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Branchen | Tschechische Republik | Energieeffizienz

Tschechien weitet Produktion von Wärmepumpen aus

Tschechien wird zu einem Zentrum der europäischen Wärmepumpenproduktion. Dafür sorgt eine neue Großinvestition in Plzeň. Der Absatz im Inland bleibt schwach.

Von Gerit Schulze | Prag

Nach einem kurzen Strohfeuer infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist der tschechische Markt für Wärmepumpen auf das Niveau von 2020 zurückgefallen. Wie das Ministerium für Industrie und Handel (MPO) mitteilte, wurden 2024 knapp 25.000 Einheiten ausgeliefert - weniger als die Hälfte des Vorjahres.

Nach Berechnungen des Ministeriums hatten 28 Prozent der Wohnungsneubauten 2024 eine Wärmepumpe, darunter 9.000 Einfamilienhäuser. Bei Renovierungen sind Hausbesitzer zurückhaltender und schrecken wegen der hohen Anschaffungskosten oft vor dem Einsatz von Wärmepumpen zurück.

Inlandsmarkt erlebt eine Berg- und TalfahrtEntwicklung der Absatzzahlen für Wärmepumpen in Tschechien (ausgelieferte Einheiten)
Art der Wärmepumpe

2021

2022

2023

2024

Insgesamt, davon

31.522

60.439

55.620

24.918

  Luft-Wasser

29.737

57.966

52.898

23.094

  Luft-Wasser mit Lüftung

162

120

26

80

  Sole-Wasser

1.566

2.269

2.603

1.634

  Wasser-Wasser

57

85

93

107

Quelle: Ministerium für Industrie und Handel 2025

"Die Kunden erhalten oft widersprüchliche Informationen zu den künftigen Gas- und Strompreisen und warten daher mit dem Kauf", begründete Jan Potucký, Direktor des tschechischen Wärmepumpenverbands AVTČ, auf Anfrage von Germany Trade & Invest die Zurückhaltung. "Anders als Erdgas ist Strom eine erneuerbare Energiequelle, die wir selbst erzeugen können. Dieses Narrativ wird von der politischen Führung nicht konsequent vertreten." Der Experte erwartet für die kommenden Jahre dennoch Wachstum. Dazu werden ab 2027 vor allem die steigenden Erdgaskosten durch das EU-Emissionshandelssystem ETS 2 beitragen.

Staat beteiligt sich an den Anschaffungskosten

Immerhin unterstützt Tschechiens Regierung Hausbesitzer und Bauinvestoren bei der Anschaffung von Wärmepumpen. Pro Einfamilienhaus gibt es bis zu 5.300 Euro Zuschuss. Außerdem gilt für Wärmepumpen ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von 12Prozent (statt 21 Prozent), wenn sie von autorisierten Handwerksbetrieben im Rahmen von Bau- oder Sanierungsarbeiten in Wohngebäuden installiert werden.

Zuschüsse für Wärmepumpen in WohnhäusernMaximale Förderung in Tschechischen Kronen (Kč)
Typ der Anlage

Höhe der Förderung für Einfamilienhäuser 1) 2)

Höhe der Förderung für Mehrfamilienhäuser pro Wohneinheit 2)

Wärmepumpe für Heizung, davon

 

 

  Luft-Wasser

75.000

40.000

  Luft-Luft

40.000

25.000 3)

  Sole-Wasser, Wasser-Wasser

110.000

50.000

Wärmepumpe für Heizung und Warmwassererzeugung, davon

 

 

  Luft-Wasser

90.000

50.000

  Luft-Luft

60.000

25.000 3)

  Sole-Wasser, Wasser-Wasser

130.000

60.000

1 Programme "Zelená úsporám Light" und "Oprav dům po babičce"; 2 Wechselkurs am 1. September 2025: 1 Euro = 24,44 Tschechische Kronen (Kč); 3 Fördersumme unabhängig von Warmwassererzeugung.Quelle: Energieeffizienzprogramm Nová zelená úsporám 2025

Der Verband AVTČ prognostiziert für die kommenden Jahre auf dem Heimatmarkt Wachstumsraten von unter 20 Prozent. Die Nachfrage nach Wärmepumpen könne vollständig durch einheimische Hersteller gedeckt werden, sagt Verbandschef Potucký. Selbst wenn sich die Marktgröße wieder verdoppeln sollte.

In Tschechien produzieren mehrere Hersteller Wärmepumpen. Zu den größten zählen PZP Heating (gehört zur Schweizer Arbonia AG), Acond und Hotjet. Einer der wichtigsten Lieferanten und Händler von Wärmepumpen, Woltair, steckt derzeit in Zahlungsschwierigkeiten.

Japaner produzieren Wärmepumpen statt Fernseher

Dafür drängt ein großer Player aus Japan auf den Markt. Ende August 2025 eröffnete Panasonic in Plzeň offiziell seine neue Wärmepumpenfabrik. An dem Standort wurden zuvor drei Jahrzehnte lang Flachbildfernseher, DVD-Player und Blu-Ray-Geräte produziert.

Jetzt hat Panasonic 320 Millionen Euro investiert und seine Wärmepumpenproduktion für Europa von Malaysia nach Tschechien verlegt. Bis zu 1,4 Millionen Innen- und Außeneinheiten pro Jahr sollen in der letzten Ausbaustufe ab 2030 in Plzeň vom Band laufen können - vor allem Luft-Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von 3 bis 30 Kilowatt für Haushalte und die Industrie. Damit wäre die Fabrik eine der größten in Europa.

Laut Radek Vach, Business Planning Director bei Panasonic HVAC Tschechien, dauerte der Transport vorher von Malaysia nach Europa bis zu 60 Tage. "Jetzt können wir innerhalb von zwei Tagen überall hin liefern."

Noch stehen in Plzeň einige Werkhallen leer. Wegen der aktuell schwachen Marktentwicklung bei Wärmepumpen hat die Fabrik bislang nicht die volle Kapazität erreicht. Derzeit können nach Unternehmensangaben "einige Hunderttausend Stück" pro Jahr produziert werden. Dafür sorgen 700 Beschäftigte im Einschichtbetrieb. Einer der dynamischsten Absatzmärkte ist Polen, berichtet Radek Vach. Traditionell gehen die Wärmepumpen außerdem nach Frankreich, Spanien, Deutschland und in die skandinavischen Länder.

Entwicklungszentrum für Europa kommt nach Plzeň 

Neben der Produktion verlegt Panasonic auch die Entwicklung von Luft-Wasser-Wärmepumpen für den europäischen Markt nach Tschechien. Dafür richtet die Technische Universität Ostrava im Werk Plzeň bis 2028 Forschungslabore ein. "Durch die Zusammenlegung von Forschung und Entwicklung mit der Produktion kann das Werk schnell und flexibel auf veränderte Anforderungen des Marktes reagieren", erklärte Planungsdirektor Vach während der Werkseröffnung.

Da in der Region Plzeň nahezu Vollbeschäftigung herrscht, treibt der japanische Konzern die Automatisierung voran. Schon jetzt erledigen 80 Roboter wichtige Produktionsschritte wie das Pressen der Gehäuseteile oder das Zuschneiden von Metallstreifen für die Kühllamellen. Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) bringen Komponenten zu den Fließbändern und befördern die fertigen Produkte in die Lagerhallen. Ziel ist eine hundertprozentige Automatisierung der Komponentenfertigung. Künstliche Intelligenz kommt bei Tests und Qualitätskontrollen zum Einsatz.

Panasonic strebt in Plzeň eine hohe Wertschöpfung an. Laut Geschäftsplaner Radek Vach werden 70 Prozent des Wertvolumens in der Fabrik erzielt. Dazu gehören neben den Gehäuseteilen und Kupferröhrchen auch kompliziertere Elemente wie Verdampfer, Kompressoren sowie Steuerung und Sensorik. Selbst die elektronischen Leiterplatten für die Gerätesteuerung werden vor Ort hergestellt. "Durch den hohen Eigenanteil kontrollieren wir die Kosten und die Qualität des Produktionsprozesses", erklärt Vach den hohen Aufwand. Vorprodukte, wie Elektronikkomponenten oder Kunststoffteile, kommen zu 55 Prozent aus Tschechien und anderen europäischen Ländern.

Marktanteile beim Export verloren

Für Tschechien ist das japanische Investment wichtig, um seine Position als Wärmepumpenlieferant zu stärken. Im Boomjahr 2022 war das Land der siebtgrößte Exporteur dieser Technologie. Das Ausfuhrvolumen erreichte damals über 260 Millionen US-Dollar (US$). Damit lag Tschechien nur knapp hinter Japan und noch vor Polen und Österreich. Im Jahr 2024 landete Deutschlands Nachbar nur noch auf Platz 11 der größten Exporteure. Der Ausfuhrwert schrumpfte auf 96 Millionen U$. Polen, Österreich, aber auch die USA und die Slowakei erzielen inzwischen bei Wärmepumpen größere Ausfuhrwerte.

Slowakei holt als Produktionsstandort auf

In Tschechiens Nachbarland Slowakei haben deutsche Hersteller von Wärmepumpen wie Stiebel Eltron, Vaillant und Winkelmann in den vergangenen Jahren neue Kapazitäten aufgebaut. Auch andere Wettbewerber, wie die niederländische BDR Thermea oder das US-japanische Unternehmen De Jong, bauen Fabriken in der Slowakei, wo das Arbeitskräfteangebot besser und das Lohnniveau etwas niedriger ist als in Tschechien.

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