Mehr zu:
TansaniaLand- und Forstwirtschaft / Nahrungsmittel, Getränke
Branchen
Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?
Branchen | Tansania | Landwirtschaft
Die Trockenheit dürfte die Ernte 2023 beeinträchtigen. Um die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mittelfristig zu gewährleisten, sind zahlreiche Investitionen vonnöten.
08.02.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Insbesondere im Osten des Landes, sowie in der Agrar-Region um Moshi, dürften sich die ausbleibenden Regenfälle negativ auf die Ernte auswirken. Daher ist mit einem Anstieg der Nahrungsmittelimporte zu rechnen. Doch aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, der zu einem Versorgungsmangel bei Rohstoffen wie Weizen und Speiseöl geführt hat, sind die Kosten für Nahrungsmittel extrem gestiegen. Deshalb will die Regierung die Produktion im eigenen Land ankurbeln. Um klimatische Schwankungen besser abfedern zu können, soll verstärkt in Silos und Dämme für die Bewässerung investiert werden.
Der Nahrungsmittelbedarf wächst schnell, angesichts einer jährlichen Bevölkerungszunahme von etwa 1,8 Millionen Menschen. Um die gegenwärtig etwa 66 Millionen Tansanier mit Nahrungsmitteln versorgen zu können, sind umfangreiche Agrar-Investitionen unumgänglich. Ansonsten würde die Importabhängigkeit weiter ansteigen. Laut UN Comtrade importierte Tansania im Jahr 2021 Nahrungsmittel im Wert von etwa 583,4 Millionen US-Dollar (US$), vor allem Getreide, Speiseöl und Zucker. Doch angesichts guter Böden, reichlich vorhandener Anbauflächen und des insgesamt guten Klimas mit zwei Regenzeiten, könnte das Geld besser in den Ausbau der landwirtschaftlichen Produktion fließen.
Bild vergrößernFür deutsche Unternehmen bestehen zahlreiche Chancen in Tansanias Landwirtschaft, vor allem Liefermöglichkeiten von Land- und Bewässerungstechnik, Agrochemie, Saatgut oder Dünger. Angesichts einer nach der Pandemie wieder anziehenden Konjunktur, ist das Geschäftsumfeld besser als zuletzt (mehr Informationen im GTAI-Wirtschaftsausblick).
Interessant für deutsche Unternehmen könnten auch Investitionen in eine Farm oder Kooperationen mit Kleinbauern, zum Beispiel im Bio-Anbau, sein. Detaillierte Informationen über die Rahmenbedingungen bietet die GTAI-Publikation zum Investitionsklima.
Geprägt wird der tansanische Agrarsektor, der 2021 etwa 26 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachte, von zahlreichen Kleinbauern. Doch fehlt es ihnen oft am Know-how moderner Anbaumethoden, sowie an sogenannten „Inputs“ wie Dünger, Saatgut und Kapital. Das Landwirtschaftsministerium beschafft in Kooperation mit internationalen Geberorganisationen immer wieder solche Inputs und Landtechnik in größerem Umfang, um diese zu subventionierten Preisen an die Kleinbauern weiterzuverkaufen.
Angesichts des wachsenden Nahrungsmittelbedarfs, wird auch der Aufbau von Großfarmen mit angeschlossener Verarbeitung interessant, zum Beispiel bei Getreide, Fleisch, Milch, Zucker und Ölsaaten. Zunehmend treten ausländische Investoren auf den Markt, aber auch lokale Unternehmen wie die Bakhresa-Gruppe. Größere Investoren sind in den Exportbereichen Kaffee, Tee und Hortikultur aktiv. Sie kaufen Inputgüter und Technologie in der Regel selber und können sich neueste Technologien leisten.
Dringend gefragt sind Investitionen beim Anbau von Getreide. Mais ist Tansanias Grundnahrungsmittel und auch Hauptbestandteil für Tierfutter in Hühnerfarmen. In guten Jahren kann Tansania Mais zum Beispiel nach Kenia exportieren, aber bereits 2022 berichteten kenianische Abnehmer von einem Lieferstopp. Reis und Weizen werden überwiegend importiert.
Aufgrund des zunehmenden Speiseölbedarfs muss auch immer mehr Palm- und Sonnenblumenöl importiert werden. Und das, obwohl in den Southern Highlands, Dodoma und Singida (Central Corridor) von zahlreichen Kleinbauern Sonnenblumen angebaut werden. Die Regierung will hier den Anbau weiter steigern. Marktkenner rechnen mit Investitionen in Anbau und Mühlen.
Eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Zucker kommt seit Jahren aus der lokalen Süßwaren- und Getränkeindustrie. Die großen Zucker-Estates wie Kilombero und Bagamoyo reagieren mit einer Ausweitung ihrer Kapazitäten. Ähnlich expansiv ist der Trend beim Milchanbau, bei der Milchverarbeitung sowie der Fleischproduktion. Die Trockenheit dürfte kurzfristig beiden Sektoren zusetzen. Viele Rinder können aufgrund des Wassermangels nicht mehr genügend Milch produzieren oder verenden gar.
Kommerziell attraktiv ist auch die Herstellung von Cashcrops für den Export. Laut UN Comtrade exportierte Tansania 2021 Nahrungsmittel im Wert von rund 1,5 Milliarden US$ - Tendenz steigend - vor allem Kaffee, Tee, Hortikultur (Obst, Gemüse, Schnittblumen, Gewürze) und Cashewnüsse. Im Hortikultursektor boomen derzeit Avocados für den europäischen Markt. Viele ausländische Produzenten sind in der Region um Arusha/Moshi ansässig, mit Anschluss an den Kilimanjaro International Airport. Die Exporteinnahmen aus der Hortikultur sollen nach den Vorstellungen der Regierung von 750 Millionen US$ (2021) auf 2 Milliarden US$ in den nächsten Jahren ausgeweitet werden.
Cashewnüsse sind ebenfalls ein wichtiger Devisenbringer. Die Ernte 2021/22 brachte einen Produktionszuwachs von 14 Prozent auf etwa 240.158 Tonnen. Sie werden insbesondere an der Küste angebaut und überwiegend roh nach Indien geliefert. Tansania gehört zu den zehn größten Herstellern weltweit. Dominiert wird der Anbau von Kleinbauern.
Die Kaffeeernte 2021/22 dürfte aufgrund der höheren Düngemittelkosten etwas geringer ausgefallen sein, nachdem 2020/21 ein Rekordergebnis von etwa 70.000 Tonnen erreicht wurde. Marktkenner rechnen in den kommenden Jahren mit einer Ausdehnung des Anbaus, aufgrund der hohen Nachfrage aus Übersee. Auch die Teeernte dürfte dürrebedingt kurzfristig zurückgehen.
Bezeichnung | Anmerkungen |
Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Nairobi (Kenia) mit Büro in Daressalam | |
Landwirtschaftsministerium Tansania | |
in Nairobi erscheinende Fachpublikation | |
Messe findet vom 19. bis 21. Oktober 2023 in Daressalam statt | |
vom 15. bis 17. Juni 2023 im benachbarten Uganda | |
der deutsche Messeorganisator Fairtrade organisiert die Messe vom 11. bis 13. Oktober 2023 im benachbarten Kenia |