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Branchen | USA | Fördertechnik, Hebezeuge

Rosige Zeiten für Anbieter von Aufzugstechnik in den USA

Amerikanische Aufzugshersteller verlagern ihre Endmontage zurück in die USA, um näher am Endkunden zu sein. Zu Hause lockt der gewerbliche Hochbau mit satten Wachstumsraten.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Der US-Bedarf an Aufzügen und Rolltreppen wird in den nächsten Jahren stetig wachsen davon gehen mehrere Marktforschungsunternehmen aus. Globe Newswire erwartet von 2022 bis 2029 eine durchschnittliche Steigerung der Neuinstallationen von knapp 3 Prozent pro Jahr. Die Analysten von Aritzon prognostizieren im genannten Zeitraum ebenfalls Zuwächse von fast 3 Prozent für den nordamerikanischen Markt. 

Gemäß Aritzon wurden 2022 in Nordamerika 38.500 neue Aufzüge und Rolltreppen installiert. Bis 2029 könnte diese Zahl auf 46.900 steigen. IBIS World bezifferte das wertmäßige Marktvolumen für die Vereinigten Staaten 2022 auf 31,8 Milliarden US-Dollar (US$). Ein Großteil davon wird von einheimischen oder im Land produzierenden ausländischen Anbietern bedient. 

Vier Branchenunternehmen dominieren in den USA den Markt für Aufzugstechnik: Otis, TK (ehemals ThyssenKrupp), Schindler und Kone. Sie kamen 2022 nach Angaben von Globe Newswire auf einen Marktanteil von 55 Prozent. Daneben spielen Fujitec, Mitsubishi, Hyundai Elevator und Hitachi eine Rolle.

Einfuhren 2023 leicht im Minus

Die Importe von Aufzügen summierten sich nach Angaben der U.S. International Trade Commission 2022 auf fast 5 Milliarden US$, ein Plus von über einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Gegenüber 2019 ergab sich sogar eine Steigerung um mehr als die Hälfte. Doch in den ersten acht Monaten 2023 gingen die Importe um 4 Prozent zurück. Das dürfte vor allem mit der Rückverlagerung von Fertigungsschritten amerikanischer Hersteller zusammenhängen. 

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Firmen wie Otis oder Kone hatten vor etwa anderthalb Jahrzehnten große Teile ihrer Endmontage für Nordamerika nach Mexiko verlagert. Doch nach der Coronapandemie und den weltweiten Lieferstörungen gibt es einen Sinneswandel: Die Unternehmen wollen wieder näher am Endkunden sein. Entsprechend gingen die US-Brancheneinfuhren aus Mexiko zwischen Januar und August 2023 um über ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

Erfreulich entwickelten sich dagegen die Importe aus Deutschland: Sie legten im genannten Zeitraum um fast ein Drittel zu. Auch China und die Niederlande konnten ihre Lieferungen deutlich steigern.

US-Einfuhren von Aufzugstechnik nach Lieferländern (in Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent) 1)
Land

2022

Veränderung 2023/2022 2)

Mexiko

1.247,4

-27,3

Japan

970,8

-32,1

Kanada

666,9

0,8

Deutschland

609,2

30,1

China

271,4

32,7

Italien

229,5

-7,0

Schweden

113,0

8,6

Vereinigtes Königreich

102,9

-52,7

Niederlande

98,5

51,8

Insgesamt

4.928,3

-4,0

1 SITC-Pos. 744.8; 2 Veränderung bezieht sich jeweils auf die ersten acht Monate.Quelle: U.S. International Trade Commission 2023

Die meisten Kunden sitzen an der Ostküste

Otis etwa wird seine neuen Fabriken in South Carolina ansiedeln. Dort sind Löhne und Grundstückspreise noch erschwinglich. Zudem sitzt die Fertigung dann nicht allzu weit weg von den vielen Metropolen mit besonders hohen Gebäuden wie New York, Boston und Atlanta. An der Ostküste generiert das Unternehmen nach Angaben des Wall Street Journal drei Viertel seines Geschäftes. Andere Anbieter dürften auf ähnlich hohe Quoten kommen.

Auch ausländische Hersteller dürften eine ähnliche Strategie verfolgen und mehr in eine Fertigung direkt in den USA investieren. Damit lassen sich protektionistische Praktiken umgehen. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn eine Firma für öffentliche Projekte zuliefert. Dort gelten Mindestquoten zur Erbringungen lokaler Wertschöpfungsanteile ("local content"). Private Projektbetreiber sind zwar nicht an diese Vorgaben gebunden. Dennoch wirkt sich hier das Label made in America absatz- und imagefördernd aus.

Die Aufzugshersteller treffen ihre Investitionsentscheidungen vor dem Hintergrund eines boomenden gewerblichen Bausektors. Im Jahr 2023 verzeichnen alle Sparten ein starkes Wachstum. Die entsprechenden Bauleistungen sind in den ersten acht Monaten um nominal 12 Prozent gestiegen, so das nationale Statistikamt. Die gleichzeitige Schwäche des privaten Wohnungsbaus kann die Branche leicht verschmerzen, da es meist um Einfamilienhäuser ohne Lifte geht.

Hotelsparte mit starkem Aufwind

Fast schon stürmisch sind die Entwicklungen im Hotel- und Unterhaltungssektor: Rund 60 Milliarden US$ will der Disney-Konzern in den nächsten zehn Jahren in den Ausbau seiner Themenparks, Resorts und Kreuzfahrtschiffe investieren. Das sei etwa doppelt so viel wie in der vorhergehenden Dekade, so der Konzern. Zudem investieren auch die US-Hotelgesellschaften kräftig in den Bau neuer Häuser in den Vereinigten Staaten. Nach Angaben von Lodging Econometrics waren im 2. Quartal 2023 knapp 5.600 Neubauprojekte mit insgesamt 660.000 Zimmern in der Pipeline. 

Auch im Gesundheitswesen stehen die Zeichen auf Expansion: In großen Städten ist es selbst für Privatversicherte zunehmend schwierig geworden, Fachärzte zu finden. Manche Praxen und Kliniken nehmen gar keine neuen Patienten mehr an. Ein Ausbau des Systems ist dringend notwendig.

Selbst die Bürosparte überrascht mit ordentlichen Wachstumsraten, was vor einem Jahr kaum jemand für möglich gehalten hätte. Unternehmen selbst Zoom oder Meta üben zunehmend Druck auf ihre Beschäftigten aus, öfter in der Firma zu erscheinen. Büroraum wird wieder mehr nachgefragt. 

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Die ebenfalls lebhafte Infrastruktursparte erweist sich als ein vergleichsweise kleiner Kunde für Aufzugstechnik. Daran ändert auch das riesige Aufbauprogramm, der Infrastructure Investment and Jobs Act vom November 2021, wenig. Er zielt nämlich vorwiegend auf die Sanierung des Straßennetzes. Die Zahl der Bahn- und Flughafenprojekte bleibt überschaubar. Zudem dürften nicht alle angekündigten Schienenvorhaben auch umgesetzt werden.

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