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Special Thailand Konnektivität

Eisenbahnbau in Thailand stößt auf Probleme

Thailand modernisiert aktuell sein Schienennetz. Chinesische Unternehmen sind vor allem in Hochgeschwindigkeitsstrecken eingebunden. Doch so manches passt nicht.

Von Marcus Hernig | Bonn

Thailand erneuert und erweitert sein Eisenbahnnetz. Dieses besteht zurzeit aus vier nationalen Verbindungen, von denen drei Anschlüsse an die Nachbarländer Malaysia, Laos und Kambodscha haben. Der Fracht- und Personenverkehr soll bis 2028 verstärkt von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Aktuell bewegt sich der größte Teil des Warenverkehrs in Thailand auf der Straße. Das ist teuer: Transportkosten machen aktuell 12 bis 14 Prozent des Gesamtpreises der im Land hergestellten Güter aus.

Neue Schienenverbindungen zwischen Südostasien und China würden Alternativen zum Transport per Lkw, Schiff und Flugzeug bieten. Sie eröffneten somit neue Chancen für Produktion und Warentransport. Für deutsche und internationale Unternehmen, die im Großraum Bangkok produzieren, könnten sich Transportkosten und -zeiten deutlich verringern.

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Doppelgleisiger Ausbau soll Strecken wirtschaftlicher machen

Dringend notwendig sind die Erneuerung und der Ausbau des veralteten Schienentransportsystems: Aktuell bestehen noch fast 80 Prozent des thailändischen Schienennetzes aus einspurigen Verbindungen. Laut Informationen der Verwaltung von Thailands Wirtschaftscluster, dem Eastern Economic Corridor (EEC), müssen jedoch 78 Prozent des Schienennetzes bis 2027 doppelgleisig werden, um einen wirtschaftlichen Zugbetrieb parallel in beide Richtungen zu ermöglichen.

Das gilt auch für die bestehende Eisenbahnstrecke bis zur Grenze nach Laos und weiter durch das Nachbarland in Richtung China. Laut Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua soll dennoch 2022 der Güterverkehr zwischen Thailand und China um rund 40 Prozent zugenommen haben. Bis zu 12 Güterzüge fuhren täglich in beide Richtungen über die thailändisch-laotische Grenze – zeitversetzt über die eingleisige Verbindung. 

Thailands Züge fahren auf Gleisen mit 1.000 Millimeter Spurbreite. Internationaler Standard sind dagegen 1.435 Millimeter Spurbreite. Somit benötigen Züge, die die thailändisch-laotische Grenze überqueren, einen Fahrwerkstausch. Das verlangsamt den internationalen Transport von und nach China zusätzlich. Für einen reibungslosen Verkehr ist ein künftiger Umbau auf Standardspur daher wichtig.

Hochgeschwindigkeit aus China ist teuer und der Nutzen fraglich

Seit dem Jahr 2016 baut China an der Kunming-Singapur-Eisenbahn via Laos, Thailand und Malaysia, eines der großen Infrastrukturvorhaben seiner Belt and Road Initiative. Doch der Plan, Thailand zügig in die geplante transnationale Bahnstrecke durch Südostasien einzubinden, verzögert sich.

Der Kern des Problems sind die Kosten der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Bangkoks Metropolregion mit der laotischen Grenze verbinden soll. Die geschätzten Kosten der gesamten Strecke belaufen sich derzeit auf mindestens 12,1 Milliarden US-Dollar (US$). Davon entfallen 3,5 Milliarden US$ auf den ersten Bauabschnitt zwischen Bangkok und Nakhon Ratchasima. Rund 8,6 Milliarden US$ soll der zweite Streckenabschnitt bis zur Grenze nach Laos kosten. Chinas Angebot von 2 Prozent Zinsen für die Baufinanzierung war Thailands Regierung schon zu Projektbeginn zu teuer.

Hinzu kommt der fragliche wirtschaftliche Nutzen eines Großprojekts, das nur Personenverkehr zulässt. Reiner Personenverkehr ist weniger wirtschaftlich und benötigt bestenfalls Jahrzehnte zur Amortisation. Thailands Staatsbahn SRT (State Railway of Thailand) baut parallel die bereits existierende Bahnstrecke bis zur Grenze als doppelgleisige Standardspur mit 1.435 Millimeter Breite aus. Das ist attraktiv für den Gütertransport zwischen Thailand und China via Laos, auch ohne Hochgeschwindigkeit.

Geplante Strecke soll von Thai-Unternehmen gebaut werden

Thailands Regierung treibt den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke aus politischen Gründen dennoch voran, möchte diesen aber nicht komplett chinesischen Auftragnehmern überlassen. Chinesische Unternehmen sind nach den jüngsten Planungen nur verantwortlich für das Design, das Eisenbahnsystem, die Bauüberwachung und die Ausbildung von Fachpersonal. Den Bau der Strecke selbst werden thailändische Unternehmen durchführen.

Bis Ende 2026 soll der erste Abschnitt mit einer Länge von 253 Kilometern zwischen Bangkok und Nakhon Ratchasima fertiggestellt sein. Der Bau des zweiten Abschnitts bis zur Grenze nach Laos mit einer Länge von 356 Kilometern soll 2024 starten und 2028 fertiggestellt sein. Auf der Strecke werden chinesische Züge der Baureihe Fuxing CR 300 eingesetzt. Sie ermöglichen eine Reisegeschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde.

Große Teile der Strecke sind jedoch noch nicht im Bau. Auf dem ersten Streckenabschnitt befinden sich drei der vierzehn Sektionen noch in der Ausschreibung. Auf dem zweiten Streckenabschnitt sind bislang keine der dreizehn Einzelausschreibungen vergeben. Hier haben chinesische Auftragnehmer noch nicht die erwarteten Zuschläge erhalten.

Drei-Flughafen-Projekt verzögert sich

Auch das zweite Großprojekt, das auf chinesische Eisenbahntechnologie setzt, könnte sich verzögern: Die Nachrichtenagentur Reuters meldete am 4. April 2023 Verzug beim Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke des thailändischen Eastern Economic Corridors (EEC) zwischen den drei Flughäfen Don Mueang, Suvarnabhumi und U-Tapao.

Georg Wolff, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Eisenbahn- und Straßeninfrastruktur bei der Europäischen Handelskammer Thailand, vermutet zwei Gründe für die Verzögerung: „Chinesische Waggons sind besonders breit. Die geplanten Trassen der Flughafenverbindung liegen viel zu eng beieinander. Außerdem geht es den Grundstücksbesitzern darum, möglichst hohe Preise für den Landverkauf entlang der Strecke zu erzielen.“ 

Nach Aussagen von SRT-Chef Nirut Maneephan müssen Entschädigungen für Enteignungen gezahlt und bürokratische Abstimmungsprozesse bewältigt werden. Außerdem sind Unstimmigkeiten über zu zahlende Kompensationen (wegen gestiegener Kosten) des Staates gegenüber der Betreibergesellschaft Asea Era One zu lösen. Offiziell hält die Regierung jedoch an der geplanten Fertigstellung bis 2027 fest.

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