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Aufbau grüner Industrien in den USA droht zu scheitern

Der Inflation Reduction Act (IRA) wird vorzeitig beendet. Eine US-Produktion von Batterien oder Solarzellen lohnt sich oft nicht mehr. Darunter leiden auch deutsche Maschinenbauer.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Der unter US-Präsident Joe Biden initiierte Aufschwung der grünen Industrie neigt sich dem Ende. Die bislang geltenden Förderungen im Rahmen des  Inflation Reduction Act (IRA) werden durch das im Juli 2025 verabschiedete Gesetz One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) vorzeitig beendet. Der IRA sah bislang für Unternehmen, die in geförderte Bereiche investieren etwa regenerative Energiequellen, die Elektromobilität oder grüne Industrien Steuergutschriften von 30 bis 50 Prozent ihrer Investitionskosten vor. Das Programm sollte bis Ende 2031 laufen. Nun laufen die meisten Subventionen schrittweise bis spätestens Ende 2027 aus.

Wegfall der Kaufprämien für Elektroautos schon 2025

Besonders rasch kommt das Förderende für die Autoindustrie. So fallen die Zulassungsprämien für E-Autos von bis zu 7.500 US-Dollar (US$) zum 30. September 2025 komplett weg. Entsprechend dürften für Elektrofahrzeuge die Preise in die Höhe und die Nachfrage in den Keller gehen. Die Autokonzerne haben entsprechend reagiert. Sie fahren die Herstellung von Batterien zurück oder lassen in den eigentlich für die Produktion von Elektroautos bestimmten Fabriken Fahrzeuge mit Verbrennermotoren fertigen.

Besonders groß ist die Enttäuschung in der Solarindustrie. Unter Biden sollte die Herstellung von Solarmodulen und -zellen, die vor Jahrzehnten ins Ausland abgewandert war, komplett neu aus dem Boden gestampft werden. Laut der Solar Energy Industry Association (SEIA) kündigten Unternehmen im Laufe der Jahre 2022 und 2023 Investitionen in Fabriken zur Produktion von Fotovoltaikanlagen im Umfang von rund 100 Milliarden US$ an. Der Verband errechnete, dass die Produktionskapazitäten für die gesamte Wertschöpfungskette bis 2026 auf 155 Gigawatt und bis 2033 auf knapp 670 Gigawatt anwachsen würden.

Dieses Ziel ist in unerreichbare Ferne gerückt. Einerseits beendet der OBBBA bis Ende 2027 die Förderung von Solarkraftanlagen. Das Umweltministerium will zugleich die Subventionen für Solaranlagen für private Haushalte drastisch kürzen. Dadurch dürfte die einheimische Nachfrage stark zurückgehen. Zugleich wurden die Förderbedingungen für die Hersteller von Solarausrüstungen (Advanced Manufacturing Tax Credit) verschärft. So können ihn etwa Unternehmen mit ausländischer Beteiligung nicht mehr in Anspruch nehmen.

Geplatzter Traum vom Aufbau einer US-Solarindustrie

Wie stark die Änderungen den Ausbau der US-Solarindustrie in Mitleidenschaft ziehen werden, lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Jene Fabriken, die bereits eine Förderzusage erhalten haben, dürften weitergebaut werden und in Betrieb gehen. Die Anzahl neuer Vorhaben dürfte hingegen stark zurückgehen. Der SEIA erwartet bis 2030 nur noch eine Fertigungskapazität von 50 Gigawatt.

Damit wird der Aufbau einer integrierten Solartechnologie-Wertschöpfungskette, die groß genug wäre, um mit den riesigen Wettbewerbern in China Schritt zu halten, nicht mehr stattfinden. Die Produktionskapazität in der Volksrepublik lag Mitte 2025 bei 1.200 Gigawatt. Das entspricht 80 Prozent der weltweiten Kapazitäten, berichtet die Internationale Energieagentur.

Noch härter sind die Konsequenzen des OBBBA für die Hersteller von Komponenten für Windkraftanlagen. Für sie fallen die Zuschüsse im Rahmen des Advanced Manufacturing Tax Credit Ende 2027 komplett weg. Viele dürften ohne die Förderung nicht wettbewerbsfähig sein und somit vom Markt verschwinden. Amerikas Reindustrialisierung mithilfe grüner Industrien kommt damit zu einem jähen Ende.

Unter rein ökonomischer Perspektive betrachtet, muss das nicht schädlich sein. Branchenanalysten haben berechnet, dass in den USA hergestellte Solarzellen etwa viermal so teuer sind wie Importe aus China. Bei Batterien und Windkraftanlagen sei die Differenz nicht ganz so groß. Doch auch hier ist eine einheimische Produktion nur mit hohen Subventionen möglich.

Deutsche Unternehmen müssen mit sinkenden Umsätzen rechnen

Für ausländische und auch deutsche Unternehmen bot der Aufbau der grünen Industrien zahlreiche Geschäftschancen. Für die Produktion von Solaranlagen und Elektroautos wird Fertigungs- und Automatisierungstechnik benötigt. In den Fabrikhallen kommt modernste Gebäudetechnik zum Einsatz. Zugleich werden Abwasser- und Abfalltechnik gebraucht. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit spielen bei den Projekten ebenfalls eine wichtige Rolle. Nun müssen die Firmen mit weniger Aufträgen rechnen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) berichtete im Gespräch mit Germany Trade & Invest, dass die ersten Mitgliedsunternehmen bereits von den Kürzungen betroffen seien.

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