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Special | Südafrika | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Energie: Chance für Erneuerbare

Steinkohle ist der mit Abstand wichtigste Energieträger in Südafrika. Um die Emissionen zu senken, ist ein massiver Umbau der Energieinfrastruktur notwendig.

Von Marcus Knupp | Berlin

Ein gradueller Ausstieg aus der Steinkohle ist der wichtigste Baustein der Klimaschutzstrategie Südafrikas. Jahrzehntelang war der fossile Brennstoff das Rückgrat der Energieversorgung am Kap. Kohle befeuert nicht nur die Kraftwerke des Stromversorgers Eskom. Südafrika hat zudem große Expertise in der Verflüssigung der Kohle nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren entwickelt. Daher basiert auch ein Teil der flüssigen Kraftstoffe auf Kohle. Die lokale Petrochemie nutzt heute neben Basisprodukten, die aus Kohle gewonnen werden, vor allem aus Mosambik importiertes Erdgas.

Energieversorgung: Kohleausstieg ist Herkulesaufgabe

Die Nutzung lokal abgebauter Steinkohle ermöglicht Südafrika einen hohen Grad der Selbstversorgung mit Energie. Um keine neuen Abhängigkeiten zu schaffen und die Außenhandelsbilanz nicht zu stark zu belasten, kommen als Kohleersatz nur Energiequellen infrage, die ebenfalls lokal ausreichend vorhanden sind. Hohe Einstrahlungswerte in vielen Teilen des Landes und ausgeprägte Winde an den Küsten bieten glücklicherweise ein großes Potenzial für die Solar- und Windenergie. In Anbetracht der Größe der südafrikanischen Volkswirtschaft setzt ein kompletter Umstieg aber immense Investitionen voraus. Wie in Deutschland denken auch die Planer am Kap an eine stärkere Nutzung von Erdgas als Brückentechnologie. Kraftstoffe generiert Südafrika zu rund 45 Prozent aus Kohle und Gas, den Rest aus Rohöl, das vor allem aus Saudi-Arabien, Nigeria und Angola stammt.

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Auf seinem Weg zu klimafreundlicheren Energieträgern erhält Südafrika internationale Unterstützung. Anlässlich der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow im November 2021 (COP26) haben Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich, die USA und die Europäische Union im Rahmen eines "Just Energy Transition Program" insgesamt 8,5 Milliarden US-Dollar zugesagt. Sie sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren zum Teil als direkte Hilfe, zum Teil als günstige Kredite zur Verfügung gestellt werden. Neben dem massiven Ausbau der erneuerbaren Energien liegt eine große Aufgabe des Programms darin, die Stromübertragungsnetze an die zukünftigen Erzeugungsstrukturen anzupassen.

Stromerzeugung: Förderung der Erneuerbaren läuft seit 2011

Wichtige Weichenstellungen für den Umbau der Stromversorgung in Südafrika waren der Integrated Resource Plan (IRP) 2010-2030 und das Renewable Energy Independent Power Producer Procurement Programme (REIPPPP), das seit 2011 vor allem den Aufbau der Windenergienutzung und der Solarenergie fördert. Der Anteil erneuerbarer Energien (einschließlich Abfallverwertung und Biogas) an der Energienutzung in Südafrika hat sich zwischen 2000 und 2018 auf rund 11 Prozent verdoppelt. Einem schnelleren Ausbau stand die Rolle des staatlichen Stromversorgers Eskom im Weg, der einen Marktanteil von circa 95 Prozent hat. Für den Rest sind überwiegend kommunale Betreiber zuständig.

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Nach Angaben der International Renewable Energy Agency (IRENA) verfügte Südafrika 2020 über 12.370 Megawatt installierter Kapazitäten erneuerbarer Energien, etwa die Hälfte davon aus Solarenergie. Der 2019 überarbeitete IRP sieht bis 2030 einen Anstieg auf 20 Gigawatt allein aus Wind- und Solarenergie vor. Ihr Anteil an der Stromerzeugung würde sich damit von 7,3 Prozent (2020) auf 26,5 Prozent erhöhen. Einen wesentlichen Anreiz für den raschen Ausbau hat die Regierung 2021 geschaffen. Private Erzeuger oder Industriebetriebe können zukünftig Anlagen bis zu 100 Megawatt eigenständig betreiben, ohne diese aufwendig von der nationalen Energiemarktregulierungsbehörde lizenzieren lassen zu müssen. Bis 2035 könnten in diesem Rahmen Schätzungen zufolge bis zu 7,5 Gigawatt Peak aufgebaut werden. Insbesondere größere Industriebetriebe und lokale Stromversorger kommen für solche Projekte infrage.

Teil der globalen Wasserstoffwirtschaft

Im Februar 2022 hat die südafrikanische Regierung ihre auf zehn Jahre angelegte Road Map zur Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Kernelemente darin sind der Export von wasserstoffbasierten Chemikalien, die Produktion von wasserstoffbasiertem Flugbenzin sowie die Platinum Valley Initiative (PVI). Die PVI möchte einen Industriekorridor schaffen, der von der Bergbauregion Limpopo im Norden über den Großraum Johannesburg bis zur Hafenstadt Durban reichen soll.

Grundlage für das Vorgehen ist zum einen das Know-how in den relevanten chemischen Verfahren durch die jahrzehntelange Erfahrung mit der Kohleverflüssigung, zum anderen sind es die reichen Vorkommen von Metallen der Platingruppe in Südafrika. Diese werden bisher beispielsweise in der Produktion von Abgaskatalysatoren für die Automobilindustrie eingesetzt. Platinmetalle werden aber auch für Brennstoffzellen benötigt, einem wichtigen Element bei der Nutzung von Wasserstoff als Energiequelle für elektrische Antriebe.

Grüner Wasserstoff kann in Südafrika unter Nutzung von erneuerbaren Energien hergestellt werden. Das Problem des Transportes zu Märkten in Europa oder Asien könnte die lokale Industrie durch die Umwandlung in leichter zu transportierende Substanzen wie Ammoniak, Dünger oder Schiffskraftstoffe lösen. Ein anderer Ansatz ist die Herstellung von synthetischem Flugbenzin, das durch die Betankung von Flugzeugen in Südafrika exportiert wird.

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