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USA bleiben für deutsche Unternehmen wichtigstes Exportland
Die deutschen Ausfuhren in die USA könnten 2025 um 8 bis 9 Prozent sinken. Auch 2026 rechnet GTAI mit Einbußen. Doch trotz der Rückgänge bleiben die Exporte auf einem hohen Niveau.
02.12.2025
Von Roland Rohde | Washington, D.C.
Zwischen Januar und September 2025 sind die deutschen Lieferungen in die USA laut Destatis um 7,8 Prozent zurückgegangen. Angesichts der Turbulenzen in der US-Handelspolitik wirkt das zunächst moderat. Doch der Abwärtstrend dürfte sich bis Jahresende beschleunigen. Ein Grund hierfür: In den ersten Monaten galten noch keine Zölle, viele Unternehmen hatten Exporte vorgezogen. Germany Trade & Invest (GTAI) rechnet für das Gesamtjahr deshalb mit einem Minus von 8 bis 9 Prozent.
Schwacher Arbeitsmarkt und Konsum drücken 2026 auf Importnachfrage
Auch 2026 müssen deutsche Exporteure nach Einschätzung von GTAI mit Einbußen im US-Geschäft rechnen. Nach dem starken Rückgang 2025 dürfte das Minus aber geringer ausfallen. Gegenwind kommt vom schwächelnden Arbeitsmarkt und der steigenden Inflation. Dies dürfte den Konsum – die mit weitem Abstand wichtigste Stütze der US-Konjunktur – abwürgen. Zugleich wird sich der Abwärtstrend im privaten Wohnungsbau beschleunigen. Wer Angst um seinen Arbeitsplatz hat, kauft kein neues Haus. Zwischen April und August 2025 war die Anzahl der Baustarts um rund ein Fünftel zurückgegangen, berichtet das nationale Statistikamt.
Das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt soll im Jahr 2026 real um 2 Prozent zulegen, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF). Doch es gibt Abwärtsrisiken. So besteht die Gefahr einer deutlich steigenden Inflation. Viele Unternehmen hatten die Zölle 2025 nicht an ihre Endkunden weitergereicht. Dies dürften sie 2026 nachholen. Rund die Hälfte des erwarteten BIP-Zuwachses geht zudem laut Analysten auf Investitionen in künstliche Intelligenz und Rechenzentren zurück. In klassischen Branchen wie Industrie, Landwirtschaft und Bau bleiben die Aussichten dagegen schwach – das trifft deutsche Exporteure, deren Lieferungen vor allem in diese Bereiche gehen.
USA bleiben wichtigster Exportmarkt für deutsche Firmen
Trotz des Rückgangs sind die USA weiter der wichtigste Ausfuhrmarkt für deutsche Waren – und dürften es auf absehbare Zeit bleiben. Eine Rolle bei den Exporteinbußen spielte auch die Abwertung des US-Dollar. Im Laufe des Jahres 2025 hat der Greenback zum Euro rund 10 Prozent an Wert verloren.
| Land | Deutsche Warenausfuhr | Veränderung 2025/24 *) |
|---|---|---|
| USA | 112,7 | -7,8 |
| Frankreich | 88,0 | 0,4 |
| Niederlande | 84,3 | 2,3 |
| Polen | 74,2 | 5,8 |
| Italien | 62,4 | 2,6 |
| China | 61,4 | -12,3 |
Noch größer als die Rückgänge im US-Geschäft waren in den ersten neun Monaten 2025 die Einbußen bei den Exporten nach China. Dagegen konnten die deutschen Firmen ihre Lieferungen in wichtige EU-Staaten steigern, darunter allen voran nach Polen.
Exportunternehmen bleiben unter starkem Margendruck
Doch die US-Zollpolitik setzt deutsche Firmen unter Druck. Für Unmut sorgt nicht nur der allgemeine Zollsatz von 15 Prozent, sondern auch der anteilige Zoll von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium sowie deren Derivate. Der EU ist es zwar gelungen, wichtige Branchen wie die Kfz-Industrie davon auszunehmen. Doch der mittelständische Maschinenbau wird weiter stark belastet: Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) beklagt, dass bis zu 40 Prozent aller deutschen Maschinenlieferungen in die Vereinigten Staaten davon betroffen sind. Ab dem 1. Januar 2026 soll die Zollliste erweitert werden, sodass die Quote weiter steigen wird.
Hinzu kommt ein enormer bürokratischer Aufwand. Große Maschinen bestehen aus Tausenden von Einzelteilen. Für jede Schraube müssen Metallgehalt und Herkunft ermittelt und dem amerikanischen Zoll gemeldet werden. Zwar kontrolliert dieser die Einfuhren nicht physisch. Sollten aber bei späteren Audits Unregelmäßigkeiten auffallen, droht ein Strafzoll von 200 Prozent.
Weitergabe der zollbedingten Kosten nur in bestimmten Sparten möglich
Wie stark die Margen infolge der Zölle leiden, ist sehr branchenspezifisch. Im Prinzip gilt: Je höher das Alleinstellungsmerkmal eines Produkts, desto leichter können die Hersteller die Mehrkosten an die Endabnehmer weiterwälzen. In zahlreichen Sparten des Maschinenbaus gibt es nicht ausreichend einheimische Produzenten. Ebenso ist die Konjunktur in den einzelnen Absatzbranchen zu beachten. So ist etwa die Nachfrage nach Bau- und Landmaschinen eingebrochen. In einer solchen Situation lassen sich kaum Preissteigerungen durchsetzen.