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Wirtschaftsausblick I Tadschikistan

Temporeicher konjunktureller Aufschwung hält in Tadschikistan an

Tadschikistans Wirtschaft wächst 2025 und 2026 um etwa 7 bis 8 Prozent. Wichtige Impulse liefern der private Konsum, die Industrie und die weiter anziehenden Investitionen.

Von Uwe Strohbach | Duschanbe

Top-Thema: Industrieoffensive zeigt Wirkung

Die tadschikische Regierung setzt seit 2022 gezielt auf die Industrialisierung des Landes. Ziel ist es, den Beitrag der Industrie zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 2022 und 2026 von 17 auf 26 Prozent zu erhöhen. Ausländische Technik ist dabei gefragt.

Im 1. Halbjahr 2025 gingen landesweit 218 Industriebetriebe neu an den Start, in den Jahren 2025 und 2026 sollen es etwa 1.000 werden. Auch Zulieferer und Investoren aus dem Ausland sind daran beteiligt.

Im Fokus stehen dabei die Branchen Lebensmittel, Baustoffe, Bekleidung, Leder/Schuhe, Metallwaren und Elektrotechnik. Aktuell ist zudem eine Fabrik für die Anreicherung von Eisenerzen geplant.

Wirtschaftsentwicklung: Hohes Wachstum basiert auf breiter Basis

Ähnlich wie für 2025 rechnet die Regierung für das BIP auch für die Jahre 2026 und 2027 mit einem Zuwachs von real 8 Prozent und mehr. Demgegenüber erwarten die meisten Geberbanken für die kommenden Jahre ein Wachstum, das um ein bis zwei Prozentpunkte geringer ausfällt. Ihre Skepsis begründen sie mit vermutlich abflachenden Geldüberweisungen tadschikischer Arbeitskräfte aus dem Ausland.

Die weiterhin guten Wachstumsaussichten stützen sich vor allem auf den regen Privatverbrauch und die gute Investitionsneigung. Impulse liefern zudem die anziehenden Aktivitäten in Industrie und Landwirtschaft sowie die Belebung in der Verkehrssparte und im IKT-Sektor.

Eine nachhaltige Verbesserung der Lage im Land wird jedoch noch viel Zeit brauchen. Die Ausgangsbasis ist ausgesprochen gering. Wichtige Eckwerte fallen bescheiden aus. So erwirtschafte die Gebirgsrepublik 2024 ein nominales BIP von 14,1 Milliarden US-Dollar (US$), was einem BIP pro Kopf von 1.370 US$ entsprach.

Tadschikistan ist stark abhängig von internationalen Finanzierungen und den zahlreichen im Ausland tätigen tadschikischen Arbeitskräfte. Die Geldtransfers letzterer entsprachen etwa 45 Prozent des BIP im Jahr 2024. Die Industrie ist nur überschaubar aufgestellt. Die Wirtschaft wird von Staatsunternehmen dominiert. Strukturreformen kommen nur langsam voran, was die Entwicklung im Privatsektor hemmt.

Einen Überblick zu Kennzahlen des Landes bieten die Wirtschaftsdaten kompakt von Germany Trade & Invest.

Investitionen haben noch viel Luft nach oben

Die anhaltend gute Investitionsneigung sichert auch mittelfristig reale Zuwächse. Für 2026 wird ein Anlagevolumen von etwa 2,6 Milliarden bis 2,8 Milliarden US$ erwartet, was aber immer noch sehr wenig ist. Etwa ein Drittel der Investitionen entfällt auf Projekte mit staatlicher Beteiligung. Wichtige Vorhaben betreffen den Bau von Straßen und Tunneln sowie den Bereich Wasserkraft.

Die größte Baustelle ist das milliardenschwere Wasserkraftwerk Rogun. Die Regierung bemüht sich für Rogun um weitere Finanzierungszusagen internationaler Geberbanken. Auch für zehn große Eisenbahnprojekte mit einem Investitionsvolumen von 7,5 Milliarden US$ werden Investoren gesucht.

Die Privatwirtschaft steht für 20 bis 25 Prozent der jährlich realisierten Investitionen. Private Akteure profitieren von einem Programm zur Förderung der Importsubstitution. Der Zufluss von ausländischem Kapital nach Tadschikistan boomt. Er legte im 1. Halbjahr 2025 um rund 60 Prozent auf 3,3 Milliarden US$ zu, nach einem Anstieg 2024 um etwa 80 Prozent auf 5,1 Milliarden US$.

Kaufkraft verharrt auf niedrigem Niveau

Im Kaufkraft-Ranking aller Nachfolgestaaten der Sowjetunion belegt Tadschikistan den letzten Platz. Eine offizielle Armut- und Arbeitslosenrate von 20 Prozent beziehungsweise 12 Prozent (2024) sowie Löhne von durchschnittlich nur 240 US$ pro Monat (Prognose für 2025) eröffnen kaum Absatzchancen für westliche Konsumgüter. Die Armut spiegelt sich auch in einem geringen Urbanisierungsgrad wider. Nur etwa 30 Prozent der Bevölkerung leben in Städten.

Die Pro-Kopf-Ausgaben im Einzelhandel betrugen im 1. Halbjahr 2025 nur 63 US$. Die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte fließen zu 60 Prozent in Lebensmittel. Die für dies stark gestiegenen Preise sind eine große Belastung für die Bevölkerung. 

Die Überweisungen von hauptsächlich in Russland tätigen tadschikischen Arbeitskräften gelten als eine wichtige Stütze des privaten Konsums. Die Zuflüsse sinken jedoch infolge zunehmender Probleme in der russischen Wirtschaft.

Ausländische Investitionsgüter werden weiter gut nachgefragt

Der Privatverbrauch, das Baugewerbe und die für Industrie- und Infrastrukturprojekte bestimmten Investitionen kurbeln die Importe an. Für 2025 erwartet die Regierung einen Anstieg der Importe um gut ein Zehntel. Die Bezüge von Maschinen und Ausrüstungen sowie Transportmitteln dürften 2025 höher als 1 Milliarde US$ ausfallen. Tadschikistans bezieht seine Importe vor allem aus Russland, China und Kasachstan.

Parallel dazu bleibt das Exportgeschäft schwach. Hauptsächlich werden Edelmetalle, Erze, Aluminium und Erzeugnisse daraus sowie Fasern und Garne aus Baumwolle ins Ausland verkauft. Außerdem exportiert Tadschikistan Baustoffe, Trockenobst, Textilien und Bekleidung sowie Strom. Auf die drei Hauptabnehmerländer China, Schweiz (Edelmetalle) und Türkei entfällt mehr als die Hälfte aller tadschikischen Exporte.

Deutsche Perspektive: Infrastrukturprojekte und Importablösung bieten Geschäftschancen

Für deutsche Firmen eröffnen vor allem staatliche und überwiegend international finanzierte Projekte Geschäftschancen. Folgende Bereiche gelten dabei als besonders erfolgsversprechend: Verkehrswegebau, Energie, Wasser/Abwasser/Bewässerung, Gesundheit und Bildung. Lieferpotenzial versprechen zudem Aktivitäten privater Firmen im verarbeitenden Gewerbe und in der Logistik.

Gleichwohl ist der Handel Deutschland mit Tadschikistan gering und ausbaufähig. Deutsche Unternehmen liefern in geringem Umfang Maschinen und Ausrüstungen, Fahrzeuge und chemische Erzeugnisse.

Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Tadschikistan unter "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

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