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Solarsparte zieht in den USA an Windkraft vorbei

Die Kapazitäten zur Stromerzeugung aus Fotovoltaik wachsen rasant. Dagegen kämpft die Offshore-Windenergie mit Problemen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Der im August 2022 in Kraft getretene Inflation Reduction Act (IRA) treibt den Ausbau der erneuerbaren Energien in den USA massiv voran. Denn im Rahmen des IRA gewährt der Staat bei Investitionen in Bereiche wie Solar- und Windkraft Steuergutschriften in Höhe eines Basissatzes von 30 Prozent der Investitionssumme. Werden zusätzliche Voraussetzungen erfüllt, sind weitere 10 bis 20 Prozentpunkte Steuervorteil möglich. Sie können alle gleich zu Beginn einer Investition in Anspruch genommen werden. Darin liegt der besondere Anreiz für potenzielle Kapitalgeber.

Das Paket ist zudem nicht nach oben gedeckelt und technologieoffen. Das heißt, die Investoren können selber wählen, auf welche regenerative Quellen sie setzen. Dabei wurde bereits kurz nach dem Start des Programms klar, dass sie die Fotovoltaik bevorzugen. In dieser Sparte ist in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit starken Wachstumsraten zu rechnen. 

Mittelfristig wird sich die installierte Leistung der Solaranlagen alle paar Jahre verdoppeln. So legten sie 2023 laut der Solar Energy Industry Association (SEIA) um 32 Gigawatt zu, was in etwa dem Volumen von 16 großen Gas- oder Kohlekraftwerken entspricht. Damit lag der Zubau 2023 gut 50 Prozent höher als 2022. Insgesamt entfiel 2023 mehr als die Hälfte sämtlicher neu installierter Stromerzeugungskapazitäten auf die Fotovoltaik. 

Die Schere zugunsten der Fotovoltaik öffnet sich immer weiter

Gemäß der U.S. Energy Information Administration (EIA) war Windkraft 2022 noch die mit Abstand größte Sparte innerhalb der Erneuerbaren. Doch bereits 2025 soll die Solarenergie gemessen an den installierten Kapazitäten an ihr vorbeiziehen. Danach wird sich die Schere immer weiter zugunsten der Fotovoltaik öffnen. Wenn man jedoch die Stromerzeugung zu Grunde legt, wird der Überholvorgang erst 2038 abgeschlossen sein. 

Es handelt sich hierbei um das Basisszenario einer sehr langfristigen Projektion der EIA, die bis 2050 reicht. Insofern dürften auch vorübergehende Ereignisse wie die mögliche abermalige Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten daran eher wenig ändern. Denn er könnte die vom Inflation Reduction Act in Aussicht gestellten Steuergeschenke nicht rückgängig machen. Entscheidender für die verschiedenen Szenarien sind laut EIA die Höhe des Wirtschaftswachstums und die Entwicklung des Ölpreises. 

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Solarstromkapazitäten könnten sich bis 2050 verneunfachen

Die EIA erwartet für den Solarenergiebereich bis 2050 einen durchschnittlichen Zuwachs der installierten Leistung um 8,3 Prozent pro Jahr. Für die Windsparte geht sie von einem jährlichen Plus von 3,2 Prozent aus. Absolut betrachtet bedeutet das: Die Kapazitäten im Fotovoltaiksegment könnten zwischen 2022 und 2050 um den Faktor neun wachsen. Bei der Windkraft wird eine Zunahme um das Zweieinhalbfache erwartet. 

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Mehrere Investoren gaben 2023 Offshore-Projekte auf

Der Offshore-Bereich dürfte auch 2050 keine tragende Rolle bei der Stromversorgung spielen. In den vergangenen Monaten bekam die Sparte heftigen Gegenwind. Die Konzerne BP, Equinor und Orsted gaben 2023 geplante Projekte vorzeitig auf. Sie schrieben Investitionen in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar (US$) ab. Angesichts steigender Baukosten und Zinsen hatten sich die Vorhaben als finanziell nicht mehr tragfähig erwiesen. 

Rund die Hälfte der Kapitalgeber von Offshore-Windkraftprojekten haben 2023 entweder ihre Vorhaben auf Eis gelegt oder sind in Neuverhandlungen über die Abnahmepreise eingetreten, berichtete eine gemeinsame Studie von Business Council for Sustainable Energy und Bloomberg. Demzufolge wurden 2023 Vorhaben im Umfang von knapp 7 Gigawatt gestrichen. Gleichzeitig erfolgte allerdings die Genehmigung von Neuprojekten im Umfang von 4 Gigawatt.

USA stampfen lokale Fertigung von Solarzellen quasi neu aus dem Boden

Die Investoren in Solarparks konnten sich 2023 über deutliche Preissenkungen bei Solarmodulen freuen. Sie lagen bei 26 bis 31 Prozent, berichtet der Branchenverband SEIA. Das wiederum führt zu erheblichen Problemen beim Aufbau einer einheimischen Fertigung. Aktuell verfügen die USA über keine eigene Produktion von Solarzellen, Ingots und Wafern. Doch dank des IRA wurden im Verlauf des Jahres 2023 Investitionen in Höhe von 100 Milliarden US$ in die gesamte Wertschöpfungskette angekündigt, so die SEIA. 

Bis 2026 sollten die Fertigungskapazitäten um den Faktor 17 steigen und bis 2034 wollte man in einer Liga mit China, dem aktuell größten Hersteller, spielen. Dies sagte die SEIA Mitte 2023 voraus. Doch schon damals warnten Analysten, dass die Prognosen zu rosig seien. Der Branchenverband musste sich im Frühjahr 2024 dieser Meinung teils anschließen. Er wies darauf hin, dass zwischen seinen positiven und negativen Szenarien erhebliche Lücken klafften.

Damit werden die USA wohl etwas länger als erhofft von Einfuhren abhängen. Knapp 80 Prozent der Importe von Solarzellen stammen laut der Studie von Business Council for Sustainable Energy und Bloomberg aus Südostasien. Das hat einen einfachen Grund: Es fallen im Gegensatz zu Produkten aus China keine Importzölle darauf an.

Stolperfalle Bürokratie und Netzausbau

Ein weiteres Problem trübt die Lage: Der Netzausbau kommt nicht zügig genug voran und die Genehmigungsverfahren dauern viel zu lange. Betreiber von Wind- und Solarparks müssen fünf Jahre und länger warten, bis sie an die Stromnetze angeschlossen werden. Trotz aller Lippenbekenntnisse gab es bislang kaum Besserung. 

Ein nationales Stromnetz existiert zudem nicht, sondern einige wenn auch im europäischen Maßstab große lokale Netze. Die Integration erweist sich teils als schwierig. Texas ist etwa in keines davon integriert. Dabei ist der Bundesstaat gemessen an den installierten Solar- und Windenergiekapazitäten einer der größten Mitspieler in den USA. Doch wenn es keinen Spitzenlastausgleich mit den Nachbarn gibt, werden die vorhandenen Potenziale bei regenerativen Energien nur unzureichend genutzt. 

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