Südkorea erhält mehr Bauaufträge aus dem Nahen Osten und den USA

Die schwache Baukonjunktur in Südkorea treibt Baufirmen des Landes verstärkt auf ausländische Märkte. Im 1. Halbjahr 2023 akquirierten südkoreanische Unternehmen Aufträge im Ausland über mehr als 17 Milliarden US-Dollar (US$). Sollte das 2. Halbjahr ähnlich gut verlaufen, könnte das Land bei den Bestellungen wieder ein ähnlich hohes Niveau wie im Jahr 2020 erreichen.

Die wichtigsten Auftragsländer in den ersten sechs Monaten 2023 waren nach Angaben des Ministry of Land, Infrastructure and Transport (MOLIT) Saudi-Arabien mit 5,5 Milliarden US$, die Vereinigten Staaten mit 5 Milliarden US$, Taiwan mit 1,5 Milliarden US$, gefolgt von Kasachstan, Libyen und Nigeria.

Großes Raffinerieprojekt in Saudi-Arabien

Die größte Bestellung erhielt Hyundai E&C zur Erweiterung einer Raffinerie in Saudi-Arabien. Allein für dieses Vorhaben beträgt der Auftragswert mehr als 5 Milliarden US$. Hinzu kommen vor allem zwei größere Vorhaben beim Bau von Chemieanlagen in Nigeria.

Neue Absichtserklärungen bei Wasserstoff

Ein Konsortium unter der Führung von POSCO Holdings, Samsung Engineering, Korea East-West Power, der französischen Firma Engie sowie Future Tech Energy Ventures, einer Tochter der malaysischen PTT Exploration and Production Public Company, unterzeichnete im Juni 2023 eine Absichtserklärung mit Hydrom aus dem Oman zur Produktion von grünem Wasserstoff. Demnach sollen im Oman Kapazitäten für jährlich 220.000 Tonnen grünen Wasserstoff ab 2030 entstehen. Der Baubeginn ist für 2027 geplant, der Produktionsbeginn für 2030. Danach ist ein Betrieb der Anlagen über 40 Jahre anvisiert. Die ersten Lieferungen des in Ammoniak umgewandelten Wasserstoffs nach Südkorea sollen 2030 erfolgen.

Des Weiteren schloss Samsung C&T im Mai 2023 mit Diamond Generating Asia, einer Tochterfirma der Mitsubishi Corporation, eine Absichtserklärung zur Entwicklung von grünem Wasserstoff in Australien. Der produzierte Wasserstoff soll später nach Japan und Südkorea geliefert werden.

Ebenfalls im Mai 2023 hat sich SK Ecoplant mit 50 Millionen US$ und 20 Prozent am Projekt Nujio'quonik unter der Führung von World Energy GH₂ in Kanada beteiligt. Das Vorhaben konzentriert sich auf die Produktion, Lagerung und Verarbeitung von grünem Wasserstoff. Anschließend soll daraus grüner Ammoniak hergestellt und von Nordamerika nach Europa geliefert werden. Der Produktionsbeginn ist bei grünem Wasserstoff für 2025 und bei grünem Ammoniak für 2026 geplant. Gleichzeitig sicherte sich SK Ecoplant nach eigenen Angaben Rechte für Planung, Beschaffung und Bau (Engineering, Procurement and Construction; EPC) im Wert von 1,5 Milliarden US$. Diese umfassen frühe Stadien des Ingenieurdesigns, die Installierung von Elektrolyseuranlagen und EPC der Anlagen für grünen Wasserstoff.

Zahlreiche Vorhaben im Kraftwerksbau

Besonders viele Projekte gibt es im Kraftwerksbau und bei Kraftwerkstechnik. Im Rahmen einer Bestellung von Netzbetreiber Tennet kommen ab 2026 südkoreanische Kabel unter anderem nach Deutschland. Größere neue Vorhaben zum Bau von Kraftwerken durch südkoreanische Firmen gibt es vor allem in Kasachstan, Libyen und im Oman. Hinzu kommen Lieferungen von Komponenten, Transformatoren und Kabeln.

Südkorea bemüht sich weiter um Aufträge im Bereich der Kernenergie, insbesondere in Osteuropa. Die Korea Hydro and Nuclear Power (KHNP) erhielt im Juni 2023 einen Auftrag zum Bau einer Anlage zur Entfernung von Tritium im Kernkraftwerk Cernavoda in Rumänien. Nach Angaben des Ministry of Trade, Industry and Energy belief sich der Auftragswert auf 195 Millionen Euro. Die Projektlaufzeit erstreckt sich von Juli 2023 bis August 2027.

Hinzu kommen kleinere Neuvorhaben im Infrastrukturbau. Interessant ist vor allem ein Designprojekt für eine Schnellzugstrecke in Polen, denn dort hofft Südkorea auf Folgeaufträge. Auch in der Planstadt Neom in Saudi-Arabien versuchen südkoreanische Unternehmen, sich mit ihren Bau- und Dienstleistungen zu positionieren.

Detaillierte Daten zu den Bestellungen aus den USA liegen nicht vor. Zumindest ein Teil dürfte auf Aufträge zum Bau oder zur Erweiterung von Werken südkoreanischer Firmen in den Vereinigten Staaten entfallen. Großprojekte südkoreanischer Unternehmen in den USA laufen unter anderem bei Batterien für Elektroautos, im Halbleiterbereich und in der Kfz-Industrie.