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Wirtschaftsumfeld | Slowakei | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Löhne und Gehälter

Inflation und Fachkräftemangel sorgen für große Lohnsprünge in der Slowakei. Neben Gehaltszuwächsen verlangen Arbeitnehmer auch zusätzliche Benefits.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Nach zwei Jahren mit Reallohnverlusten hatten die slowakischen Beschäftigten 2024 reale Zuwächse von 3,7 Prozent in der Lohntüte. Im 2. Quartal 2025 schlug ein Plus von 4,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode zu Buche. Die ausländischen Firmen in der Slowakei wollen 2025 durchschnittlich 6,5 Prozent mehr zahlen, wie die Konjunkturumfrage unter sechs Auslandshandelskammern im Frühjahr ergab.

Ende Juni 2025 betrug der Durchschnittslohn 1.654 Euro. Der Wert ist nur ein erster Anhaltspunkt für Gehaltsplanungen. Genauer ist der Medianlohn, der extreme Ausschläge nach oben und unten minimiert. Nach Berechnungen des Dienstleisters Trexima, der im Auftrag des Arbeitsministeriums Marktdaten und Prognosen erstellt, lag der Median im 1. Quartal 2025 bei 1.468 Euro. Etwa ein Viertel der Beschäftigten verdiente 2.000 Euro und mehr.

Mindestlohn steigt bald auf 1.000 Euro

Der Mindestlohn soll künftig ein Niveau von 60 Prozent des Durchschnittslohns erreichen. Er steigt zum 1. Januar 2026 auf 915 Euro (5,26 Euro pro Stunde bei einer 40-Stunden-Woche). Für 2027 rechnen Experten mit einem Niveau von 1.000 Euro.

Der Mindestlohn ist in sechs Kategorien gestaffelt. Das Basisniveau gilt für einfache Arbeiten etwa als Reinigungskraft. Die höchste Stufe betrifft anspruchsvolle Managementtätigkeiten oder Spezialisten. Ihnen ist ab 1. Januar 2026 ein Mindestlohn von 1.495 Euro zu zahlen.

Das Institut für Wirtschafts- und Sozialstudien INESS schätzt, dass etwa 100.000 Beschäftigte in der Slowakei für den Mindestlohn arbeiten.

Der Osten holt dank großer Investitionen auf

Das wirtschaftliche West-Ost-Gefälle der Slowakei spiegelt sich im Lohnniveau. Im Bezirk Prešov lag der Durchschnittslohn im 1. Quartal 2025 um 22 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. Durch gezielte Wirtschaftsförderung und das bessere Personalangebot gehen Investoren immer häufiger in die Ost- und Zentralslowakei. Dadurch wächst auch dort der Wettbewerb um Personal. In der Region Košice erhöht die Großinvestition von Volvo Cars den Bedarf. Laut slowakischen Zeitungsberichten stellt der Autobauer allein 2025 rund 1.000 Arbeitskräfte ein. Das Einstiegsgehalt für einen Fertigungsingenieur soll bei 2.300 Euro brutto liegen, für Wartungstechniker bei 1.450 Euro.

Erhebliche Lohnunterschiede gibt es zwischen den Branchen. Am wenigsten zahlt das Hotel- und Gaststättengewerbe (2. Quartal 2025: 950 Euro). Auch in der Landwirtschaft und im Baugewerbe sind die Verdienstmöglichkeiten relativ gering. Überdurchschnittlich hohe Löhne werden im Finanz-, IT- und Telekommunikationssektor sowie in der Energiewirtschaft gezahlt.

 

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Branchen in Euro, Veränderung in Prozent
Branche

2. Quartal 2025 (in Euro)

Veränderung 2. Quartal 2025 / 
2. Quartal 2024 (nominal in %)

Durchschnittslohn1.6548,8
Land- und Forstwirtschaft1.34810,6
Verarbeitendes Gewerbe1.7577,6
Energieversorgung2.82513,2
Wasser- und Abfallwirtschaft1.69816,4
Baugewerbe1.1648,1
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz1.5358,0
Transport und Lagerhaltung1.5285,5
Hotel- und Gastgewerbe95010,2
Informations- und Kommunikationsleistungen2.6646,0
Finanzen und Versicherungen2.8277,2
Quelle: Statistikamt der Slowakischen Republik 2025

Beschäftigte, die bei ausländischen Unternehmen in der Slowakei arbeiten, bekommen höhere Löhne als bei einheimischen Betrieben. Laut den Erhebungen von Trexima zahlten Arbeitgeber mit ausländischen Eigentümern 2024 durchschnittlich 2.124 Euro Lohn, ein Fünftel mehr als der Landesdurchschnitt.

Das gilt vor allem für Führungskräfte. Trexima zufolge verdienten Geschäftsführer Ende 2024 bei ausländischen Firmen im Monat durchschnittlich 4.900 Euro und damit doppelt so viel wie bei slowakischen Firmen.

"Führungskräfte erwarten einen Bonus für Fremdsprachenkenntnisse."

"Bei ausländischen Firmen werden höhere Löhne erwartet, weil die Bewerber davon ausgehen, dass die Produktivität dort höher ist", erklärt Milan Ďuračka, Leiter der slowakischen Niederlassung des Personalvermittlers I. K. Hofmann. Nach seinen Erfahrungen rechnen besonders Führungskräfte mit einem Bonus für Fremdsprachenkenntnisse.

Ein guter Anhaltspunkt für die am Markt erwarteten Entlohnungen ist die Gehaltsbenchmark, die die AHK Slowakei regelmäßig durch Befragungen bei deutschen Unternehmen erstellt. Sie enthält Angaben zu Fach- und Führungspositionen, zu Zusatzleistungen und regionalen Unterschieden.

Durchschnittliche Monatslöhne für ausgewählte Positionen *in Euro, Veränderung in Prozent
Stellenbezeichnung (Klassifizierung nach SK ISCO-08, Klasse)

2024 (in Euro)

 2. Quartal 2025 (in Euro)

Veränderung 2. Quartal 2025 / 
2. Quartal 2024 (nominal in %)

Durchschnittslohn (insgesamt)

1.748

1.892

9,4
Führungskraft (1)

3.303

3.482

5,0
Personal mit akademischer Ausbildung (2)

2.220

2.386

7,8
Techniker, Technikerin (3)

1.886

2.013

6,4
Unterstützende Bürokraft (4)

1.389

1.480

6,8
Dienstleistungs- und Verkaufskraft (5)

1.247

1.314

9,4
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft (6)

1.332

1.476

8,1
Handwerker, Handwerkerin (7)

1.599

1.746

7,8
Anlagen- und Maschinenbedienung, Montagekraft (8)

1.500

1.644

8,1
Hilfskraft (9)

1.009

1.150

13,2
* Trexima hat rund 8.000 Unternehmen befragt, darunter auch kleine Betriebe mit nur wenigen Beschäftigten. Die Zahlen weichen von den Angaben des Statistikamtes ab, das für Kleinstbetriebe nur Schätzungen vornimmt.Quelle: Statistikamt der Slowakischen Republik 2025; Forschungs- und Beratungsgesellschaft Trexima 2025

Weitere Lohnbestandteile

Gutes und erfahrenes Personal ist ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg in der Slowakei. Deshalb ist es wichtig, neben einem attraktiven Gehalt Zusatzleistungen anzubieten.

Übliche Benefits reichen von Firmenfesten und Beiträgen für Sport, Kultur und Gesundheit bis hin zu zusätzlichen Urlaubstagen und Prämien. Je nach Position und Tätigkeit werden Mobiltelefone, Notebooks oder ein Dienstfahrzeug zur privaten Nutzung gewährt. Wegen der geringen Mobilität von Beschäftigten organisieren viele Firmen den Transport oder übernehmen Fahrtkosten.

"Besonders für junge Menschen sind Karrierechancen und Aufstiegsmöglichkeiten in der Firma ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Arbeitgebers", sagt Personalvermittler Milan Ďuračka von I. K. Hofmann. "Im IT-Sektor erwarten die Kandidaten mindestens zwei bis drei Tage Homeoffice. Doch oft wollen die Arbeitgeber das nicht", ergänzt der Marktkenner. Nach seinen Beobachtungen steigern Weiterbildungsangebote und eine gute Firmenkultur die Attraktivität eines Arbeitgebers.

Wie die Gehaltsbenchmark der AHK Slowakei für 2025 zeigt, zahlt rund die Hälfte der deutschen Firmen in der Slowakei einen Zuschuss zur Rentenversicherung. Ein 13. Gehalt bekommen 60 Prozent der Beschäftigten, ein 14. Gehalt weniger als ein Drittel. Vier von fünf Angestellten bei deutschen Unternehmen erhalten Zuschüsse zum Mittagessen.

Welche Zusatzleistungen bieten deutsche Firmen in der Slowakei an?in Prozent der befragten Unternehmen
Zusatzleistung

Leitende Angestellte

Gewerbliche Beschäftigte

Nicht-gewerbliche Beschäftigte

Zuschuss zur Rentenversicherung

48

52

48

Dienstwagen (auch zur privaten Nutzung)

68

4

24

Urlaubsgeld

20

20

20

Weihnachtsgeld

28

32

32

Fahrtkostenzuschuss

24

48

36

Essenszuschuss / Essensgutscheine

84

80

84

Zeitkonten

16

32

24

Flexible Arbeitszeit, Gleitzeit

88

8

88

13. Gehalt

56

60

60

14. Gehalt

28

28

32

Bonus-, Prämienzahlungen

80

60

68

Quelle: Gehaltsbenchmark der AHK Slowakei 2025

Sozialversicherungsbeiträge 

Die Sozialabgaben und Krankenversicherungsbeiträge betragen 2025 für Arbeitgeber 36,2 Prozent des Bruttoverdienstes, für Arbeitnehmer 13,4 Prozent. Sozialabgaben müssen auch für geringfügige Beschäftigungen, den "Vereinbarungen über die Erbringung von Arbeitsleistungen" (dohoda o pracovnej činnosti), bezahlt werden.

Sozialbeiträge 2025Arbeitgeberanteile, in Prozent der Bemessungsgrundlage
Rentenversicherung, davon

17,0

  Altersrentenversicherung

14,0

  Invaliditätsversicherung

3,0

Krankenversicherung

11,0

Abgabe für Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Mutterschaftsschutz

1,4

Arbeitslosenversicherung

1,0

Sonstige Versicherungen, davon

5,0

  Reservefonds

4,75

  Garantieversicherung

0,25

Quelle: Gesetz über die Sozialversicherung 461/2003 Slg., Gesetz über die Krankenversicherung 580/2004 Slg. 2025

Erläuterungen zur Beitragsbemessung

Für die Unfall- und Krankenversicherung gibt es keine Beitragsbemessungsgrenzen. Der Beitragssatz für die Unfallversicherung beträgt 0,8 Prozent, er wird vom Arbeitgeber getragen und bezogen auf die Lohnkosten berechnet. Für alle übrigen Sozialabgaben entspricht die Bemessungsgrenze dem elffachen Durchschnittslohn von vor zwei Jahren und liegt 2025 bei 15.730 Euro pro Monat.

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