus, etwa Batterie-Montage und Recycling. Das geplante Projekt soll 2026 starten und ist Teil der Global Gateway-Initiative der EU.

Schlüsselbranche unter Druck

Der Bergbau ist das Rückgrat der südafrikanischen Wirtschaft und steht für rund 60 Prozent der Exporte. Auch in den deutsch-südafrikanischen Handelsbeziehungen spielen Rohstoffe eine zentrale Rolle. Dennoch hat Südafrika im internationalen Vergleich an Attraktivität für Investoren verloren. Im Fraser Institute Annual Survey of Mining Companies 2024 liegt das Land im unteren Viertel der weltweiten Rangliste. Zu den Gründen zählen regulatorische Unsicherheit, langwierige Genehmigungsverfahren sowie Infrastrukturprobleme und soziale Spannungen. Die Folge: Ein drastischer Rückgang der Explorationsbudgets – von 404 Millionen US-Dollar (US$) im Jahr 2006 auf 43 Millionen US$ 2024.

Eine große Hürde stellt die Finanzierung neuer Projekte dar. Die Entwicklungsbank KfW unterstützt deutsche Vorhaben in den Bereichen Bergbau, Weiter­verarbeit­ung und Recycling mit einem Rohstofffonds.

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