Branchen | Tunesien | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Deutsche Maschinen erfolgreich in Tunesiens Nahrungsmittelsektor
Die Nachfrage Tunesiens nach Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen steigt, davon profitiert Deutschland. Die Olivenölbranche kämpft mit Preisverfall und Exportproblemen. (Stand: Oktober 2025)
Von Ulrich Binkert | Bonn
In Tunesien hat sich die Nahrungsmittelindustrie etwas besser entwickelt als die Gesamtwirtschaft. Im Jahr 2024 legte die Wirtschaftsleistung der Branche laut nationalem Statistikamt um real 3,2 Prozent zu. Im 1. Halbjahr 2025 stieg die Produktion um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Investoren aktuell recht optimistisch
Mit Investitionen allerdings hält sich die Branche zurück. Die "gemeldeten" Projekte (investissements déclarés) lagen im 1. Halbjahr 2025 bei den summierten Aufwendungen um ein Drittel unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Die Projekte müssen allerdings noch genehmigt und umgesetzt werden.
| 2022 1) | 2023 1) | 2024 | 2025 | |
| Umfang (Mio. Euro) 2) | 119 | 93 | 160 | 104 |
| Anzahl der Projekte | 388 | 371 | 569 | 516 |
Für das 2. Halbjahr 2025 erwarten die Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie eine relativ gute Entwicklung der Investitionen. Bei der halbjährlichen Erhebung zum Investitionsklima des Statistikamts im Mai 2025 rechneten 24 Prozent mehr Firmen mit steigenden Investitionen. Ähnlich optimistisch zeigten sich die Branchen Chemie sowie Maschinenbau und Elektrotechnik. Die anderen Industriebranchen schätzten die Lage zurückhaltender oder negativ ein.
Olivenöl mit Rekordernte und Preisverfall
Bei Olivenöl, mit dem Tunesiens Nahrungsmittelindustrie 2024 noch 57 Prozent der Exporterlöse erzielte, sind die Investitionsaussichten ebenfalls gemischt. Die Branche erwartet in der Saison 2025/2026 eine Rekordproduktion von 500.000 Tonnen, nachdem bereits die Vorsaison dank günstigem Wetter gut gelaufen war. Trotzdem war Ende 2024 in der tunesischen Presse von einer "auseinanderfallenden Branche" die Rede. Wegen stark gesunkener Preise fielen die Exporterlöse im 1. Halbjahr 2025 laut Zentralbank um fast ein Drittel. Gleichzeitig gehen die Kosten hoch. Tunesien exportiert nur jeden zehnten Liter abgepackt in Flaschen. Der Rest geht in Containern hauptsächlich an Verarbeiter in Italien und Spanien. Die Firmen mischen das tunesische Öl ihren Produkten bei und streichen damit einen Großteil der Margen ein.
Aquakultur wird ausgebaut
Eine Wachstumsbranche ist die Fischzucht, die 2025 knapp 8 Prozent der tunesischen Nahrungsmittelexporte erwirtschaftete. In den ersten neun Monaten genehmigte die staatliche Agence de Promotion des Investissements Agricoles (APIA) Investitionen in Höhe von rund 22 Millionen Euro. Das war mehr als die Hälfte der genehmigten Ausgaben für die (weitaus bedeutendere) Landwirtschaft und ein Vielfaches der Werte aus den Vorjahren.
Die Produktion aus Aquakulturen wird von 23.000 Tonnen im Jahr 2024 auf 35.000 Tonnen 2030 steigen. Dies prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in einem aktuellen Marktbericht. Die Regierung unterstützt die Branche durch Steuernachlässe und andere Subventionen. Die Inlandsnachfrage soll jährlich um ein Zehntel steigen, weil Wildfisch knapper wird und zudem teurer ist. Laut USDA gibt es aktuell 42 Aquakulturfarmen auf dem Meer und 30 an Land. Aktuell stammen erst 13 Prozent der tunesischen Fischproduktion aus Aquakulturen.
Deutlich gewachsener Markt für Maschinen
Tunesiens Markt für Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen. Nach den Exportdaten der Lieferländer überstiegen die Einfuhren im Jahr 2024 die 100 Millionen US-Dollar (US$). Das waren zwei Drittel mehr als noch 2021.
Die Hersteller in der EU sind bislang noch sehr gut im Markt positioniert. Im Jahr 2024 standen die Exporte aus der EU für 84 Prozent aller Branchenlieferungen. Das war noch etwas mehr als im Schnitt der Jahre seit 2020. Die vor allem in Afrika stark aufkommende Konkurrenz aus der Türkei und China ist hingegen noch relativ schwach: Die Türkei erreichte 2024 einen Lieferanteil von 4,3 Prozent und China von 5,1 Prozent.
Im 1. Halbjahr 2025 übertrafen die Lieferungen der EU laut Eurostat mit 53 Millionen Euro leicht das Niveau des gleichen Vorjahreszeitraums. Die deutschen Exporte stiegen in dieser Zeit um knapp 40 Prozent. Im Jahr 2024 hatten sich die deutschen Lieferungen gegenüber dem Vorjahr fast verdreifacht, wobei Großprojekte für stark schwankende Zahlen sorgen können. Innerhalb der EU sind Italien und Frankreich am besten positioniert.