Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | USA | Ladesäulen

USA machen Fortschritte beim Ausbau der Ladeinfrastruktur

Während Elektroautos in den USA mit einem schwierigen Umfeld kämpfen, schreitet der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur ungebremst voran. Auch Fördergelder fließen wieder.

Von Heiko Stumpf | San Francisco

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump reiht sich für die E-Mobilität in den USA eine schlechte Nachricht an die nächste: Förderprogramme werden gestrichen und die langfristigen Absatzprognosen deutlich nach unten korrigiert. Doch es gibt auch einen Lichtblick – denn der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht ungebremst weiter.

"Wir erwarten, dass 2025 insgesamt 16.700 neue Schnellladepunkte in Betrieb gehen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von etwa 19 Prozent", sagt Florent Breton, CEO und Co-Founder von Paren, im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Das Start-up aus San Francisco betreibt eine Plattform für Ladeinfrastruktur und liefert Echtzeitdaten beispielsweise zu Verfügbarkeit, Preisen und Ausstattung von Ladepunkten.

Bis Ende 2025 könnte die Gesamtanzahl der Schnellladestationen dadurch auf rund 68.400 steigen, mehr als das 2,5-Fache gegenüber 2022. Damit entkoppelt sich die Entwicklung der Ladeinfrastruktur zunehmend vom Absatztrend bei Elektroautos. Denn deren Verkaufszahlen bleiben weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück: Statt eines Marktanteils von 50 Prozent bei Neuwagen rechnen neue Prognosen für 2030 nur noch mit etwa einem Viertel.

Von einer Verlangsamung ist bei der Ladeinfrastruktur hingegen keine Spur. "Bis 2027 könnten die USA den bedeutenden Meilenstein von insgesamt 100.000 installierten Schnellladepunkten erreichen", so Breton. Die zur Verfügung stehende Ladekapazität stehe damit im Einklang mit der tatsächlichen Nachfrage – was zu stabilen Auslastungsraten führe, erklärt der Experte.

Großes Förderprogramm feiert Comeback

Positive Nachrichten kommen auch aus der Politik. Nachdem 17 Bundesstaaten Klage eingereicht hatten, gab das Department of Transport (DOT) im August 2025 Gelder aus dem unter Ex-Präsident Joe Biden gestarteten Bipartisan Infrastructure Law (BIL) wieder frei. Insgesamt sah dies 7,5 Milliarden US-Dollar (US$) für den Bau von Ladeinfrastruktur vor, darunter rund 5 Milliarden US$ für das "National Electric Vehicle Infrastructure Program" (NEVI) zum Bau eines flächendeckenden Schnellladestationsnetzes entlang ausgewählter Fernstraßen.

Wie viele andere Fördertöpfe für grüne Technologien wurde auch das NEVI-Programm nach dem Amtsantritt von Donald Trump gestoppt. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die Mittelvergabe nach anfänglichen Verzögerungen gerade Fahrt aufnahm. Die Bundesstaaten, die für die Umsetzung verantwortlich sind, waren lange damit beschäftigt, umfangreiche Durchführungspläne zu erstellen. Lediglich Mittel in Höhe von 526 Millionen US$ konnten vergeben werden, ehe dem Programm der Stecker gezogen wurde. Bis Mitte 2025 waren lediglich 370 geförderte Schnellladepunkte in Betrieb.

Der Neustart des NEVI-Programms kommt aber mit einigen Änderungen. So wurden zahlreiche Auflagen der Biden-Regierung aufgehoben, insbesondere die Vorgabe, dass Schnellladestationen nicht weiter als 50 Meilen voneinander entfernt sein dürfen. Nachdem die Bundesstaaten ihre Durchführungspläne angepasst haben, können die Mittel aus dem Programm wieder abgerufen werden.

Noch unsicher ist hingegen die Zukunft des "Charging and Fueling Infrastructure Grant Program" (CFI). Die mit 2,5 Milliarden US$ dotierte Initiative wurde als Ergänzung zum NEVI gestartet, insbesondere um Ladeinfrastruktur innerhalb von Städten und Gemeinden zu fördern. Nach der Aussetzung durch die Trump-Regierung gibt es noch keinen Zeitplan für eine Wiederaufnahme.

Private Betreiber machen Tempo

Während die Wiederaufnahme des NEVI ein positives Signal setzt, kommt die eigentliche Dynamik von großen Betreibern, die ihr Ladenetz unabhängig von öffentlicher Förderung ausbauen. "In den vergangenen zwei Jahren sind mehrere neue Akteure in den Schnelllademarkt eingestiegen, die bis 2030 jeweils Tausende neuer Stationen errichten wollen", sagt Florent Breton.

Dazu zählt insbesondere Ionna. An dem seit Anfang 2024 tätigen Joint Venture sind acht namhafte Automobilhersteller beteiligt, darunter BMW und Mercedes-Benz. Die Pläne von Ionna sind ambitioniert: Bis Ende 2025 sollen 1.000 Schnellladepunkte ans Netz gehen – bis 2030 sollen es 30.000 sein. Dazu setzt Ionna auf Kooperationen, beispielsweise mit den Tankstellenbetreibern Sheetz und Wawa.

Deutsche Unternehmen treiben auch eigene Ladeinitiativen in den USA voran. Dazu zählen High Power Charging (Mercedes-Benz) und Electrify America (Volkswagen).

Ausbauprogramme für Schnellladeinfrastruktur in den Vereinigten Staaten (Auswahl)
UnternehmenAnmerkungen
Mercedes-Benz High-Power ChargingBau von 400 Ladehubs mit mehr als 2.500 Schnellladepunkten bis Ende 2030; Investitionsvolumen von mehr als 1 Milliarde US$; Kooperation mit Chargepoint
Electrify AmericaAufbau eines Netzwerks mit 10.000 Schnellladepunkten bis 2026; Tochter von Volkswagen Group of America
EVgo, General Motors, Pilot CompanyAufbau eines Netzwerks mit 2.000 Schnellladepunkten (1.000 Ladepunkte bis Ende 2025)
BP PulseAufbau eines Schnellladenetzwerks; Investitionsvolumen von 1 Milliarde US$ bis 2030; Kooperationen u.a. mit Hertz und Waffle House
RivianBau des Adventure Network mit 600 Standorten und 3.500 Schnellladepunkten
WalmartBau eines Schnellladenetzes auf den Parkplätzen von Walmart und Sam's Club bis 2030; 10.000 Ladepunkte an 2.500 Standorten geplant; Pilotstandorte in Texas und Arkansas in Betrieb
Flo, General MotorsAufbau eines Netzes mit bis zu 40.000 Level-2-Ladepunkten bis 2026
IonnaAufbau eines Netzwerks mit 30.000 Schnellladepunkten bis 2030; Wawa (>1.100 Standorte) ist neuester Partner.
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Tesla verliert Marktanteile, aber dominiert bei den Steckern

Mit über 34.000 Schnellladepunkten dominiert Tesla weiterhin den US-Markt. Zwar sollen 2025 rund 6.000 weitere hinzukommen, doch der Vorsprung schrumpft: Neue Anbieter wie Ionna treiben den Ausbau so stark voran, dass Teslas Marktanteil von derzeit noch über 50 Prozent langfristig sinken dürfte. 

In einem anderen Bereich hat sich Tesla hingegen durchgesetzt – beim Ladestandard. Nahezu alle großen Hersteller haben inzwischen Zugang zum Supercharger-Netz von Tesla erhalten und stellen im Gegenzug auf den North American Charging Standard (NACS) um. Das in Europa verbreitete Combined Charging System (CCS) verliert damit an Bedeutung. Noch erfolgt der Zugang meist über Adapter, doch viele Hersteller – darunter BMW, Mercedes-Benz und VW – rüsten ihre Neufahrzeuge bereits ab 2025 mit NACS-Anschlüssen aus. Auch bei neuen Ladestationen wird zunehmend der NACS-Standard eingebaut.

Mehr lokale Produktion von Ladesäulen

Auch die US-Produktion von Ladesäulentechnik wächst. Seit Juli 2024 gelten für durch Fördermittel finanzierte Ladestationen "Buy America"-Vorschriften, die eine lokale Wertschöpfung von mindestens 55 Prozent verlangen. In den vergangenen Jahren wurden Projekte mit einem Investitionsvolumen von über 400 Millionen US$ bekannt gegeben. Auch deutsche Unternehmen engagieren sich in den USA: Siemens fertigt Ladetechnik in North Carolina und Texas. Das Unternehmen ADS-TEC Energy aus Nürtingen investierte in die Produktion von Schnellladesäulen in Auburn, Alabama.

Interview: Deutsches Start-up sieht gute Wachstumschancen

"Wir spüren im US-Markt weiter Zuversicht"

Das deutsche Start-up EcoG wurde 2017 von ehemaligen Siemens-Managern in München gegründet. Seit 2024 ist das Unternehmen mit einer Niederlassung in Detroit vertreten. Germany Trade & Invest (GTAI) sprach mit Managing Director Robert Skinner über die aktuellen Entwicklungen auf dem US-Markt.

Robert Skinner, CEO, EcoG USA, Ladeinfrastruktur Robert Skinner, CEO, EcoG USA, Ladeinfrastruktur | © Robert Skinner - Maurice Ramirez

Mit welchem Alleinstellungsmerkmal positioniert sich EcoG auf dem US-Markt?

Wir bieten innovative Software- und Steuerungslösungen für Schnellladestationen. Um das zu veranschaulichen, nutze ich gern ein Beispiel aus der Computerwelt: Als die ersten Rechner aufkamen, mussten Hersteller die gesamte Hardware selbst bauen. Heute gibt es Betriebssysteme wie Windows oder Chips wie Intel, die in unterschiedlichste Geräte integriert werden können. Genau so funktioniert EcoG – wir liefern die intelligente Basis, die in die Lösungen verschiedener Ladestationshersteller eingebaut wird.

Die Förderung von E-Autos wurde in den USA zuletzt zurückgefahren. Wie schätzen Sie die Wachstumschancen für Ladeinfrastruktur ein?

Ich war in den vergangenen Monaten viel auf Messen und Konferenzen unterwegs und spüre weiterhin Zuversicht im Markt. Der Ausbau von Schnellladestationen hat spürbares Momentum. Ein besseres Ladeangebot stärkt das Vertrauen potenzieller Käufer in die Technologie. Gleichzeitig bringen Hersteller und neue Start-ups wie Slate zunehmend preisgünstige E-Modelle auf den US-Markt. Das wird helfen, den Marktanteil bei Neuwagen auf rund 10 Prozent zu steigern – eine Schwelle, die viele Experten als „Tipping Point“ sehen, ab dem sich das Wachstum deutlich beschleunigt und zunehmend selbst trägt.

Wie wird sich der Markt für Ladeinfrastruktur in Zukunft verändern?

Der NACS-Stecker von Tesla wird sich in den USA als Standard etablieren, während das CCS-System schrittweise abgelöst wird. In dieser Übergangsphase spielt Interoperabilität eine zentrale Rolle. Gleichzeitig bleibt offen, wie schnell sich Elektroautos tatsächlich durchsetzen. Betreiber von Ladestationen brauchen daher maximale Flexibilität. Statt auf starre Systeme zu setzen, entwickeln wir modulare Architekturen mit externer Stromversorgungsseinheit. So lässt sich die Zahl der Ladeanschlüsse schnell skalieren und an die tatsächliche Nachfrage anpassen. 

Bei Nutzfahrzeugen zeichnet sich zudem Megawatt Charging als Zukunftstrend ab – ein Hochleistungs-Ladestandard, der extrem kurze Ladezeiten für schwere Lkw ermöglicht. Bidirektionales Laden (Vehicle-to-Grid, V2G) befindet sich in den USA noch in der Pilotphase. Mit über 3.000 Energieversorgern sind die regulatorischen Rahmenbedingungen komplex. Dennoch wollen wir auch in diesem Bereich gemeinsam mit Partnern Lösungen entwickeln.

Hat EcoG Unterstützung beim Markteintritt in die USA erhalten?

Ja, wir waren Teil des German Accelerator Programms. Das exzellente Netzwerk an Mentoren hat uns viele Türen geöffnet. Auch die Unterstützung beim Gründungsprozess war für uns äußerst hilfreich. Zudem wurden wir auch vom Bundesstaat Michigan finanziell unterstützt, um unseren Hauptsitz in Detroit anzusiedeln – einem Standort mit einem dynamischen Technologie-Start-up-Ökosystem.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.