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Branche kompakt | Thailand | Automobilsektor

E-Mobility

Die Regierung fördert die E-Mobilität gezielt und Thailand liegt bei E-Fahrzeugen innerhalb Südostasiens vorne. E-Autos sind mehr als eine Nische. 

Von Thomas Hundt | Bangkok

Thailand war 2023 der größte Markt für vollelektrische Kfz in Südostasien. Das Department of Land Transport registrierte 2023 insgesamt 77.741 neue batteriebetriebene Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV), davon waren 58.078 Pkw, der Rest Motorräder. Der Branchenverband Electric Vehicle Association of Thailand (EVAT) erwartet 2024 sogar rund 100.000 Verkäufe von BEV.   

Der Absatz von Hybridfahrzeugen bleibt derweil relativ konstant und lag 2023 bei 72.036 Stück und die Verkäufe von Plug-in-Hybridfahrzeugen lagen bei 10.383 Einheiten.

Händler melden bei vollelektrischen Autos eine zunehmende Nachfrage auf breiter Front. Vielfahrer des Fahrdienstes Grab kaufen beispielsweise chinesische Elektrofahrzeuge, weil die laufenden Betriebskosten noch günstiger als bei konventionellen Antrieben sind. Auch wohlhabende Haushalte erweitern ihren Fuhrpark um vollelektrische Autos, weil sie das neue Antriebskonzept ausprobieren wollen.

Das Angebot ist vielfältig. Der Verband EVAT führt auf seiner Webseite 46 rein elektrische Autos verschiedener Marken, die in Thailand angeboten werden. Bestseller sind günstige Modelle von Great Wall Motor, MG und BYD aus China. 

Importautos aus China mit Zollvorteil

Zwischen China und den zehn Ländern der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN trat im Juli 2005 das Freihandelsabkommen Agreement on Trade in Goods of the China-ASEAN in Kraft. Thailand hat sich darin verpflichtet, die Zölle auf Elektroautos aus China ab 2018 auf Null zu senken.

Für elektrische Pkw aus der EU gilt hingegen ein Importzollsatz von 80 Prozent. Entsprechende Modelle mit Ursprung Südkorea unterliegen einem Präferenzzollsatz von 40 Prozent, für solche mit Ursprung Japan gilt ein Vorzugszollsatz von 20 Prozent. Beide Länder haben ebenfalls Freihandelsabkommen mit den Ländern der ASEAN abgeschlossen.

Thailand und die EU führen seit September 2023 Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen. Das Abkommen könnte im Automobilsektor einheitlichere Wettbewerbsbedingungen herstellen. Verhandlung und Ratifzierung dürften aber noch einige Jahre dauern.

Branchenvertreter hatten befürchtet, dass importierte E-Autos aus China den Markt komplett überrollen. Chinesische Autobauer wie SAIC Motor und BYD investieren dennoch in Thailand in Fahrzeugwerke, um Rechtslenker für Märkte mit Linksverkehr zu produzieren.

Aufbau der Ladeinfrastruktur beginnt

Das Thai Industrial Standards Institute hat für E-Fahrzeuge und die Ladeinfrastruktur Anfang 2023 die einschlägigen Standards veröffentlicht. Der Verband EVAT unterstützt die Elektro-Fahrzeugbranche und den Aufbau von Ladestationen. Der 2015 gegründeten Organisation gehören 256 Unternehmen an, darunter Autohersteller, -zulieferer sowie Energieunternehmen.

Besitzer von BEV und Plug-In-Fahrzeugen können über verschiedene Apps an den Stationen Strom tanken. Auch Wohnhäuser, Büros und andere Geschäftsgebäude werden zunehmend mit Ladepunkten ausgestattet. 

EVAT zählte im September 2023 landesweit 2.222 öffentliche Ladestandorte mit 3.896 Gleichstromanschlüssen (DC) und mit 4.806 Wechselstromanschlüssen (AC). Die Zahl der schnell ladenden DC-Anschlüsse nimmt zu. Der staatliche Energiekonzern PTT stattet seine Tankstellen beispielsweise mit Ladesäulen unter dem Markennamen EV Station PluZ aus. Das Energieunternehmen Energy Absolute (EA) betreibt seine Ladestationen unter der Marke EA Anywhere

Auch ein Start-up mit dem Namen Evolt,  der öffentliche Stromversorger PEA und weitere Unternehmen sind in dem Sektor aktiv. Der Händler von BYD-Fahrzeugen, REVER Automotive, installiert ebenfalls ein Netz an Ladesäulen. 

Regierung setzt ehrgeiziges Ziel für emissionsfreie Pkw

Die Regierung möchte, dass 2030 die Hälfte aller verkauften Pkw emissionsfrei sind. Das Regierungskomitee National Electric Vehicle Policy Committee hat daher 2022 das Förderprogramm EV 3.0 verabschiedet, mit dem Hersteller und Händler Zollabgaben und Verbrauchssteuern von Elektrofahrzeugen reduzieren können. Dafür müssen sie einen Vertrag mit dem "Excise Department" des Finanzministeriums abschließen. Nach Pressemeldungen traten zwölf Autohersteller dem Förderprogramm bei.

Auf BEV, die unter das aktuelle Programm EV 3.5 fallen, bezahlen Käufer von Pkw und Pick-ups eine reduzierte Verbrauchsteuer und erhalten 2024 eine Prämie von umgerechnet rund 2.800 US-Dollar (US$). Die Höhe der Prämie hängt vom Fahrzeugtyp, von der Batterieleistung (mehr oder weniger als 30 Kilowattstunden) sowie vom Listenpreis ab. Bei letzterem ist ausschlaggebend, ob das Fahrzeuge mehr oder weniger als 2 Millionen Thai Baht (umgerechnet circa 56.000 US$) kostet.

Die Regierung beschloss Ende Februar 2024 auch eine Förderung bei Anschaffungen von vollelektrischen Nutzfahrzeugen. Käufer von im Inland hergestellten E-Bussen und E-Lkw können dann die Anschaffungskosten von ihrer Unternehmenssteuer doppelt absetzen. Das Finanzministerium wird die Details der Maßnahme erarbeiten.   

Förderprogramm enthält Bedingungen

Die teilnehmenden Hersteller der Programme EV 3.0 und 3.5 müssen die geförderten Fahrzeugmodelle spätestens im Jahr 2026 in Thailand produzieren. Die Produktionsmenge muss der doppelten Anzahl an Fahrzeugen entsprechen, die in den Vorjahren importiert wurden. Darüber hinaus muss wenigstens eine Schlüsselkomponente wie die Batterie, die Leistungselektronik, der Inverter oder der Elektromotor aus lokaler Produktion stammen.

Die EV-Pakete lösten bei der Förderstelle Thailand Board of Investment (BOI) eine Welle an Investitionsanträgen aus. Von 2021 bis 2023 genehmigte der BOI Investitionen in Höhe von 2,1 Milliarden US$ in Fertigungen von vollelektrischen Fahrzeugen, weitere 0,4 Milliarden US$ an Investments in Batterien und 0,2 Milliarden US$ an Investitionen in andere Komponenten für Elektrofahrzeuge.

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